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Novelle von P. Herrkorn.

S) (Nachdruck verboten.)

Bleich und zitternd empfing Kaltenborn den in dessen Privatzimmcr ebenfalls keck und dreist eintretenden Weltenegg.

Guten Tag, lieber Kaltenborn", so grüßte Weltenrgg vertraulich ven Schtoßherren und als dieser nur kurz, fast ablehnend dankte und dann wehmütig mit tonloser Stimme fragt«:

Aber was wollen Sie denn hier noch von mir, Wettenegg? Wollen Sie weiter Ihre Drohungen und Erpressungen forl- setzen? Gab ich ihnen nicht schon wahre Gotbhaufen und den Löwenanteil an der Beute?*

Schon gut, alles gut l" lieber Kalten» born,aber das Leben in Italien und Mo« naco und in den vornehmen Clubs in Paris, Wien und Berlin kostet heidenmäßig vieles Geld, Sie haben davon keine Ahnung. Ich bin wieder mal ruiniert trotz meines großen Rittergutes und hochadeligen Stammdaums, und da müssen Sie mir wieder Helsen, sonst

Dieses verfluchteSonst I" sollten Sic mir nicht gleich hören lassen", sagte jetzt Kaltenborn, sich etwas ermannend.Wer giebt Ihnen das Recht, mich zu bedrohen und auszuptüneern?*

Hahaha, mein lieber Spicßgeskll", lachte Wellenegg höhnisch,ich muß mir ein neues Glück gründen, da mein altes schon zwe>mat tu Scherben ging. Nur eine reiche Hnrat kann mich noch retten, und da wäre mir ihre Tochter gerade recht.'

Meine Tochter?" gellte es mit einem wahren Schreckensrufe von Kaltenborns L'ppen.

Alter H.-rr, machen Sie keine Scene, sonst können Sie die Rache eines Verzweifel­ten spüren!" drohte Weltenegg jetzt mit flammenden Augen.Ich schieße mich tot, wenn Sie nein sagen, aoer zuvor geht rin Brief an die Staatsanwaltschaft ab, und dann werden Sic sehen, wie Sie durch Ihre Hartnäckigkeit Ihre Familie unglücklich ge­macht haben."

Weltenegg! Ungeheuer I WaS wollen Sie beginnen I" stöhnte Kaltenborn, aber dann flüsterte er leise, geisterhaft:Nun ja, wenn es sein muß. dann sollen Sie meine Tochter haben, aber verlangen Sie do- Zawort nicht gleich heute oder morgen von lhr, das junge Mädchen muß sich erst an den Gedanken gewöhnen!*

Schon gut! Besten Dank, lieber Kalten­born, daran erkenne ich Sie doch wieder als meinen lieben, alten Freund," entgegncte der Schländltche h-uchlertsch und klopfte Kalten- dvin besänftigend aus die Schulter.Ich bleibe also hier auf Löwenfelde, und das Uevrigr wird sich finden."

Ja, ja," nickte der kranke Schloßherr, und falls Sie Geld brauchen, so nehmen Sie hier!"

Mit diesen Worten schloß Kaltenborn seinen Geldschrank aus und gab Weltenegg Goldmünzen und Banknoten mit vollen Hän­den. Eine halbe Stunde später erschien Kaltenborn mit seinem Gaste auch im Speise- saale.

»

Von dem Augenblick, da Kosmar von Weltenegg über die Schwelle von Löwenfclde

geschritten war, wehte ei« anderer Geist in diesen Räumen; der junge Mann hatte fick vollständig häuslich eingerichtet und spielte sich sofort zum Befehlshaber auf, der keinen Widerspruch duldete. Mit Alfred, dem Sohne des Hauses, stand er daher bald auf dem Kriegsfuß und zankte sich täglich mit ihm. Trotzdem dachte Weltenegg natürlich nicht daran, abzurrtjen, sondern suchte Alfred so viele Steine wir möglich in den Weg zu rollen, bis dieser die Sache satt bekam, und eines Tage« erklärte,er würde Liwenselde für einige Wochen verlassen, da Herr von Weltenegg keine Miene mache, da« Feld zu räumen, und sein Vater, der Schloßherr, kein Wort zu Gunsten seines Sohnes spreche."

Nun faßte aber Weltenegg noch festeren Fuß in Löwenfeldt und regierte bald da« ganze Haus; er erteilte seine Befehle als sei er alleiniger Herr des Rittergutes, und zur großen Verwunderung der Schloßfrau, dem Fräulein Marie und deS OberinsprcklorS Guttmann ließ sich dieses auch Kaltenborn nun ganz und gar stillschweigend gefallen. Der Besitzer von Löwenfelde war, seit W-l- lenegg mit ihm unter einem Dache lebte, vollständig willenlos geworden, er wagte garnicht mehr etgemächtig etwas zu bestimmen, und mochte am liebsten keinen fremden Men­schen sehen, viel weniger mit ihm zu thuu haben.

