stürzte zu Boden, ohne getroffen worden zu sein, und wurde später von Bauern aufgefunden, die ihn wieder zur Besinnung brachten. Einige Jahre später fiel er noch einmal in die Hände der Karlisten, die ihn wieder mit 35 Kameraden in der Ebene von Tolosa füsilierten. Aber diesmal drang ihn: eine Kugel in den Mund und trat im Nacken wieder heraus. Man hob ihn mit mit den Leichen auf, aber als man ihn zum Friedhof brachte, bemerkten die Träger, daß er sich noch bewegte. Sie brachten ihn zum Hospital, wo der Erschossene genaß. Darauf kehrte Caballero nach Madrid zurück, um sein Schneiderhandwerk wieder anfzunehmen. Seit mehreren Jahren kann er nicht mehr arbeiteil und lebt von der Mildthätigkeit einiger Freunde.
* Eine Schreibmaschine für Blinde. Der bekannte Ingenieur Duffaud ist ihr Erfinder. Er nennt seine Maschine ein Verfahren, den Blinden die Schrift und das Rechnen zu erleichtern. Sie ist einfach und leicht zu transportieren, indem sie im wesentlichen nur aus einer rechteckigen Tafel besteht. Auf dieser Tafel wird das Papierblatt an zwei Punkten befestigt. Außerdem besitzt sie außerhalb auf den beiden senkrechten Rändern je 22 Löcher, die einander genau gegenüberstehen und durch gleiche Abstände unter sich getrennt sind. An zwei gegenüberliegenden Löchern wird ein Lineal befestigt, das so für die Schrift die gerade Zeilenlinie vormerkt. Das unter dem Papier gleitende Lineal trügt 132 kleine spitze Kegel und ist außerdem durch ein Scharnier mit einer Zahnstange verbunden, die über dem Papier auf ihm liegt. Auf dieser Zahnstange gleitet ein kleiner Wagen, der sechs Hebel mit darauffitzenden Tasten trägt. Diese sechs Hebel bringen ebenso 'viele Uhrschlüsfel zum Druck auf das Papier, das sich zwischen ihnen und kleinen kegelförmigen Spitzen des Lineals befindet. Nach jedem geschriebenen Buchstaben wird der Wageu um einen Zahn der Zahnstange vorgerückt. Der Blinde kann mit 6 Punkten durch die Auswahl der richtigen Tasten mit einem einzigen Schlag ein erhabenes Bild aller Zeichen der Schrift, der Zahlen und auch der Noten auf dem Papier erzeugen, die aus höchstens 6 Punkten zusammen sind. Cr hat das Geschriebene immer
vor sich und kann es auch lesen, da die erhabenen Zeichen für das Tastgefühl seiner Finger unterscheidbar find. Diese nicht ganz korrekte Beschreibung giebt immerhin die Vorstellung, daß der Apparat für die geistige Beschäftigung der Blinden einen wesentlichen Vorteil bieten wird.
* Zu viele Frauen. Der Afrikareisende Du Chaillv erzählte in einem in Petersburg gehaltenen Vortrag, daß er während seines Aufenthaltes in Westafrika zweitausendzweihundert Heiratsanträge erhalten habe. Eines Tages bot ihm ein König 753 junge Mädchen an. Du Chaillu, um sich aus dieser Verlegenheit zu ziehen machte dem König begreiflich, daß, wenn er eine einzige von ihnen heirate, ihm die andern alle eifersüchtig würden. Der König gab ihm recht und schlug ihm deshalb vor, die 730 auf einmal zu nehmen!
* Die Reise um die Erde in vierzig Tagen. Vor einiger Zeit fand in Paris, auf Veranlassung des Vertreters der ostchinesischen Eisenbahn Herrn de Peare, eine Versammlung von Vertretern der französischen Eisenbahngesellschaften, der deutschen, belgischen, holländischen, österreichischen Eisenbahnen, der internationalen Schlafmagengesellschaft und der South Eastern und Chatam Eisenbahn statt. Der Zweck der Versammlung war, über die erforderlichen internationalen Maßnahmen zu beratschlagen, um festzustellen, in welchen europäischen Hauptstädten, wie Paris, London, Brüssel, Amsterdam, Berlin, Wien, Budapest und St. Petersburg, die Billetts nach Dalnp, Peking, Shanghai, Dokvhama und anderen Städten des fernen Ostens auszugeben seien, und nun ferner alle Fragen wegen der Züge, des Gepäcks, der Fahrpreise zu besprechen. Es wurde beschlossen, in Havre und in Cherburg in Verbindung mit den transatlantischen Dampferiinien direkte Billets nach den transsibirischen Plätzen und Peking auszugeben. Auf Vorschlag des Direktors der französischen Osibahn hat sich' die Versammlung ferner bereit erklärt, sich mit den transatlantischen und transpacifischen Dampfergesellschaften nnd ebenso mit den transamerikanischen Eisen- bahngesellschaften in Verbindung zu setzen, um Rückfahrkarten von Paris nach Peking, mit
Hinfahrt über den atlantischen Ocean, Amerika und den Pacific und Rückfahrt über die transsibirische Eisenbahn oder umgekehrt auszugeben. Diese Rückfahrkarten wirkliche Rundreisebillets um die Erde, sollen die Dauer der durch den Helden Jules Verne zurückgelegteu Reise genau um die Hälfte abkürzen. Damit wäre also — wenigstens durch Beschluß der internationalen Konferenz — das Problem der Reise um die Erde in 40 Tagen glücklich gelöst.
