ttiert in Stuttgart, verunglückte gestern abend, als er eben seinen Wagen besteigen wollte. Er glitt aus und geriet unter die Räder. Der Un­glückliche war sofort tot.

* Das kommende Reichszündholz betreffend erfährt dieSoz. Praxis" daß das laut Gesetz betr. Verbot der Verwen­dung weißen Phosphors in der Zündholzindu­strie vorgesehene Rezept für die neue Zündmaffe nebst Anleitung zur Herstellung den Zündholz­fabrikanten von wegen in kurzer Zeit zugestellt werden soll. Das Phosphorverbot tritt am I. Januar 1907 in Kraft.

Tages-Nachrichte«.

Das Befinden des Kaisers.

Berlin, 25. Nov. Das heute ausge­gebene Bulletin über das Befinden des Kaisers besagt: Die Operationswunde an der linken Stimmlippe ist seit dem 11. November ver­narbt. Der Kaiser bedarf noch einiger Zeit der Schonung der Stimme, bis die Narbe hin- reichenve Festigkeit gewonnen hat. Der Kaiser gebraucht eine Maffagekur des Kehlkopfes ver­bunden mit Stimmübungen. Voraussichtlich wird innerhalb einiger Wochen die Stimme wieder vollständig gebrauchsfähig werden.

Berlin, 25. Nov. An -der heutigen letzten diesjährigen Schnellfahrt der Studien­gesellschaft für elektrische Schnellbahnen, wobei wiederum 200 Kilometer erzielt wurden per Stunde, nahmen u. a. teil der diensttuende Generaladjutant des Kaisers, v. Löwenfeld, Generalstabschef v. Schlieffen und zahlreiche Offiziere des Generalstabs.

Soldatenmißhandlungen.

München, 25. Nov. Die Kammer hat den Antrag Ad. Müller und der sozialdemo­kratischen Fraktion, das Kriegsministerium zu ersuchen, dahin zu wirken, daß Offiziere und Unteroffiziere, deren Mitschuld, sei es durch aktive Beteiligung oder nicht, bei Soldaten­mißhandlungen nachgewiesen wird, unnachfichtlich aus dem Heere entfernt werden, einstimmig angenommen.

Prinzessin und Kutscher.

(Wieder eine Dresdener Eheaffäre.)

Dresden, 24. Nov.

Eine neue Eheaffäre aus den höchsten Kreisen,

Gppen vom Woulette-

tisch in Monte Gnrto.

Aber wenn auch ihre Theorie sich einmal als unzulänglich erwiesen hatte, sie gaben sich nicht besiegt. Erst nach geraumer Zeit sah ich sie abziehen, sichtlich enttäuscht. Offenbar hatte die moderne Sphinx diese kühnen Oedipuffe, die ihr Rätsel lösen wollten, von ihrem Felsen­throne hinabgestoßen. Auch unter den deutschen Landsleuten, die sehr zahlreich waren, fand ich solche, die mit ererbter Gründlichkeit Buch und Bücher führten, und schauten sie von ihren Heften auf, so las man in den ernsten Zügen die feste wissenschaftliche Ueberzeugung, daß auch dem Zufalle ein Gesetz innewohnen müsse. In anderen Deutschen schien nur der schon von Tacitus gerügte Leichtsinn zu leben, der manchen alten Germanen dazu trieb, selbst seine Freiheit auf einen Würfelwurf zu setzen.

Mein Begleiter, den seine Schnurrbartspitzen gleich als preußischen Offizier verrieten, war von solchem Wagemut fern; er hatte sich ein Rezept mitgebracht, das mehr nach Mathematik schmeckte. Da ebensoviel rote wie schwarze Zahlen da sind, so mußte nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeit endlich einmal Rot kom­men, wenn sechs- oder siebenmal Schwarz ge­wonnen hatte. Verdoppelte man dann bei einem Mißerfolge unerschüttert, so mußte man schließ­lich gewinnen. Er hatte nach dieser Methode schon einige Gewinne eingeheiwst, da fiel acht- mal nach einander schwarz; das war sein Mo­ment. Kühn gemacht durch die bisherigen Er­folge setzt er rot und zwar gleich hock. Wieder gewinnt schwarz, er verdoppelt zweimal, aber auch zum zehnten und elften Male hüpft die Kugel auf schwarz. Er sah Mich verdutzt an, tzr vermochte oder wagte, von plötzlicher Panik erfaßt, nicht mehr zu verdoppeln, und dieses Mal gewann rot.

Ein anderer Nachbar hatte das umgekehrte

ähnlich dem Roman der ehemaligen sächsischen Kronprinzessin, ist zum Tagesgespräch in Dres­den geworden. Eine Prinzessin und ihr Kut­scher sind die Helden des jüngsten Spektakel­stückes, das im Schloß des Prinzen Friedrich von Schönburg-Waldenburg seinen Anfang nahm.

