Die goldene Schlange.

Novelle von Hans Walter.

6) (Nachdruck verboten.)

Er wird es nicht, denn ich verlobe mich nicht mit ihm! Genügt es, Sie so vorsichtig zu machen, ihn nicht einen Cent, zu bewilligen?"

Ihr Wunsch ist mir Befehl!"

So bitte ich um Ihre Diskretion."

Selbstverständlich?"

So schieden sie.

Als Alfred von Heßbach eine Stunde später ins Palais Reischach kam, war das gnädige Fräulein fortgefahren, der gnädige Baron zu einem Besuche aus.

Teufel I" sagte v. Heßbach.

Er ging und fragte sich:

Wie kommt das? Sollten Sie? Ah, bah, unmöglich l"

Er ging zum Ludley-Cafs und bestellte bei einigen Likörs die Pariser Zeitungen.

Er sah nach der Uhr und ging dann in sein Hotel, um mit gutem Appetit zu speisen.

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Da kam Baron von Reischach, von Schel- chow und Anton Fretscher im Rudolph-Hotel an.

Anton kannte hier die Hausgelegenheit, trat an die Zimmcrtafel und sagte:

Nr. 13! Eine Unglücksnummer I"

von Reischach und Schelchow klopften an die Tbür, Anton blieb auf das Herein draußen, die Herren traten ein.

Heßbach trat freudig erregt ihnen ent­gegen.

Onkel, Sie? Du, Julian?"

Befremdet aber wurde er, als er die bei­den eisigen Gesichter sah.

Baron von Heßbach," sagte Julian ge. messen,Namens meiner Cousin: Ada soll ich Ihnen milteilen, daß sie von der Ver­lobung zurücklritt."

Ha ! Also deshalb I Und warum?"

Die Gründe kennen sie am besten."

Jetzt hob von Reischach das Armband hoch empor.

Kennen Sie dieses?"

Heßbach wurde blaß, sagte dann ober frech:

Meiner Bella Armband I Aber wie kommt es hierher?"

Durch Gottes Fügung»' sagte Reischach, um einen zweiten Mord zu verhüten und den ersten zu rächen."

Heßbach erblich, dann würgte er hervor :

Was soll das heißen?"

Sehen Sie, feiger Mörder, die Schlange hatte einen Zettel in sich von Bellas Hand."

Und er las, was wir schon kennen.

WaS sagen Sie nun?"

Heßbach hatte seine ganze Frechheit wieder­erlangt :

Phantasie einer Kranken !" sagte er wegwerfend.

Da trat von Schelchow an die Thür:

Aoton I"

Freischcr erschien, kaum hatte ihn aber Heßbach erblickt, so wußte er sofort, baß »r der Kellner aus Kairo war.

Anton," befahl nun von Schelchow,er­zählen Sie, was sich in der Blumenstraße im Kaffeehaus erreignete."

Fretscher erzählte wörtlich. Heßbach war bleich wie ein Bahrtuch.

Erzählen Sie nur, was Sie durch den Spiegel wahrnahmen."

Und wieder sprach Fretscher ungeniert eine Viertelstunde.

Nun nahm von Reischach wieder das Wort:

Combinieren Sie nun, was der Staats­anwalt und die Geschworenen daraus cons- truiren und urteilen würden! Wir stellen Ihnen die Alternative zwischen Auswander­ung und Pistole! Wir wollen nicht, daß diese Familiencreignisse in Schmutz gezogen werden! Also entscheiden Sie sich!"

Heßbach'S Gesicht war mehr grünlich als weiß! Endlich würgte er heraus:

Auswanderung:"

Aber sogleich!" fügte Reischach hart hinzu.

Sogleich!"

Hier ist eine Tausendguldennote," legte der alte Herr den Schein auf den Sofa­tisch.

Wenn Sic eine Vinrtelstunde später sich noch im Hotel befinden," lächelte nun Julian so verhaftet Sie die Kriminalpolizei."

Er nahm von Reischach unter den Arm, Anton folgte und sie waren fort.

Heßbach ergriff die Banknote, klingelte und herrschte die Kellner an:

Meine Rechnung!"

Er wechselte die Note, ließ einen Fiaker rufen und fuhr an den Bahnhof, München zn erreichen. Von dort ging er nach Basel.

AlS die Herren aus dem Rudolph-Hotel traten, sagte von Reischach:

Der Elende!"

Er hätte das Richtbeil verdient!" ant­wortete Schelchow.

Fräulein Ada von Jrach war von dieser Stunde - an eine Andere. Sie heiratete später den Banquier von Stürzet.

Der Baron von Reischach rief Anton Fretscher zu sich und sagte;

Sie haben uns einen großen Dienst er­wiesen I Hier sind sechstausend Gulden Fundgeld für die Schlange!"

