Pfingsten.
Laßt läuten die Glocken
Fern und nah,
Sie sollen frohlocken:
Der Lenz ist dal
Was diese Dichterworte auSsprechen, das ist auch rin gut Stück der Pfingstfreudr, und hat seine christliche Berechtigung von dem Standpunkt de» anbeteadcn Glaubens an die Herrlichkeit drS Schöpfers, der in dieser Pfingstenzelt die Gestalt der Erde erneuert. Aber da» Hauplstück unsres heiligen Festes ist das noch nicht. Die eigentliche Pfingstgabe ist das Golte«feuer des heiligen Geistes, der einst wie geistliches FrühiingSwehen über der Jünger Herz kam, und dessen heiligende, erneuernde läuternde Macht uns not thut, für unser Volksleben und für unserpersöalicheS Leben. Mancherlei Geister treiben ihr Wesen: gottloser Wellgetst und aufklärerischer Zeitgeist, stolzer Mcnschengeist und »ielgerühmter deutscher Volksgeist — aber sie sind alle mehr oder weniger feindselig gegenüber dem Gotte-getst demütigen Gotlvertrauens und wahrhafter Nächstenliebe. Und so w'nig zu verkennen ist, daß man einerseits darüber sich klar zu wirken beginnt : es kann ohne Gott und Religion nicht lange mehr so tvei- tergehen, während andererseits rin Sehnen und Ringen der Volksseele nach Klärung, Versöhnung, Heilung der Verhältnisse immer stärker oben und unten sich geltend macht, so gewiß ist die Thatsache, daß nicht menschliche Begeisterung oder Veranstaltung den religiös-sittlichen Umschwung herbeizuführen im Stande sein wird, sondern nur ein Pfingsten, dadurch Gott unser evangelisches Volk mit neuem Glauben», und Gebelsgeist erfüllt. Cs kann sein , daß erst schwere Heimsuchungen dazu nötig sind, um dies geschehen zu lassen, aber eö ist besser, durchdas Läuter- ungSfener göttlicher Gerichte hindurchzu gehen, als dem Vernichtungsfeuer göttlichen Gerichts anheim zu fallen. Was die kommenden Tag dringen werden, weiß Gott allein. Aber eins ist allen Christen gewiß, daß der heilige Geist sein Gnadrnwerk weiter treiben wird durch treuer Zungen Mund, ob sie nun Glauben finden oder nicht. Und wer auS eigener Erfahrung weiß, daß es nicht eigene« Verdienst sondern Gottes Macht war, die das neue Leben in seiner Brust wachrief, der kann auch von der Hoffnung nicht lassen, daß noch einmal ein Pfi 'gsten in unserem deutschen Vaterland werde und der heilige Geist die Geister aus dem Abgrunde siegreich verscheucht.
Vt N « V f H « «.
Stuttgart, 13. Mai. Die KönigSparade wurde heute vormittag von 10 Uhr ab aus dem Ekerzittplatz bei Cannstatt adg'halten. Sämtliche Truppen der Standorte Stuttgart Cannstatt und LudwigSburg einschließlich der zur Zeit eioberufinen Landwehr wurden vom Herzog Albrecht, dem Kommandeur der 26. Division, kommandiert.
— Stuttgart. Nach amtlicher Bekanntmachung werden vom 1. Juli an Teliphon- nebenanschlüsse für Private nicht mehr zugelassen, da sich hierbei Mtßstände jür den Telrphonbetrteb herauSgest-Ul haben.
LudwigSburg, 13. Mai. H.ute früh 2'/» Uhr ist in einem G-schützschuppen im Hose beS Feldartill.-Reg. Nr. 29 in der Salonstraße, auf welch-m sich die Avteilungs. kammer befindet, Feuer auSgebrochen. Die
Kammer ist vollständig auSgebrannt; der Schaden an Montierungen und Waffen rc. ist sehr groß, trotzdem rin Teil gerettet werden konnte. Wie da» Feuer entstanden ist, ist bis setzt unbekannt.
Eßlingen, 13. Mai. Die Fröste haben den Bienenvölkern, die h-uer gut überwintert haben, sehr geschadet. Eine Masse Bienen ist erfroren. Zur Zeit müssen die Imker ihre Völker füttern. Am letzten SamStog kamen in Stadt und Bezirk die ersten Schwärme vor.
Reutlingen, 9. Mai. (Festspiele). Von morgen ab wirb auf der Bühne der Honauer Lichtenstein-Spiclc Tag für Tag mit Eifer und Fleiß geprobt, denn eS trennt uns jetzt nur noch eine Woche von der Eröffnung der Spielzeit. Die Hauptrollen, welche in diesem Jahre durchweg in den Händen von frischen Kräften liegen, sind nach einer Mtttettung des Spielleiters sehr gut besetzt, so daß auch diesmal wieder den Besuchern ein hoher Genuß versprochen werden kann. Die bei den Proben thätige Spieler werden allabendlich durch einen Sondcrzug in das Thal herabgebracht. Die Renovationsarbeiten an der Sptelhalle sind nicht so umfangreich gewor» den, als man zuerst befürchtete, denn dank der soliden und durchaus sachgemäßen Bauart der Spielhalle waren überhaupt keine größeren Arbeiten nötig, um sie tn den gehörigen Stand zu setzen. Was zu einem vollständigen Getingen noch fehl!, ist einzig gutes Wetter, damit die auswärtigen Besucher auch die herrliche Umgebung drS schönen Echazihales genießen können. Eö ist deshalb sehr zu wünschen, daß ver allenlhalbeen mit Sehnsucht erwartete Wilterungsumschlag „och vor Pfingsten rintrifft.
