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Stuttgart, 23 Dez. Der „St.-Anz." veröffentlicht eine königliche Verordnung, be- treffend den Wiedrrzusammentritt der Stände. Dtcselb- lautet: Wilhelm II., von Gottes Gnaden, König von Württemberg. Nach Anhörung unseres StaatSministeriumS haben Wir den Wiedcrzusammentrilt der vertagten Siändeversammlang auf Mittwoch, 15. Januar 1902 bestimmt. Wir befehlen demnach daß sich die Mitglieder beider Kammern an diesem Tage zur Eröffnung ihrer Sitzungen in unserer Haupt- und Residenzstadt Stuttgart wieder versammeln. Gegeben Stuttgart, 22. Dezember 1901. Wilhelm. Breitling. Ptschek. Zeyer, v. Soden. Weizäcker. v. Schnürlen.
— (Invalidenversicherung). Da wiederholt Zweifel bezüglich der Gewährung von Angehörigenunterstützung während des Heilverfahrens und insbesondere der Ausdezahlung einer solchen für Sonntage hervorgetreten sind, so bat der Vorstand der Versicherungsanstalt Württembergs unterm 10. Dezember 1901 folgende wichtige Entscheidung getroffen: Nach§ 18 Abs. 3 und 4 dkg Jn- validenges. in Verbindung mit § 7 Adf. 2 des Krankenverstcherungsgejetzes ist während deS Heiivei fahrens für solche Angehörigen der Versicherten, deren Unterhalt dieser bisher aus seinem Arbeitsverdienste bestritten hat eine Unterstützung zu zahlen. Diese Angehörigenunterstützung veträgi: 1. sofern der Versicherte der rechlS- oder landcSgesetz- lichen Krankenfürsorge unterliegt, die Hälfte deS für ihn während der gesetzlichen Dauer der Kronkcliunterstützung, also der ersten 13 Wochen des letzteren maßgebenden Krankengeldes und ist daher für Sonntage nur dann zu bezahlen, wenn der dem Versicherten während der gesetzlichen Dauer der Krankenunterstützung ein Anspruch aus Krankengeld Kraft besonderer Bestimmung des Kranken- stalutS aus Sonntage zugesteht; 2. im übrigen ein Viertel des für den Ort der letzten Beschäftigung oder des letzten Aufenthaltes maßgebenden ortsüblichen Taglohns gewöhnlicher Tagarbeiter. In diesen Fällen ist die Angehörigenunterstützung st-tS nur für Arbeitstage zu bezahlen.
Stuttgart, 23. Dez. Freiherr v. Münch wird heule in Begleitung eines Wärters nach Preußen abgesührt und der dortigen Polizei überliefert, die ihn alSbatd auf freien Fuß setzen wird. Zur Zeit sind die A-rzte Medizinalrat Dr. Krrufcr und Dr. Kemmler» Winnenthal mit der Fertigstellung neuer pfchtatrischer Gutachten beauftragt.
Heilbronn, 22. Dez. In Großgartach gingen gestern 3 junge Burschen in d<n Wald um zu wildern und erlegten auch ein Reh. Dabet wurden sie von zwei Herren betroffen. Einer der Wilderer eilte nun mit dem Reh davon, die beiden anderen flüchteten in die Weinberge. Dabei ging die Flinte deS einen los, und der andere wurde so unglücklich in den Unterleib getroffen, daß er kurz daraus verstarb.
Friedrichshofen, 11. Dez. Vorgestern abend 5 Uhr ist bei der Argeubrücke bet Oberdorf ein 9 Monate altes Kind in einem mit Tuch bedeckten Wagen verbrannt. Der Wagen diente dem Taglöhner Sälzle, welcher seil mehreren Monaten an der Argen ar> bettet, als Wohnung. Die Mutter halte den tm Wagen befindlichen Ofen tüchtig ge
heizt und ging dann fort, um Holz zu sammeln. Als dieselbe wieder zurückkam, waren die Betten, Kleider und der Wagen vom Feuer ergriffen und das Kind war tot.
— Von spanischen «Schatzgräbern* sind mehrere italienische Gipsfiaurenhändler in Leipzig um ihre Ersparnisse in Höhe von etwa 5000 gebracht worden.
— Beim Spielen mit Feuerzeng steckte in Mainz ein kleines Mädchen das Kleid seines jüngsten, erst ein Jahr altes Schwesterchen in Brand. Das Kind stand tm Nu in Hellen Flammen und ehe Hilfe herbeikam, war eS so furchtbar verbrannt, daß es alsbald verstarb.
Ein schweres Verbrechen ist in Bran- bauer bei Dortmund verübt worden. Dort betrat bei dichtem Nebel ein Bergmann auf dem Heimwege versehentlich ein falsches HauS und geriet in eine fremde Gesellschaft, die gerade einen Geburtstag feierte. Der unschuldige Eindringling wurde mit Messerstichen traktiert und später fand man seine Leiche im Chousseegraben.
— In Mecklenburg ist die Rede davon die dortigen Eisenbahnen an Preußen zu verkaufen oder mit Preußen eine ähnliche Eisenbahngemeinschaft einzugehen, wie sie Hessen hat. Dies geschieht der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe,, denn das Mecklenburg umklammernde preußische Bahnnetz entzieht den mecklenburgischen Bahnen den Durchgangsverkehr. Nach Hessen und Mecklenburg wird dann eines Tages Württemberg und Baben kommen und so fort, bis die preußisch-deutsche „Eisenbohneinhetl" erreicht ist.
