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Neuenbürg, 24. Juni. Am letzten Sonntag hielt die BezirkSkrankenkossr Neuenbürg eine ordentliche Generalversammlung zur Abnahme der JahreSrechnung pro 1900 auf dem Rathaus in Calmbach ab. Ter Rechnungsabschluß wurde von dem Hauplkassier vorgetragen und zum Teil näher erläutert. Nach demselben ist erfreulicherweise wiederum eine VermögenSzunahme von 2659 zu konstatieren. Der Reservefond beträgt .jetzt 30 362 ^ Der günstige Abschluß ist einesteils auf den äußerst nieder« Krankenstand während des Spätjahrs 1900, andererseits auf die bedeutendere Mehrcinnahme an Bel- trägen von 2300 -/A zurückzuführen. Bon der Generalversammlung wurde die Rechuung ohne Einwendung genehmigt. Hierauf wurde aus der Milte der Generalversammlung die Wiedereinführung der vor 2 Jahren abgeschafften Karenzzeit bei btägiger Erwerbsunfähigkeit in Anregung gebracht, weil erfahrungsgemäß damit die Mitglieder zu mindestens btägiger Erwerbsunfähigkeit angehalien werden und der Kasse bedeutende Mehrausgaben erwachsen. Diese Einwendungen finden darin kräftige Unterstützung, insofern vom Hauptkassierer konstatiert wurde, daß unter 775 Erkrankungsfälle von 1900 nicht einmal 10 unter btägiger ErwerbSun fähigkeit (wobei die Karrenz. zeit ^abzurechnen ist) sich befinden. Beschlußfassung hierüber wird erst bei der nächsten Generalversammlung (im Nov.) erfolgen.
Stuttgart, 26. Juni. Nach den in höheren und mittleren Postbeamtenkreisen herrschenden Gerüchten beabsichtigt — wie das „D. V." meldet — die Regierung, die Stelle des ersten Vorstandes der Posten und Telegraphen nicht mehr mit einem Präsidenten, Mdern wie im Reich mit einem „Oberpostdtrektor" zu besetzen. Dasselbe soll auch für die Etfen- bahnverwaltung vorgesehen sein.
Cannstatt, 24. Juni. (Volksfest. Diebstahl.) Das Volksfest wird Heuer in der Zeit vom 27.—30. S'ptember (Freilag bis Montag, je einschließlich) abgchalten werden. Das Landwirtschaftliche Hauptfest, .welches bloß alle 2 Jahre abgehalten wild, ist dieses Jahr nicht damit verbunden. — Gestern wurde in der unteren Olgastraße, während die Bewohner abwesend waren, Ungebrochen und dem Flaschner Fr. Kurscß 200 ^ Bargeld gestohlen.
Ehingen, 25. Juni. Gestern ertränkte sich in der Donau eine 91jährige Frau von Rotteoacker, die noch in einem seltenen Grade gesund und rüstig war. Lebensüberdruß war die Ursache des Selbstmords. Die Greisin wollte nicht so alt werden wie ihre Mutter, die mit 92 Jahren starb.
Rottweil, 26. Jun'. (Schwurgericht.) Steinharter wurde zum Tode und zu 6 Jahren Zuchthaus verurteilt; zugleich wurde auf Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt.
Ravensburg, 26. Juni. In Wangen (Laupheim) wurde laut „Oberschw. Anz." in dem Hause drs Söldners Schneider bei dem Legen eines neuen Stubenbodens das Skelett eines erwachsenen Menschen gefunden. Auf welche Weise der Leichnam unter den Stubenboden kam, wird wohl ein Rätsel bleiben, da sich „die ältesten Leute' nicht erinnern können, daß eine Person vermißt, oder auf andere Weise ums Leben gekommen wäre.
