« « « - s ch a «.
Stuttgart, 7. Mai. Die Finanzkommisston der Abgeordnetenkammer faßte heute mit 9 gegen 5 Stimmen einen Beschluß, welcher sich gegen die Angliederung Württembergs an die preustsch-hessische Eisenbahngemeinschaft ausspricht.
Ludwigsburg, 6. Mai. In dem Betrieb der Ziegelwerke Ludwtgsburg an der Paulinenstraße hat sich heute vormittag laut „Ludw. Ztg." ein gräßliches Unglück ereignet. Das Lager des großen Schwungrades der Dampfmaschine war warm gelaufen. Statt nun die Maschine für kurze Zeit sttll- stehen zu lassen, suchte der verheiratete Ziegeleiarbeiter Beck durch Lösen einiger Muttern des Lagers die eingetretene Spannung zu mildern. Er schlüpfte zu diesem Zweck unter der Verwahrung hindurch, wurde hiebei von dem Schwungrad erfaßt und einigemale von demselben im Kreis herumgeschleudert, wodurch er so fürchterliche Verstümmelungen erhielt, daß er tot liegen blieb.
Jagstseld, 7. Mai. Heute nachmittag entgleiste bei der Einfahrt in die hiesige Station ein Personcnzug infolge vorzeitiger Umstellung der Weiche. 2 Reisende wurden schwer und 4 leicht verletzt; auch ein Bediensteter wurde verletzt.
Niederstetten, 6. Mai. Der Kutscher des Arztes tn Wunfledel war mit dem Abschirren eines Pferdes beschäftigt, das seit Jahren unter seiner Obhut stand. Plötzlich schnappte das Pferd nach dem Halse des Kutschers und würgte diesen kurze Zeit. Eine Stunde darauf verstarb der Verletzte an innerer Verblutung.
Mühringen, 7. Mai. Die Kgl. Kreisregierung zu Reutlingen hat am 2. dS. Mtö. den Freiherrn Oskar v. Münch von Hohen- mühringen als gemeinfährlichen Geisteskranken gegen den Willen seiner in Stuttgart wohnhaften Mutter vorläufig in die Irrenanstalt Schussenrted «ingewiesen. Dem Beschluß der Kreisregierung ist eine ausführliche Begründung betgegeben.
Hornderg (Schwarzwald), 7. Mai. Der Kaiser, der gestern abend nach 5 Uhr mittelst Sonderzuges hier etntraf, begab sich unmittelbar darauf zur Auerhahnjagd ins Reichenbachthal, erlegte 4 Hähne und reiste heute mögen 7 Uhr mittest Sonderzuges in Begleitung des Fürsten zu Fürstenberg nach Donaueschingen ab, woselbst er um 9 Uhr vormittags etntraf. Bei der Fahrt durch die Stadt wurde der Kaiser von den Spalier bildenden Vereinen und Schulen, sowie einer zahlreichen Volksmenge lebhaft begrüßt.
— Kaiser Wilhelm will im Monat August wieder nach England reisen. Er will sich das Wettsegeln bei Cowes ansehen und hat bereits seiner Segelyacht „Meteor" Befehl gegeben, sich bereit zu halten zum friedlichen Wettkampf mit den engl. Rennschiffev.
— Der bisherige Finanzminister Dr. v. Miguel wird nach Ucbergabe der Dienstge- schäste an seinen Nachfolger nach Frankfurt a. M. übersirdeln um dort ständigen Wohnsitz zu nehmen.
— Fürst Herbert Bismarck ist vom Kaiser zur Teilnahme an der am 3. n. M. stattfindenden Enthüllungsfeier des Denkmals seines Vaterö des Altreichskanzlers, eingeladen worden. Fürst Herbert hat seine Teilnahme zugesagt. Der Kronprinz wird ganz bestimmt der Feier beiwohnen.
Brüssel, 1. Mai. (Der Bär als Nachtwächter.) Im belgischen Dorfe St. Lambert war ein Bärenführer angckommen, der zur Freude der Jugend Meister Petz tanzen ließ. Die Nacht verbrachte der Mann tn der Scheune eines Bauern. In derselben befanden sich in einem Verschlage auch ein Paar junge Schweine. Der Zigeuner und sein Bär schliefen schon fest, als die Thüre der Scheuer sich leise öffnete und ein Mann hereinschlich. Der Dieb wollte eines der Ferkel packen, als vor ihm eine große Gestalt sich erhob und ihn mit beiden Armen umfaßte. Die Umarmung war so kräftig, daß der Gepackte ein lautes Geheul ausstieß. Der Bauer und seine Leute eilten mit Laternen und Heugabeln herbei und sahen zur allgemeinen Freude, daß der Bär einen gefährlichen Räuber in seien Armen hielt, einen eben aus dem Zuchthause entlassenen berüchtigten Mann der Umgegend. Meister Petz ließ nun auf Kommando seinen Gefangenen loS und übergab ihn der strafenden Gerechtigkeit.
— In einer Nervenheilanstalt in Grenna in Schweden griff ein Patient in einem Anfälle von Geistesstörung die Inhaberin der Anstalt und deren Töchter an, tötete eine der letzteren und verwundete zwei, sowie die Inhaberin. Auch von den zu Hilfe eilenden Männern wurden fünf.von dem Rasenden teils schwer verletzt. Es gelang zuletzt, den Geisteskranken zu überwältigen.
