Dämon HoLö.
Novelle von R- Sturm.
L) (Nachdruck verboten.)
Liebe und Not sind die stärksten Triebkräfte im Leben der Menschen, sie vollbringen oft rasche Thaten, an die mancher sie aus» führende Erdensohn vorher nie gedacht hat, wenigstens nicht hinflchlitch der Schnelligkeit der Ausführung. Ein vorher nie gekannter gesteigerter Mut und ein grenzenloses Selbstvertrauen ziehen da wie himmlische Mächte in die Seele des schwer kämpfenden Menschen rin und treiben ihn dazu, Großes, Wagemutiges zu vollbringen.
In diesem Znstrnde befand sich auch die Seele HellmuIS. Er wollte Alles wagen, um Alles zu gewinnen, sein und Elisabeths Glück. Durch ein flinkes und verschwiegenes Stubenmädchen empfing noch am selbigen Tage Elisabeth von Hellmuth die brjifliche Mitteilung, daß er morgen gegen Vormittag bei ihrem Vater um ihre Hand werben werde.
Den kühnen Schritt konnte Hellmuth indessen nicht thun, ohne auch seine Eltern davon in Kenntnis zu setzen, denn als guter Sohn war er Da'cr und Mutter diese Rücksicht schuldig, auch gab ec dadurch seinen Eltern die Aufklärung für den auffallenden Gemütszustand, der ihn seil diesem Nachmittage plötzlich ergriffen hatte.
Hellmuths Eltern erhoben sich ihrem Wesen nach wenig über die Gesinnung schlichter Bürgersleute. Sie besaßen schon auch eintgei s alz a tt ihr en Stand, ihr Vermögen und ihre wohl g-ratenen beiden Söhne, aber bis zur Anmaßung und Arroganz so mancher Geidprotzkirund Emporkömmlinge reichte.vieser Stolz nicht. M>t di-ser Anschauung beurteilten sie auch bie meisten Familien ihrer Umgebung und waren d«Sha!b der M-tnung daß in rer Werbung lhr.s ättksten Sohnes des angehenden DoklvrS der Medizin, um Elisabeths Gronau's Hand keine Anmaßung liege, zumal das junge Mädchen nach Hellmuths Angabe denselben Herzenswunsch wie dieser hegte. Hellmuths Vater erbot sich sogar, zunächst selbst einmat zu dem Herrn Kommerzienrat Gronau zu gehen und ri sem die Werbung seines Sohnes vorzutcagen. Hellmuth lehnte dieses Anerbieten aber durchweg ad, denn er wußte, daß er persönlich den höchsten Trumpf ln der Hand halte und deshalb wollte er morgen selbst und allein
zu dem Kommerzienrat gehen.
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An kemsetven Avcnde, an welchem Hellmuth Jens-n vor Sorge und Aufregung Über die Gestaltung seines künftigen Herzens- glückrS und über den Erfolg seines morgen beabsichtigtet? Besuches bei dem Kommerzienrate Gronau fast keine Ruhe finden konnte, wurde das Jawort, das Gronau in Bezug aus die Hand feiner einzigen Tochter dem alten Randow gegeben hatte, schon in sehr übermütiger Weise in D. gefeiert.
In dem vornehmen Club „Concordia", den die Söhne der reichsten Familien in D. bildeten, und dem auch dec junge Randow angehörte, war es bekannt geworden, daß Leonhard Randows Verlobung mit der schönen Tochter des Kommerzienrates Gronau unmittelbar bivorstehe. Diese Erreignis wurde deshalb auch bereits mit Sekt in dem Club gefeiert,. und trotz der Anwesenheit des Bräutigams rücksichtslos kritisiert.
„Höre Du, Leonhard", bemerkte jetzt die übermütige Stimme eines Bonquirrsohnes, „Dein Alter scheint verdammt viel Eile zu haben, Dich in das Ehejoch zu schmieden und Dich unseren lustigen Junggesellenkretsen zu entreißen."
„Nun das Mädchen ist eben eine sehr gute Partie, einzige Tochter und Erbin eines reichen Commerzienrates, also ein Goldfisch ersten Ranges, und da muß man zugreisen, allzugroße Auswahl giebt eS von der Sorte nun gerade doch nicht," erklärte ein junger Assessor.
„Natürlich Ihr Herren Juristen beurteilt Alles nach dem nüchternen, praktischen Gesichtspunkte," sagte ein Dritter der in diesen Kreisen sich noch einige Schwärmerei b-wahrt hatte. „Das junge Mädchen soll ja auch sehr schön und sehr liebenswürdig sein, .L-onhard kann sie ja auch aus Liebe h-traten."
„Ja, er kann sie aus Liebe heiraten", riefen jetzt mehrere Stimmen in spöttischem Tone nno stimmten zugleich ein Helles Gelächter an. „Was wird denn eigentlich die liebe kleine Lona zu der Verlobung sagen," klang es jetzt von denjeiben Stimmen zurück.
Leonhard Randow, der bisher von den Freunden gegen seine Verlobung geschleuderte spitzen Pfeile sehr kühl gelassen und ihm nur dazu angespornt hatten, noch einige Flaschen Sekt zu bestellen, verfärbte sich bei den zuletzt gehörten Worten aber doch. Er wurde einen Augenblick bleich und dann auffallend rot im Gesichte, dann sagte er fest: „Ich brauche Euch nicht zu sagen, wie ich mit Lona stand, Ihr wißt es so gut wie ich. aber das Verhältnis mußte doch einmal beendigt werden, und mit Hilse einer soliden Verlobung geschieht eS schließlich am besten und wirksamsten."
