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Stuttgart, 11. März. Warnung vor norddeutschen Wäschedetailreisenden. Der württ. Schutzverein für Handel und Gewerbe schreibt. Wir haben im Laufe des letzten Jahres mehrmals vor norddeutschen Wäsche- dctallreiscnden gewarnt, welche das Publikum unter verschiedenen Vorspiegelungen zum Kauf ihrer Waren veranlaßt haben. Eine Anzahl hiedurch geschädigter Personen haben sich an unseren Verein gewendet und eS wurde durch Sachverständige fcstgestcllt, daß die fraglichen Waren um die Hälfte billiger bei den ortS- ansäisigen Geschäftsleuten zu haben waren. Neuerdings erfahren wir, daß zur Zeit wieder solche Wäschedetailrcisenbe in verschiedenen württembergischen LandeStetlcn ihr Unwesen treiben. Wir wiederholen deshalb unsere frühere Warnung.
Stuttgart, 22. März. Der sozialdemokratische Abgeordnete Kloß ist mit seiner Tochter aus der evangelischen Kirche ausgetreten, weil bei dem Begräbnis feiner kürzlich gestorbenen Frau dieser das Grabgeläutc verweigert wurde.
Hall, 22. März. Eine mutige That hat heute Schmiedmeister Frank, der Leiter der Lehrwerkstätte für Husbcschlag, vollführt, als vom Haalplatze ein Wagen rückwärts in den Kocher hincingefahren war und das Pferd mit sich gerissen hatte. Alle möglichen Versuche , das Tier aus dem nassen Elemente herauSznbringen, schlugen fehl. Frank kam nun und setzte sich mutig auf das Pferd, wurde von diesem aber rückwärts in die Milte des tiefen Flusses getrieben. Längere Zeit blieben Roß und Reiter unter dem Wasserniveau verschwunden, so daß ein Entsetzen die vielen Zuschauer ergriff, doch tauchte Frank wieder auf, dem nun der auf der „Henkersbrücke" angebrachte RettungSgürtel zugeworfen wurde. Er konnte nun sich und das Pferd auf das Ufer retten.
Unterreichenbach, 22. März. Auf hiesiger Station gab cs MMwoch Abend als der 6 Uhr-Zug von Pforzheim kam, eine recht heitere Scene. Zwei ältere Frauen (Händlerinnen) von Pforzheim kommend, wurden hier aus dem Wagen gewiesen, und ihnen das Weiterreisen verboten, weil sie sich auf der ganzen Strecke gegenseitig schlugen nnd schimpften: die Haare hingen den Kämpfenden vom Kopse, jede blutete, die Kleider waren ihnen vom Leibe gerissen, und so würden sie an die frische Lust gesetzt, um sich gegenseitig wieder versöhnen zu können.
Pforzheim, 19. März, lieber die Vorgänge tm hiesigen Lebensmillelbebürfnisverein schreibt der „Pforzh. Beob.": Der Mangel an kaufmännisch geschulter Leitung und Ucber- wachung machte sich am deutlichsten bet der Feststellung des Jahresabschlusses bemerkbar. Schon im Jahre 1894 sollen sich hier Differenzen ergeben haben. Es stimmte nicht in diesem und nicht in den folgenden Jahren und die Geschäftsführer verfielen schließlich auf den einfachen Ausweg, indem sie den Kassenbestand um die Differenz erhöhten und in die Bilanz einstellten. So kam es, daß ende 1899 die Bilanz einen angeblichen Kassenvorrat von 11 000 aufwies, während der Verein seinem Bankier 18 000 Mark schuldete. Ederhardt und Opificius, die mit dem buchsührendcn Kaufmann allein von den falschen Zahlen etwas wußten, legten den Generalversammlungen jeweils Nur ungern die Bilanz vor. Als schließlich der
unzufriedene Ausschuß neue Leiter berief, fanden diese sofort, daß der buchmäßige Kassensaldo mit dem tatsächlichen nicht übcrein- stimmte. Es stellte sich heraus, daß der frühere Vorsitzende sich auf seinen Gehalt einen Vorschuß hatte geben lasten, der nach Verläßlichen Mitteilungen für die Zwecke der sozialdemokratischen Partei Verwendung fand.
Pforzheim, 23. März. Gestern abend fand die Generalversammlung des LebenS- mittel-Vereins statt, dessen früherer Vorsitzender der LandlagSabg-ordnete Opifizius war, der jetzt mit samt dem Verwalter Eberhardt in Kolltstonshaft sich befindet, das Defizit, das vom Gericht festgestellt wurde, beträgt 9009 ^ Ein Redner teilte mit, daß der Staatsanwalt dem Rechtsanwalt Dr. Dietz gegenüber geäußert habe, er glaube nicht, daß Opificius Geld unterschlagen habe. Das Defizit ist nur auf falsche Buchung und Saumseligkeit zurückzuführen.
Mühlacker, 23. März. In Niesern wurde beim Ausgraben eines BaumeS ein Steinhauer, der an Ostern Hochzeit machen wollte, von dem fallenden Baum erschlagen.
— Zur Kneißl-Assaire. Die Belohnung von 1000 die vom bayerischen Ministerium auf die Ergreifung des Raubmörders Kneißl ouSgesetzt worden ist, wurde den Eheleuten Lorenz auSgezahlt, in deren HauS der Räuber gefangen wurde.
Gambsheim, 20. März. Ihren 100. Geburtstag feierte gestern die hiesige Einwohnerin Josefinc Mu>y. Die Hundertjährige ist noch so rüstig, daß sic allein ihre Haushaltung besorgt.
