«berMen werden und zur Ueberwachung der Geheimargantsatlonen dimen. Der Gesetzentwurf soll noch vor den Ferien beraten und ver­abschiedet werden.

Deutschland.

Bom rheinischen Provinziattandtag-r.

Düsseldorf, 16. Juli. Die Tagung des rheinischen Provinzial­landtags wurde von dem Vorsitzenden, Oberbürgermeister Dr. Jarres. mit einer Ansprache geschlossen, in der er die ein­mütige Auffassung aller Parteien des Hauses betonte, dag die Rheinländer von der wachsenden Einsicht der Völker eine bal­dige Aenderung des Versailler Vertrags erwarten uns ins­besondere zuversichtlich hoffen, daß das Unrecht der Sanktionen, das entgegen dem Friedensoertrag in der weiteren Besetzung der rheinischen Städte Düsseldorf und Duisburg besteht, baldigst auf­gehoben wird. Ferner hoffen die Rhemlänser das; es der Reichs- und der Staatsrezierung gelingen werde, die For­derungen des Botschafterrats »'cht zur Ausführung kommen zu lassen, wonach bestehraSs Bahnailawn zerstört und Bahvpläve unterdrückt werden lsllin, dir für das rheinische Wirtlchasts- leben dringend notwendig seien.

Streiks und Aussperrungen.

Lübeck, 14. Juli. Bei der Ueberlandzentrale Lübeck ist ein neuer Streik ausgebrochen. Die Notstandsarbeiten werden verrichtet, sodaß die Versorgung der Krankenhäuser, Wasser­werke usw. mit Strom gesichert ist. Die Straßenbahn mußte ihren Betrieb einstellen.

Danzig, 14 . Juli. Heute vormittag haben auf der Danziger Werft Kupferschmiede, Zimmerleute, Maschinisten und Heizer, insgesamt 660 Arbeiter, ihre Arbeitsstätten verlassen. Dadurch ist die Fortführung des Betriebs unmöglich geworden und die Danziger Werft hat alle übrigen Arbeiter. 3009 an der Zahl, entlassen.

Die Verfolgung der Mörder Nathenaus.

Berlin, 15. Juli. Nach einer Meldung derB. Z. am Mittag" ist die Fahndung nach den flüchtigen Mördern RathenauS, die sich von Gardelege» bis zum Harz und nach Anhalt hin erstreckte, auf einem toten Punkt angelangt. Di« dazu verwendeten Polizeikräfte find umgruppiert oder zurückgezogen worden. Nach einer Meldung desselben Blattes ist die Untersuchung über die Verschwörung der Organisation Consul, die dem Landgercht München überwiesen wor­den war, nunmehr vom OberreichSanwalt Übernomen worden.

Berlin, 17. Juli. Die Morgenblätter veröffentlichen Einzelhei­ten über die Vorbereitungen zum Raihenaumord. Der Schüler Hans Stnbenrauch sprach zuerst von dem Plan, Rathenau im Reichstag zu erschießen, von dem er aber auf Einwendungen Günthers wieder ab- kam. Am 16. Juni fand in der Wohnung des Techow zwischen Gün­ther, Hans Techow, Fischer und Kem eine Unterredung über den Mordplan statt, die am 20. Juni im Steglitzer Ratskeller fortgesetzt wurde. Am Tage darauf fuhren die Genannten im Kraftwagen Kü­chenmeisters nach Nikolasee und veranstalteten auf der Rückfahrt im Grunewald eine Schießübung mit einer Pistole. Es gelang ihnen, Werner Techow für die Führung des Autos zu gewinnen.

Aus Stadt und Land.

Lalrv, den 17. 2uli 1922.

Geburtstagsfeier.