Die Freundin der jetzigen Gräfin Montig- noso, die Schwester der österreichischen Erz­herzogin Blanka und jüngste Tochter des Don Carlos von Bourbon, die am 29. Juni 1876 geborene Prinzessin Maria Mein, ist in der Nacht vom Freitag auf Samstag mit ihrem Kutscher durchgegangen, und man hat bisher keine Ahnung, wohin sich das Paar begeben hat. Eine andere Version will allerdings wissen, daß Prinzessin Maria Mein sich im Scheidungs­prozeß mit ihrem Gatten, dem Prinzen Fried­rich von Schönburg-Waldenburg, den sie am 26. April 1897 zu Venedig heiratete und mit dem sie seither auf Schloß Gauernitz bei Meißen lebte, befinde und ihn allein verlassen habe, um bei einer Freundin im Süden (Gräfin Montignoso?) Zuflucht zu suchen.

Der Prinzessin mag übrigens einigermaßen das Verhalten ihrer älteren, allerdings unver heirateten Schwester zum Beispiel gedient haben, die bekanntlich mit dem verheirateten Maler Folchi durchging.

Wien, 24. Nov. DieGrazer Tages­post" meldet aus Ardning in der Obersteier- mark, daß gegen den dortigen Fabrikanten Zanardelli ein Bombenattentat verübt worden sei, indem eine Kiste mit Dynamit zur Ex­plosion gebracht wurde. Zwölf Personen wurden getötet, acht schwer verletzt. Man glaubt an einen Racheakt der Arbeiter wegen Entlassungen

Paris, 25. Nov. Waldeck-Rouffeau hat seinen Austritt aus der republikanischen Ver­einigung des Senats erklärt. Waldeck-Rouffeau wird in den nächsten Tagen auf Anraten seines Arztes eine Mittelmeerfahrt unternehmen.

Ein Attentat auf das italienische Königspaar.

Paris, 25. Nov. Mehrere Blätter be­stätigen die Mitteilung eines Cherbouger Blattes, daß ein Soldat des ersten Kolonialregiments, Namens Diot, der bei der Rückreise des italienischen Königspaares zur Ueberwachung der Bahngeleise kommandiert war, fünf große,

! flache Steine aus das Geleise gelegt hat, die

Prinzip: war mehrere Male nacheinander eine

Farbe gefallen, so glaubte er an das Glück dieser Farbe, und verschiedene Erfolge bestärkten ihn in seiner Theorie. Jedenfalls bewiesen sie die Haltlosigkeit jeder Berechnung im einzelnen. Nur der Leichtsinnige ist dem Charakter dieses Spieles geistig verwandt; ihm, der nur nach Laune handelt- lächelt oft genug diese launen­hafte Glücksgöttin. Dort an der Wand schwebt sie vorüber, von einem Maler im Fluge fest­gehalten; auf beschwingtem Rade rollt sie über Wolken; Blumen entstürzen dem Füllhorn, das ihre rechte Schulter trägt; ihr Blick aber ist nach links gerichtet, sie sieht nicht, wem sie gibt. Daß man deshalb nicht rechnen, sondern nur raten soll, das schien der Glaube eines lebhaften Franzosen zu sein, der mir gegenüberstand. Er setzte auf zwei oder drei Zahlen, dann lockten ihn aus irgend einem Grunde auch andere Nummern, die er mit Fünffrankenstücke besetzte; plötzlich schien ihm eine besetzte Zahl besonders vertrauenswürdig, er verdoppelte den Einsatz und besserte fortwährend in fieberhafter Auf­regung an seinen Sätzen herum, bis das liev ns va plus kam. Ein triumphierendes sn plsin verkündete, daß er die gewinnende Zahl ge­troffen hatte. Aber vor dem stachelnden Rufe: UsssisarA, kaltes V08 jsux!" wich der Zug der Befriedigung schnell neuer Unruhe.

Den stärksten Eindruck hinterließ mir ein Italiener; er schien aus kleinbürgerlichen Ver­hältnissen zu stammen, vielleicht vom Lande. Er hatte keine Bücher und keine Theorie und keine Laune. Er kam, sah und siegte. Er kam mit Tochter und ihrem Bräutigam, sah! einige Minuten zu, setzte etwa viermal und stellte dann den ganzen Gewinn auf 17, das er voll und nach allen vier Seiten hin halb besetzte mit zusammen etwa 1000 Franks. Die Kugel rollt und springt endlich in ein Fach: Wahrhaftig 17. Die Kinder staunten sichtlich, über des Vaters Erfolg; errief halb französisch» halb italienisch 17, als ob nichts anderes hätte

aber rechtzeitig entdeckt wurden. Diot wurde verhaftet und wird wahrscheinlich vor das Kriegsgericht gestellt werden. Mehrere Kameraden Diots bekunden, daß er nicht ganz zurechnungs­fähig sei.

