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Via!- geschehen, so reißt der sZunge Wahl- und ziellos Halme und Blumen ab, um sie sofort wieder wegzuwerfen. Ebenso fängt und tSdiet das Kind später vielleicht bunte Schmetterlinge und Käfer, nicht um sie zu sammeln, sondern auch nur, um sie bet Seite zu Wersen, und wird zum rohen Tierquäler. Freundliche Worte über die Schönheit der Pflanzen und Ermahnungen, nicht unnütz etwas zu pflücken, was man nichr zu Hause aufbewahren will, würden im Kinde Verständnis für die Natur erweckt haben und bewirken, daß der Zerstörungstrieb unterdrückt, die Werke der Natur auch im Kleinsten geliebt und geachtet würden. Hier wird bei der Erziehung unserer Kinder noch mancher Unterlassungssehler gemacht, und die Folgen sieht man an den Ausflügler».
Wackere Sangesbritder. Ein Mitglied eines Gesangvereins zu Kirdorf im Taunus hatte das Unglück gehabt, sich körperliche Verletzungen zuzu- zichen, die eS für längere Zeit arbeitsunfähig machten. In vergangener Woche erhielt der Mann nun den von ihm gesteigerten Holzvorrat für den kommenden Winter. Aber schmerzlich war es, daran denken zu müssen, wann endlich die Zeit kommen würde, die ihm mit völliger Genesung die Kraft bringe, diesen Holzvorrat,^ zu zerkleinern und am gehörigen Ort zu bergen. Da, am Montag, gleich nach Feierabend, tralen vier bis fünf Sangesbrüder, nicht als Quartett zu einem Ständchen, sondern mit Säge und Beil zu werkthätiger Liebe an; am Dienstag wiederholte sich der Antritt, so daß heute alles Holz kleingegemacht uniec Dach und Fach ist. Den wackeren Sangesbrüdecn ein dreifaches, harmonisches: »Hoch soll'« sie leben!"
Rom, 3. Juli. Dem hiesigen .Messaggrro" wird auS Teneriffa ein eigenartiges Eifersuchtsdrama berichtet. Mittwoch vor acht Tase> schiffte sich in Genua eln junges italienisches Ehepaar nach Montevideo ein. Der Eheherr zeigte sich sehr aufgeregt und eifersüchtig, zumal er nachts in der Männer- abieilung schlafen mußte. Als dazu noch die junge Frau wegen iheer Schönheit von den Mitreisenden stark umschwärml wurde, kannte sein Zorn keine Grenzen mehr. Auf der Höhe von Teneriffa stürzte er sich auf seine Frau und versetzte ihr mehrere Dolchstiche. Man brachte die Ohnmächtige in die Apotheke. Doch als der Arzt die Wunden untersuchen wollte, mußte er nach dem Schifssschmied
schickest, Weil daS junge Weib einen tetchlen Kelten« Panzer trug, der auf dem Rücken durch ein Sicherheitsschloß geschloffen war, und der Ehemann den Schlöffet verloren zu haben vorgab. Erst als man Gewalt brauchte, konnte man dem Wütenden den Schlüssel entreißen. Das Paar wurde in Teneriffa auSgesch fft; die Frau die gefährliche Kontusionen davon getragen hat, ging in'S Spital und der Mann in'S Gefängnis.