„Ja, ja, ja," lachte ei» Leutnant a. D. dem nicht Mangel an Geld, aber das Fehlen an Weisheit zu frühzeitig die Entlassung aus dem OsfizierSetenste eingebracht hatte, „die richtigen Verlobungen sind in unseren Kreisen dazu da, um vorher begangene Sünden und Dummbeilen wieder gut zu machen."
„AUtrdiligS, zumal im Getdpunkte", faste der Asfifsor wieder, „aber dieser Fall trifft bei unserem Leonhard Randow nun vvch nicht zu. Die Randows, Vater und Sohn, drauchkn kein Geld, sie haben davon selbst mehr als genug."
„Immerhin heiraten reiche Leute, auch wenn sie es an sich gar nicht nötig haben, doch auch gern wieder reich. DaS liegt so in den Verhältnissen, es ist bequem, angenehm und führt den Betreffenden nicht in gewisse fatale Lagen, die bei Leuten ohne Vermögen Vorkommen," entgegnete Leute- nant a. D. wieder. „Aktive wie inaktive Offiziere find in derselben Lage wenn sie heiraten, sonst geht das Elend gleich am frühen Morgen loS."
„Ach, laßt die ernsten Eröterungen hinsichtlich des Geldpunktes bei den Verlobungen fallen," rief fitzt wieder die übermütige Stimme des BanquiersohneS, „denn bei Leonharts Verlobung spielt die Geldfrage nur die Rolle, daß noch mehr Geld zusammenkommt. Eine Million und noch eine Million machen stets zwei Millionen und eS kann sogar sein, daß vier Millionen zusammenkommen.
„Möglicher Weise auch fünf Millionrn". begann wieder der Assessor, „und fünf Millionen Mark sind eine Kapitalmacht, die später unser guter Leonhard Randow in seine Hände vereinigen und damit ein Fürst von goldenen Gnaden werden wird."
Leonhard hätte nicht der Sohn dcS schwerreichen, goldgierigen BergwerkSbesttzer Randow sein müssen, um solche Schmeicheleien in Bezug auf seine glänzenden Bermögeusverhält- ntsse nicht gern zu hören. Zufrieden lächelnd meinte er jetzt:
„Na, ihr lieben Freunde, überlaßt mir das Rechnen mit unserem Gelbe nur ganz allein, denn richtig informiert seid Ihr doch nicht darüber."
„Ja, der Geldpunkt ist auch langweilig, und interessiert mich gar nicht" begann fitzt der jnnge Mann mit dem schwärmerisch angelegten Gemütc wieder. „Wir wissen ja wie leider die Heiraten in unseren Kreisen zu Stande kommen. Er hat Geld, sie hat Geld, also haben sie alle beide Geld."
„Er hat einen Witz gemacht, das muß im Kalender rot angestrtchen werden," rief jetzt der Chorus der anderen jungen Herren mit schallendem Gelächter.
„Das sollte gar kein Witz sein," bemerkte der vorige Sprecher, „es ist wahr, was ich sagte und ich spreche es auch aus, baß mir solche Verlobungen ganz gleichgil- lig wären, wenn sie nicht meistens eine in- lerrefsante Vorgeschichte hätten, die im Leben des Bräutigams eine sehr große Rolle gespielt hat."
„Der spielt schon wieder auf die kleine Lona an," rief der Leutenant a. D-' „Ei, Du lieber Gott, das Kind wird nicht gleich an gebrochenem Herzen sterben. Oft findet sich auch ein Anderer, der solche zurückge» ietztrn Mädchen tröstet und heiratet."
(Fortsetzung folgt.)
V e r s ch i^e d-e n e s.
('s Deckele ist a« he !) Man schreibt rem „Sw. M." Der jüngst veröffentliLte Aufsatz über den Grafen Alexander von Württemberg bringt eine heitere Erinnerung an denfitben wieder ins Gedächtnis. Der Graf ritt einst durch die StraßenEßlingenS als ihm ein schwachsinniger Insasse des Spitals mit dem schönen Namen „Ludlud" begegnete, der vorsichtig in seiner bedeckten Schüssel sein essen trug. Irgend ein böser Zufall fügte eS, daß der Mann gerade vor dem Grafen sein Essen fallen ließ. Der Graf, gerührt ob des ManneS Jammer, zog seine Börse und warf ihm großmütig ein-n Gulden zu. Ludlud hob flugs bas Geldstück auf, besah es schmunziind, lief eilig dem Weiterrettenden nach und rief: „Herr Gras, 's Dickele ist au Hel" Der Graf iieS eS jedoch beim Schüssel? bewenden l
(Im zoologischen Garten.) Besucher (zum Aufseher): „. . . Also, ihr Direktor hat einen Sohn bekommen?I ... Da ist er wohl recht glücklich?" — Aufseher Na, ich sag' Ihnen, der hat sich gefreut, als wenn ein junges Nilpferd g-boren worden wär'l*
(Unter Freundinnen). „Schau, da kommt Ella, die mit uns im Institut war, hoch zu Roß! Laß' uns schnell in einen Seitenweg etnbtegen l" — Warum denn?" — „Ja mkinst D», der mach' ich das Vergnügen, daß sie fiehk, daß ich ich sie sehe?!"
MKÄ'.itM, Dk'ick Md Mrtgg so« Beruh. Hnsman-i in WMSa».