Der Kaufmann von Venedig.

Ei« Lustspiel von Shakespeare.

Za, Aufführung am Freitag.

Eines Menschen Tragödie ohne Tod und Blutvergießen die Tragödie einer verbitterten Menschenseele der Zusam­menbruch einer Weltanschauung dies alles im heiteren Ge­wand« eines Lustspiels,Mit einem heitern, einem nassen Auge" keiner ist darin so Meister, wie Shakespeare. Hier schuf er ein Stück für alle Zeiten, darum auch für unsere Zeit und wahr­lich, es hätte auch ein Stück aus unserer Zeit sein können, wenn die Schiffe, mit denen Shakespeares Kaufmann sein Glück wagt, nichtGaleonen", Shakespeare's Juden nicht mit Großvaterrock and Käppi, seine Edelleute mit dem kostbaren Gewand der Re­naissance bekleidet wären. Inmitten Lustbarkeit. Maskenscherz and Tanz ein unerbittlicher Wucherer wie ein verwitterter Fels in blühender Landschaft, der keine andere Freud« kennt, als die am Gelds. So etwas von dem, was wir heute einen ,Echieber" nennen würden, an dem die Ehrlichkeit eines vom Unglück hetmgesuchtenreellen" Geschäftsmannes zu zerschellen droht. auf anderer Seite ungehemmte Lebenslust, Genießen, and Freude, die sorglos in den Tag hineinjubelt,freit" und sich freien läßt", ihregüldenen Dukaten" in die Welt streut and nicht fragt woher neue wachsen sollen, wenn die Alten ver­tan sind. Durch das Schicksal zusammengeführt ein junger Edelmann, dem das Geld zur Werbung um ein lange geliebtes reiches Edelfräulein fehlt, gerät durch Vermittlung des Kauf­

manns Antonio mit seinem Gesuch um ein Darlehen an den Wu^ cherer Shylock prallen diese zwei Richtungen hart aufeinan­der. Uralter eingewurzelter Rachehaß kommt zum Austrag für die Christen ist der verachtete Jude nur ein Mittel zum Zweck, für ihn die verhaßten Christen ein Objekt zur Gelegen­heit, seine alten Rachegefühle tätig zu machen. Er spielt den Mildtätigen der alte Wucherer will keinen Zins, nur ein beliebiges Pfund Fleisch aus des Kaufmanns Körper, wenn ihm dieser verfällt. Der Kaufmann vertraut seinem bisher treuen. Glück, der Edelmann nimmt das Ganze für einen Witz,

der Jude vielleicht anfangs auch. Aber da trifft ihn Unglück

seine Tochter entflieht mit einem Christen, nachdem sie den Vater zuvor noch gehörig bestohlen hat der Kaufmann ver­liert seine Schiffe; des Juden ganzer Profit istein Pfund Christenfleisch", sein ganzer Trost, daßandere Menschen auch Unglück haben". Ein Leid, das manchen weich und empfänglich gemacht, wohl jeden Menschen geläutert hätte, stimmt ihn eisenhart. Nun will er seine Rache nehmen, er will des ver­haßten christlichen Kaufmanns Herz. Endlich, endlichGott sei's gedankt, Gott sei's gedankt" ist die Stunde da, wo er seine Feinde vernichten kann.

Auch der junge Leichtsinn steht vor dunklen Stunden soll doch der Freund, der für ihn bürgte, sein Leben lassen. Vermittelnd steht wieder zwischen der lachenden Sorglosigkeit und hartnäckigster Unerbittlichkeit, die stille feste Gradheit und Ehrlichkeit in Gestalt des Kaufmanns dazu das venezianische Gericht, das des Juden Recht wohl einsieht, aber sich bemüht.

ihn zur Milde zu überreden. Doch der besteht auf seinem Schein

und wird dann schließlich doch daran zum Narren, denn nun spricht ihm das Gericht seinen Spruch eben nach den Worte» seines Scheines, der ihm ja nur Fleisch, aber keinen Tropfen Blut zuspricht. Die Braut des jungen Edelmanns, von ihrem Vetter,einem weisen und gelehrten Doktor" unterwiesen, und als solcher verkleidet, ist es, die diesen Ausgang herbeiführt. Rachsucht und Gehässigkeit sind geschlagen und die Lebensfreude hebt wieder ihr lachendes Gesicht, von dem Liebe und allerhand unvorhergesehene Glückszufälle die letzten Schatten der überstan­denen Gefahr schnell verscheuchen.

Und nun? Wir find gewiß auch schon manchenSchein" leichtsinnig eingegangen für uns oder andere oder haben in mancher Lebenslage hartnäckig auf unserem Schein bestanden. Man braucht deswegen nicht Jude oder Kaufmann zu sein. Es braucht nicht immer umguldne Dukaten" oder eines Menschen Herz zu gehen. Aber eines ist gewiß: mehr wie ein Tropfen Herzblut wird dabei immer vergossen werden müssen und es gibt keinen Schein, der einem Menschen dieses Anrecht gäbe,

nämlich das Anrecht, dem anderen wehe zu tun. Mögen wir dies nur alle erkennen, ehe es uns geht wie demKaufmann von Venedig" und dem alten Shylock.

Alice Weißv. Ruckieschell.

Kür die Schrifllettuny verantwortlich: Ott» Eettmani», Lalw. Druck und Berlop »er A Oellcklüoer'lchen Vuchdruckerei Tal».

Hirsau, den 15. Mai 1982.

Danksagung.

Für die vielen Beweise herzl. Teilnahme, die wir bei der Krankheit und beim Tode meines lieben Mannes, unseres unvergeßlichen Vaters

erfahren durften, sagen wir auf d»e>em Wege unfern innigstenDank

Aufrichtigen Dank dem Herrn Pfarrer Boßler für die trostreiche Grabrede, sowie dem Herrn Finanzrat Böller für den ehrenden Nach­ruf und Kranzniederlegung seitens des Finanz­amts, dem Deleranenoerein für die Ehren­bezeugung und Kranzniederlegung, sowie für den Gesang des Liederkranzrs und freund­lichen Granzspenden.

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