— Die Heimkehr Graf WalderseeS in naher Aussicht. Die letzten militärischen Erfolge der Deutschen gegen die chinesischen Truppen des General Lui scheinen so günstig gewirkt zu haben, daß es dem Oberkommandierenden der verbündeten Truppen möglich erscheint, schon in nächster Zeit Peking zu verlassen und im Laufe des Monats Juni nach Deutschland zurückzukehren. Bis dahin würde er auf dem Lazaretschiff „Gera" verweilen, das hierfür eingerichtet werden soll. Aus der Mitteilung, daß Graf Waldersee zunächst Wohnung auf vcm Lazaretschiff nehmen werde, das vor Taku ankert, braucht nicht gefolgert zu werden, daß sein Gesundheitszustand schlecht sei; die in Petschili jetzt schon einsetzende große Hitze wird es dem Feldmarschall nahelegen, die Seeluft aufzu- fuchen, sobald eben seine Anwesenheit in Peking nicht mehr erforderlich ist. So kann man denn einer baldigen Beendigung der chinesischen Expedition entgegensehen, wobei die deutschen Truppen die Ehre und das Verdienst der letzten entscheidenden That haben dürfen.
— Die Rückbeförderung der deutschen Truppen aus China wird voraussichtlich 25 Millionen Mark kosten.
Peking, 8. Mai. Reutermeldung. Die Gesandten beschlossen heute, eine gemeinsame Note an China zu richten, worin sie Mitteilen, daß der Gesamtbetrag der Entschädig- ungSforderungen auf 450 Millonen Taels festgesetzt sei und um Mitteilung ersuchen, in welcher Weise China die Zahlung zu bestreiten gedenke.
London, 7. Mai. Amtliche Meldung. Die Verluste der Engländer während des April betrugen 8 Offiziere und 122 Mann tot, 20 Offiziere und 206 Mann verwundet und 3 Offiziere und 93 Mann gefangen.
London, 7. Mai. Die Total-Verluste Englands in dem südafrikanischen Krige umfassen am 30. April: 355 Offiziere und
Redaktion, Druck u. Verlag von Bern h. 'Hofmann in
8667 Mann, die im Feld getötet worden sind. 115 Offiziere und 1230 Mann starben an Verwundungen, 4 Offiziere und 93 Mann erlitten den Tod in der Gefangenschaft, 232 Offiziere und 8949 Gemeine sind an Krankheiten zu Grunde gegangen, 8 Offiziere und 326 Mann verloren durch Zufall ihr Leben, 7 Offiziere, 744 Mann werden vermißt oder find gefangen genommen. 1977 Offiziere und 45 762 Mann kehrten als Invaliden nach der Heimat zurüh. Von diesen starben 314 uach ihrer Rückkehr. Die Briten halten 18011 Buren als Gefangene, abzuziehen von denjenigen, welche in Transvaal und den Oranjcstaaten zurückgchalten werden.
Kapstadt, 8. Mai. Gouverneur Milner erklärte gelegentlich einer Festlichkeit: ES bestehe kein Grund dafür, daß die Bevölkerung Besorgnis hege über den Ausgang des Krieges. Wandel und Schwäche in der Reichspolitik seien unmöglich. Er sei fest überzeugt, daß die dauernde Beilegung des Streits bald nahe sei. Er verlasse Südafrika jetzt leichteren Herzens als er es vor 6, selbst vor 8 Monaten hätte thun können.
Algier, 8. Mai. An Bord eines Dampfers welcher 13 Mtlitärhäftlinge von VenteS nach dem StrafhauS in Algier transportierte, spielte sich gestern ein blutiges Drama ab. 7 Häft- inge, darunter ein Anarchist, brachen auS ihren Zellen und schrieen: „Nieder mit der Armee! Hoch die Anarchie!" Unter den Passagieren entstand eine große Panik. Gendarmen stürzten sich auf die Häftlinge, um sie festzunehmen. Ein Anarchist bedrohte einen Gendarmen mit dem Messer, worauf ihn dieser mit einem Revolverschuß niederstreckte.
— Am Mittwoch feierte ein Pärchen in Karlsruhe Hochzeit. Beim Esten kam ein Gesangverein und trug das bekannte Lied vor: „O Röslein jung, o Röslein schön, ach hält' ich niemals dich geseh'n!!!" Das Röschen — die Braut in diesem Falle, soll ein ganz verdutztes Gesicht zu dieser Huldigung gemacht haben.
— Spargelzeit! Wem kitzelt nicht der Gaumen beim Gedanken an dieses edelste aller Frühjahcsgemüse.
Während wir früher unsere Spargel in Mehlsaucen tauchen und statt ihres reinen, unvergleichlichen Aromas den undefinierbaren Geschmack einer zweifelhaften Mischung von Fleischabsud und Mehl kosten mußten, Verfahren wir heute weit bester folgendermaßen:
Wir befreien die Spargel von der äußeren Haut und den Blattansätzen unterhalb des Kopfes, waschen sie gut, bänden stezuBün- delchen von 10—15 Stück und schneiden das harte Ende der Stengel so ab, daß die Bündelchen eine gleichmäßige Länge erhalten. Wir stehen die Spargel in Salzwasser auf schwachem Feuer, bis sie gar sind, und lasten sie auf einem Sieb gut abtropfen, richten sie nach Entfernung der Bindfaden auf eiuer Serviette an und garnieren sie mit einem Sträußchen Petersilie.
Dann mischen wir nach Geschmack gutes Olivenöl, Weinessig, wenig Senf, etwas Maggiwürze, sowie Salz und Pfeffer und servieren diese Salalsauce tn einem Saucen- napf.
Die Methode ist einfach, und Einfachheit ist eine Grundbedingung für die richtige Zubereitung junger Gemüse mit delikatem Geschmack.
Wildbad.