wird, schließt Pörls seinen Artikel folgendermaßen: „Es wäre wünschenswert, daß wir in Frankreich uns ein Muster an der logischen und Interessenten Art nähmen, wie die Deutschen unsere Sprache lehr n, nicht allein aus philologischen und sprach- lichevj Rücksichten, sondern auch aus Lebnrsklugheit. Die augenblickliche Handelsgröße unserer Nachbarn verdankt ungeheuer viel diesem unausgesetztem Erlernen fremder Sprachen, die ihnen gestatten, sich mit der ganzen Welt in Verbindung zu setzen, statt, wie wir, in der Routine sestg,bannt zu bleibin, die uns tötet. Man kann eine fortschreitende Minderung unserer Ideen und unseres Einflusses in der Welt feststellen, die uns jetzt so leicht zu entbehren vermag. Die internationale Evolution und die allgemeinen wirtschaftlichen Interessen stellen Anforderungen, mit denen wir uns bekannt machen müssen. Das Französische ist noch immer eine GesellschastSsprache, aber für Deutschland auch die Sprache eines Landes, das man auf wirtschaftlichem Gebiete und Handel schlagen muß und deshalb ist der Unterricht in ihr bei unseren Nachbarn so vorzüglich entwickelt. Wir müssen jetzt unsererseits den Kampf aufnehmen, ihnen vacheifern, gleich ihnen durch das Studium emporzukommen suchen und dann erst, wenn wir unseren wahren Platz zurückerobert haben, können wir uns zu der bewunderungswürdigen Sorgfalt beglückwünschen, mit der sie sich unser Idiom anzueignen suchen."
* Eine hohe Wette bat zur Zeit ein rumänischer Student Namens Vastll Gevrgescn auSzu- fechten, ein junger Mediziner den der rumänische Sportklup auSgesaadt hat. Der Letztere bat nämlich mit tem Alp'ttklvp in Paris um 200000 Frcs. gewettet, das eines seiner Mitglieder ohne einen Pfennig in der Tasche ganz Europa durchwandern werde. Die Reise soll etwa drei Jahre währen und — zu Fuß zruückgelegt werden. Der junge Mcdiz-ner, der während seiner eigmartigen Tournee als Thi.rdändlger auftreten will, wir" Wahlschein scheinlich schon im nächsten Monat in Deutschland austauchen und sämtliche Haupt- und R sideuzstädle mit seiner Anwesenheit beglücken l*
- Zeitungsbyzantinismus. Der „Z-iiungs- verlag" macht vusmertsam auf die Schilderung eines Di'nstjubiläumS, das ein gräflich Erdoch- Schönbera'scher Beamter gefeiert bat, in dem Be
richt heißt eS an verschiedenen Steven wörtlich: „Seine Erlaucht der Graf beehrte die Feier durch seine Gegenwart und gab seiner Anerkennung der G wissenhastigkett und Treue deS Jubilars in Herr, ltchen Worten Auö ruck. Der Schloßbauptmann versicherte Se>ne Erlaucht der Liebe »nv Hingebung hochdrssen Beamten. Der Erlauchte Herr irank auf das Wohl seiner treuen Beamten. Der hohe Herr verweilte noch längere Zeit im Kreise der Festteilnehmer und unterhielt sich lebhaft mit ihnen. Der wiedererstandcne Gesangverein Schönberg legte vor Ihrer Durchlaucht der Gräfin aus Antosz hochderen Geburtstages zum ersten Male Proben seiner gesanglichen Leistungen ab. Wenn die Teil, nehmer dieser Feier mit dem Bewußtsein einen schönen Abend verlebt zu haben, auseinanderschie- den, so gebührt vor allen Dingen Seiner Erlaucht dem Grafen unterlhäntgster Dank für hochdefsen Munifizenz!" — Mehr kann man von öder Lobhudele, wirklich nicht Verlangen.
* Eine hübsche Erbschaftsgeschichte findet sich in „Pariser Blättern": Die Kinder der kleinen Sladl FaremoutierS werden das allgemeine Stimm- recht kennen lernen. Eia verstorbenes Mitglied der dortigen freiwilligen Feuerwehr hinterließ der Stadt die etwa 1000 Einwohner zählt, die nötige Summe rur Anschaffung von zwei Sparkassenbüchern über je 25 Franken für einen Schüler und eine Schülerin. Und zwar sollte dasjenige Kind, je ein Männlein und ein Fräulein, die Stiftung erhalten, das atö das artigste und höflichste der ganzen Stadt anerkannt sei." Das Testament fügt hinzu, daß die B-werber aus allen Schulen von ihren Mitschülern durch geheime Wahl zu ermitteln seien. Hoffentlich kommen in Faremoutier keine Wahlbeetn- flassungen durch zeitweilige üderirtedene Höflichkeit der Spargelkandidalen vor!
Weltausstellung Paris 190Ü Grand Prix.
WegetcrLrne
reinste Pflanzenbutter ans Cocosnutzmark bereitet, a b- solut ohne Beigeschmack, wassei- und mikrobenfrei zum Backen und Braten vorzüglich, gesundheitlich und wirtschaftlich höchst empfehlenswert, wird jetzt in Hamburg hergesteUt und ist übelall zu haben.
zu besichtiget!, UM sich von der Unmöglichkeit eines erfolgreichen W-d rstandeS zu überzeugen.
