sine «astronomische Uhr, die sich in ihrer Zeitmessung allein nach »er wirklichen Ortszeit des Meridians richtet. So hielt sie es seit dem gl. Dezember 1842, als sie Meister Schwitze das erst- Mai in Gang setzte, und als mit dem 1. April 1897 die mittel­europäische Zeit eingeführt wurde, da hielt das Dombauamt in Uebereinstimmuna mit dem Gemeinderat daran fest, daß es auch so bleiben solle. Und das wird wohl auch bei der Ein­führung der Sommerzeit nicht geändert werden. Nach richtiger Ortszeit würde also das berühmte Schlagen stall um 12 Uhr erst um 1 Uhr 29 Minuten erfolgen.

Dlt deutsche Sprache in Bulgarien. Bemerkenswert ist das lebhafte Streben nach Erlernen der deutschen Sprache, das in ganz Bulgarin zutage tritt. Ueberall im Lande wurden Kurse für deutschen Unterricht eröffnet, die von Männern und Frau.-n stark besucht sind. Nicht wemger als zehn neue Hilfsbttcher zur Erlernung der deutschen Sprache wurden herausgegeben. Kein geringeres Interesse für die Erlernung der deutschen Sprache haben auch diejenigen, die sich an der Front befinden. Offizie e und Soldaten nützen jede freie Stunde aus, um Deutsch zu lernen.

Die Feldpost mit Luftballon. Bel Basel ging am vorigen Mittwoch ein großer Papierballon nieder, der aus Frankreich kam. Er trug einige hundert Exemplare der französischen Flug­schriftDie Feldpost", welche die Franzosen seit Monaten aus dem Luftwege in Elsaß Lothringen zu verbreiten suchen.Die Feldpost" enthält meist aus dem Zusammenhang herausgerissene Bruchstücke und Sätze aus öeutschen und neutralen Zeitungen, die sich ungünstig über die Lage in Deutschland auslassen. Aus dem Kops des Blattes stehen neben dem deutschen Reichsadler die Worte:Durchhalten Durchhungern Durchmorden." Redakteur derFeldpost" soll der zu den Franzosen über- zegangene ehemalige elsässische Reichstagsabgeordnete Abbe Wet- ierle sein. Die Flugschrift, die in verschiedenen Nummern erscheint, ist in letzter Zeit zu Tausenden über das Elsaß durch Papicrballons verbreitet worden.

Nabrungsmittelfälschung. Der Kaufmann A. Slotowski in Berlin brachte Margarine in den Handel, die 59 v. H. Wasser enthielt und deren teeren Genuß Erkrankungen hervorrief. Vlo- towski bezog die Margarine von der Firma Jauchen und Nickers, die selbst der Margarinenur" 35 v. tz. Wasser zu­setzte, das übrige tat Slotowski hinzu. Cr wurde zu 1000 Mk> Geldstrafe verurteilt und 6 Tonnen wurden beschlagnahmt.

Der Kaufmann A. Bergmann, Geschäftsführer der Fir- a R. Bergmann, Thüringische Honigzentrale in Leipzig-Gohlis, gatte in den Jahren 1913 und 1914 unter Bezeichnung eines garantiert reinen Bienenhonigs in großen Mengen eine Mischung in den Handel gebracht, die aus Invertzucker und ausländi­schem Bienenhonig bestand. Wegen Nahrungsmittelfälschung wurde er deshalb vom Landgericht Leipzig zu 3 Monaten Ge­fängnis und 1500 Mark Geldstrafe verurteilt. Ueber den Febri- kanten Proloff, Inhaber der Firma Dr. Polenius in Ham­burg, der dem Bergmann den Invertzucker geliefert hatte, ob­wohl er wissen muhte, daß er zu unreellen Zwecken verwendet wurde, wurde wegen Beihilfe eine Geldstrafe von 1000 Mk. oerhängt.