* Banditenjagd als Sport. In verschiedenen Teilen Italiens, besonders in Sardinien und Sizilien find wieder verschiedene Banditen thätig, für deren Ergreifung, tot oder lebendig, die Regierung Belohnungen von 800 bis 12 000 Mark aussetzt. Letzteres ist der auf den Kopf des sizilianischen Briganten Varsalona ausgesetzte Preis. Bekanntlich waren für die Ergreifung Musolinos 24,000 Mk. ausgesetzt aber die Gendarmen bekamen nur ein Geschenk von 400 Mark, da sie nur ihre Pflicht gethan hätten. Eine Gesellschaft junger englischer Sportsleute will nun, wie ein englisches Blatt berichtet, die Jagd auf Banditen als neuen aufregenden Sport betreiben. Die finanziellen Ergebnisse ihrer „Jagdbeute" sollen zum Teil dazu verwendet werden, die Opfer der Banditen zu entschädigen. Die Polizeibehörden sehen das als ein weiteres Beispiel englischer Originaliät an und haben die Sportsleute auf das große Wagnis, das sie dabei übernehmen, aufmerksam gemacht. Sie lehnen jede Verantwortung ab, aber versprechen jede mögliche Unterstützung.
* Ein marmorner Bahndamm. Aus Irkutsk wird russischen Blättern geschrieben: 80—100 Werst von Mufsowa beginnen reiche Marmorlager, über die die neuerbaute Sibirische Bahn gerade fortführt. An vielen Stellen sieht man viele tausende von gewaltigen Marmorblöcken vom Felsen losgelöst, neben dem Eisenbahnstrange liegen. In letzter Zeit hat auch die Eisenbahn begonnen, die Marmorlager auszubeuten, und hat unter anderein ganze Unterlagen des Schienenstranges in jener Gegend aus Marmorblöcken erbaut, wie auch die Böschungen und Gräben mit Marmor ausgelegt, so daß man hier buchstäblich auf einem Marmvr- wege fährt.
Roman nack dein H anzAfilch-n von Isloi-.i Rbf'nan 45) k,»r ,i
Schon frühe am Morgen saß Frau Lassalle in erwartungsvoller Haltung in dem kleinen Salon von Belbouquet. Sie hatte besonders gewählte Toilette gemacht, ihre Attitüden einstudiert und ihre Reden noch einmal durchstudiert. Die Hauptschwierigkeit lag darin, zu wissen, ob sie die Vedelles bei ihrer Ankunft als Freunde oder Feinde behandeln solle. Wenn sie ihrem Rufe Folge leisteten, besonders, wenn sie gleichzeitig mrt ihrem Gatten anlangten, würde es wohl nicht möglich sein, ihnen freundlich entgegenzutreten.
'Nach langem, ermüdendem Garten, spät am Nachmittage, wurde endlich das Rollen von Wagenrädern auf der Straße hörbar und die Gesellschaft von Draguiguan kam in Sicht. Der Gräfin Besorgnis hatte unterwegs mit jeder Stunde zugenommen und als sie jetzt weder Hedwig noch Arthur zu ihrem Empfang bereit fand und Frau Lasfalle's ernste, wichtige Miene sah, sank ihr das Herz.
„Wo find unsere Kinder?" fragte sie bebend.
„Ja, wo find sie, Frau Gräfin! Meine Tochter befindet sich bei ihrer Tante Mede; was Ihren Sohn betrifft, so weiß Gott allein, wo er ist."
Allmächtiger Himmel! was ist vorgefallen?" kam es fast gleichzeitig von der Vedelles Lippen, während Herr Lassalle ruhiger fragte:
„Was ist aus ihm geworden? Sprich Vir- ginie!"