Ncwyork, 5. Okt. Aus Manila wird gemeldet: Die Truppen vcs Obersten Pershing brachten den Maciu-MorvS eine völlige Niederlage bei. Etwa 100 sind gesallen oder verwundet. 40 befestigte Stellungen der Eingeborenen wurd«n genommen und zerstört. Der Sultan vcn Cahugoean ist an den erlittenen Wunden gestorben. Auf seiten der Amerikaner gab es nur zwei Verwundete. General Davis ordnete die Einstellung der Feindselig, ketten an, um den bisher feindlich gesinnten Sultanen Gelegenheit z« «eben um Frieden, zu bitten.
Washington, 4. Okt. Admiral Casey ließ dem Gouverneur von Panama mittetlen: Die Eisenbahnen dürfen, solange diese unter dem Schutze der Unionstaaten fahren, keine Soldaten, Munition und Waffen befördern.
Wie eine D-pesche aus Pietermaritzburg meldet, rst das KriegSrecht in Natal mit gewissen Beschränkungen für die unter dem KriegSrecht Verurteilten aufgehoben worden.
Die unh-ilvolle Wirkung des Krieges auf das Schulwesen wird durch eine soeben auSgegcbene Statistik bewiesen, wonach vor dem Kriege 302 Schulen bestanden, nach demselben noch 189 vor. Händen warm.
Verschiedenes.
* Ein Franzose über den deutschen fremdsprachlichen UMerrichl. Der Uulcrrtchl >» den modernen Sprachen, besonders in der fcanzögschen in den höheren deutschen Lehranstalten wirb von Henry PLriö in der „R:vue" seinen Landsleuten alS nachahmenswert und den modernen Anforderungen entsprechend hingest llt. Er hat ihn de. sonders an den Lehravstallen in Frankfurt a. M. studiert, die er für die am besten organisierten van ganz Deutschland häll. AuSzusctzen find« Püris nur dir Bivorzugung von Scnve und Lou- vrstre in den Cyrestomatie», sowie einige Schw r- sälltgkeilen in den irauzöstschea Glormmattten, da ihre Herausgeber üaerbevungsvoll sich weigern» si- von zuständigen franzöjtichen Kolleg.» korrigieren zu lassen. Nach ter F.stst-Uung, Laß tu Dmtich- lgnd bas Studium und die Prvp.s der französischen Sprache mit großem Eifer nach tem Verlassen der Schulen von weilen M ssen sorlgefetz,
Kerzensrätset'.
Roman nach dem Französischen von Clara Rheinau. 32) (Nachdruck verboten)
Am abend dieses Tages schnei) Mtsc Mebc einen taugen Brtes an eene teure Freundin tu Marseille, eine jene Frauen an welche man fast instinktiv sich wendet, wen» eS gilt, eine schwierige Sache ober einen Akt großer Güte zu voltvrtt gen, e,ne jener euerglschen, hochherzigen Französinnen, Me mit überraschender Leichtigkeit, aus die schnnvar rmjachste Weise, wähle Wunder zu wirken verstehen. In späteren Jahren wurde Fräulein Amelie Lautard mit dem Kreuz der Ehrenlegion dekoriert. Ihr guter Est fluß aus die Soldaten in Marseille unter weichen sie unermüdlich thältg war, war so groß und sichtbar, daß der Kn-gsmlmster in Anerkennung thier Verdienste ihr bas Pcwilegtum erteilte, in gewissen Fällen nach eigenem Gutdünken die Z'll der mtlnärisch-ii Strafen abzulürzcn.
Aber zu der Zeit, da wir schreiben, hatte die Karriere jener seltenen Frau noch nicht lange begonnen. Ihr Valer war mtt Fräulein Lassalle eng befreundet gewesen und Mise Mede Hane stets mit ver kleinen Ameln-, die sie als Kmd gekannt und geliebt, in Briefwechsel gestanden. Nach langer, reiflicher Ueverlegung beschloß sie, ihr di. ganze Geschichte von Hedwigs H-irac und Arthurs unerwiderter Neigung zu Fräulein von Vermont, jetzt Schwester Adciine anzuvcrlrauen.