Eine neuersorschte Riesenhöhle in der Schweiz. Eine Höhle, die zu den schönsten in Europa zählen dürfte, ist in der Schweiz soeben zum ersten Mal erforscht worden. Ihr Eingang liegt nahe bet dem Dorfe Stalden im Muolhtatle, nicht weit von Schwyz am Fuße des Pragel. Ihre Erforschung war schon oft versucht worden, aber die Wassermengen, die Steilheit der Abhänge, das niedcr- sjürz.'Nde Gestein hatten sie bisher verhtndert.Vier kühne Alpinisten, Arthur Wehrli aus Bendlikou und Soxer, Z'mmermann und Wtdmer-Ostwalder auS Zürich habe« nun eine groß- Entdeckungsfahrt in diese Höhle unternommen. Mit Lebensmitteln für acht Tag', 5000 Met r langen Seilen, Leitern und Acetylampen ausgerüstet, sind sie am der» gangenen Freitag in die Grotte rlngrsttegen und erst am Sonntag mittag wiedergekommcn. Die Bewohner Staldens schickten sich gerade an, die Verlorcngeglaubten zu suchen. Die Forscher haben sich von Schlund zu Schlund, von Saal zu Saal dis zu einer Ealsernung von 2750 Metern vom Eingang vorgewagt. Bei dieser Entdeckungsreise von 49 Stunden haben sic eine Fülle von Natur« fitönheiten gefunden: Säle, die wundervoll mit Stalaktiten gefüllt sind, und unterirdische Gießdäche, die mächtig genug sind, um Sägewerke zu treiben. Diese Resultate haben sie für die Anstrengungen und Wagnisse ihrer Forschung, die nicht ohne Gefahr war, reichlich entschädigt.
Die Tortur aus den Philippinen. Die französische Zeitschrift »La Revue" ve-öfsintlicht unter dem Tuet »Die amerikanischen Grausamkeiten' einen Artikel, der auf Grund der gebe men Berichte und den Akten der Untersuchurg geschrieben
ist. ünter änderet« wirb folgetider Bericht wiedev« gegeben: »Wenn wir einen Philippinen gefangen nahmen, sagten wir zu ihm: »Hablai Hablai (Sprich I Sprich I) fast imm r antwortete er dann: »No habla!" (ich werde nicht sprechen!' oder ee schüttelte mii dem Kopf. Dann rief einer: »Gut, dieser K-ri will Limonade." Das war der gewöhnliche Ausweg« Und man gab ihm »ayuu" (Wasser). G-wöhnlich waren wtr vier, um den Mann zu Hollen ; zwei faßten ib» an den Beinen zwei andere an den Armen. Man streckte ihn auf dem Rücken aus uud hielt ihm den Mund mit Hilfe eines GewehrlaufeS offen. Darauf ließ man ihn denJnhalt eines großen Kruges hinuuter« schlucken. Wenn da« Individuum mit den Augen zu rollen begann, richtete man ihn wieder auf und fragte ihn: »Habla l" Bisweilen genügte ein Krug, unt ihn dazu zu bringen, zu sagen, wo man die G wehre und die Munitionen verborgen hatte. Aber meistens mußten drei Krüge geleert werden und ich habe Fälle gesehen, wo eS nötig war, fünf anzuwenden. Wenn man ihn wieder aufrecht hingestellt halte und er dann hartnäckig stumm blieb, so gab ihm einer von nnS einen Faustschlag in das Gesicht oder gegen die Brust. . . . Zwei Greise, die eine weiße Fahne trugen und einander die Hände drückten, jedenfalls zwei Brüder, näherten sich mit hilfefl-hender Miene unseren Reihen. Eie hatten weiße Haare. Sie schwanken, während sie vorwärts kamen, und drohten unter der Last deS Alters zusammenzn» sinken. Meine Kameraden und ich hatten eine Empfindung des Schreckens, als unser Befehls» Hader uns zuries : »Feuer!* Die beiden Greise wurden sogleich gelötet. Wir betraten da« Dorf. Ein kranker Mann, der sich von feinem Schmerzen-» lager erhoben halle, erschien an der Thür feiner Hüne. Er erhielt eine Kugel in den Leib und stürzte bei dem Eingang seiner Wvhnnng zufam» m n. Man wandte Dum-Dum-Kugeln bet diesem Massai ee an, aber wir kannte, den Namen dieser Geschosse nicht. Wir hotten nicht nötig zu wissen, wir kannten ,eine Wirkungen."
Gntlarvt.