Eine recht schöne Geburtstagsfeier zur Vollendung seines 95. Le­bensjahres wurde dem Oberlehrer a. D. Herrn Dengler hier von Freunden und Kollegen bereitet. Die Lehrer von Calw und Umge­bung sammelten sich in Glücks »Ratsstube" um ihn und brachten ihm in Wort und Lied ihre Mückwünsche dar. Im Namen der Stadt feierte Herr Stadtschultheiß Göhner den alten Lehrer Calws und übergab ihm ein prächtiges Blumengebinde mit zwei Flaschen Wein. Herr Schulrat Schott von Nagold und Herr Oberlehrer Kömpf- Stammheim feierten ihn als ehemaliges treues Mitglied des Bezirks­lehrervereins. Gerührten Herzens dankte Herr Oberlehrer Dengler für all diese Ehrungen. Er erzählte mit Humor manche Erlebnisse und manche Zustände aus seiner ersten Dienstzeit und erfreute die Anwesenden zuletzt noch durch einen Vortrag seines Lieblingsliedes. Fast zu rasch verflossen dem Jubilar die schönen Stunden. Abends

Amtliche Bekanntmachung

betr. Schonung de« Straßen.

Es besteht Veranlassung, auf folgende Vorschriften -inzu­weisen:

1. Bauholz auf einer Straße zu schleifen ist verboten (Ver- ordnung vom 6. Juli 1873).

2. Das Schleifen von Pflügen und Eggen auf chaussierten Straßen des Oberamtsbezirks Calw (Staats- und Nachbar­schaftsstraßen) ist verboten.

Zuwiderhandlungen sind nach § 366 Ziff. 10 R. Str. E. B. strafbar (Geldstrafe bis zu 600 Mk. oder Haft bis zu 14 Tagen).

Calw, 14. Juli 1922.

Oberamt: Vögel, Amtmann.

brachte ihm der Hirchenchor, dessen eifriges Mitglied Herr Dengler bis in sein hohes Alter war, ein prächtiges Ständchen, das ihn sichtlich erfreute. Ein kurzer Lebensabriß des ältesten Bewohners von Calw n.d des Senioren der württ. Lehrerwclt wird gewiß allgemein inter­essieren. Oberlehrer Dengler wurde am 14. Jult 1827 zu Wildberg geboren Nach seiner Konfirmation trat er dem Wunsch seiner Mut­ter gemäß, in das dortige Privatseminar «in, das von Siadtpfarrer Haldenwang geleitet wurde. In 4 Kursen wurden in Wildberg etwa 70 Lehrer für ihren Beruf vorbereitet. Uebcr die Behandlung sei­tens der Seminarlehrer sträubt sich sein Rechtsgefühl noch jetzt. Noch vor Ablegung der ersten Dienstprüfung wurde er im Frühjahr 1845 als Lehrgehilfe nach Loffenau gesandt. Schon im April wandcrte er zu Fuß von da nach Nürtingen, um sein erstes Dienstexamen abzu­legen, das er mit der Note »gut" bestand. Auf verschiedenen Amts- verwesereien und Lchrgehilsenstcllen teilte er das traurige Los vieler damaligen Kollegen, die schlechter als Dienstboten bezahlt waren. Im Jahre 1851 kam er als Lehrgehilfe nach Calw. Die Nähe seiner Mutter half ikm hier über pekuniäre Sorgen hinweg, so daß sein damaliger Aufenthalt in Calw zur schönsten Zeit seiner Jugend zählt. 1852 bestand er die zweite Dienstprüfung, erhielt aber erst 1^61 eine ständige Anstellung in Pfrondorf bei Nagold, wo er sich 1864 verheiratete. 1873 wurde ihm die erste Schulstelle in Loffenau über­tragen; rasch lebte er sich dort wieder ein; auch mundete ihm der Loffenauer" ganz gut. 1882 siedelte er zum zweitenmal nach Calw über, allwo ihm die 3. Schulstelle übertragen ward. Er rückte nach und nach vor bis er 1894 Oberlehrer wurde. Als solcher amtete er, bis er 1901 (im 74. Lebensjahre) unter Verleihung der goldenen Verdienstmedaille pensioniert wurde. Von einer Tochter liebevoll verpflegt, genießt der geistig noch frische Greis seinen langen Lebens­abend von allen Seiten geehrt, wie diese schöne Geburtstagsfeier zeigt. Mögen ihn die Beschwerden des Alters auch fernerhin nicht allzusehr drücken und möge ihm ein friedevoller Lebensabend beschie- den sein. öl.

Einbruchsdiebstahl.