Sie wußte durch Fräulein Lautard, daß das junge Mädchen vor seinem Eintritt tn's Kloster sich einige Zeit aus Schloß Vermont aufgehalnn uno für Arthur von Veoelles, tess-n Vereinsamung lm Schoße seiner Famtüe und liefe Melancholie sie schmerzlich berührten, ein lebhaftes Jäter,ss- rmpfunden hatte. Mise Mede hoffte, Fräulein Lautard könne von Schwester Adeline werlvolle Ausschlüsse über Arthurs Cyarakisr und Geisteszustand erhalten, weiche bann gleichsam Anteilung Mn würben, aus weiche Weise man am besten eine Rücktrhr und ein gutes Einvernehmen mit einer Frau beweikstelligen könne. Mise Mede ühlte sich s.ldst ganz tm Unklaren über Arthurs
amtlichen Zustand. Sie halt-- mtt solcher Bcstunml- h-i! von seiner Geistesschwäche, seinem kindischen Charakter sprechen hören; es schien fast unglaublich, daß seine eig.nen Eitern sich in diesem Punkte hätten täuschen sollen. Dann hatte auch Therese ihrem Heizen Luft gemacht und allen Groll, den ste seit Wochen darin ausgespeichert, vor Mise Mede endlich Worte verliehen. Ihre Ausdrücke der Wut und Entrüstung waren wenig gewählt. Sie schilderte den Herrn Baron als einen hatb- verrücklen Wilden, den Mise Hedwig besser Nie ge. sehen hätte, sür d-N Benotte eme passende Frau gewesen wäre. Ste, die kleine wilde Katze mit ihrem einfältigen, ISppischin Geplaucer und er mit teinem fii.ste.o, unhöflichen Wesen hätten ein ncttcS Paar abgegeben.
V-rgebeNs suchle Mise Mede diesen Strom von Schmähung-n Einhalt zu lhun. Ste konnte begreifen, daß die alte neue Dienerin unter den vorliegenden Umständen einigen Grund zu ihrer Abneigung gegen Arthur habe und manches, wie ste sagte, verfehlte seinen Eindruck nicht auf ihr Gemüt. Daß der junge Baron, mit der Feder in der Hand, sich eines aewissea Talentes erfreute, war zweifellos; weniger erw esen schien, ob er im Stande sei, vernünftig zu hanteln, ja sür sich selbst Sorge zu tragen. Mise Mete sühlre, daß langes Zögl-rn hier nicht am Platze sei. Entweder mußte ste Arthurs und Hedwigs Eitern von seinem Weggehen in Kenntnis setzen, selbst auf die Gefahr hin, ihn seiner jungen Frau sür immer zu entfremden; oder ste mußte ein anderes Mittel versuchen, ihn zucückzubringen, Mißverständnisse auskiären, an sein Ehr- und Pflichtgefühl vpellirrrn.
Sie kam zu ocm Entschluß, letzteren Wege zu wählen. Fränkin Lautard sollte, wenn möglich, auch Herrn von Belmont aussuchen, bet welchem Arihur sich vielleicht noch aushielt uNb von ihm dte volle Wahrheit über seinen Studienfreund erbitten.
Zu diesem Sinne verfaßte Mts« Mede ihren Briei. den sie noch am gleichen übend beförderte. Wählend der folgenden Tage ließ ste eS sich sehr
alig-Ug-u >em, He.wig in heueiee, hoffnungsvoller Stimmung zu erhallen, und sie dennoch aus ein« mögliche Enttäuschung vorzuteietten. Ihr angeborener Takt, ihr liebenswürdiges Wesen kamen ihr beim Lösen dieser schwierigen Ausgabe gut zu statten. Ste tafln und deieiea miteinander, besuchten Babelte und fanden noch viele Arme in der nächsten Umgebung von Belboi quet, denen geistige und leibliche Hlise autz rvrdentUch not lhat.
Eme neue Wett, die der praktischen Barmherzigkeit, -»öffnete sich dem jungen Wesen, das so rasch vom Kinde zur Frau heroNgerrift war. In dtrs-n Tagen banger Erwartung und Ungewißheit war es ein Segen für ste, höhere Freuter kennen ge« lernt zu haben und unter der klugen, Uebevollen Leitung ihrer guten Tante Mede zu stehen. Sl« war mit Herz und Seel- bet ihren Liebesdiensten dennoch bemerkte Mtsc Mede, w lche den Liebling scharf beobachtete, daß eö nicht ihr Berus sei, ihr ganzes Loten den Armen und Hilflosen zu widmen.
AuS manch kleinen Anzeichen ersah ste, daß Hedwigs H»z nicht mehr srei, daß cs ganz von dem Bttdr teS abwesenden Gatten ersülU war. Immer wieder lenkte sie eie Unterhaltung auf seine Person und aas alles, was zu ihm in Beziehung stand; ste sprach von setn-n Büchern und Zeichnungen, von Benotte und Babelte, von seinen Eitern und Freunden. Die Bank tm Garten, von weicher man am weitesten aus die Fahrstraße sehen konnte, war ihr Licvtlngeptätzchen; wenn ste im Hause weilte und die Ggrlenlhürc öffnen hörte, wandten sich ihre Aug n mit raschem, sehnsüchtigen Blicke nach deren Richtung.
All dies entging Mise Mtde's von der Liebe g.schärften Blicken nicht, unv fast ebenso nuge- vuldig als Herwig erwartete sie die Ankunst des Postboten, der eine Antwort von Marseille über- bringe. Doch als der Ersehnte endlich erschien» lttß er nur einen Brief für die Baronin Arthur von VedelleS zurück, Fräulein Lassrlle ging diesmal leer aus. (Fonsitzung solgt.)
jkruck Li. AtUaz »et Mich. Hosmtmu'chm Buch-ruckec« m Wiltzba». Aerantwartttch für sie Siroakttou: Zu Vertretung: E. Hosmann daselbst,