Zuständigen Pfarrer geschlossen wurde. Bei Schließung der kronprinzlichen Ehe waren Ehehindernisse nicht vorhanden.
— Freisprechung der Familie Humbert. In dem Prvzeß Cattaui - Humbert zu Paris beantragte der Staatsanwalt die Freisprechung des Ehepaares Humbert. — Der große eigentliche Humbertprozeß folgt erst noch.
Genf, 20. Febr. Professor Forel hat nunmehr seine Untersuchung beendet nnd in seinem Gutachten erklärt, daß der Geisteszustand der Prinzessin Louffe vollkommen normal sei und mit den jüngsten Handlungen der Prinzessin in keinerlei Zusammenhang stehe. Die kleine Ge- mütsdepressivn, an welcher die Prinzessin leide, werde bald beseitigt sein.
Petersburg. In einem Hause am New- kiprvspekt, wo sich ein Mädcheupensioiiat befindet, wurden gegen 40 Personen, zumeist Schülerinnen von einem tollen Hunde gebissen.
Hoeganeas (Schweden), 19. Febr. In einem hieß Schacht wurden heute Mittag durch Erdrutsch drei Arbeiter verletzt und drei vollständig verschüttet. Für die Rettung der letzteren ist keine Hoffnung vorhanden. Gleichzeitig wurde in einem andern Schacht ein Arbeiter durch Kohlen verschüttet.
Brest, 19 Febr. Eine Spezialkommissivn der Polizei begab sich heute nachmittag nach St. Meau, um den Schulschwestern, die wieder dorthin zurückgekehrt sind, den Ausweisungsbefehl zu überbringen. Bei Ankunft des Kommissars läuteten die Sturmglocken, worauf einige Hundert Landleute sich einfanden, die eine feindselige Haltung einnahmen. Dem Beamten gelang es indessen, in die Schule einzudringen und der Oberin den Ausweisungsbefehl zu überreichen. Diese erklärte, daß die Schwestern vor Ablauf der ihnen bewilligten Frist von 8 Tagen die Schule räumen werden.
— In dem Clistonhotel zu Cedarrapids in Iowa- ist Feuer ausgebrochen. Es sind angeblich 15 bis 20 Personen umgekommen, viele wurden verletzt.
Glasgow, 19. Februar. Gestern brach in den Gebäuden der Govan Road, die niit Par- rafin- und Naphta-Beständen gefüllt war, eine Feuersbrunst aus, die sich rasch ausbreitete. Brennendes Oel floß in den Hasen und die ^artigen Schuppen der Shipping Company
Die Auge« der Liede.
Novelle von P. Herrkorn..
Nachdruck verboien.
Es war der Abend vor Bodo's Abreise. Werner hatte allen Leuten erlaubt, in's Dorf zum Tanz zu gehen, damit sein Gast sich nutzer zwungen in der frischen Luft ergehen konnte; vorläufig aber saß Bodo noch in seinem Zimmer über ein Blatt Papier gebeugt und schrieb jetzt sehr eifrig:
„Wenn Wesen durch des Zufalls Spiel sich
finden
Und das Verhängnis sie dann wieder trennt,
Und so des Umgangs Freuden schwinden,
Nach denen sich das Herz so mächtig sehnt.
Dann denkt man anch entfernt der schönen
Stunden,
Das Herz ergötzt sich an dem schönen Traum ' Gedanken sind an keine Zeit gebunden.
Sie trennt kein Ort, — kein Erdenraum."
Er konnte nickfl anders, Helene sollte noch einen Gruß haben, nachdem er längst von ihr o, gangen, nachdem Land und Meer zwischen iynen lag. Er legte das Blatt in ein Blch, das sie ihm geliehen, klappte es zu und ging in den Garten. Mit Entzücken sog er die balsamische Luft ein, er freute sich über jede Blume. Und wie er weiter und weiter schritt, da stand er plötzlich vor Helene, die ihm einen Strauß blauer Vergißmeinnicht entgegenhielt. Ihre Augen blickten, von Tränen funkelnd, zu ihm auf: „Damit Sie uns nicht ganz vergessen," stammelte sie verwirrt.
„Nie, nie, in meinem ganzen Leben!" sagte Lk bebend und hielt die Hand fest, die ihm die Blüte reichte. „Fräulein Helene- was würde ich darum geben-
„Ein herrlicher abend, nicht wahr, Herr voN Winter?" tönte plötzlich Werüers Stimme zu den Beiden herüber.
Bodo wandte sich zusammenzuckend Um. „Ah>
wurden vom Feuer ergriffen. Die Feuerwehr arbeitete die ganze Nacht und um 9 Uhr morgens schien die Gefahr beseitigt. Um 10 Uhr entströmte dem ursprünglichen Brandherd wiederum eine Menge Naphta und Parrafin und setzte einen Landungssteg in Flammen.
