Dämon Kotö.

Novelle von R Sturm.

10) (Nachdruck verboten.)

Elisabeth war zur Stärkung ihrer Ge­sundheit nun schon unter dem Schutze ihrer Tante Dora Grüner in zwei Bädern zu längerem Kuraufenthalte gewesen und wollte den Minier noch in Italien an den son­nigen Gestaden der Riviera verbringen und Leonhard Randow hatte in der langen Zwischenzeit zwei größere Reisen nach Frank­reich und Schottland gemacht. Gesehen hatten sich Braut und Bräutigam in den neun Monaten seit ihrer Verlobung allerdings dreimal, aber stets nur auf einen »der zwei Tage im Grvnau'fchen oder Randow'schen Hause.

Freundlich, höflich, achtungsvoll waren sie stets gegeneinander, aber das Feuer wahrer glücklicher Liebe lohte nicht in ihren Herzen empor, und es war dies auch gar nicht möglich, denn im Grunde genommen spielten Elisabeth und Leonhard, ohne daß sie von einander wußten, daß sie an ganz anderen Kellen mit ihren Herzen hingen ein vor- nehmeS Vcrstcckspiel nur wagten ste es sich nicht offen und mutig zu sagen. Und der nahende Hochzeitstag schwebte wie ein Ver­hängnis über der Beiden, das selbst die riesigen Goldschätze, die ste besaßen, nicht bannen konnten.

So kam es denn, daß Elisabeths und Leonhards Hochzeit abermals verschoben wurde. Die Ellern ves Brautpaares setzten aber schließlich doch fest, daß im Juni des fol- genden Jahres die Hochzeit stnttfindcn müsse. Im Winter nahmen Elisabeih und Leon­hard auch an einer Anzahl Festlichkeiten ge­meinsam teil. Anfang Mürz reiste aber Elisabeth in Begleitung ihrer Tante Dora nach dem sonnigen Italien, um dort noch weitere Siärkung lür ihre empfindlichen Nerven zu suchen und den rauhen Frühlings­stürmen der nordischen Heimat zu eniflehr- . In Gartone am herrlichen Gardasee war es, wo sich die Damen einige Wochen nieder­ließen, um dann von dort aus Florenz, Ve­nedig, Rom und Neapel zu besuchen und schli-ßlich Ende April in die Heimat zurück- krhren.

Elisabeth und ihre Tante Dora hatten sich aus den Reisen als tüchtige Touristinnen und Bergsteigerinnen auSgebtldet und be­trieben diese Wanderungen zur Stärkung der Gesundheit auf Anraten deS Arztes auch in mäßiger Weise. Ste entgingen auf diese Art am besten der Langweile und dem zu- weilen lästigen Verkehr mit den zahlreichen Fremden in Garbone. Keine einzige, ihnen näher bekannte Person weilte zu jener Zeit in Gardvne, und ste lebten dort gewisser- maße» ein Leben der Einsamkeit, das nur unterbrochen wurde von den Touren in die Berge und den Fahrten aus dem blauen Gardasee.

Eines TagrS hatten die Damen unter dem Schutze eines sicheren Führers eine größere Tour unternommen, die ste im Halt» kreise wandernd an das jenseitige Ufer des SeeS führte. Dort lag auch «in Kurhotel und mehrere Landhäuser befanden sich in der Umgebung desfelben. Auch war dort eine Laudungsstrlle für die kleinen Dampfer, die auf dem Gardasee den Verkehr unierhielten. Mit einem dieser Dampfer wollten Eltsa­

bet» und Tante Dora gegen Abend zurück nach Gardone fahren, und jetzt saßen sie vor dem Hotel auf einem der zahlreichen dort angebrachten Ruhebänke und beobach­teten dort das herrliche Farbenspiel des SeeS und die Gondelfahrten der Fischer und Touristen.

Da kam plötzlich aus dem Hotel ein stattlicher, aber ziemlich leidend auSsehender Herr und schritt links an den beiden Damen vorüber nach dem Landungsplätze der Dampfer, wo er wahrscheinlich irgend eine Erkundig­ung rinziehen wollte.

Gleichgiltig blickten die Damen auf den eilig dahinlausenden Herrn, keinen Bekannten in ihm vermutend, aber plötzlich zeigte Eli­sabeth eine groß« Erregung und stieß halb­laut die Worte hervor:das ist Hellmuth Jensen!"

Das ist kaum glaublich," erwiderte Tante Dora, die davonlaufende Gestalt be­trachtend.Wie soll Dokior Jensen hier- heckommen? Aber wir wollen lieber in das Hotel gehen, Elisabeth, Du bist so erregt, und wenn eS Jensen dennoch sein sollte, so ist es besser, daß wir ihm auS dem Wege gehen."

Das ist aber mein Wunsch durchaus nicht," erklärte Elisabeth mit fester Stimme und ihre Erregung bemeisternd. Doktor Jensen ist mir jedenfalls noch ein lieber Freund, und da ich ihn so lange nicht ge­sehen habe unv nichts von seinem ferneren Schicksale weiß, so möchte ich gerade die Ge­legenheit benutzen, ihn einmal zu sprechen. Eine solche Gelegenheit benutzen, ihn ein­mal zu sprechen. Eine solche günstige und Niemanden befremdende Gelegenheit trifft sich vielleicht nie wieder."