Novelle von P. Herrkorn.
5) (Nachdruck verboten)
Die Gräfin Dalmer zog Marie Kaltenborns Arm in den ihrigen und führte diese nebst deren Muster ihrem näheren Bekanntenkreise zu und stellte sie überall vor. Die Damen bemühten sich nun alle, eia süßes Wort über den Bräutigam verlauten zu lassen, so daß Marti wünschte, die Stunde« hätten Flügel, damit sie endlich wieder daheim sein könnte und nicht mehr diese leeren Lobpreisungen hören durfte, die ihr viel Mehr Schmerz als Freude bereiteten. Endlich war da« Konzert vorüber. Weltenegg sah nach der Uhr Und bestellte den Wagen. Beim Abschied ließ er noch einmal einen Wortschwall von Liebenswürdigkeiten wie Raketen gegen die Damen los, die allblendeten, bis auf Marie, die nicht einmal dazu lächelte und dann stumm im Fond des Landauers lehnte und fragend zu dem Himmel mit seinen tausend Und aber tausend Sternen aufblickte, die ste alle nicht frei machen konnten von der Last, die ihr Herz zum Sterben schwer machte. Auch Mariens Mutter batte am heutigen Nachmittage eine meist stumme Rolle gespielt. Sie kamen verhältnismäßig sehr zeitig nach Löwenfelde zurück und Mit einem Handkuß entfernte sich Lothar heute merkwürdig bald von den Damen, nachdem der Wagen vor das Portal gerollt war. Ein Diener erschien mit der Lampe und geleitete die Damen in den blauen Salon, in dem sie Kaltenborn schon erwartete. Er eilte sogar der Tochter liebevoll entgegen und erzählte gleich, Guttmann sei dagewesen. Kaltenborn sagte dann noch: »Ich btn um Alfreds Ausbleiben beunruhigt, weil in der Nacht wieder die Schmuggler ihr lichtscheues G-werbe vollführten. Bei Alfreds Vorliebe ln dev Abendstunden zu Fuß durch den Wald zu gehen, kann es leicht Vorkommen, daß er bei dem Ueberschreiten der Grenze von den Russen verkannt wird, und darum bar ich Gutt- Maun, doch bis zum Mahnkeschen Hause zst gehen, VM Alfred nicht allein draußen zu wissen. Da tr gestern schon kommen wollte, erwarte ich ihn heute doch mit Völler Bestimmtheit*
,Und ich «elttte zuversichtlich- ihn bei Unserer Rückkehr Su« BcaUnbkrgschVnimGchlofft zu sehen,
es wirb ihm doch hoff-nliich kein Unglück zugestoßen skia?" entgegnete Marie.
Kaltenborn stieß einen tiefen Seufzer aus, sein ganzer Kö'prr zitterte dabei vor Schwäche und Erregung und dann zog er sich, der Frau Und Tochter leise gut Nacht wünschend, tn sein Zimmer zurück.
Im nächsten Augenblick hob Frau Kaltenborn den Kopf und lauschte.
»Hörst Du nichts, Marte?" frug sie leise.
»Nein, Mutter," entgeguete das junge Mädchen.
»Mir wahr e-, als ob Jemand sich hier an's Fenster schliche. Vielleicht will unS ein Lauscher beobachten. Ich weiß nicht, welche Unruhe auch plötzlich befällt- mir sind alle Glieder schwer wie vor einem Gewitier."
»Anch mir hängt eS wie Blei an den Füßen, und aus dem Herzen liegt es mir zentnerschwer," klagte Marie, brach in einen Strom von Thränen aus und warf sich der Mutter mit den Worten an den Hals! »Wenn ich doch sterben könnte! Ich fühle mich so unglücklich und die Zukunft liegt grauenvoll vor mir."
