Mammen etwa 200 Jahren verhängt Md', in Verbin­dung gestanden haben. AWr es ist eine andere Frage, ob die genannten Abgeordneten, so verwerflich ihr Tun dom politischen und moralischen Staudvnnkt ans M, . mif Grund der Angaben jener Aussagen vor dem Kriegs gericht des Landesverrats oder der Begünstigung juristisch -n überführen sind. Es war doch ausfallend, dass sie bisher unbehelligt geblieben sind, obgleich der Fall be­reits drei Monate znrückliegt. Tie Abgeordneten hätten unverzüglich zur Verantwortung gezogen werden müs­sen, oder aber, wmu der Tatbestand nicht ausreichend schien, hätte die Angelegenheit in etwa? vornchtigerer e^orm im Reichstag zum Ausdruck gebracht werden sol­chen. Jedenfalls war es nicht klug, d der Reichskan- ler gleich die ganze Partei mit der Handlungsweise der drei' Genannten verquickte. Tas ist denn auch bei den Mehrheitsparteien übel vermerkt worden und Haast, der die Lage soso:' ansnübte, konnte sich in der Rolle des Märtyrer? zeigen. Tie Verstimmung ist wieder da und' es haben zwischen den Vertretern der Mehrheit- Parteien bereits V mrechungen stattgefunden, an der auch die Nationalliberalen sich beteiligten, welche Stellung der Regierung gegenüber eingenommen werden solle. Ter Vorwärts"' läutet dem Kanzler bereit? das TotenaM- lein, auch andere Blätter glauben, dass die jetzige Regie­rung schwerlich in das neue Jahr hiuüberleben werde. Tas parlamentarische System wäre demnach bereits prak­tisch geworden. Vielleicht findet sich aber doch wieder ein Weg der Verständigung. - - . -

Herr von Kühlmarr;:, der Staatssekretär des Aus­wärtigen, hat an dem gleichen ominösen Dienstag im Reichstag eine bedeutsame Rede gehalten. Er ist ein Meister des Worts, des diplomatischen Worts und er ist klug. Er verstand es, für die von ihm vertretene An­schauung eine breitere Basis im Reichstag zu Masten: zu den Mehrheitsparteien des Reichstags zählt um:, was die auswärtige Politik anlangt, unbedingt auch die Nationalliberale Partei, deren Führer Tr. Streseinauu dem Staatssekretär gegenüber dem Reichskanzler fast osten tativen Beifall zollte. Herr von Kühlmann stellte den Saß auf: Einzig und allein die Absicht Frankreichs, uns Elsaß-Lothringen wegzuuehmen, ist das absolute .Hin­dernis für den Frieden. England hat sich ans dieses fran zösischs Kriegsziel verpflichtet, und deshalb wird Europa in einen Schutthaufen verwandelt. Stürmische Znstim mung fand Herr von Knhlmann, als er sagte: mit B>- zug auf Elsaß-Lothringen werden wir Frankreich nie mals Zugeständnisse machen. Wir fechten für die Unver­sehrtheit des Reichs, nicht für phantastische Eroberung? ziele wie unsere Feinde. Erst dann, betonte der Staat? setretär, wird der Frieden näherrücken, wenn die Feino - dieselbe Sprache sprechen wie wir, die nüchterne Sprache der Tatsachen.

Zwei neue Feinde sind uns in den letzten Tagen erstanden: die beiden südamerikanischen Republiken Peru und Uruguay. Peru glaubt sich von Deutschland verletzt, weil ein peruanisches Schiff, das Bannware nach Eng­land brachte, versenkt wurde. Tas geschah nach dem Gebrauch des Kriegsrechts; wenn eine Verletzung vor­lag, so war sie auf seiten Perus, dessen Schiff die Blockade zu brechen versuchte. Uruguay aber hat überhaupt keinen Grund zur Feindseligkeit. Der Präsident der Republik erklärte in der Kammer, Uruguay sei von Deutschland nicht beleidigt worden, aber es fühle sich verpflichtet, sich auf die Seite der Verteidiger der Demokratie und des Rechts zu schlagen. , Dasd wäre ja eine merkwürdige Auffassung von Demokratie und Recht, die ohne Grund zum Krieg verpflichtete. Aber es liegt auf der Hand, daß die Regierung in Uruguay ebenso wie alle übrigen ame­rikanischen Staaten, die sich- bis jetzt der Entente ange­schlossen haben, eben dem Druck Wilsons nachgeben muß­te. Tie nötige Stimmung wurde durch den Dollar- vorbereitet. Voraussichtlich wird auch noch die südameri­kanische Republik Ecuador dem Vorgang folgen. Tcm Flächeninhalt nach sind nun reichlich drei Viertel der Erd'e gegen Deutschland im Bunde. ,