4° In der Nacht vom Freitag auf Samstag wurde bei Schneider­meister Münz in der Dischoffstraße ein Einbruchsdiebstahl verübt. Entwendet wurden Stoffe für 7 Anzüge, eine Uhr und 1000 .L Bargeld. Anhaltspunkte über die Täterschaft sind bis jetzt nicht vor­handen.

Zur Getreideumlage.

Zu der Besprechung bei der Landesversorgungsstelle, Abtlg. Getreide, über die Frage der Verteilung des württ. Umlagesolls aus die Kommunalverbände ist nicht nur dem Gesetz gemäß die Landwirtschaftskammer als die öffentlich rechtliche Berufs­organisation in Württemberg, sondern es sind über die ge­setzliche Vorschrift hinaus auch die freien landw. Landes­organisationen, nämlich der Landwirtschaft!. Hauptöerband, der Verband landw. Genossenschaften uird der Schwab. Bauern­verein in Ulm geladen worden. Erschienen sind Vertreter der Landwirtschaftskammer, des Landw. Hauptvereins und des Ver­bands landw. Genossenschaften. Im übrigen is^das Umlagesoll der Kommunalverbände noch am Tage der Verhandlung selbst festgesetzt und inzwischen den Kommunalverbänden mitgeteilt worden.

Die Forsten im Staatshaushaltplan.

Die staatlichen Forsten bilden das Rückgrat der staatlichen Nutzun­gen und Einnahmen. Sie bringen Heuer beinahe die Hälfte des Er­trags sämtlicher Steuern ein, rund 535 Millionen Mark, wobei eine

Nutzung von 1070 000 Festmeter zum Preis von je 500 ange> nommen ist. Vom Forstreservefonds ist -ein Zinsansaü mit 1 Million eingesetzt. An Stellen werden neu angefordert: zwei Foistamtmän- ner, vier Forstmeister und 38 Stellen im Kanzleidienst. Die Gesamt­einnahmen betragen 362 Mlll. (Vorjahr 215 Mill.) als Reinertrag.

Entlassung von Lehrern wegen Austritts aus der Kirche.

Der Vorstand des württ. Lehrervereins hat dieser Tage dem Staatspräsidenten eine Erfläcung überreicht in Sachen der Entlas­sung von vier Lehrern wegen Austritts aus der Kirche.

Republikanischer Lehrerbund.

Wir werden um Aufnahme folgenden Aufrufs ersucht: Der re­publikanische Lehrerbund, Landesgruppe Württemberg, richtet an alle gleichgesinnten Lehrer sämtlicher Schulen eine Aufforderung zum Bei­tritt. In dem Aufruf wird gesagt: Wir wollen die Heranwachsende Jugend zu sozialem Fühlen und Handeln» zu republikanischem Ver­antwortungsgefühl und zu demokratischem Bücgerstolz erziehen, durch unser Beispiel nicht minder als durch unbedingte Wahrhaftigkeit der Darstellung auf allen Wissensgebieten. Wir sind entschlossen, jeder an der Schule sich zeigenden, gegen die demokratische Republik gerichte­ten Propaganda entgcgenzutreten. Auch werden wir Anfeindungen und Schädigungen, die Lehrern oder Schülern aus ihrem Bekennt­nisse zur Republik erwachsen, gemeinsam aüwehren. Parteipolitik liegt uns fern. In unseren Reihen ist jeder ohne Rücksicht auf die Partei willkommen, der sich rückhaltlos zur demokratischen Republik bekennt.

Wichtig fUr Tabakpflanzer.

Die mit Tabak bepflanzten Grundstücke sind dem Zollamt des Bezirks alsbald mit einer Fluranmeldung anzumelden. Vordruck« hiezu werden von den Zollstellen, bei Gemeinden außerhalb des Sitzes der Zollstellen, von dem Schultheißenamt unentgeltlich abge­geben.

Die ausgefüllten Fluranmeldungen sind bei den Gemeinden bezw. bei der zuzständigen Zollstelle einzureichen. Tabakpflanzer, die die Anmeldung eines mit Tabak bepflanzten Grundstückes unterlassen, machen sich wegen Tabaksteuerhinterziehung strafbar.