Frau Rosa fügte weitere zweitausend Gulden hinzu, Frau von Sturze! später weitere zweitausend.

Anton Fretscher heiratete seine Amalie Zierling und beide errichteten das große Künstler-Restaurant am Ring.

Etwa sechs Wochen nach diesem Erreig- niffe trat Baron von Schelchow mit einer Zeitung zu seiner Gattin ein.

Bitte, Rosa. li.S l"

Und Rosa laß:

Basel. hier erschoß sich ein soeben zugereister Baron von Heßbach, der seinen ganzen Baarbesttz von mehreren hundert Francs man spricht von 1800 in einer Spielhöhle dicht am Rhein dem Spiel­moloch geopfert hatte. Er soll aus Wien gekommen sein."

Sie reichte ihrem Gatten das Blatt zu­rück und sagte feierlich:

Gott ist gerecht! Bella's Schotten ist nun versöhnt."

Ende.

Verschiedenes.

Für die Ausgabe der deutschen Ein- beitSbriefmarke, wie sie von der Reichspost- verwaltuug mit der württcmb. Postvrrwal-

tung vereinbart worden ist, find von der Reichspostverwaltung bereits alle Vorbereit­ungen getroffen. Für den Druck der Marken sind schon alle Platten hcrgestellt, so daß jeden Augenblick mit der Anfertigung der Wertzeichen begonnen w:rden kann. Es sind etwa 800 bis 900 Millionen Wertzeichen in 25 verschiedenen Sorten, als Briefmarken, Kartenbriefe, Postanweisungsformulare, Rohr- postbriefumschläze u. Postkarten der ver­schiedenen Arten, sertigzustellen, ehe mit der Ausgabe der Wertzeichen begonnen werden kann. Die vorhandenen Bestände an den jetzigen Wertzeichen der Reichspost sollen nach Möglichkeit aufgebraucht werden.

Eine Affaire, die etwa vor sechs Jahren die Bevölkerung des Arnswalder Kreises außerordentlich beunruhigt hatte, findet jetzt ihre Aufklärung. Damals ver­schwand aus dem Dorfe Mienken der 3jäh- rige Sohn des Besitzers FenSke. Nachdem alles Nachsuchen vergeblich gewesen, nahm ein Teil der Bevölkerung an, daß daS Kind von einer um diese Zeit in der Gegend ge­sehene Zigeunerbande entführt worden sei. die Antisemiten suchten aber hier wieder einen Ritualmord zu konstruieren. Jetzt ver­lautet nach derVolkszeitung ", daß ein in jener Gegend wohnender Förster R. auf seinem Sterbebette bekannt habe, daß er den Knaben versehentlich erschossen und dann aus Angst b-.strost zu werden, verscharrt hätte. Die Behörde beschäftigt sich bereits mit dieser Angelegenheit und so wiro cs hoffentlich ge­lingen, Licht in die mysteriöse Sache zu bringen.

Weihnachtsgeschenk für die eng­lischen Truppen in Südafrika. Königin Allexandria von England hat die Absicht den englischen Soldaten in Afrika ein Weih­nachtsgeschenk zu machen. Dieses Geschenk soll in hölzernen Tabakspfeifen mit silbernem Beschlag bestehen. In den Beschlag ist das Monogramm der Königin und eine Krone eingravicrt. Es sind bereits verschiedene Tausende von diesen Pfeifen in Bestellung gegeben. Von Hunderttausendeu von diesen Pfeifen ist natürlich keine Rede; denn vaS dürste wohl zu teuer werden. Außerdem würden dann wohl auch wieder Klagen der Mannschaften über den rückständigen Sold noch lauter ertönen, wie damaS bei den Chokoladetäfelchen der Königin Viktoria. Oder sollen die Pfeifen vielleicht als Be­lohnung für diejenigen Soldaten dienen, die sich noch niemals an den Buren versündigt haben.

In Alatri in Italien verheiratete sich vieser Tage der Notar und Stadtrat Angelo Antonio Alviti, nach nur kurzem Witwer­sland, im Alter von hundert Jahren mit einer 26jährigen Dame Namens PaSpue Pulcini. Die Mutter des glücklichen jungen" Ehemannes ist weit über hundert Jahre alt geworden und fertigte im Aller von 105 Jahren mit eigenen Händen seidene Unterkleider an, die sie dem Papste PiuS IX. schenkte.

In Baltown im Staate Loustana ist der Neger Bell Morris von einem VolkS- haufen lebendig am Pfahl verbrannt worden, weil er eine Frau in ihrem Laden nieder­geschlagen und beraubt hatte.

(Im Eifer) UebrigenS, was Sie sind, bin ich lang gewesen ... Sie Schafs­kopf I"

SiHakiwn, Druck und Verlag von Beruh. Hofmann in Wldbad.