In Frankreich wird eifrig mit der Laterne nach Verrätern gesucht. Es ist dort noch immer so gewesen: Wenn es schief geht, können nur Verräter daran schuld sein. Kaum war der brave Almereyda um die Ecke gebracht, da wurde der dunkle Ehrenmann Bolo Pascha ans Licht ge­zogen. Und die Türen der Conciergerie, des Staats ge- fängnisses, waren noch nicht ganz hinter ihm und dem Herrn Turmel geschlossen, als der Direktor des Royali- listenblattesAction Franpaise", Daudet, entdeckte, daß der frühere Minister des Innern, Malvy, der bekannt­lich wegen seiner etwas rätselhaften Verbindungen mit Almereyda vor einigen Wochen zu Fall kam, mit diesem pnd mit dem Millionen-Bolo unter einer Decke stecke: iim Bunde mit diesen Verrätern babe er seit drei Jahren weichtrge Ltaatsgeyeimmpe an oen ^emo, o. y. an

Deutschland gegen hohe Bezahlung ausgeliesert. Daudet erbot sich, die Beweise hiefür zu erbringen. Der Fall erregte natürlich das größte Aussehen. In der Kam­mer gab es eine sehr erregte Sitzung ; die Minister tra­ten für ihren ehemaligen Kollegen ein und Daudet wurde aufgefordert, binnen 48 Stunden seine Behauptungen zu beweisen, widrigenfalls mit den schärfsten Mitteln gegen ihn vorgegangen werde. Zugleich ließ sich die Regie­rung durch eine Vertrauensabstimmung von der Kam­mer bezeugen, daß sie ohne Rücksicht jeden Verbrecher der Strenge des Gesetzes überweise, der im Einverständ­nis mit dem Feinde sei. Die Tagesordnung wurde mit 350 gegen 3 Stimmen angenommen; 138 Abgeordnete enthielten sich der Abstimmung, kein eben glänzendes Vertrauenszeugnis. Inzwischen meldete derTemps", auch der Senator Charles Humbert habe im Februar 1916 durch Vermittlung der Bank Morgan in Neu- york eine Million erhalten. So wird Paris mit Skan­dal gefüttert und es findet kaum mehr Zeit, sich mit derr unerfreulichen Dingen an 8er Front und der bedenklichen --age im Lande zu' beschäftigen. Zum mindesten hat man jetzt eine Entschuldigung dafür, die dem weitaus größ­ten Teil der leichtgläubigen Franzosen ohne weiteres einleuchtet.

Ein gemeines MaclMerk wird gegenwärtig von unseren Feinden, die dazu leider Helfershelfer in unserem eigenen Lande gefunden haben, unter den Frauen. Deutschlands zu verbreiten gesucht. Sie haben ein Flug­blatt ausgegeben, Las neben den üblichen Phrasen von der Militärdiktatur, die den Frieden verhindere, die ge­meinsten Beschimpffmgen unserer großen Helden des Deutsch-Französischen und des jetzigen Krieges enthält. Moltke und andere Generale Kaiser Wilhelm I. hätten sich bereichert und den Soldaten von ihrem Raube nichts abgegeben. Hind'enburg und Ludendorff seien setzt die Hanptkriegsinteressenten. Hindenburg wird noch beson­ders geschmäht. Auch da? Kaiserhaus wird mit Schmutz beworfen. Man wagt, die deutschen Frauen aufznfordcrn, dieses elende Machwerk geistiger und moraliscber Verkom­menheit zu verbreiten. Jede Fran, die das Blatt erhält, ll es nämlich zweimal abschreiben und an andere Frauen weitergeben, damit es am 15. Oktober in aller Hände sei. Es wird aber hoffentlich keine deutsche Fran geben, die ihre Hand mit dem Machwerk feindlicher Bosheit be­schmutzen will.

der M mW

zeichnet Kriegsanleihe.