Einer Anmeldung bedarf es nicht für Tabakpflanzen in botani­schen und anderen Gärten, wenn die Pflanzung nicht mehr als 30 Quadratmeter Flächeninhalt hat und der Tabak nicht zum Genüsse, sondern lediglich zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet wird.

Die zu Zieizwecken auf einen, Grundstück gebauten Tabakpflan­zen sind dann nicht anmeldungspslichtig, wenn es sich nicht um mehr als 25 Pflanzen handelt und wenn aus der Art der Benützung des Grundstücks diese Bestimmung unzweifelhaft hervorgeht und der Pflanzer seiner Zollstelle die schriftliche Erklärung abgibt, den Tabak . nicht verwenden zu wollen.

Wetter für Dienstag und Mittwoch.

lieber Südwesteuropa steht ein schwacher Hochdruck, im Norden eine tiefe Depression. In Süddentschland steigt der Luftdruck lang­sam an. Dienstag und Mütwoch ist gelegentlich aufheiterndes, aber noch vielfach bedecktes und auch mit vereinzelten Niedersch'äacr ver­bundenes Wetter zu erwarten.

Das Söngersest in Schömberg.

Schömberg, 15. Juli, lieber das Sängerfest erhalten wir noch fol­genden Bericht: Der hiesige M.G.V.Germania" beging am Sonn­tag, den 9. Juli, die Feier seines 25jährigen Bestehens, verbunden mit einem großen Gcsangswettstreit. Am Vorabend fand im Gast­haus zumLöwen" eine gemütliche Zusammenkunft statt mit Ehrung verdienter Mitglieder. Dem festgebenden Verein wurden Ehrengabe» überreicht, wofür der Vorstand, Herr Malermeister Hoffmann, in herzlicher Weise dankte. Den unterhaltenden Teil hatten neben dem GesangvereinGermania" unter Leitung seines Dirigenten, Herr» Hauptlehrer Scholler, das Günth'sche Männerquartett aus Pforz­heim in liebenswürdiger Weise übernommen. Es war ein« köstliche Freude, diesen herlichen Liedergaben zu lauschen. Der Abend verlief in schönster Harmonie. Der Sonntag führte viele Freunde des Ge­sangs zum Festort. Wenn auch die Morgenstunden starken Rege» brachten, so hatte der Wettergott doch ein gütliches Einsehen und das Preissingen konnte um 10 Uhr seinen Anfang nehmen. 24 Vereine beteiligten sich daran. In Anbetracht der schönen Leistungen, die fast durchweg geboten wurden, war cs für das Preisgericht Herre»

Auf schiefer Ebene.

Roman von Johann van Dewall.

Ihre Züge waren rein und friedlich wie die eines schlum­mernden Kindes-Wahlendors's Herz schwoll hoch aus, seine

Brust hob und senkte sich. Mariquita war noch schöner geworden nach dem ersten Wochenbett wie trunken schaute er sie an.

Mein Gott, wie schön!" murmelte er, während seine Lippe schmerzlich zuckte bei dem Gedanken an das, was jener liebliche, im Schlafe halb geöffnete Mund ihm heute erst gesagt hatte.Es tut mir leid, wenn du dich verrechnet hast! . . ." Das hatte sie zu ihm gesprochen, zu ihm, der sie genommen hätte und wäre sie eine Bettlerin gewesen, der sein Herzblut, Alles für sie hinzu- gcben jede Stunde bereit war, heute noch! Da lag sie. Und sie konnte schlafen, so sanft wie ein Kind, nachdem sie ihm solche bösen, oenuchtenden Worte gesagt hatte? Er fühlte den Stachel derselben noch wie einen Dolch in seiner Brust. Und dazu die Sorge, die schwere Sorge, wie das Alles werden sollte 'nun . . . wie eine weite, bleigraue See lag der Morgen vor ihm unabsehbar.

Wer hätte in diesem Augenblicke in jenem düster blickenden Manne, dessen edle, aber bekümmerte Züge der matte rötliche Schein des Nachtlichtes beleuchtete, wohl den vielbeneideten, den heiteren Lebemann Wahlendorf wieder erkannt?

Noch einnral beugte er sich herab, drückte er leise seine Lippen aus ihr Haar, dann trat er zurück und legte sich zu Bett.