Göppingen, 12. Mai. Auf Veranlassung »cs Alldeutschen VerdandrS hielt gestern Abend Hosrezetator Neandrr au« Hanvver im Apostcljaal einen durch 100 Rtefinticht- bilder erläuterten Vortrag über den Burenkrieg. Die Bilder stellten Schlachten, Gefechte, Städte und Landschaften rc. vor und gelangen vorzüglich.
Schönmünzach, 11. Mai. Auch hieran der badischen Grenze hat da» ungünstige Wetter der letzten Zeit Schaden gebracht. Die Kirschbäume der Murg entlang stehen in schönster Biülc, können aber von den Bienen nicht diflogen werden ; letztere kommen bet ihren Ausflügen mosfinhast um, ebenso wie die Bienendrur, die ohne künstliche Fütterung verhungert. Leider ist auch die Heidelbeeren«', die zu den schönsten Hoffnungen berechtigte, größtenteils vernichtet zum Leidwesen der ärmeren Leute, die im Sommer durch Beerensammelo ein schönes Stück Geld zu verdienen pflegen, und die aus einen Nebenverdienst ln besonderem Maße angewiesen find, weil die altbekannte Glashütte die vielen Arbeit gewährte, seit einigen Mona- len den Betrieb eingestellt hat.
Von der bayerischen Grenze, 13. Mat. (Münzenfund.) Gestern machte ein Bauer tn EterSheim beim Umbau seines Hauses einen Münzenfunk. Der Topf enthielt etwa ein Zentner Thalerstücke und repräsentieren diese einen Silberwcrt von ca. 4000 Mark.
Konstanz. 13. Mai. Auf der Station Stahringen wurde dem verheirateten Lokomotivführer Btehler von hier am 10. dS. ein Bet» abgefahren, außerdem erlitt er
einen Echädelbruch. Er starb nach kurzer Zeit. Btehler feierte dieses Frühjahr sein Dienstjubiläum.
- Aus Belgien, 12. Mai. EineFalsch- münzrrbande ist tn Brüssel dingfest gemacht n orden. Die Kerle stellten französische Bankroten her. In ihrem Besitze fand man für 200 000 Fr. solche falsche Banknoten.
— König AlsonS.XUI. wird am Samstag, 17. Mai, am Tage der Vollendung seines 16. Geburtsfestes, die Regierung an. treten. Der Deutsche Kaiser soll beabfich. tigen, dem Könige Alfons XIII., dem er bereits vor einiger Zeit den Schwarzen Adlerorden mit Kette verlieh, zum Chef eines preußischen Regiments zu ernennen. In Bayern Dagegen dürste mit der Verleihung einer RegimentSinhaberschaft zugewariet werden, denn auch Alfonso XII. der 188b starb erhielt die Jnhaberschaft des 16. Infanterie. regimentS erst 1783 und nicht zum Regierungsantritte 1874.
— Eine furchtbare FeuerSbrunst wütete IN der ruistichen Grenzstadt Satoczuetz; gegen 300 Besitzungen sind abgebrannt, der größte Teil d-r Stadt ist vernichtet, 4000 Personen sind obdachlos und kamp eren, notdürftig bekleidet und hungernd, auf dem treten Felde. Eine Dlenstmagd und 15 Kinder sind verbrannt. AtS da« Feuer auS- vrach, befanden sich die meisten Erwachsenen >n der Kirche und nur Kinder mit den Dienstboten waren in den Häusern zurückgeblieben. Bei den ReltungSarbeiten hoben viele Personen Brandwunden erlitten.
London, l2. Mai. Der Verwalter der Insel Dominika telegraphiert: Die Katastrophe von Martinique stellt sich atS noch schreckttcher heraus, atS sie btt bisherigen Berichte darstellen. Flüchtlinge melden, daß sich neue Krater nach vielen Richtungen hin öffnen. Die Flüsse sind ausgclrelco und weile Strecken an der Nordsetle der Insel sind unter Wasser gefitzt. In anderen Bezirken dräng» sich die üverleoeude Bevilker- >ng zusammen. Es herrscht fortwährend fast völlige Dunkelheit. Ich glaube nicht, > ah Guadeloupe jür dir unsägliche Not ge» ! ügend Hilfe leisten kann.
PlttSVurg, (Pensytvantcn), 12. Mai. Aus der Station Shrraden der von hier über Fort Wahne nach Chicago führenden Eisenbahnlinie ereignete sich de>m Rangieren die Schiagentzündung eines PclroleumS- wagens, durch die 20 Menschen gelötet, etwa lbO lötltch, 50 leichter verletzt wurden. Durch Auffahren der letzten Wagen auf di« voraus- fahrenden entzündete sich der Wagen, das brennende Oel schlug etwa 20 Fuß hoch und dadurch gerieten auch die übrigen Wagen in Brand. Bald war der ganze Güterbahnhof «ln Flammenmeer. Die Schlagentzündung erfolgte, als sich bereies eine Menschenmenge von 2000 Köpfen aagesammrtt hatte, niemand von diesen blieb unverletzt. Die Fluten drS brennenden Ocles strömten 1'/» Metten MS Esplenbvrough; dort erfolgte noch eine Schlagcalzünbung durch die drei Häuser darunter ein großes Hotel, vernichtet wurden.
Sankt Thomas, 12. Mai. Nach Meldungen aus Dominier vom 11. bS. flieht der Lavastrom im Norden von Martinique weiter. Der ganze nördliche T-tl der Insel ltt verwüstet und seiner Vegetation beraubt.
LL7 Hiezu eine Beilage. "LL
Druck u» Verlag der Beruh. Hvsmann'schen Buchdrucker« in Wildhad. Für die Redaktion verantwortlich: G. Drechsler,