— Des Hanfes Hüter. Am vorigen Mittwoch begaben sich, wie die „N. A. Z " meldet, drei „arme Reisende" in das Haus des Bürgermeisters zu Eindeck und baten um ein GlaS Wasser. Die Frau deS Bürgermeisters verabfolgte das Gewünschte, war aber überrascht, als sich einer von den Dreien inzwischen entfernt hatte. Als am Abend der Bürgermeister heimkehrte, sprang dessen Schweißhund fortwährend an der Thür deS Schlafzimmers in die Höhe. Das seltsame Gebühren des HundeS veranlaßte den Bürgermeister, die Thür zu öffnen und im Nu tprang der Hund unter das B'tk und zog den am Morgen plötzlich verschwundenen drillen Mann hervor. DaS Tier hatte denselben am Halse gepackt und nicht unerheblich verletzt.
— Nächtigen im Heuschuppen ist Haus. friedenSbruch. Vom Mannheimer Schöffengericht wurde der Tagtöhner Karl Bruckerl welcher in einem Heuschuppen sein Nacht- quartier aufg'schlagen, wegen Hausfriedensbruch zu 14 Tagen G-fängniS verurteilt.
— Wirklichen Humor hat eine Slamm- tisch-Gesellschait ln dem fächstfchen Städtchen Markneuktrch'N entwickelt. Die Herren haben zum dauernden Gedächtnis an ihre Verluste bei der Leipziger Bank das Firmenschild der dortigen Wechselstube und Depo« sttenkasfe der verkrachten Bank um ein billigiS Geld angekaust und im Siammttschzimmer aufgchängt. Eine bessere Warnung gegen das Spekulieren kann es kaum geben.
Darmstadt, 23. Dez. Die „Darmst. Ztg.„ meldet: Durch Urteil deS großher- zoglichen OberlandrsgerichtS vom 20. Dez. b. I. ist die Ehe des GroßherzogS und der Großherzvgin geschieden worben.
— Falsche Gerüchte. Es ist nunmehr gelungen den Uhrheber aller unwahren Ausstreuungen über die Königin Wilhelmina und den Prinzgemahl festzustellen. ES ist ein Mann, der früher als Hilssschreiber der Transvaalgrssellschaft in Brüssel lhälig war und sich zum englischen Spion hergab.
— Eisenbahnunglück in Frankreich. Der Schnellzug Lyon-Genf fuhr am Freilag unmittelbar nach seiner Ausfahrt aus dem Hanptbahnhof in Lyon um 7 Uhr auf einen Wagen der elektrischen Straßenbahn, welche in der Fortsetzung der Rue Paul Bert das Eisenbahngeleise überschreitet. Der Wärter des UebergangeS hatte das Herannahen des Schnellzuges zu spät bemerkt, weil die Signale aus bisher noch nicht festgestellien Gründen versagt hatte. Die Lokomotive deS Schnellzugs fuhr direkt auf den Trambahnwagen, den sie mit samt seinem Inhalte an Menschen zermalmte. Bisher sind 4 Tote und 19 zum Teil erschwert Verwundete zu verzeichnen. Die Liste der Opfer enthält, soweit eS festzustell'N war, ausschließlich Namen von Einheimischen, die Reisenden des Genfer Schnellzuges kamen mit dem Schrecken davon, nur der Heizer wurde verletzt.
— Krügers Umgebung im Haag dementiert nachdrücklich alle Meldungen eines Briefwechsels den europäischen und afrikanischen Burenführern über die FriedenSfrage, Krüger ist bereit, alle Fricdevsvorschtäge zu prüfen, welche die Integrität und Unabhängkcit der Burenstaaten sichern, aber weder er, noch sonst rin Burensührer werden die Initiative hiezu ergreifen. Der Präsident legt den jüngsten Erfolgen der Engländer, sowie der Gefangennahme KruitzingerS keinerlei Be- veutung bei. Er betrachte die Kriegslage nach wie vor als günstig.
— Die wohlwollende Neutralität Amerikas gegenüber England im Burcnkriege erhellt auch aus der Newyorker Meldung der „Times", wonach in der Zeit vom 1. Oktober 1899 bis zum 30. November 1901 143 050 Stück Pferde und Maulesel im Gesamtwert von 13 483 052 Doll, von New-Orleans nach Südafrika verschifft worden sind. Die Herren AankeeS wissen eben bei ollen Gelegenheiten ihr Profilchen herauszuschlagen.
— Röntgenstrahlen im Dienste der Post.
In Buenos Aires, der Haupiftadl der La P'atastaaten, läßt das Oberpostamt seit kurzem die Röntgenstrahlen m>t Erfolg in Anwendung dringen, um eingeschriebene Briefe ohne sie zu öffnen, auf etwaige eingeschmuggelte Gegenstände, dle in einen rekommandierten Brief nicht gehören, zu untersuchen. Auf diese Weise haben die Behörden in der Zeit von einer Woche nicht weniger als für hunderttausend Mark goldene Uhren, Ketten Ringe und sonstiges Geschmeide konfiszieren linnen.
(AuS dem Examen). Professor: „Also, Herr Kandidat, wie würden Sie im vorliegenden Falle entscheiden?„ — Kandidat : „Ich würde den Angeklagten wegen Diebstahls verurteilen !" — Professor: „So?! Ich würbe ihn sreisprechen j" — Kandidat „Auch nicht übel!"
.-. (Jaso). Oukel .... Wie, bei Deinen schlechten Verhältnissen fährst Du auch noch 1. Klasse?* — Nisse: Eben deshalb, Onkel! In der 2. uud 3. Klasse tr-fs ich ja nichts wie Gläubiger I"
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