Das Ergebnis der 7. Kriegsanleihe ist das mächtigste Friedensmittel, das einem jeden Deutschen in die Hand gelegt ist. Wenn sich also

am Sonntag,

dem 14. Hktover,

alt und jung ««ermüdet «nd unentwegt mit de» Zeichrmngsscheine« um die Tische dränge», an denen das Vaterland unsre Tpargroschen in Empfang nimmt, dann ist dieser

Nationaltag

für die Kriegsanleihe

zugleich die großartigste Friedenskundgeb­ung, die das deutsche Volk veranstalte»

kan«.

Alle Zeichnungsstellen werden «ach der Kirchzeit geöffnet sein!

Aus zur Maffenzeichnung!

WTB. Großes Hauptquartier, 12. Okt. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz: HeeresKrnßA- - -«.pprecht:

Gestern beschränkte sich die Artillerietätigkeit in Flandern ans starken Feuerkampf im Mstennbschmtt und am Houthoulster-Wald. Während der Nacht lag starkes Wirkungsseuer aus dem Kampfgelände von der Lys bis zur Straße MeninYpern. Es steigerte sich heute früh schlagartig zum Trommelfeuer.

In breiten Abschnitten haben dann neue feind­liche Angriffe eingesetzt. st.

Heeresgruppe deutscher Kronprinz: M

Nordöstlich von Soissons und östlich der Maas schwoll die Kampftätigkeit der Artillerien zu großer Heftigkeit an. Bei Vauxailbön fühlten starke französische Erkundungs­trupps vor; sie wurden abgewiesen. Oestlrch Samvg- neux kam es zu örtlichen Nahkämpfen am Osthang der Höhe 344.

Oestlicher Kriegsschauplatz:

Nordöstlich von Riga und am Zbrucz war die Ge- Wtstätigkeit lebhafter als an den Bortaaen. Bei Zu­

sammenstößen von Streifabteilungenisielm zahlreiche Ge­fangene,«', in unsere Hand.

, Mazedonische Front:

Im; Becken von Monastir und im Cernabogen be­kämpften sich die beiderseitigen Artillerien zeitweilig stark. Am rechten Wardarufer scheiterte der Angriff einer eng­lischen Kompagnie vor den bulgarischen Linien.

Der Erste Generalquartiermeister pLudendorff. »

Englische Blätter bringen bisweilen Bemerkungen über Absichten der englischen Heeresleitung, die für die Beurteilung der Kriegslage nicht ohne Interesse sind. Eine Londoner Zeitung verrät, daß General Haig mit allen Mitteln bestrebt sei, ans d>:u sumpfigen Tiefland, in dem die englische Front sich ausdehnt, herauszukommen und die Höhenzüge zu gewinnen, die derzeit noch im Besitze der Deutschen sind. Bevor nicht diese Höhen­stellungen genommen seien, sei an einen Durchbruch und an die Eroberung des Küstengebiets nicht zu denken. Auch sei die Niederung sehr ungesund, die Ueberwinterung da­selbst müsse auf alle Fälle wegen des hohen Kranken­standes vermieden werden. So werde die englische Heeres­leitung die vorteilhafter liegenden Höhen durch unauf­hörliche Angriffe jedenfalls noch vor Weihnachten in ihren Besitz, zu bringen suchen, Loste es,, was es wolle. Dann kann es an die Eroberung von Ostende gehen, und dann wird die Stunde gekommen sein, wo Holland Farbe bekennen muß. Wenn es sich nicht der Entente anschließt, dann. Der Man wäre so übel nicht, wenn nur die Deutschen nicht wären. Bis jetzt scheinen die Aussichten nicht besonders günstig zu sein; wenn der Vormarsch nicht sehr viel schneller vor sich geht, als bis jetzt, dann wird es nicht reichen, um die Jahreswende »n Gent einzuziehen, wie ein Cithblatt pvophezeit. Denn vis dorthin hätten die Engländers immer noch 60 Kilo­meter zurückzulegen und auf dem Wege dorthin soll es allerhand Hindernisse geben. Doch, mit diesen w ird ,die