»Verzage nicht, mein Kind," sagte die blaffe Frau, während sie die Tochter zärtlich umfing. Plötzlich fuhren sie auseinander. Man batte leise an's Fenster geklopft. Erschreckt, verwirrt sank Marie in den nächsten Stuhl, während ihre Mutter den Vorhang vom Fenster hob, um nachzusehen, waS es gäbe. Der Mond war hinter dem dunklen Gewölbe heivorgelrelen und leuchtete ins Fenster und gerade den vor demselben stehenden Overtn- inspektor Guttmann tn's Gesicht, so daß Frau Kaltenborn ihn sofort erkannte nnd auch bemerkte, daß er in großer Aufregung war, denn er wischte sich wieaerholt d-n schweiß von der Ltirn und und alhmetc schwer.
»Herr Guttmann, Sie sind es!" rief Frau Kaltenborn. »WaS dringen Sic unö noch so spät? Nachricht von Alsred?"
»Ja," sagt« er. „Möchten Sie mich, bitte, einlassen und anhircn, trotz der späten Stunde, denn morgen würde st« die Nachricht sicher unvorbereitet treffen. Und Eie wie Fräulein Marie bedürfen ja so sehr der Schonung."
»Kommen Stk, lieber Herr GuttmaUn, ich schließe die Thür auf.°
»Besten Dank, gnädige Frau." ^
Frau Kaltenborn war eS bei dem Anblick de« in das Zimmer tretenden Inspektors, als hätte stt jetzt einen Schutz in ihrer Angst und Bekomm n- heit, ste reichte ihm die H°nd und nötigte ihn Platz zu nehmen.
Guttmann ließ sich erschöpft in einen Sessel fallen, dann sagte er mit tiefem Seufzer: »Leider muß ich der Ueberbrtnger einer schmerzlichen Nach» richt sein. Der Schicksalsschlog, der Sie trifft, vrrursachl auch mir tiefen Schmerz."
»Alfredl Was ist ihm geschehen?" frug Marie belroff-n. »Haben Sie ihn gefunden?"
Guttmann nickte nnd sagte traurig: »Ich fand ihn mit dem Gesicht auf der Erde, tief tn einem Gebüsch, ein Schuß war ihm tn den Hais g» vrungen."
»Er ist lobt?" schrien die beiden Frauen ent» setzt auf. Ihr ganzer, großer Schmerz klang tn Vieser schrecklichen Frage au«.
Guttmann nickte wiederum trübselig, während ihm die Thränen über die Wangen rollten. »ES thüt mir so ikid, der Usberbrtnger dieser so schmerz« lichen Nachricht sein zu müssen, aber ich wollt«, Sie sollten es erfahren, bevor morgen alle Welt davon spricht, und das Gericht sich der Sache an« nimmt."
»Barmherziger Himmel, wtr haben unseren einzigen Sohn verloren," jammerte Frau Kalten» born und sank schluchzend in die Knie, während nun Marie und Guttmann die Mutier zu trösten suchten.
Die drei Personen saßen noch lange in tiefem Schmerze beieinander und sprachen noch dieses und jenes, was den unglücklichen Alfred betraf. Dann trennten ste sich, aber keines von ihnen fand in dieser N'cht Ruhe und Schtaf, denn der Kummer hielt Wacht an ihrer Lagerstätte.
(Fortsetzung folgt.)
Humoristisches. Schwarz auf W-tß. Per Rübenbau» Nazi«. der vor einiger Zett aus dtr Irrenanstalt entlasse, worden, gerät im Wirtshaus mit seinem Nachbar in Meinungsverschiedenheit, »Vcrrückt-r Kerls Narr!" schtwptt dieser auf ihn ein. »Was," sogt der NubenbatM, »? w§? 0 Narr?! ... I' bin ja der einzige im ganze« Dorf, der r? amtliches Z ugniS hak, baßer geistig g'sund is!"
Druck u. Verlag btt Beruh. Hsfmann'schrn Buchdrucker« in Wildhai». Verantwortlicher Redakteur! C. H. Kretzschmar daselbst.