Der 73jährlge Feldmarschall. Als Generalfeldmarschall v o * der Goltz im Jahre 1914 noch Generalgouoerneur des e ' berten Belgiens war, besuchte er häufig die vordersten Linien d. 'kämpfenden Truppen. Bei einer solchen Geleaenbeit wurde,v.

einmal verwundet. WieSerhergestcllt begab er sich Ws den türki­schen Kriegsschauplatz, wo er die Truppen befehligt, und er fährt ständig vom Hauptquartier in die vorderste Linie, bald an der russischen, bald an der englischen Front. An einem Spätnach­mittag war er allein mit einem Adjutanten aus der Fah.t, nie­der Kraftwagen im Sumpfe stecken blieb. Vom Aufschlagen üe-- Zeltes wollte der oft u.nter Asiens Sternenhimmel nüchiigrnde Feldmarschali nichts hören. Der Adjutant wandelle zuin nächhcn 'Gendarmerieposten und kehrte, als der Abend längst dunkelte, v.lit fünf Feldgendarmen zurück. Feldmarschali und Adjutant bestiegen zwei Gendarmeriepferde. Der 73jährige Heerjny.er trabte auf grundlosem, unbekannten Weg in stockdunkler Nacht 50 Kilometer, traf gegen Morgen srisch bei der Truppe ein, b- fahl einen Sturmangriff und machte ihn mit. Das Auto- 50mobil trägt ihn an die Front, so oft er Angriffsbewegung ii be­fehlen will. Wenn die Stunde des Vorgehens schlägt, wendet er sich zum Stab:Meine Herren, ich habe den Sturmangriff befohlen, also werden wir dre Ehre haben, ihn mitzumachen: ich

kommandiere Major v. R_und N.... Bey, einen deutschen

und einen türkischen Offizier, zu mir; die übrigen Herren bleiben beim Chef des Stabes." Mit den zu sich befohlenen Herren geht der Feldmarschall in die Schützenlinie und zieht den Degen Jetzt sprühen seine Äugen, Freude und Lust flammt auf den roten Wangen. Er lacht und scherzt mit seinenKinderchen", ob deutschen oder türkischen, und wie sein Lachen steckt seine Kampfesfrcude an. Goltz ist in seinem Element. Geht's doch an den Feind, und ging's in den Tod, das wär' fürwahr ein selig Ende, für einen Feldmarschali von 73 Jahren! Er hebt den. Degen, gibt das Kommando zum Anlauf und schreitet mit.

Eme französische Fälschung. Die deutsche Heeresverwaltung hat nach Besetzung der nordseanzösischen Gebiete die Heraus­gabe einer in französischer Sprache erscheinenden Zeitung, der Gazette des Ardennes", die die sranzösische Bevölkerung über den wahren Stand der Kriegslage unterrichten soll, veranlaßt. Diese Zeitung bringt stets u. a. unter Namensnennung eine genaue Aufzählung der in deutsche Gefangenschaft geratenen Franzosen, eine Wiedergabe des deutschen rmd französischen Ta­gesberichts, Aeußcrungen französischer Politiker und Pariser Zei­tungen usw Da üicheGaze>ie oes Aroennes" die einzige Qinlle ist, aus der die französische Bevölkerung euvas über das Schick­sal ihrer Söhne beim Heere erfahren kann, so wird sie nicht nur in den besetzten Gebieten viel gelesen, sondern kommt auch auf verschiedenen Wegen in das innere Frankreich. Das war nun der französischen Regierung sehr peinlich und so kam sie auf den Gedanken, ihrerseits eineGazette des Ardennes" heraus­zugeben, die nach Titel, Aussehen und Größe vollkommen der deutschen Ausgabe nachgebildet ist und sogar den gleichen Ausgabc- ort, Schriftleitung usw. angibt. Diese plumpe Fälschung ent­hält natürlich nur Dinge, die die französische Regierung die Be­völkerung wissen lassen will.

Schätze des Schlachtfeldes.