Psorzheim, 24. Juni. Wie von hier berichtet wird, wird die Straßenbahn Bröi- zingen-Psorzpriin nunmehr am 1. Juli er
öffnet werden. Die Straßenbahn hat Anschluß an die Albthalbahn und ist ebenfalls im Besitze der Albihalbahngesellschaft.
— Ein gräßliches Drama spielte sich am Freitag in Gr.-Oldendorf ab. Der Sohn eines dortigen Landwirtes tötete durch einen Steinwurf den Hund seines Lehrers. Der Vater des Knaben versuchte die Sache gütlich beizulegen und erklärte sich bereit, den Hund zu bezahlen, blieb darauf jedoch ohne Antwort. Am anderen Tnge erhielt der Knabe von dem Lehrer eine derart unmenschliche Züchtigung, daß er von dem Vater, der inzwischen benachrichtigt worden war, leblos der unglücklichen Mutter zugetragen wurde. Diese, von dem Anblick heftig erschrocken, stürtztc tot zu Boden. In wahnsinniger Aufregung ergriff der hartgeprüste Mann eine Axt, lief zu dem Lehrer, spaltete ihm den Schädel und erhängte sich dann selbst.
Nürnberg, 25. Juni. (Eine sehr beachtenswerte Erscheinung.) Das hiesige sozialdemokratische Organ kann eS nicht länger verschweigen, daß eine sehr tiefe Mißstimmung gegen die hiesige sozialdemokratische Parteileitung in den R ihen der Genossen herrscht. Das Blatt bringt einen Bericht über eine sozialdemokratische Versammlung, in welcher in entschiedener Weise die an der Spitze der Partei hier stehenden Persönlichkeiten getadelt und bemerkt wurde, daß die Betreffenden nicht in der Form und in dem Ton mildem Gros der G-nossen verkehren, der unter aufgeklärten Arbeitern herrschen sollte. Es scheint, daß die Tage der Herrschaft derjenigen Persönlichkeiten gezählt wurden, welche mit dem bedauernswerten Oertel so grausam umgingen.
— Explosion in der Mädchenschule zu Brüggen im Rheinland. In der Brüggener Mädchenschule explodierte während des Unterrichts ein Sprengkörp r. Sieden Schülerinnen wurden erheblich verletzt. Einem Kinde wurde rin Messingsplitter aus der Sohle entfernt. Man glaubt, daß die Explosion durch eine Bombe hcrvorgerufen sei. In der parterre gelegenen Knabenschule sprangen die Schüler und Lehrer in der Aufregung zum Fenster hinaus. Man vermutet ein.Attentat gegen die Lehrerin. *
— Schon wieder ist die deutsche Kriegsflotte um ein stattliches Schaff, den soeben in Kiel vom Stapel gelaufenen großen Kreuzer .Prinz Adalbert" vermehrt worden. Derselbe trägt den Namen des ersten Kommandanten der ehemaligen preußischen Marine, drs Prinz „Admirals* Adalbert, wie auch des kürzlich in die Marine eingetretenen dritten Sohnes des KaiserpaareS, wie dies vom Prinzen Heinrich von Preußen in seiner R de bet der Taufe deS „Prinz Adalbert* auch hervorgehoben würbe.
— Eine Anzahl Burenfamilien, Männer, Weiber und Kinder etwa 40 Köpfe stark, trafen in Mainz ein. Die Leute Hallen eng- lischerseits die Erlaubnis erhalten, unter der Bedingung Transvaal zu verlassen, daß sie für ihr eigenes Geld nach Deutschland reisen und nicht früher zurückkehren, als bis geordnete Verhältnisse in Transvaal wieder Platz gegriffen haben. Die Familien sind s. Z. in Transvaal eingewandcrte Deutsche.
