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Seine Majestät der König hat die erledigte Oberamtsarzt-Stelle in Hall dem OberamtSarzt vr. Süßkind in Neuenbürg übertragen.

Stuttgart, 20. März. Der Präsident deS StaatSministeriumS, Siaatsminister des Kriegswesens General der Infanterie Frei­herr Schott v. Schottenstein ist erkrankt und wird demnächst einen ihm bewilligten Urlaub antreten. Ueber die Dauer seiner Dienst- Verhinderung ist der Staatsminster der Justiz Dr. von Breitling mit Wahrnehmung der Funktionen des Präsidenten des Staatsmini- steriums und der Generalleutnant v. Schnürlen mit der Stellvertretung im Kriegsmioisterium betraut worden.

Stuttgart, 18. März. Ein schweres Ge­witter mtl starken Blitzen und Donner zog heute abend gegen 7 Uhr, von Süden kom­mend, über die Stadt. Die Temperatur war dabei milde, der Regen gering. (Die gleiche Erscheinung wurde auch hier in Wildbad be­obachtet.)

Den gesteigerten Anforderungen, die an Post- und Telegraphenverwaltung gestellt werden, entsprechend, hat sich unsere oberste Postbehörde ebenfalls veranlaßt gesehen, das Fahrrad in seine Dienste zu stellen. Seil heute ist dasselbe nicht nur in Stuttgart, sondern auch in sämtlichen größeren Ober- amtSstädten Württemberg im Gebrauch. Die Räder, die sich durch solide und doch nicht schwerfällige Bauart auszeichnen und in ihrer hellgelben Emaillierung einen freundlichen Eindruck machen, sind Erzeugnisse der Neckar- sulmer Fahrradwerke A.G. in Neckarsulm, die auch sämtliche Diensträder der württ. Straßenbauinspektionen und einen Teil der im 13. württ. Armeekorps benützten Fahr­räder geliefert haben.

Heilbroun, 19. März. Oberbürgermeister Hegclmaier weigerte sich, einen Antrag des GemeinderatsmitgliedeS Betz, der Stellung­nahme des Gemeinderats gegen die Erhöhung der Getreidezöllc verlangt, auf die Tages­ordnung zu setzen.

Heilbronn, 1. März. Das Urteil in dem Englert'schen Raub- und DtebstahlS- prozeß wurde heute mittag '/,12 Uhr wie folgt verkündet: Es erhält Viktor Englert wegen 14 vollendeter und 5 versuchter Ver­brechen deS schweren Diebstahls, sowie wegen Widerstands und Bedrohung 15 Jahre Zucht­haus und 10 Jahre Ehrverlust; Albert Englert wegen derselben Delikte 14 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust; Emil Rheinen wegen 13 vollendeter und 4 ver­suchter schwerer Diebstähle und Vergehe» des Diebstahls und der Sachbeschädigung 14 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust ; Wilhelm Abt wegen eines Verbrechens des schweren Diebstahls im Rückfall, wegen 3 Verbrechen der Beihilfe hiezu und wegen Verbrechens der gewerbsmäßigen Hehlerei 9 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust; Luise Abt wegen gewerbsmäßiger Hehlerei 8 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrver­lust; Peter Englert wegen Vergehens der Hehlerei 8 Monate Gefängnis, wovon 1 Monat durch die Untersuchungshaft verbüßt ist und Luise Englert wegen Hehlerei 3 Wochen Gefängnis, welche durch die Unter­suchungshaft verbüßt sind. Gegen sämtliche Angeklagten mit Ausnahme der beiden letzteren, wird auf Zulässigkeit der Polizeiaufsicht er­

kannt, auch haben die Angeklagten gemein­schaftlich die Kosten des Verfahrens zu tragen.

Ludwigsburg, 1?. März. Am letzten Freilag gerieten in Neckarrems der 32 Jahre alte Karl Dreher und der 18 Jahre alte Eberle von dort auf dem Heimwege in Streit, wobei Dreher dem Eberle mit einer Zaun­latte den Schädel einschlug» so daß dieser so­fort tot war. Der Thäter ist verhaftet.

Vom Jagstthale, 17. März. (Billigere Holzpreise.) Sehr anerkennens- und nach­ahmenswert erscheint das Bemühen des Ober­försters in Dörzbach, um bei den enorm hohen Holzpreisen wenigstens den weniger bemittelten Leuten im Revier billiges Holz zu verschaffen. Derselbe hat nämlich eine Anzahl niedrig taxierter Reisholzschläge hauen und die Leute sich namhaft machen lassen, worauf das Holz denselben zum Anschlag überlassen wurde. Ein solche- Vorgehen wird sicher seinen Eindruck nirgends ver­fehlen und soll hiemit auch öffentlich mit Dank anerkannt und für andere Bezirke empfohlen werden.

Rotteuburg, 19. März. Von den 37 im Jabre 1841 geweihten Priestern ist auch nicht einer mehr am Leben, folglich können dieses Jasr ihr OOjähriges Priesterjubiläum keine Geistlichen begehen. Nächstes Jahr da­gegen sehen noch 3 Geistliche ihrem eisernen Jubiläum entgegen; es sind dies I. V. Braun, zuletzt Pfarrer und Kämmerer in Dielenheim, O.A. Lauphüm, Friede. Laib, pensionierter Pfarrer von Oedheim (lebt in Rotteuburg bei seinem Neffen, dem Bischof) und der als Pensionär in Ravensburg lebende Pfarrer Felix Roth, zuletzt in Unterboihingen. Sämtliche Herren, welche am 29 Aug. 1842 zu Priestern geweiht wurden, sind Inhaber des Ritterkreuzes erster Klaffe deS Friedrichs­ordens.