„Bitte, Platz zu nehmen," entgegnete Fra" Lassalle in feierlicher Weise; „es ist kein Grund zur Annahme vorhanden, daß dem Herrn Baron von Vedelles etwa zugestoßen sei; sein Verschwinden steht im Einklang mit seinem ganzen Benehmen seil seiner Verheiratung. Er hat
beleidigsten Vernachlässigung behandelt, sie kaum dauerte einige Minuten, bis Frau Lassalle mit eines Wortes gewürdigt. Die treue, ergebene neuer Energie das Wort ergriff. Mit erhobener Dienerin, welche meine Tochter in diese Ein-! Stimme gab sie die feierliche Erklärung ab, samkeit begleitete, kann sein grobes, wildes Wesen! daß sie unter keinen Umständen und in keinem bezeugen und usirtst —^ I Falle zugeben würde, ihre Tochter unter dem
mißhandle väter-
— jzugeveu wurve, rpre Lvcyier UNI
Ein lautes Aufschluchzen Frau von Vedelles. Dache des Mannes zu lassen, der sie mi unterbrach ihren Redestrom. Die Mienen der und verabscheue. Sie würde sie in ihr
beiden Väter drückten heftige Entrüstung aus. Herr von Vedelles nahm zuerst das Wort:
„Ich kann meinen Sohn nicht ungehört verurteilen. Hat er gehandelt, wie sie sagen, dann will ich ihn verleugnen und enterben. Aber, um der Himmeswille, hat man denn gar keinen An» halt, wohin er sich begeben? Weiß Niemand e.was Näheres von seinem Weggehen?"
„Warum ließ Hedwig es nicht sogleich Dich wissen, daß er sie verlassen?" fragte Herr Lassalle. „Wußte Tante Mede von seinem Verschwinden?"
„Mir ist nur bekannt, daß Deine Tante unsere Tochter gestern Morgen mit sich fortnahm Seit mehreren Tagen habe ich von beiden weder etwas gesehen noch gehört."
Eine peinliche Pause trat ein. Die arme Frau von Vedelles schien ganz vernichtet. Sie hielt Arthur so wenig fähig, für sich zu sorgen, daß der Gedanke, ihn allein und unter Fremden zu wissen, sie erbeben machte. Mit todestrauriger Miene schaute sie aus dem Fenster; bittere Selbstvorwürfe nagten an ihrem Herzen.
Der alte Graf fühlte keine Gewissensbisse, aber er sagte sich voll Bitterkeit, daß dieser Sohn, einst der Stolz und die Freude seiner Eltern, zu einer Quelle endloser Unannehmlichkeiten geworden sei. Er war empört über Frau Lassalles, deren Worte ihn auf's empfindlichste verletzt: dennoch war er zu gerecht und zu sehr in Angst, sie könne Grund zu ihrer Entrüstung haben, um feiner eigenen freien Lauf zu lassen.
Herr Lassalle hatte voll Besorgnis die Beschuldigungen seiner Frau vernommen und war
feiner Gemahlin nichts als Haß und Abneigung in großer Verlegenheit, was er sagen, wie er gezeigt, er hat sie mit der ausgesuchtesten und ' sich in der Sache verhalten solle. Das Schweigen
liches Heim zurücknehmen, wo' sie, wenn auch nicht in aristokratischer Umgebung, doch unter dem Schutze ihrer Mutter vor Beleidigungen und Mißhandlungen bewahrt sei.
Herr Lassalle wagte es, den Redestrom seiner Gemahlin mit der Bemerkung zu unterbrechen, daß doch Hedwig in dieser Sache mitzusprechen habe, eine Verwegenheit, welche Frau Lassalle's höchsten Zorn erregte. Sie brach von neuem in eine Flut von Beschwerden gegen Arthur aus und die Gräfin sah mit jeder Minute trostloser, der Graf gereizter, der Notar betrübter drein.
Der Einzige unter der Anwesenden, der nicht im Geringsten aufgeregt schien, war Viktor. Mit großer Gelassenheit ließ er Frau Lassalle's Wortschwall über sich ergehen. Von Natur Sanguiniker, pflegte er die Dinge von der besten Seite zu sehen und so saß er ruhig neben dem Fenster, die Ohren seines Hundes ziehend, der ihm in das Zimmer gefolgt war, mit dem resignierten Ausdruck eines Menschen, der auf das Aufhören eines lästigen Lärmes wartet. Inmitten einer brillanten Redewendung der zornigen Sprecherin erhob er sich plötzlich und bemerkte vollkommen ruhig:
„Ei, da find sie ja im Garten, Arthur und Hedwig, und zwar ganz vertraulich, Arm in Arm."
Alle stürzten an das Fenster. Hedwig war gerade von ihrem Esel abgestiegen und blickte, mit solch Unverkennbar zärtlichem, glücklichen Ausdruck auf ihren Gatten, daß der Gräfin Attgen vor Freude strahlten.
(Fortsetzung folgt.)
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