Unglück ereigne!« sich letzten Montag mittag in unserer Gemeinde. Der 15jährige Albert Wolf schlug mit einem Hammer auf eine mit der Mündung nach unten in einen Klotz eingezwängte Platzpatrone. Dieselbe entzündete sich und der Ring der Patrone drang dem Knaben ins Herz, den sofortigen Tod hcr- beiführend.
Tauberbischofsheim, 30. Juli. Ein frecher Raubanfall wurde auf dem Wege von Diltg- heim nach Sleinbach ausgcsührt. Ein 14jähr. Junge wurde von 2 Handwerksbui scheu on- gefallen mit den Worten: „Gib dein Geld her, sonst hat dein letztes Ständlein geschlagen. Du gehörst io das Haus, in dem man uns (beim Betteln) nichts gegeben. Heute Nacht zünden wir das Haus an!" AIS der Junge erklärte, er habe kein Geld, warfen die Stromer ihm einen Strick um den Hals und steckten ihm einen Knebel in den Mund. So zerrten sie ihn in den nahen Wald. Dort untersuchten sie die Taschen ihres Opfers. Sie fanden aber nur ein Hemdknöpfchen, das sie Mitnahmen. Nachdem die Stromer den armen Jungen mit Fußtritten traktiert hatten, ließen Sie ihn liegen. Mühsam schleppte sich dieser dann ins Dorf. Die Gendarmerie Hai bereits die Sache energisch in die Hand genommen.
Pforzheim, 1 Aug. Gestern abend ging über den hiesigen Bezirk rin überaus heftiges Unwetter nieder, das mit wolkenbruchartigem Regen verbunden war. Das Master drang, da eö nickt abfließcn konnte, in das als Magazin dienende Untergeschoß eines hiesigen Warenhauses ein, wodurch ein Schaden von mehreren 1000 Mark verursacht wurde. Auch in Feld und Garten wurde großer Schaden angerichtet. Enz und Nagold sind infolge des gewaltigen Regens rasch gestiegen.
— Der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten Hai entschieden, daß die für Schulfahrten zulässigen Fahrpreisermäßigungen auf den Preußischen Eisentahncn unter den tarifmäßigen Bedingungen auch bei den Ausflügen von Jugend-Abteilungen der Turnvereine gewährt werden sollen.
— Nicht nur Handel und Industrie empfinden den schlechten Geschäftsgang, auch das Reich wird von ihm berührt. Allein im ersten Viertel des laufenden Jahres brachten die Zölle und Verbrauchsteuern 22','» Mill. Mark weniger ein, als tm HauShaltplane des Reiches angenommen ist. Angenommen wurden 202,5 Millionen.
— Die allgemein geschäftliche Krisis macht sich in ganz empfindlicher Weise auch bemerkbar im Verkehr der großen Personendampfer von Köln bis Mainz. Die prächtigen Schiffe sind nur mittelmäßig besetzt. Die Hoteliers klagen gleichfalls, daß in diesem Jahre das Geschäft so schlecht gehe; sie hegen die schlimmsten Befürchtungen für den nächsten Winter. So schlecht wie Heuer war die Lage der Hoteliers seit vielen Jahren nicht, zumal auch der internationale Verkehr sehr zu wünschen übrig läßt. Ein Krieg könnte die Rhetnlande in geschäftlicher Hinsicht kaum empfindlicher treffen, als es die gegenwärtige Geschäftsflaue thut.
— Die diesjährige Kirschenpreise (4 ^ für den Z'niner) waren im Elsaß so gering, daß sich das Pflücken bet Bäumen, die nicht schwer behängen waren, nicht mehr lohnte. An vielen Bäumen mußten die Früchte einfach verdorren. Außerordentlich reichlich wird die Zwetschgerrrnlk «uSfallen. Aber auch hier
werden die Preise sich äußerst niedrig stellen, da noch eine Menge Zwelschgenwaster vorhanden ist, das der Käufer harrt.
— Ein Beispiel das Nachahmung verdient giebt da« junge, aber ausblühende Ostseebad Bansin bei Hcringsdorf. Auf Veranlassung der Badelettung haben sich verschiedene Häufir bereit erklärt, in der späteren Badezeit, etwa vom 10. bis 15. August an, einige der jetzt hrimkehrcnden Chinar- kieger, die der Erholung bedürfen, unentgeltlich auszunehmcn und zu verpflegen. Es sind dies „Pension Strondhaus", «Hotel Germani", „Hotel Meeresstrand", andere dürften sich noch anschlicßen. ES wäre sehr zu wünschen, daß das Beispiel des Ostsee- badeS Bansin viele Nachahmer fände, damit recht viele unserer heimkehrenden Soldaten ihre Gesundheit und Frische wieder erlangen.
— Ein Italiener hatte in Lahr aus einem Garten Pfirsiche entwendet. Als er dabei ertappt wurde, flüchtete er in einen Weiher, wo er sich im Schilfe verbarg und als zwei hinzugekommene Jäger einen Hund oportieren ließen, tauchte er im Wasser unter. Dies hielt er aber picht allzu lange aus; schließlich mußte er sich seinen Verfolgern ergeben. — Von besonderem Edelmut zeugt die Veranstaltung dieser Menschenjagd gerade nicht. Ein paar Pfirsiche sind doch am Ende kein Menschenleben wert!
