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Die Unruhen in China.

Peking» 23. Z,n. HavaSmeldung dom 22. Jan. : Die Gesandten tral-n heu'e zu­sammen und beschlossen, auf die geford-ten Erklärungen über die letzte Note erst zu ant­worten, wenn die Chinesen durch ihre Maß­nahmen und Beschlüsse den Beweis geliefert hätlen, daß sie den angenommenen Beding­ungen entsprecherdGenuftlhuungleisten wollen. Der erste Punkt der Genuglhuuug delr fff die Bestrafung. Die Gesandten berieten diese Frage, bezüglich der Hauptschuldigen behalten sie sich vor, mit dem Prinz n Tsching und Li-Hung-Tschang die Bedingungen zu beraten, unter denen der Beschluß auSgrsührt wer­den solle.

Gras Waldersee hat jetzt die mili­tärische Expeditionen soweit eingestellt, als sie nicht durch Zuwiderhandlungen chinesischer Truppen oder Missethaten von Boxerabteil­ungen notwendig werden. Graf Waldersee meldet am 19. Januar aus Peking: Bon Tientsin ist gestern ein Detachement unter Major Hofmann in die Gegend des Tstlihai (eines Sees nordöstlich von Tientsin) ab­marschiert, wo sich Räuber sammeln.

Peking, 23. Jan. Bet der heutigen Sitzung des diplomatischen Korps in Ange­legenheit der chinesischen Friedenswünsche wurde wiederum ein befriedigendes Einver­ständnis der Mächte erzielt. Die nächste Sitzung ist am Donnerstag. Für nächste Woche ist eine Sitzung mit den chinesische» Bevollmächtigten in Aussicht genommen.

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Eine graphische Darstellung der Er» gebnisse der jüngsten Landtagswahlen ist von Bauamtswerkmeister Hammer in Stutt­gart herausgegebtn worden. Sie rubriziert die einzelnen Wahlbezirke und ihre Vertreter unter die im Landtage vertretenen Parteien, so daß die Stärke der letzteren sofort ersicht­lich ist. Ergänzt wird die Liste durch Ta­bellen über den Wahlausfall in den vier Kreisen Württemberg und die Gesamlstim- menabgabc für dse einzelnen Parteien, sowie durch Aufzählung der Privilegierten. Preis 20 Zu haben bei G- Riexinger, Buch­binder.

Stuttgart, 20. Jan. Seine Majestät der König nahm heute Vormittag die regel­mäßigen Meldungen entgegen und besuchte hierauf den Gottesdienst in der Schloßkirche. Nachher empfingen Seine Majestät den Prä­sidenten der Kammer der Abgeordneten Rechts­anwalt Payer in Audienz, und hörten den Vortrag des Generaladjutantcn.

Stuttgart. Von den Denkmünzen, die aus Anlaß des 200jährigen Jubiläums des preußischen Königshauses geprägt wurden, sind nach einem Schreiben des Finanzmi- nisterö an die Stände den württembergischen Kassen 8000 in 5 Markstücken und 32 000 ^ in 2 Markstücken überwiesen worden.

Calw, 21. Jan. Gestern nacht um 10 Uhr brach in der Scheuer des Flaschners Kazenmaier und Amtsdteners Strobel Feuer aus, das sofort auch das Wohnhaus de« LouiS Beck in Flammen setzte. Beide Ge­bäude find vollständig abgebrannt. Zur Zeit des Brandes ging ein heftiger Wind, es ge­lang jedoch, die weitere Ausdehnung zu ver­hindern. Die Abgebrannten sind versichert.

Nagold, 17. Jan. In einer von 20 Gutspächtern der Umgegend besuchten Ver­

sammlung ist der Preis für das nach Pforz­heim zu l! ferndeLiter Milch auf 14 erhöbt worden; es soll behufs Durchsüvrung ' ;S Beschlusses das Einverständnis d-r Pso Heimen Milchliefcranten aus der Gegend von Mühlacker eingeholt werden. Jeder der Lie­feranten verpflichtet sich vertragsmäßig zu einer Konventionalstrafe von 200 ^I, falls er gegen die Abmachung handelt.

Rottenburg, 21. Jan. Auf den Kanzeln der Diözese Roltenburg wurde ein neues Breve dcS Papstes und eine Bekanntmachung des Bischofs verkündet, durch welches das h'ilige Jahr um 6 Monate verlängert bezw. der Jahrhundertwechsel als Anlaß zu erneuter besonderer Andachtsübung empfohlen wird. Die festliche Zeit beginnt am Vorabend des 27. Januar und endet mit dem 21. Juli. Anfang und Schluß werden durch festliches Glockengeläut« und feierliche Prozessionen an­gekündigt. Für besondere Gebetsübungen während dieser Zeit und Ablegung der Beichte wird ein vollkommener Ablaß verliehen.

Von der Riß, 21. Jan. Einem Bier­führer gingen auf der Ortsstraßc die Pferde durch, der Wagen stürzte um, wobei die schweren Fässer auf den Knecht rollten, so daß er schwer verletzt in das Krankenhaus gefahren werden mußte. In einer Bier­gartenwirtschaft bei Bieberach wurde ein son­derbarer Diebstahl ausgeführt, indem der Telephonkasten entwendet worden ist.

Schramberg, 20. Jan. Folgender Un­glücksfall, der sich gestern in der Nähe des hiesigen Bahnhofes zutrug, dürfte in Kreisen der Eltern Veranlassung zu eindringlichen Warnungen geben. Unbeachtet vom Fuhr­mann legte sich eia Ojäbriger Knabe auf die Deichsel des Hinteren von zwei aneinander­gehängten , schwer mit Brettern beladenen Wagen. Als derselbe nun abtpringen wollt-, kam er so unglücklich unter die Rärer, daß er als Leiche vom Platze g-irag-u werd n mußte.