Ob sie dich heute abend vermißt hat? Ob ihre Worte sie gereuen?" das trug er sich und dann kam die Sorge, gleich einem grauen Nachtgespenst, und ließ sich nieder auf seinem Kopfkissen, IN-NU -r »inicklnk- 1 , mnllte »er Beklagenswerte, dann ItLWLüle

sie die langen Flügel leise auf und nieder und scheuchte den Schlummer aus seinen Augen, bis sie gegen Tagesgrauen davon- flatterte und Wahlendors in einen kurzen, unruhigen Schlaf verfiel.

Dann kam der nächste Tag.

Zum ersten Male seit seiner Verheiratung war Wahlendorf von Hause fortgcblieben, ohne im Dienste zu sein, erhob er sich später als seine Frau.

Mariquita saß in ihrer gewöhnlichen Weise beim Frühstück in der Sophaecke, ein wenig übler Laune, wie es schien, und wortkarg.

Er beobachtete sie heimlich mit einer fieberhaften Unruhe.

Wie sehr aber auch ihr Gatte darauf lauern mochte, sie frug ihn mit keiner Silbe, wo er gestern gewesen und wann er »ach Hause gekommen sei, sie saß und rauchte eine Papiros nach der andern und starrte in's Leere, als sänne sie nach. Auch Wahlen­dorf verhielt sich still. Mit finsterer Mine las er die Zeitung, während es in seinem Innern gährte.

Er fühlte sich mit einem Male im Herzen so verarmt der blinde Tor. Ach! er wußte es nicht, daß er ein Bettler gewesen war vom ersten Tage seiner Ehe an, ein Bettler und ein Ver­schwender; daß eine so äußerliche und selbstsüchtige Frau wie Mariquita eine solche Liebe gar nicht zu verschenken hatte, wie er forderte, und daß sie die seine nicht zu würdigen verstand.

Er war galant und gefiel ihr, er und seine hohe Stellung, außerdem hatte ja ihr Vater diese Verbindung gewünscht, das war Alles, und wenn er sie gewähren lieh, war sie leidlich zu­frieden.

Wie konnte eine Frau wie Mariquita das Herz dieses Catten

Es lag eine gewisse Schwüle in der Atmosphäre des mit dem Duft des Tabaks reichlich angefüllten Salons.

Wahlendorf bildete sich ein, seine Frau überlege, ihre Morte von gestern täten ihr leid, und einem verzogenen Kinde gleich würde cs ihr sauer, ihn um Verzeihung zu bitten.

Verstohlen beobachtete er sie unablässig über die Zeitung hin­weg. Sie saß noch immer zusammengekaucrt in der weichen Sophaecke, blies langsam den Rauch der Zigarette vor sich hin und schaute mit einem gewissen unbehaglichen Starren durch die Scheiben hinaus in den grauen Morgen hinein, ohne mit der Wimper zu zucken.

Plötzlich aber bewegten sich ihre Nüstern, leise, mit einer, ungeduldigen Bewegung richtete sie sich ein wenig auf und wandte ihr Gesicht dem Gatten zu.

Also mein Vater ist arm und Du hast nur fiinfzehntausend Taler zu verzehren?" frug sie auf's Neue.

Wie die meisten Südländerinnen hatte Mariquita eine etwas scharfe Stimme und das vorhergegangene tiefe Schweigen, die fast absolute Stille im Gemach machte ihren lauten Klang noch bemerkbarer. Ohne jeden vermittelnden Übergang wurde diese" Frage gestellt und so schlug sie an des Gatten Ohr.

Die Zeitung sank herab, sein Auge und seine finster ge­runzelte Stirn waren ihr zugewandt.

Es entstand eine Pause.

Erst nach einer kleinen Weile erwiderte Wahlendorf eisig:

Ich vermute, dein Vater ist arm, Mariquita, und wir haben nur so viel jährlich zu verzehren als du sagst."

Sie achtete nicht darauf, wie seine Lippe dabei zuckte, und übersah auch den schmerzlichen, vorwurfsvoll auf sie gerichteten! Blick. Sie soa die Brauen kinster zusammen und kann weiter.