— Jugendliche Duellanten. Ein Zweikampf mit tövtltchcm AuSgange, in dem acht- und zehnjährigen Knaben auf die Mensur mit einander treten, gehört glücklicherweise noch zu den Seltenheiten. Dennoch hat es sich dieser Tage in Cevignola in der italienischen Provinz Foggia ereignet, daß, infolge eines beim Ballspiel ausgebrochenen Zwistes, der 10jährige Mauro La Rango seinem um zwei Jahre jüngeren Schulkameraden einen Karietllräger ins HauS schickte, um ihn zum Kampfe auf Messer herous- sordern zu losten. Am letzten DtenStage bei Sonnenaufgang trafen sich die feindlichen Helden von der Schulbank in Begleitung zweier Zeugen auf einem verlassenen Bauplatze und gingen mit ihren der mütterlichen Küche entlehnten Messern auf einander los. Schon beim ersten „Waffengange" erhielt der nicht auf Deckung bedachte kleine Mauro einen Stich in die Brust, der nicht allein dem Kampfe, sondern auch dem Leben des unglücklichen Knaben ein Ziel setzte. Wie von Furien gehetzt ist nach dem blutigen Werk Raphael Laserpi in einen benachbarten Wald geflohen und seitdem nicht wieder gesehen worden.
— Gefährliches Salutschießen. Große Aufregung entstand vor einigen Tagen im Rathause von Newport, dem vornehmen amerikanischen Seebad, als plötzlich eine Granate dort einschlug und krepierte. Zum Glück war daS Zimmer, in dem der Sprengkörper explodierte, zur Zeit leer, so daß niemand verwundet, sondern nur ein beträchtlicher Materialschaden angcrichtet wurde. Die Untersuchung ergab, daß die Granate von einem amerikanischen Kriegsschiffe „Kearsarge* abgesandt war, das im Newporter Hasen auf einer UebungSfahrt einltef und die am Haseneingang wehende Flagge salutierte. Es wird fitzt streng untersucht, wie es kam, daß das feuernde Geschütz scharf geladen war.
— Ein tragisches Geschick. In Neustettin hatten letzter Tage vier Kinder ein am Ueser des StreitzigserS befestigtes Boot
bestiegen. Beim Schaukeln hatte sich die Befestigungskette gelöst, und das Boot trieb mit den Kindern dem Sec zu. Eines der Mädchen war in seiner Angst über Bord gesprungen und kam in Gefahr, zu ertrinken. Da sprang, wie die „Ostseeztg." berichtet, der seit dem 1. Juli in Neustettin beschäftigte Buchhalter Dtttmer aus Stettin, der den Vorgang vom Ufer aus beobachtet halte, in den Ser, schwamm zum Kinde hinaus und rette es. AIS er bis an den Rand des seichten Wassers gekommen war, wo hilfsbereite Hände ihm das gerettete Kind abnahmen, sank er selber plötzlich in das tiefe Wasser zurück und kam nicht wirder zum Vorschein. Es wird angenommen, daß er von einem Schlaganfall getroffen worden war.
Hongkong, 1. Aug. In Canton wurde ein heftiger gegen die Fremden gerichteter Aufruf der Boxer angeschlagen, der gegen die Einführung der HauSsteuer Einspruch erhebt j welche infolge der an die fremden Mächte zu zahlenden Entschädigung notwendig geworden ist. In dem Maueranschlag heißt es, wenn die chinesische Regierung den Forderungen der Mächte nachgcben und die Steuer eintreiben werde, sei der Ausbruch eines Aufstandes sicher.
London, 1. Aug. Kilchener telegraphiert aus Pretoria: Am 28. Juli verfolgte eine Offizierspatrouillc und 20 Mann Aeomanry und einige eingeborene Schützen zwei von einigen Buren geführte Karren bis 15 Meilen von der Eisenbahn am Doornriver im Oranjefreistaat. Dann wurden sic von 200 Buren abgeschnitten. Nachdem sie längere Z it in einem kleinen Gebäude sich verteidigt hatten, ergaben sie sich, als die Munition erschöpft war und drei I-omanrys verwundet waren. Nach der Urbergabe ließen die Buren die eingeborenen Schützen die Büchsen Hochhalten und schossen sie nieder. Ein verwundeter Aeomainy wurde ebenso erschossen, die übrigen freigelaffen. Als Grund für die Erschießung dcö Aeomanry gaben die Buren an, sie hätten ihn für einen Mann aus der Kapkolonie gehalten. Es soll eine Untersuchung angestellt und die Eidesleistung von den bei dem Mord zugegen gewesenen Mannschaften verlangt werden. — French berichtet, er habe von Kruitzinger einen Brief erhalten, worin er die Absicht aussprach, alle in seine Hände fallenden, in britischen Diensten befindlichen Eingeborenen zu erschießen, bewaffnete und unbewaffnete. Es seien in letzter Zeit überhaupt viele Fälle vorgekommen, daß Eingeborene aus der Kapkolonie erschossen wurden.
— Tolstoi über seine Krankheit. Leo Tolstoi, der das Belt schon hat verlassen können, hat, wie der „TempS" berichtet, einem Freunde seine Eindrücke während der Krankheit in folgender Weise geschildert: „Ich erkannte meine Umgebung nicht deutlich; eS schien mir, als ob ich gleichzeitig sanft und schnell wie von einem Berg herunterglitt und daß ich voll Hoffnung in ein glückseliges Land kam. Jetzt, wo ich zu genesen beginne, habe ich die Empfindung, daß ich die Schluchten und Sümpf« des irdischen Daseins noch zu durchschreiten haben werde. Ich denke mit Sehnsucht an jede Minute dieses Zustandes, wo ich mich zwischen dieser Welt und der andern sühlte und vielleicht werde ich darüber schreiben; ich werde den Menschen begreiflich machen, daß der Tod keine Schrecken hat, und daß es ein gnderes besseres Leben gibt,"