— Krüger bei Kaiser Wilhelm? Die Aussichten der Buren sind in letzter Zeit! entschieden gestiegen nicht Nur in militärischer, sondern auch in diplomatischer Hinsicht. Jetzt kommt eine hochwichtige Nachricht, die nach hem Besuche der Königin Wiihelmina in
Berlin viel Wahrscheinlichkeit hat. In diplomatischen Kreisen zirkuliert nämlich das Gerücht, Präsident Krüger werde demnächst vom Kaiser Wilhelm empfangen werden. Unterhandlungen seien bereits eingeleitet.
Marseille, 25. Juni. Der Burenkommandant Vaullier ist von Durban kommend mit einem Aufträge für den Gesandten Dr. LeydS hier angekommen. Vaullier erklärte, der Boiha unterstellte Plan, den Kampf einzustellen, sei durchaus unbegründet. In den letzien Tagesbefehlen BothaS seien als uner» läßlche Vorbedingungen für den Fricdens- fchluß besonder» angeführt: Anerkennung der Unabhängigkeit der beiden Republiken und völlige Amnestie für die Kapholländer, die zu Gunsten der Buren zu den Waffen griffen. VaullierS sagt, daß die Lage augenblicklich sehr zufriedenstellend für die Buren sei.
Kapstadt, 26. Juni. Nach einer Meldung der „Cape Times" wurde daS Parlamentsmitglied für Alivalnorth, Botha, von den Buren gefangen genommen und wegen seiner Haltung im Kapparlament bei der Abstimmung über das Hochverratsgesetz ausgepeitscht. Seine Farm wurde verbrannt.
— Wenn der Zar den Professor Dr. Ottokar Lorentz vor seiner Heirat mit einer hessischen Prinzessin gefragt hätte, dann hätte er alsbald erfahren können, daß er wenig Aussicht auf einen Thromben haben werde. Der Herr Professor sagt in seinem „Lehrbuch der gesamten wissenschaftlichen Generalogie (Berlin, Wilhelm Hertz) ausdrücklich, daß in der hessischen Fürstenfauulie fast immer Töchter und nicht selten in beträchtlicher Anzahl erschienen, bis ein Erbe geboren wurde. Die Erstgeburt gehört, mit wenigen Aus- nahment dem weiblichen Geschlecht. Eine starke Netguug für diese Bevorzugung der Töchter zeigt sich schon seit älteren Zeiten, wird seit Philipp dem Großmütigen bedenklich und artet in einen Ueberschuß von Mädchengeburten aus. Nachher trat die Kasseler Linie mit stärkerer Bevorzugung männlicher Erstgeburten hervor, während die Darmstädter Linie, welcher die Zarin entstammt, dem alten Prinzip treu blieb.
— Der „Mißgriff" eines Taschendiebes. Entschieden ein „Mißgriff" war es, den der trotz seines Alters von 18 Jahren schon fünfmal vorbestrafte Taschendieb Fritz Hamann, aus Fichtenau, am frühen Morgen in der Zentral-Markthalle in Berlin gethan hat. Er versuchte nämlich seine Kunst an einem Kriminalbeamten. Dieser hatte sich kaum unter das kauflustige Publikum gemischt, als der Spitzbube seine Hand schon in die Tasche des ihm unbekannten Herrn versenkte, der alSbald rmt einem „Guten Morgen* die diebische Rechte kräftig schüttelte und sesthielt. H. ergab sich resigniert in sein Schicksal mit den Worten: „So ein Pech konnte auch nur mir passieren, wo ich noch nicht ganz auSgeschlafen habe."
— Eine etwas sonderbare Art von Entschuldigungsreise werden Alexander und Draga antreten. Das offfziöse Journal Dnewnek teilt mit, der Kaiser von Rußland habe eine Anfrage deS Königs Alexander und der Königin Draga behufs eines Besuches des russischen Hofes zustimmcnd beantwortet. Die Abfahrt deS Köntgspaarcs wird demnächst festgestcllt werden.
(Spöttische Frage.) Schusterjunge: „Meestertn, die Suppe hat wohl eine Entfettungskur durchs« macht l*