Ader Elisabeth, bedenke doch, daß Du die Braut eines Anderen geworden bist. Du darfst nicht mit Doktor Zeusen in Ver­kehr irrten," enkgegnete die Tante energisch.

In Verkehr treten?" srug Elisabeth in entrüstendem Tone.Ich will nicht mit ihm in Verkehr treten, sondern nur einige Worte der Freundschaft mit ihm sprechen. Ich bleibe daher hier sitzen, damit er mich steht, wenn er von dem Landungsplätze zu- rückkommt, und Du, liebe Tante, Du bleibst auch da, um unseren Verkehr zu überwachen," setzte ste lerse spottend hinzu. Ein Seufzer rang sich aus Tante DoraS Brust, und ste warf Elisabeth einen zornigen Blick zu, sagte aber sonst nichts, sondern fügte sich schmollend dem Wunsche ihrer Nichte.

Eine ziemliche Ruhe herrschte zwischen den beiden Damen und gab den folgenden Minuten eine unheimliche Spannung. Der Tante Dora schien es, als ob im nächsten Augenblick ein großes Unglück passieren müsse und immer ängstlicher wartete sie der Dinge die da kommen sollten.

Jetzt kehrte der von Elisabethjfür Dokior Jensen gehaltene Herr von dem Landungs­plätze am See zurück. Es war wirklich Doktor Hellmuth Jensen, in voll entwickel­ter männlicher Schönheit, aber etwas bleich und leidend auSsehend. Die Freude des Wiedersehens nach langer, bitterer Trenn­ung kam wie eine höhere Gewalt über ihn und Eltjabelh. Wie rin sreudigcr, fast irohlockendrr AuSrnf klang es aus feinem Munde:

Fräulein Gronau, Sie sind mit der

Taute am Gardasee! Welch ein glücklicher Zufall, daß ich Sie hier sehe."

Elisabeth war ihm strahlenden AugeS ent- gegengeeilt und grüßend seine dargrbotene Hand ergriffen, indem ste auSries:

Ich freue mich, ste wieder einmal zu sehen, Herr Doktor. Wie geht es Ihnen? Sie hatten sich doch nicht etwa wegen einer Krankheit hier auf."

DaS gerade nicht, Ich bin von der Ex- amenzetl hier und wegen anderer Dinge nur sehr in meinen Nerven angegriffen und be­nutzte eine sich mir darbietende Gelegenheit, und reiste als Arzt und Begleiter des lung­enleidenden Grasen Dernholm mit diesem nach dem sonnigen Italien. Wir sind schon seit drei Wochen drüben in Nervi und machten gestern einen Ausflug an den Gardasee. Heute wollen wir mit dem Dampfer nach Gardone fahren und morgen werden wir die Rückreise nach Nervi antreten, wenn es uns vielleicht nicht bester dünkt, einige Tage in Gardone, das ja wegen feines milden Klimas ebenfalls berühmt ist, zu verweilen".

Nun wir fahren auch heute mit dem Dampfer nach Gardone zurück," entgegnet« Elisabeth.Da werden wir uns vielleicht auf dem Sch'ffe nochmals sehen. Ich freue mich, Sie so wohl zu sehen, Herr Doktor und graiultere Ihnen auch noch nachträglich zu ihrem Examen, das Sie, wie ich hörte, so glänzend bestanden haben, daß man glaubt, Sie werden Phatalog an der Uni­versität H. und Assistent bei Geheimrat Hell­mann werden. Darf man schon auch dazu gratulieren?"

Die ärzlliche Wissenschaft ist mein ein­ziges Lebensziel geworden, und es kann fein, vaß ich der Aufforderung des GehetmralS Hellmann Folge leisten werde, wenn ich es noch lerne, meine innere Ruhe ganz wieder zu gewinnen. Die gewaltsamen Arbeiten Tag unv Nacht haben mir schon ein gutes Examen und einige neue Forschungsergebnisse in Bezug aus die Entwickiung gewisser schwe­ren KrankheilSerfcheinungen eingebracht, aber Ruhe und Zufriedenheit habe ich noch nicht gesunden. Mag Golt geben, daß die Zeit und redliches Mühen auch meinen Kummer heilen."

Dir letzten Worte Hellmuths halten Elisa­beth in eine sichtbare Erregung gebracht und ste rang förmlich danach, die rechten Wort« zur Antwort zu finden.

(Fortsetzung folgt.)

Humoristisches.

(Der aktuelle Kutscher) In einer bergigen Siraße ist ein mit zwei Grautieren bespanntes Fuhrwirk stecken geblieben. Pas» sanlen sammeln sich, der Verkehr flockt. Da schreit ein ebenfalls anfgehattener Fiaker dem um seine Langohren beschäfliglen Kuischer zu Na, was i'S, kummst do vurn net weit» mit deine zwa englischen Feldherrn /!"

(Kindermund). Eine Müller ruft ihrem Sohn, als ein Gewitter oufzieht:Adolf, komm schnell nach Haus, kS donnert!" Adolf:Das kann ich hier doch auch hören!"

.-. (Bei den schlechten Zeiten). Chef (seinen mir der Kasse durchgcgangencn Kas­sierer einholend):Erschrecken Ste nicht, Herr Mater, ich wollte Sie unr bitten, mich miizunchmen I"

Aedakitou, Druck und Verlag »vu Beruh. Hofmau» i» Wilhhad.