Unwetter.

Petersburg, 25. Nov. Durch das starke Unwetter ist das Wasser in der Newa und in den Kanälen bedeutend gestiegen und' überschwemmt die Straßen. In vielen Straßen können die Wagen wegen des zu hohen Waffer- standes nicht fahren. Heute Vormittag um 9 Uhr 30 Minuten dauerte die Ueberschwemmung noch an. In einigen Straßen benutzen die Be­wohner Boote und Flöße.

Rußland im Osten.

London, 25. Nov. DerStandart" meldet aus Tientsin vom 24. November: Die Russen besetzten am 19. November von neuem Haitscheng, etwa 30 Meilen nördlich von Niutschwang.

Revolution in San Domingo.

Santo Domingo, 25. Nov. Die Stadt hat kapituliert. Präsident Gil und Ge­folge flüchteten an Bord eines deutschen Dampfers. In der Stadt herrscht große Aufregung.

Verschiedenes.

Die größte Kettenbrücke in ganz Europa ist die in Budapest jetzt fertiggewordene Elisabethbrücke, deren Spannweite 290 Meter beträgt. Ihre Läugenabmessung von Brücken­kopf zu Brückenkopf beträgt 370 Meter, wozu noch die Entfernung von der Verankerung zu den nahe dem Ufer gelegenen, aus Eisen kon­struierten, 52 Meter hohen Pfeilern im Aus­maße von 45,7 Meter kommt. Ueber die hori­zontal liegenden kolosalen Bolzen, die in diesen befestigt sind, laufen zwei übereinanderhängende Ketten mit je 7 > 2 Meter langen Gliedern, aus 21 Platten zusammengesetzt. Zwei gewal­tige Gitterwerke ziehen als Versteifnngsbalken parallel mit der Brückenbahn unter den Ketten durch und sind mit diesen durch Zug­stangen verbünden. Die Verkehrswege sind in gewöhnlicher Weise angeordnet, indem zwischen den beiden Trottoirs für Fußgänger die breite Fahrbahn läuft. Zn dem Bau sind 110 000 Meterzentner Eisen verbraucht, wovon allein 44000 auf die Ketten entfallen.

allen können. Es ist doch ein gutes Ding um einen starken Aberglauben. Und steckt nicht auch Gemüt darin? Wer weiß, was ihn zur 17 zog? Vielleicht war an einem 17. der Ge­burtstag seiner Frau, oder er war heute ge­rade 17 Jahre verheiratet; sein Töchterchen schien darauf hinzudeuten. Der Vater zog in lautem Freudenaustausch mit seinen Kindern und einigen 1000 Franks ab und versuchte die Göttin nicht weiter.

Aber nicht allein die sind klug, die gleich wieder gehen, sondern auch die, die gar nicht kommen. Es fiel mir auf, daß ich keinen Juden bemerkte; in der Hochsaison, wo sich der europäische Geldadel an der Riviera sammelt, werden sie vertreten sein, im übrigen sind sie vermutlich zu nüchtern, verständig und zu tätig, um diesem Spiele Zeit und Geld zu opfern. Die praktischen Engländer schienen 1Vs»ts st gnai-aon, zu bevorzugen; es muß wohl günstiger für den Spieler sein als Roulette, denn es wird nur an einem, Roulette aber an vier Tischen ge­spielt. An den einzelnen Spieler kann die Bank höchstens 12002 Franks verlieren, während sie an den Roulettespieler über 200000 verlieren kann. An diesem Tische der Karten sah ich einem Engländer zu, der sein Spiel wie schwere Geistesarbeit an einem philosophischen Problem betrieb. Er hatte nicht die nervöse Hand, die ich bei den meisten Roulettespieleru beobachtet hatte, jene weiße, trockene Hand, die im Wider­schein des grünen Tuches, auf dem sie liegt, noch fahler ausschaut. Mit gleichgültigem Griff strich er die Tausende, die er gewann, auf den Goldhausen, der sich um sein Buch herum ans- türmte. Denn sein eifrig durchblättertes Buch bestimmte seine Sätze, denen das Glück ziemlich treu war. An demselben Tische bemerkte ich noch einen jungen Mann» dessen harte, energische Züge auch den Angelsachsen verrieten; aber in seinen dunklen Augen flackerte eine unzähmbare Leidenschaft. Frau und Schwester waren mit