Die Löhne des Kapitäns.

Erzählung von Carl Western.

7) (Nachdruck verboten.)

Malcolm wartete schon auf ihn. Er empfing den Jüngling mit tiefer Verbeugung:

Manning, Mylord I*

Rowland dachte:

»Der Alte ist gestört!'

Er achtete nicht weiter darauf, sondern fragte:

Wer war die Dame, die ich gestern zu retten da« Glück Halle?'

Lord Aroundle« Tochter!'

Eie heißt Miß May?'

Ja, May! Da ist ste l"

Er trat bei Seite, May eilte schnell auf Rowland zu:

Sir, ich danke Euch!'

Hat Euch da» unfreiwillige Bad nicht geschadet?*

Nicht im geringsten I Meine Eltern haben e» nicht einmal erfahren! Vielleicht hätte ich sonst nicht einmal da» Vergnügen, Euch sehen und danken zu können!'

Und Ihr sollt nicht danken!'

Da« dürft Ihr nicht sagen!'

Alle» ist Bestimmung, Miß I Mein war e», Euch zu retten, Euch zu sehen und"

Er schwieg.

Und?' lächelte sie.

Er blickte sie an, er zog ihre Hand an den Mund, küßte sie heiß und fuhr fort:

Und Euch zu lieben!'

Und ich Euch!' flüsterte sie.

May,' rief erentzückende« Mädchen, May, meine Seele!'

Sie waren in den Park gekommen, Mal­colm soigte in Weiler Ferne und lächelte:

Recht so, Junker, küßt sie; Ihr küßt Euch Euer Erbe zurück! Küßt sie, st« ist edel und besser als Vater, Mutter und Bruder!'

Er hat sie umschlungen und küßte ihren blühenden Mund.

Und wer bist Du, Lieber?' fragte sie.

Mein Name ist Rowland Oldham, der Sohn des Kaptän» a. D. in Dundee. Ich bin Zögling der SremannSschnle inWovlwich und gehe nach den Ferien als Mevschtp- man ab und trete auf etn Kriegsschiff über. Nach einem Jahre bin ich Leutnant, nach drei hoffentlich Kapitän, daß ich um Deine Hand werben kann!'

Ich warte daraus!'

Du süße Unschuld l Und e» wird Dir Nicht zu lang, meine May?'

Nein, ich warte auf Dich, Rowland l welch ein entzückender Name! Ach, ich habe Deinen Kuß gestern gefühlt!'

Und er hat mich in Liebe zu Dir ent» flammt!

Sehen wir uns wieder?'

Alle Tage hier am See!'

Wann reisest Du ab?'

In acht Tagen!'

Und dann?'

Schreibe ich!'

Ist es nicht unsicher?'

Mein Bruder Edward bringt Dir meine Brief-!'

Oh, das ist lieb!'

Hier sprang der alte Malcolm vor:

My!ocd, der Herr kommt I Enteilt!'

May küßte ihn noch einmal, schritt dann zurück, Rowland eilte dem See zu, May aber flüsterte Malcolm ins Ohr:

Schwelge, Alter, schweigen; er ist mein Verlobter geworden!'

Gott segne Euch! lautete di« Antwort, dann schritt er demütig hinter ihr her und murmelte;

Nun hält mein Faden, denn sie weiß seinen Namen gewiß!'

Von diesem Tage an war Rowland jeden Tag bei May am Gatey Lake und sprach mit seiner Heimlichverlobten, bis der Urlaub zu Ende war. An diesem Tage nahm er Edward heimlich beiseit und ging mit ihm aus die Heide hinaus. Sie stand gerade in Blüte und sah aus, als hätten sich Morgen, und Abendrot vom Himmel auf die Erde htnabgesenkt; dazwischen blühte gelber Giaster roter OaontS, schossen blaue Skabiosen auf, während farbige Falter durch die laue Luft flatterten.

Lieber Ed,' sagte er,Du wirst neu­gierig sein, wo ich all diese Tage gewesen bin?'

Edward lachte schelmisch:

Kann's mir denken l so unerfahren bin ich doch nicht mehr: bei ihr, der Jungfrau vom See!'

Du hast recht, ich war bei meiner May I" May heißt sie? Ein hübscher Name!" Eine edle Seele, Ed I"

Wer ist sie?"

Die Tochter Lord AroundleSl"

Und sic ist Dir gut?"

Wir sind heimlich verlobt I"

Uze do^, Du imponierst mirI"

Jener Mann, Malcolm, beschütze unsere Liebe, von der niemand etwas wissen darf I" Erklärlich! Ein Schüler von der See­mannsschule und eine» LordS Tochter l Du willst erst Leutnant sein, nicht wahr?" Wie klug Du bist Ed!"

Jener lochte von Herzen."

Und was hätte Row für ein Begehr?' Meine Ferien sind zu Ente, die Demi» gen dauern noch 14 Tage I"

Und?"