Geislingen, 22. Jan. Heute früh wurde ln den Waldungen des Grafen v. Rechberg auf Markung Donzdorf der verheiratete Holz­macher Nuding von einer ins Rollen ge­kommenen Tanne erfaßt, zu Boden gedrückt und ihm der Kopf zerquetscht, so daß aus der Stelle der Tod eintrat. Eine Witw' mit sieben Kindern betrauern den Verstor­benen.

Metzingen, 19. Jan. In dem benach­barten Psarrdorf Grafenberg machten gestern abend einige Zizeunerwagen Halt, um daselbst zu nächtigen. Heute früh besuchten von dieser schmutzigen Gesellschaft 2 Weiber ein von einer Witwe betriebenes Kaufslokal, um einen kleinen Einkauf zu machen. Den Augenblick der Bezahlung deS Kaufpreises benützten die frechen Schwarzen mit der dieser Rasse an­geborenen und auf ihrer Wanderschaft hoch- entwickelten Fingerfertigkeit, 10 ^ zu ent­wenden. Auf Vorhalt der Verkäuferin gaben sic 5 ^1 wieder zurück mit der Bemerkung, es seien nicht mehr gewesen. Erst bei der Nachzählung des Geldbestandes ergab sich, vaß die Frau nicht um 5, sondern um 10 Mark bestohlen war. Dieses Vorkommnis kam zur Anzeige und die Bande wird nun­mehr verfolgt.

Wertheim, 19. Jan. Ein schrecklicher Unfall ereignete sich gestern abend. Von dem um halb 8 Uhr einlaufenden und 15 Minuten später wieder auslaufenden Zuge, den Oberschaffner Sührer als Zugführer be­

gleitet , wurde der 12jährige Sohn desselben, Euger ein Gymnasiast, überfahren und/gräß­lich v stümmelt. Kindereien in der Schule, dl zu> Ve> Hängung einer Karzerstrafe führ­ten, sollen den Jungen veranlaßt haben, den Selbstmord zu begehen.

Verbrannt. Das ojährige Kind des Fuhrmanns Pruß in Mainz, das dem Feuer des Ofens in Abwesenheit der Mutter zu nahe kam, ist vollständig verbrannt. Die zwei jüngeren Geschwister im Alter von 1 und 3 Jahren, die noch im Bette lagen, wären sicher erstickt, wenn nicht die Mutter unterdessen dazu gekommen wäre.

Schafft doch nichts! rief der Tag­löhner Karl Ltndemann aus Rheinhausen bei Mannheim einer Abteilung Rekruten zu, die gedrillt wurde. Als er darauf fortge­wiesen wurde ging er nicht und setzte seiner Verhaftung Widerstand entgegen. Das Mann­heimer Schöffengericht verurteilte ihn dafür zu vierzehn Tagen Gefängnis.Ltndemann, Lindemann, was gehn dich die Rekruten an !"

Eiu heißblütiger Italiener erregte in einem Tanziokale zu Rangwall bei Die» denhvfen Streit infolgedessen der Bnrsche an die Luft befördert wurde. Kurz darauf ging ein harmloser Arbeiter über den Hof. Ohne Besinnen und ohne ein Wort dabei zu verlieren, stieß ihm der Italiener ein Messer in die Brust. Der Verletzte war sofort tot. Der Mörder entkam und konnte bis jetzt noch nicht sestgcnommen werden. Das Opfer war ein fleißiger Arbeiter, ein Vater dreier Kinder.

Der Kopf abgerissen wurde bei DU- lenburg dem Heizer Hofmann, als er seine Maschine revidierte, von einer auf einem Nebcngeleise vorbeikommenden Lokomotive.

Ein gefährliches Gepäckstück. In einem Dienstwagen der Fahrpost eines Zuges der Linie München-Frankfurt kam vor einigen Tagen in der Nähe von Würzburg eine Gift- ichlang aus einem Postcollo aus, das in Florenz aufgegeben und nach einer Rhein­station bestimmt war. Die Postbeamten und Bediensteten von Würzburg, die das Ent« kommen des Reptils bemerkt, depeschierten von Aschoffenbrrg aus nach Frankfurt an die dortige Postbehörde und so gelang eS nach Ankunft des Zuges in Frankfurt einigen Be­diensteten des Zologischcn Gartens, der Gift­schlange, allerdings mit großer Mühe, hab­haft zu werden. Für die Postbeamten und Bediensteten bedeutete der Vorfall eine ganz außerordentliche Gefahr.

Gumbinnen, 22. Jan. Rittmeister Kros- stgk im Dragoner-Regiment PommerscheS Nr. 11 ist derPreußisch-lithauischen Zeit­ung" zufolge gestern nachmittag in der in- nerhabl des Kasernements gelegenen Reitbahn von unbekannter Hand erschossen worden und war sofort tot. Die eingeleitete Untersuchung hat bisher nichts ergeben.

Unter den Eisenbahnbeamten Däne­marks droht der Streik auszubrechen. 4000 Beamte haben ihre Kündigung eingereicht, sie verlangen eine Lohnerhöhrng.

DreyfuS hat soeben eine Broschüre beendet, die seine Leiden ans der Teufels­insel schildert.

Osborne, 22. Jan. Die Königin ist heute abend kurz nach 6'/, Uhr gestorben.

London, 23. Jan. Der Tod der Kö­nigin trat um 6.30 Uhr ein; die Königin entschlief sanft. Der Bevölkerung, welche vor dem Schlöffe warletr, wurde die TsdrS-