Wie grau, alt und verfallen war Kalten­born geworden, seitdem Weltenegg im Hause nach Belieben schaltete und waltete I Es war Alles, Alle» im Hause anders geworden, seitvem sich KoSmar von Weltenegg >n Löwenfelde häuöttch niedergelassen und nun mit keiner Shlbe mehr an den Abschied dachte, da er unentwegt rin bestimmtes Ziel vor Augen hatte: er wollte dereinst Herr von Löwenfilve werden, indem er sich Martens Hand sichelte. Frau Kaltenborn ahnte e» nicht, in welcher Weise ihr Gatte Weltenegg verpflichtet war, daß er blindlings sich allen Anforderungen de« viel jüngeren Manne» fügte, adcr sie empfand e« sihr schmerzlich, daß er thr kein Vertrauen bewies unv alle ihre Anspielungen aus da» sonderbare Vrr- hültnis unbeachtet ließ, trotzdem doch alle Familienmitglieder mehr oder weniger da­runter zu leiben hatten.

Selbstredend wurde auch dem Oberin­spektor Guttmann aus Löwenfelde der Boven unter den Füßen hetß, und da er in der Landwirtschaft eine sehr geschätzte Kraft war, so sah er sich in aller Stille nach einem anderen Ptatz um, denn eS paßie ihm nicht, sich von dem Fremden besetzten zu lassen, dessen ganzes Wesen auf alle Bediensteten Kaltenborn« einen so nieberbrückenden Ein­fluß auSüdte, daß Niemand mehr auf dem Schloße bleiben wollte. Auch Marie war surchlfam und matt geworden. Vielleicht fühlte sie, wie der Hrdtcht aus Beate lauerte und daß sie dir hilflose Taube war, die ihm zum Opfer fallen sollte.

Gav es keinen Ausweg, der Gefahr zu entrinnen? Der vornehme Mann mit den seinen, weißrn, aristokratischen Händen er­oberte sich täglich mehr Terrain, er fand denn auch bald seine Zeit gekommen und trat mit der Bewerbung um Mariens Hand offen hervor. Als der Vater dem jungen Mädchen die Mitteilung machte, daß Welte« negg sie zur Frau begehre, sah er selbst tief bekümmert aus, und Marie schrie auf vor Entsetzen über den Antrag. Sie erklärte,

sie Hütte Franz Guttmann Herz und Hand geschenkt, und nicht« könne sie zwingen, ihm untreu zu werden.

Bei dieser Eröffnung wurde Kaltenborn ohnmächtig, und als er sich dann erholte, sagte er seiner Frau und Tochter, es sei in seinem Leben ein dunkler Punkt, den Herr von Weltenegg allein kenne, er bitte daher, die Seinen, demselben auch nicht weiter nach­zuforschen, sich aber allen Anforderungen Weltenegg» zu fügen, der ihn vollständig in Händen habe. Kaltenborn hatte dabet Thränen in den Augen und bat seine Tochter mit ge» rungenen Händen, ihm das Opfer zu bringen und Kosmar von Weltenegg« Antrag anzu- nrhmrn.

Als Marie wie gebrochen über die Schwelle ihr-s Hause» schritt, um ihren tiefen Schmerze in einem Thränenstrom Luft zu machen und ungesehen ihre Liebe zu Franz Guttmann rinzusargen, da atmete Kaltenborn auf, denn er hatte bereits Welte­negg da- Jawort seiner Tochter überbracht, und wußte nicht, was er vor Verzwcisetung hätte anfangen sollen, wenn Marte standhaft vte Werbung Weltenegg'- abgetehnt hätte. Ader Marie hatte dem Vater zu Liebe daS Opfer gebracht, ste war nun Weltenegg'- Braut.

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

Die letzten LedenSzeichen von St. Pierre.

Die französische Kavetkompagale veröffentlicht ein interessante« Dokument, nämlich vre Auf­zeichnungen de» Telegraphisten von Fort de France, welcher am 8. Mai, am Tage der Katastrophe auf Martinique, den Dienst mit St. Pierre versah, Vas Dokument beginnt: Sieben Uhr, wir eröffnen den Dienst mit den üblichen Worten: ,öonzollr,dloasisurs-. Sledee Uhr fünf, Sl. Pierre üoermnlctt ein Diensttclegramm und jodann die Nachricht, oaß die Kommission, weiche die vulkanischen Erscheinungen studiert, erklärte, die bisherigen Erscheinungen seien nicht anormal. 7 Uhr 57 Minuten ersuchen wir St. Pterrc, rin an die Kadelkompagnte adressiertes Paket zu reklamieren. St. Pierre antwortet:Wird geschehen." 7 Uhr bSl Auf meinen Anruf antwortet mein Kollege in St. Pierre mit dem Signal ,g" (Marchez!) 8Uyr 1 Min. . . . verlangen von Sl. Pierre Bestätigung eines Satze» der früheren Depesche. W>r warten auf Antwort. 8 Uhr 2 hören wir tn unserem Apparat ein kurzes Rollen, dann nichts mehr. Das letzte Signal, welches auf unseren Streifen verzeichnet ist, hat folgende Form: f.

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