Toronto, 19. Febr. Ein Expreßzug der Grand Trunk Railway wurde in der Nähe von Witsby heute früh von dm Schienen geschleudert und einen 25 Fuß hohen Damm hinunter. 30 Passagiere wurden mehr oder weniger schwer verletzt.
Neiv-Aork, 19. Febr. Ein Telegramm des „New-Iork Herald" aus Port of Spain besagt: Die englischen Marinebehörden erklärten, England sei entschlossen, die von Castro durch- gssührte Blockade nicht anzuerkennen. Seine Kriegsschiffe würden nicht zögern, im Falle von irgendwelchen Einmischungsversucheu gegenüber dem englischen Handel in Venezuela, Feuer zu geben. Bis zur Ablösung durch das in Reparatur befindliche Kriegsschiff „Ouiail" sei das englische Kriegsschiff „Rocket" verantwortlich für den Orinoca und das benachbarte Gebiet. Das englische Kriegsschiff „Pallas" führte die Aufsicht über die übrige Küste.
New-Aork, 20. Febr. Von den bei dem Zusammenstoß des Zuges der Delaware-Laka^ wannabahn mit einem Wagen der elektrischen Bahn verletzten Personen sind bereits 12 gestorben. Nach einer neueren Feststellung beträgt ihre Zahl 30.
— Herr, gieb ihm die ewige Ruhe .... Die Münchener „Allgemeine Zeitung" erzählt folgendes amüsante Schulgeschichtchen: In einer Schule in den bayrischen Vorbergen fand außerordentliche Prüfung statt. Dem Herkommen gemäß wird dort der eintretende Lehrer oder Katechet von den Kindern mit dem Gruße: „Gelobt sei Jesus Christus — guten Morgen, Herr Lehrer — Herr Pfarrer!" empfangen. Wie nun der Herr Inspektor in Begleitung des Pfarrherrn unvermutet die Schule betritt, tönt ihm der Gruß entgegen: „Gelobt sei Jesus Ehr fftus — guten Morgen . . . —", da aber stockt e der jugendliche Chor; der Name „Herr Inspektor" mochte ihnen nicht so geläufig lein. Der begleitende Pfarrherr will seine Schäfleiu ermwigcn, den Gruß zu vollenden, winkt ihnen ui und aiebt das Stichwort: „Herr . Herr—"
lind schon fällt der Chorus ein: Herr, gieb ihm die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihm. Amen!"
Papst Leo Xl!l. wurde am 20. Febr. 1878 als Nachfolger Pius des 9. von den versammelten Kardinälen zum Papst erwählt, welche allerhöchste kirchliche Würde er demnach 25 Jahre bekleidet. Leo Xlll. vollendet am 2. März außerdem sein 93. Lebensjahr in ziemlicher Rüstigkeit und wahrt die Interessen der katholischen Kirche noch ebenso energisch wie am Anfang seiner Regierung. Der Geburtsort des heiligen Vaters ist Carpineto in der Provinz Rom, Priester wurde der Papst am 23. Dezember 1837, Titular-Bischof von Damiette am 11. Januar 1843, Bischof von Perugia am 19, Januar 1840, Kardinal am 19. Dezember 1853. Die Krönung des 263. Papstes geschah am 3. März 1878. Folgende Jubiläen waren ihm beschieden: am 31. Dez. 1887 das 50jährige Priesterjubiläum, am 19. Febr. 1893 das 50jährige Bischofsjubiläum, und dieser Tage war es ein Vierteljahrhundert, daß Leo den päpstlichen Tron bestieg. Ein römisches Komitee wird eine Statue Leos vor der Laterankirche errichten.
(Träume sind Schäume). Als Kaisor Wilhelm I. die Berliner Hyginieausstellung im Jahre 1882 besuchte, zeigte man ihm einen Becher, aus dem er im Jahre 1865 in Karlsbad, während seines dortigen Aufenthaltes, getrunken hatte. Lange betrachtete sich der Kaiser den Becher und schien in tiefes Nachdenken versunken. Später erzählte er: „Als ich damals in Karlsbad zur Kur weilte, hatte ich eines Nachts einen merkwürdigen Traum. Ich sah mich, wie es regelmäßig jeden Morgen geschah, zum Brunnen gehen, aber auffallenderweise reichte mir dort nicht wie bisher ein Mädchen, sondern ein ernster, ja finsterer Mann den Becher. Schon wollte rch ihn an die Lippen setzen, als er mir zurief: „Trinkt nicht, es ist Gift darin!-' In diesem Augenblick wachte ich auf. Am Morgen wanderte ich offen gestanden, in einer noch etwas nachdenklichen Stimmung zum Brunnen und fuhr zusammen, als wirklich kein Mädchen, sondern ein ernster Mann den Becher hinhielt. Eine kleine Weile zögerte ich, aber da nahm ich mich zusammen, da ich von Träumen nichts halte, und trank den Becher auf einen Zug aus. Und Cie sehen, es ist mir nichts geschehen."