Alls Oberschwabell, 19. März. Am 1. Mai wird ein größerer Piigerzug würt- tembergischer Katholiken nach dem berühmten Wallfahrtsort Lourdes abgehen. Die Reise, deren geschäftliche Leitung C. Liebcl 8su. in Waldsee übernommen hat, wird 10 Tage dauern.

DvNlhan, 18. März. Heute hatten wir den ersten warmen Frühlingstag. Am abend gegen 5 Uhr zogen zwei Gewitter noch, in­ander über unsere Stadt. Es fiel Hagel, dessen einzelne Körner nußgroß waren.

Pforzheim, 18. März. Nach dem Mör­der Ktndsvogel wurde in den letzten Tagen die Gegend um Pforzheim und die Wälder von Schutzleuten und Gendarmerie nach allen Seiten abgesucht. Auch Privatleute beteiligten sich daran. Die 200 -Kl Belohnung sind ein gutes Lockmittel. Kindsvogel wurde nun am Montag nachmittag von einem Ab­fallholz suchenden Manne im Walde bei Pforzheim erhängt aufgesundeu. Die Leiche wurde alsbald, nachdem sie rekognosziert war, nach der städtischen Leichenhalle ver­bracht. So hat sich also der Mann, und zwar wahrscheinlich bereits den Tag nach der That seinem irdischen Richter entzogen.

Kehl, 19. März. Der einzige Sohn des begüterten Landwirts Keck in Legelshurst, der bei den Bonner Husaren dient, wurde vorgestern aus dem Güterbahnhvs in Bonn von einem Zuge erfaßt und getötet.

In Schneidemühl hat sich der 81

Jahre alte Rentner Heinrich Weiland er­schossen. Als Beweggrund zu der unseligen That wird bekannt, daß W. schon unmittel­bar nach dem Anschlag aus den Kaiser ge­äußert hat, der Attentäter Arbeiter Dietrich Weiland stk ein Enkel von ihm, und diese Schmach könne er nicht überleben.

Berlin, 18. März. Der DampferKiaut- schou« mit den aus Ostasten zurückkehrenden dienstunbrauchbarcn 6 Offizieren und 216 Mann ist am 17. März von Colombo wei­tergegangen.

Der Kaiser hat von den durch das deutsche Hilfskomite für Ostasten ihm zur Verfügung gestellten und zur Unterstützung der Angehörigen, sowie der Hinterbliebenen der bei der Expedition nach Ostaflen befind­lichen Personen bestimmten 200,000 Mark 150,000 dem Kriegsministerium u. 50,000 Mark dem Reichsmarineamt überwiesen.

Berlin, 20. März. Meldung aus Tient­sin vom 19. März: Graf Walderser pas­sierte heute nachmittag Tientsin. Die Lage betreffend des englisch-russischen Zwischenfalls hat auf keiner Seite eine Aenderung erfahren. Graf Waldersee trifft hier ein. Die eng­lischen und russischen Kommandanten warten auf die Befehle ihrer Regierungen.

Brüssel. Präsident Krüger ist der An­sicht, daß die Buren nur zufrieden sein kön­nen, wenn ihnen eine allgemeine Amnestie und Autonomie von den Engländern gewähr­leistet wird : England müsse versprechen, sich nicht in die inneren Angelegenheiten der bei­den Burenstaaten einzumengen.

Port Nollnolh. Das Hauptquartier der Buren soll in den Kamiasbergen sein; sie haben eine feste Stellung daselbst tnne und können von ihr aus auf eine Entfernung von 20 Kilometer das Land überblicken, ohne selbst gesehen zu werden; sie halten auch die Wasserlöcher bei Agnathaus; dieses liegt nur eine Tagreise von den Kupferminen. Obrest Shelton sucht die Wasserlöcher zu Noipkatop und Vaalpits zu besetzen, um ein ferneres Vordringen der Buren durch das Buschmann­land auf Konkordia und Ovkib zu verhindern.

London, 19. März. Im Unterhause teilte Chamberlain mit, Botha habe Kitchener brieflich erklärt, er sei nicht bereit, die Be­dingungen, die Kitchener ihm auzubieten den Auftrag hatte, anzunehmen oder der ernsten Erwägung seiner Regierung zu smphehlcn.

Königin Helene von Italien, die einem freudigen Familienereigniö entgegen­steht, hat hundert Wiegen samt vollständiger prächtiger Kinderwäfche als Geschenk für solche Kinder armer italienischer Eltern bestellt, die am selben Tage zur Welt kommen wie der zukünftige Sprößling des italienischen Königs» paareS.

Indianapolis, 18. März. An dem gest­rigen Leichenbegängnis für Harrison nahmen etwa 15,000 Personen teil. Max Kinley und die einstigen Mitglieder des Harrison- schen Kabinetts wohnten der religiösen Frier bei, die vor der Beerdigung in HarrisonS Wohnung stattfavd.

Newyork, 20. März. Ein Telegramm dergEvenningpost" aus Washington meldet, Mac Kinley habe vorgeschlagen, die Mächte sollten als Gesamtentschädigung eine Pauschal­summe scstsetzen, welche zu zahlen China die Mittel habe, und dann den jeder Macht zu­kommenden Anteil daran bestimmen.

SK-gMoNj Druck und Verlag von Beruh. Hofmauutu Wildbad.