In derLiller Kriegszeitung" schreibt Freiherr Kurt von Reeden: Die Geschichte fängt mit einem Lungen­schuß an, den ein junger Hauptmann erhalten mußte, nm der großen Sache in anderer, ungeahnter Weise zu dienen. Im Frieden war er Bürgermeister in Schle­sien und muß da sehr praktisch, fürsorglich und sparsam für seine Stadt gewesen sein; jetzt sitzt er im Norden von Verdun und hebt die Schätze des Schlachtfeldes, das zu feinem Frontabschnitt gehört. . ^

Die alte Schlachtbilderromantik der umherliegenden Gewehre, Säbel, Tornister, Helme Kanonen ist zerstört durch dieSchlachtfeld-Aufräumkompagnie", oder wie sie heißen mag. Es ist Arbeitsmannschaft, die, oft mitten im Feuer, den ihr zugewiesenen Raum absucht, Ord­nung macht und dafür sorgt, daß nichts umkommt, die für das Heer und für das Vaterland in unablässiger Ar­beit spart auch mit Einsatz des Lebens.

Da liegen in dem bunten Hausen die zerschossenen und mit Picken eingeschlagenen Stahlhelme von Malancourt! , Ganze Berge haben sich hier in den letzten Tagen aus vielen Wagenlasten aufgetürmt, ein wüstes Durch­einander schmutzigen, verrosteten, blutigen Zeugs. Alte französische Säbel rüit Bronzekörben, Gewehre ohne Kol­ben oder mit ganz verwundenem Lauf, der wie dünner Draht durch den Druck der Explosion gebogen ist, fran­zösische Maschinengewehre alten Systems, Revolvcrkano- nen und Massen ihrer eigentümlichen Munition, deren Patronenhülse und Granate ein einziges langes Stück Messingrohr zu sein scheinen. Dann die Kisten voll­gepackt mit Ladestreifen, aus denen hellrot die spitzen Kupfermäntel des französischen Jnfanteriegeschosses leuch­ten. Neben ihnen stehen friedliche Schützengrabenpum­pen verschiedenster Art aus den eroberten Stellungen. Unaufhörlich kommen neue Wagen, gerüttelt voll mit frischer Beute. Es wird sortiert nach Art der Verwen­dung. Sattel- und Riemenzeug häuft sich zu einem Berge, nebenan liegt der Gummi, oft nur in trübseligen Resten, sann Zink in Gestalt von alten Eimern oder zerbrochenen fliegenröhren; der größte Schatz aber ist Kupfer und Mes­sing, große Kessel und anderes Gerät aus dem Brand- -chutt und eine wunderschöne Reihe meterlanger leere« Messingpatronen modernster französischer Flachbahnge schütze. Das gibt ordentlich aus.

Was aus stolzen Flugzeugen werden kann, wenn sie brennend Herabstürzen, ist nebenan zu sehen. Ganz mit Lehm verschmierte Neunzylindermotore sind das einzige, was noch halbwegs die Form behalten hat; der Rest ist zerknittertes Altmaterial und ein paar kleine vorkohlte Holzstückchen vom Traggestell.

Der Krieg ist ein rascher Verbraucher, das ist nicht zu ändern; aber es ist dafür gesorgt, daß nichts ver­schwendet wird, denn jedes nicht bis zum Ende aus- zenutzte Eigentum des Heeres bedeutet einen Verlust an Rohmaterial und vor allem an Arbeitskraft. Wir ver­brennen heute in modernen Städten sogar den Kehricht and gewinnen Kraft und Licht daraus. Daran muß wohl der Hauptmann-Bürgermcister stark gedacht ha ben, als er seine Altwarenhandlung auf dem Schlacht­feld einrichtete.

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1116 ,

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Die trauernden Hinterbliebenen.

Wiläbad, äen 18. April 1916

,-F'rT

AMD/.'?-.

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Asien Verwandten und Idekannten, krennden und Klaekkarn, die uns in den letzten Va^en ikre lednakme köi unserern sckmer^keken Verluste ke^euAten,

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