Cie, Herr Werner! Wie freundlich von Ihnen niir diesen letz.en Abend so angenehm zu ge- gestalten, daß er mir wie ein leuchtender Stern durch die Nacht meines Lebens leuchten und mir ewig unvergeßlich sein wird. Wie soll, wie kann ich Ihnen danken?"
Werner's Hand legte sich schwer aus Vo- dos Schulter und sein Blick schweifte ziemlich deutlich über Helene und die Blumen hin. — „Wie sie mir danken können? Dadurch, daß Sie immer und überall als Mann von Ehre an mir nnd den Meinen handeln."
Bodo sah voll zu ihm auf. „Ich will es nie vergessen, was ich Ihrem Hause schuldig bin. Wenn ich Ihnen den Dank auch niemals werde abtragen können, so werde ich dennoch nicht aushören zu hoffen, daß einst der Tag kommt, an dem ich vor der Welt gerechtfertig dastehen und ihr zurnfen kann, wie in diesem Hause aus Charfreitagsschauern zuerst die Auferstehungsglocken geläutet haben."
Der Morgen tagte. Schon stampften die Pferde ungeduldig mit den Hufen und mahnten Bodo, den Abschied abzukürzen. Er küßte Werner wie einen altbewährten Freund, drückte Hanna's Hand an seine Lippen und dankte ihnen mit Tränen in den Augen. Helene hatte die schlanken Hände auf einen Sessel gelegt, sie bedurfte einer Stütze; — jeden Augenblick konnte jetzt Bodo zu ihr treten, — sie schwankte. Da traf sie ein seltsam fragender Blick ihres Vaters; sie richtete sich fest auf. Und als Bodo nun wirklich vor sie hintrat und ihr die Hand reichte, da hörte sie alles, was er sprach, nur wie im Traum.
„Vergessen Sie mich nicht» ich werde Sie nie vergessen-"
Die Träne, die vorhin in seinen Augen gezittert — jetzt rollte sie 'über seine Wange, während Helenens Hand kalt Und starr in der seinen ruhte. Es sauste und drallste um sie her aber sie lächelte, während ihr Herz in nie ge- anntem Weh bebte. Noch ein Händedruck, noch
ein Black wurde gewechselt, in dem eine Welt voll Schmerz lag, dann war der Abschied vorüber.
Vorüber — so dachten die weniger Beteiligten. Wie viel und wie lange die beiden Herzen haben kämpfen müssen, bis sie zum Frieden gekommen sind, das können nuv die ermessen, die auch von den:, was sie am meisten liebten, haben scheiden müssen — für immer. —
Acht Jahre waren vorüber gegangen und hatten viel in dem Leben der Familie Werner geändert. Der Tod hatte mit rauher Hand an das warme Herz Werners geklopft und hatte seinen Schlag gehemmt. Er hatte es nicht erlebt, sein Kind glücklich zu sehen; an der Knospe, die zu den schönsten Hoffnungen berechtigt hatte, nagte der Wurm des Grams, ihr fehlte eben zur Entfaltung der Sonnenschein; im Schatten der Sorge verkümmerte sie mehr und mehr. Das Gut war verkauft worden und Hanna lebte mit ihrer Stieftochter in W. Sie bewohnten ein kleines weinumränktes Haus; an den Fenstern standen blühende Blumen und gaben dem Ganzen das Ansehen einer recht gemütlichen Häuslichkeit. Der Frühling hielt seinen Einzug mit Sausen und Brausen, es regnete und stürmte schon eine Woche hindurch.
„Helene, soll der Brief wirklich befördert werden?" sagte eben Frau Werner, indem sie mit einem Schreiben zu dem schweigenden Mädchen trat, das mit einer Handarveit beschäftigt, am Fenster saß.
„Ja, Mama."
„Helene, hast Du Dir alles reiflich überlegt? Willst Du wirklich dem liebenswürdigen Nachfolger Deines Vaters auf Fichtenstein Deine Hand verweigern?"
„Quäle mich nicht, Mama, ich kann nicht anders,
Hanna strich liebkosend über das Haar ihrer Stieftochter: Ich will Dir durchaus keine Qual bereiten mein Kind.
(Fortsetzung folgt.)
krack u- Beilaz der Beruh. Hsfwann'schm Bochdruckerri in Mldbab.
Verantwortlich für die Nedaktion:
E. Hofmann dafelbst.