englische Presse schon fertig werden, kommt Zeit kommt Rat. Einstweilen müht sich das englische Hee- auf dem Trichterfelde ab. Nach dem Ruhetag am 16 Oktober sind am Donnerstag wieder Kämpfe auf breite, Fronten entbrannt, von dessen Verlauf noch nichts be kannt ist. Wie zu erwarten war, haben die Franzose, bereits deutsche Gegenangriffe bei Draaibank abzuwehre, gehabt, ihr Vordringen ist also vollständig zum Still stand gekommen, wahrscheinlich ist dem Feind bereits ei' oder das andere Stück seiner Eroberungen wieder entrissei worden. Die eigentümliche Art der französischen Bericht­erstattung ließe diesen Schluß ans dem neuen feindliche, Heeresbericht wohl zu. Die Engländer melden, sie hätten in der 10. FlandernschlaHt etwa 1640, die Fran zosen rund 400 Gefangene gemacht und einige Geschütze und Maschinengewehre erbeutet. Auf der ganzen Flau dernfront herrschte während des 11. Oktober stärkste? Geschützfeuer. Auch an der französischen Front hielt der Artilleriekampf an und steigerte sich nordöstlich von Soissons und auf dem rechten Maasgebiet zu großer Lebhaftigkeit. Nahkämpfe fanden bei der .Höhe 34-1 statt, in die wohl württ. Truppen verwickelt gewesen sein dürften. Im Osten blieb die Lage unverändert.

Wie aus Wien gemeldet wird, steht eine neue Jsonzo- schlacht demnächst zu erwarten. Das wäre die 12. Schlacht.

M Die Ereignisse im Westen.

Der französische Tagesbericht.

WTB. Paris, 12. Okt. Amtlicher Bericht vom II. Och. nachmittags: In Belgien brachen wir während der Nach, einen deutschen Angriff, der östlich Draaibank auf unsere Stellungen zwischen den Gehüsten Papegoet und La Victoire versucht wurde. Auf dem rechten Maasufer nördlich der Höhe 814 machten die Deutschen einen Angriff, der es ihnen ermöglichte, vorübergehend in einigen Vorwerken eines unserer Gräben Fuß zu faßen. Nach' lebhaftem Kampf trieben mir den Gegner zurück. «

WTB. Paris, 12. Okt. Amtlicher Bericht vom 11. OK,, abends: Im Laufe des Tages Tätigkeit der beiderseitigen Ar­tillerien an verschiedenen Stellen der Front, besonders ln der Gegend zwischen dem Vorsprung von Lheoigny und dem Südteil der Butte de Mesntt, wo feindliche Truppen, die sich kleinen Posten zu nähern versuchten, durch Feuer zum Halten gebracht wurden, sowie auf dem rechten Ufer der Maas.

Der englische Tagesbericht.

WTB. London, 12. Okt. Amtlicher Bericht vom II. Ok morgens: Gestern sie! wieder heftiger Regen. Die- scind- liche Artillerie zeigte gestern während der Nacht beträchtliche Tätigkeit westlich P-Pchendaele.

Asquith über die englischen Krie .sziele.

Amsterdam, 12. Okt. In einer Rede in Liver­pool sagte der frühere englische Ministerpräsident A.s- quith: Man behauptet, man könne mit Deutschland jetzt schon zu einem ehrlichen Frieden kommen. Ich wünschte, wir könnten dies auch von den inspirierten und nichtinspirierten Erklärungen der Redner und Schreiber sagen, die augenblicklich die erwählten Vertreter der deut­schen Politik sind. Vor einigen Monaten, beim Beginn der Regierung des neuen Reichskanzlers, der seine Er­höhung dem Triumph der Militärpartei im inneren Rate des Kaisers verdankt, nahm die Rcichstagsmehrhcit ein Flick werk an, das sie der Welt als Friedensresolution vorstellte. Wir hatten hierüber eine Debatte im Unter­haus. Damals erlaubte ich mir zu sagen, daß ich die Zweifel, die augenscheinlich auch der Kanzler hegte, teilte, daß weder er, wir, oder irgend jemand verstünden, was die Resolution eigentlich nieinte. Wie berechtigt dieser Zweifel war, zeigte sich daran, daß die verschiedenen deutschen Parteien seitdem mit unendlicher Heftigkeit über deren regelrechte Auslegung streiten. Tie Verwirrung wurde noch schlimmer mit der Veröffentlichung der dar­auf folgenden Antwort des Kanzlers aus die päpst­liche Note. Ich zweifle nicht daran, daß in Deutschland ein weitgehender und echter Wunsch nach Frieden be­steht. Ter maßgebende Faktor, mit dem wir aber zu rechnen haben, ist die deutsche Regierung. Aus Ver­langen hat sie bisher geantwortet, daß es sich um ein