— Karlsbad steht unter dem freudigen Ereignis der Entdeckung eines neuen Sprudels, besten Kraft alle alten Quellen weit über« trifft. Die Erschließung geschah zufällig anläßlich der jährlichen ReinigungSarbeitcn an den Sprudelöffnungen, die sonst versteinern würden und dem Wasser einen unerwünschten Durchbruch an einer andern Stelle aufzwängen. Beim Versuch den Springer Nr. 2 tiefer zu bohren, stieß Ingenieur Knett auf undurchdringliche Granitmassen. Als man nun den seit ewigen Zeiten stillen Sprudel Nr. 3 anbohrtr, ertönte plötzlich ein Knall und ein siebend heißer Wasserstrahl sprang aus der Quelle bei acht Metern Tiefe. Der neue Springer liefert bei Normalspannung 290 Liter in der Minute. Dabei find dir alten Quellen vollkommen unversehrt geblieben.
— Geheimrat Krupp in Essen, der im vergangenen Jahre sein Gesamteinkommen gelegentlich der Steucreinschätzung auf 16 Millionen angegeben hatte, versteuert in diesem Jahre die Summe von 21 Mill. Mark.
Berlin, 23. März. Graf Waldersee meldet aus Peking vom 22. d. M.: Die Zurückziehung der englischen und russischen Wachen in Tientsin fand heute früh in der vereinbarten Weise statt. Der Gesundheitszustand des Expeditionskorps ist vortrefflich.
Köln, 23. März. Der „Köln. Ztg." wird aus Peking vom 22. März gemeldet: Heute traten die Gesandten Deutschlands, Englands, Frankreichs und Japans zu einem Ausschuß zusammen, um die Hilfsquellen Chinas zu prüfen und Mittel und Wege vorzuschiagen, wie die Kriegskosten bestritten und Ansprüche von Privatpersonen befriedigt werden können.
London, 23. März. Im Uuterhauje
erklärte Chamberlaln, es sei kein spezieller Einwand gegen irgendwelche Bedingungen Kitchcnerö erhoben worden. Boiha. machte keine Gegenvorschläge. Die einzige Information , welche die Regierung außer jener, die bereits veröffentlicht ist, besitze, sei in einem Privattelegramm Kitcheners enthalten, welches meldet, daß Botha scharfe Stellung gegen Milner nahm.
Durban, 24. März. Etwa 400 Buren zerstörten Freitag den VorratSzug nördlich von NylchSlaagte, und zogen mit mehreren Wagenladungen erbeuteter Vorräte ab.
London, 23. März. Die Blätter melden aus Kapstadt, daß Dewet bet Senekal 2 Geschütze, die ehemals PrinSloo gehörten, ausgegraben hat.
Kapstadt, 25. März. Rcutermeldung. Ein heftiger Kampf fand am 22 bei Haarte- ebentfontein statt, wobei die Imperial Ligth Horse Aoemanry stark beteiligt war. — Gestern und heute sind 12 Pestfälle vorgekommen. Unter den Erkrankten befinden sich vier Europäer.
— Grausame Lynchjustiz. Aus New- Dork wird unter dem 13. März gemeldet: Ein Akt der Lynchjustiz von ungewöhnlicher Grausamkeit ereignete sich in Corsicana, Texas. Das Opfer ist der Neger John Henderson, der vor einigen Tagen MrS. Aounger, die Frau eines Farmers, anfiel und ermordete. Am Dienstag abend ging ein Haufe bewaffneter Männer von Corst- cana nach der benachbarten Stadt Waco und brach in das Gefängnis ein, in dem Henderson eingesperrt war. Der Neger wurde ergriffen und nach Corsicana geschleppt. Mittwoch früh brachte man ihn auf einen Platz an der Grenze der Stadt, wo ein hoher Holzstoß und ein eiserner Marterpfahl bereit standen. An diesen wurde der Neger an gekettet, mit Kerosen getränkte Reisigbündel wurden um ihn gehäuft und eine Fackel angelegt. Eine ungeheure Menschenmenge wohnte der schrecklichen Scene bei. Die Lyncher waren alle bewaffnet und erklärten laut, daß sie sich etwa dazwischentretenden gewaltsam widersetzen würden. Henderson verlor angesichts der schrecklichen Vorbereitungen den Mut, schrie und bat seine unbarmherizigen Henker um Gnade, ober seinen Bitten wurde keine Beachtung geschenkt. Nachdem der Körper verbrannt war, zerstreute sich die Menge ganz ruhig. Wahrscheinlich werden die Behörden von Texas keine Schritte thun, um die Lyncher zu bestrafen I
— Ueberschwemmuugen in Spanien. In Andalusien sind infolge achttägigen furchtbaren Regens der Guadalquivier, Guadal- medina und andere Flüsse drei bis 7 Meter hoch gestiegen und über das Ufer getreten. Um und in Sevilla, Cordova, Granada, Malaga sind ungeheure Strecken überschwemmt viele Häuser eingestürzt. Die Eisenbahnverbindungen sind abgeschnilten, die Ernte ist zerstört, während sich die Landleute im größten Elend befinden.
— Die Engländer haben, wie das Gericht geht, einen vergeblichen Versuch gemacht, sich „Maggi" im großen zu verschaffen, — sie sollen es zum Würzen der Suppe brauchen, die sie sich in Transvaal einbrockten!
(Zweideutig.) „Sie sind Engländer und wollen nach Transvaal?" „"kes, ich will!" „Da würde ich aber weniger Gepäck mitnehmen." „Warum?" Damit Sie dort ein leichteres Fortkommen finden."