Ich schreibe an Dich »nd lege für sie einen langen Brief oder mehrere ein, die sollst Du ihr bringen!'

Und wohin ?'

Wo ich sie rettete!"

Ich verspreche l'

Aber die Eitern dürfen e« nicht wissen!" Natürlich l"

Du bist mein Herzensbruder l"

Und bleibe eS!"

Eie kehrten nun um, Rowland nahm Abschied und reiste nach Woolwtch zurück. Edward hielt sein Wort.

Als einige Tage später ein Brief an den Kapitän eintras, enthielt derselbe emr Ein­lage an Ed. Man erfuhr, daß Rowland als Midschipman aus Ihrer Majestät Kriegs­schiff Janvitible angetreten sei und eine Reise nach Indien antrete. EdS Brief enthielt ein langes Schreiben an May.

Ed machte den Bown.

Ec traf May und Malcolm am See. Der Alte blickte Edward starr an, ent­deck» die Narbe am Munde und murmelte:

Kein Zweifelt Es sind meine Junker! Herr Gott, sei gelobt! '

Das entging May und Ed völlig! May in Erwartung eines Briefes ihre« Rowland, Ed im Eifer, die Bekanntschaft des reizenden Mädchens zu machen.

May sagte nun zu Ma'colm:

Geht, es ist RowlandS Bruder!"

Ich sehe eS, MIß!"

Er zog sich zurück, um zu überlegeit, was zu thun sei.

Ed eröffnet! das Gespräch:

Ich habe ihnen einen Brief von Row­land zu übergeben!" sagte er.

Und ich danke Ihnen l" entgegnet« May. Ich werde ihn hernach allein lesen; Sie aber Mister Edward, teilen mir wohl mit, waS er Ihnen geschrieben?"

Gewiß! Er geht als Midschipman mit dem Janvicible nach Indien!"

O Gott l Wann mag er zurückkehren ?"

Frühester» in einem Jahre, aber dann sicher als Leutsant!'

Das wäre ein Glück!"

Dabei füllten sich aber ihre Augeu doch mit Thränen. Da» dauerte Ed.

Ach, Miß May," sagte er deshalb, ich weiß alles; mein Bruder weihte mich in da» Geheimnis ein! Ich begreife Ihren Schmerz! Ich will aber die Antwort gern an Rowland übermitteln."

Wollten Sie da» ?"

Gern! ES wird Vielleicht der letzte Brief sein, den ich in langer Zeit vermitteln kann! Aber nur Geduld, Rowland ist treu wie Gold I"

Das weiß ich, Sir; wollen Eie sich morgen früh hier wieder eivfinden?"

Gewiß l"

Er hatte nun keinen Anlaß mehr zum bleiben; er ging und dachte:

Ich kann eS Rowland nicht verdenken; sie ist eine wahrhafte Mädchenperle I"

Malcolm sah ihn gehen und murmelte:

Erfährt er's, er lötet mich wie einen tollen Hund!"

May aber las voll Entzücken ihren ersten Brief von dem geliebten Rowland. Sie eilte bann inS Hau», die Antwort zu schreiben. (Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

.'. (Unmögliches)Die Düsseldorfer haben ihr Bismarckdenkmal verhunzt, indem sie eS mit Schmierseife reinigen wollten va« sind ja die reinsten'Im Gegenteil, das sind die gescheitesten Leute von der Welt! Sonst ist eS noch niemand ge­lungen, den Bismarck einzuscifen oder anzu« schmieren.

Ein gewiegter Kapellmeister. Vom Aufenthalt der «ailerin in Badenwetler wird jetzt eine hübsche Geschichte bekannt. Die Kaiserin hörte dieser Tage mit ihren Kindern einem Konzert im Freien zu. Kurze Zeit hielt das Wetter an, dann aber mußte vor dem Regen alles unter eine Veranda flüch­ten. Der Kapellmeister, dem eS in der Enge an Platz fehlte, stieg kurz entschlossen aus den erhöhten Tritt einer automatischen Wage und schwang daselbst den Taklstock. Die Idee war ganz gut, alllin Prinz Jo­achim halte noch eine befsire. Er schlich sich unbemerkt hinzu, st'ckie den erforderlichen Nickel in den Schlitz des Gehäuses, und Vinter dem Haupte des Herrn Kappell meister» schlug der rote Zeiger alsbald einen weiten Bogen, um alsdann das nicht unbeträcht­liche Körpergewicht de» Dirigenten allen Um« sitzenden und Umstehendenanzuzeigen. Seine Musiker mochten noch so schön spielen und ihren Instrumenten die herrlichsten Töne entlocken, sie wurden überlönt durch das laute G-iächter der Anwesenden, dem sich dir Kaiserin auch nicht entziehen konnte.

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Bruck u, Verlag der Berich. Hosrnann'sche« Buchdruckerei in Mdbad. Verantwortlicher Redakteur: G. H- Kretzschmar.