Weihnachten.
Das schönste der Feste, das Menschen begeh'»,
Es kam uns nun wieder aus himmlischen Höh'n; Und ringsum erschallt'S durch die Lande so weit: Weihnachten, willkommen, du selige Zeit!
Das ist nun ein Jubeln und Jauchzen umher!
Die Kinder, sie lauschen gar lieblicher Mär,
Und singen bei Tage und träumen bei Nacht Von der herrlichen, goldenen Weihnachtspracht!
Der Zauber der Kindheit kommt wieder zum Recht, Er weiß zu entflammen der Alten Geschlecht,
Er wecket von Neuem so lieblichen Traum Wohl unter dem duftigen Tannenboum.
Der Odem der Liebe, er wehet durch's Land,
Zu öffnen den Menschen das Herz und die Hand, Da pochl's allerorten an Hütte und Haus,
Und streuet beglückende Gaben aus.
Die Weihnachtsglockcn, sie klingen so traut,
Gern lauschet das Ohr ihrem lieblichen Laut;
Wie Fridensstimmen ertönet ihr Klang In des Weltgetümmels beengendem Drang.
Ja „Friede auf Erden I" erbraust'S durch die Welt, Wie Grüße der Engel vom himmlischen Zelt Willkommen, willkommen, du köstliches Wort,
Der ringenden Menschheit ein tröstender Hort!
Des Lebens Anker
Original-Novelle von Carl Caffau.
1) (Nachdruck verboten.)
Der Kriegsrat Erich Lorenzen stand am Fenster seines Arbeitszimmer, welches sich der See zukehrte. Finster sinnend stützte er sich auf das Sims und schaute auf das Meer hinaus, dessen Wogen kleine Schaumkronen trugen, während Möven und Sturmvögel kreischend über die Wogenspttzen dahinschossen. Klatschend schlugen die Wellen an den Strand der Insel und im Kopenhagener Hafen wurde soeben die Lärmkonone gelöst.
„ES ist ein Sturm im Anzuge," murmelte Herr Erich und wandte sich mit einem Seufzer von dem Anblick der tosenden Elemente ab, indem er hinzufügte:
„Ein Bild meines Innern I"
Hastig erschloß er den Schreibtisch und holte die Photographie eines jungen, auffallend schönen Mädchens daraus hervor, welche er flammenden Auges betrachtete. Dann zog es gewilterverkündend über die hohe Stirn des wahrhaft schönen ManneS. Düster stellte er Vergleiche an zwischen dem lebensgroßen Brustbilde seiner Gattin, welches über dem Schreibtische hing, und dieser Photographie, wobei er murmelte:
„Dort flache Alltäglichkeit und hier sprühender Geist und scharfer Witz; dort ein unbedeutendes Alltagsgesicht und hier die Züge einer Aphrodite, worin die Liebesgötter thronen. — O, Cvrnelie, Cornelie, daß ich Dich auch kennen lerne» mußte.
Er lehnte sich in den Sessel zurück und versank in tiefe Träumereien, über welche er sogar den Aufruhr der Elemente vergaß und düster zu dem Bilde seiner Gattin emporstarrte.
Im Geiste sah er sich, einen weinenden Knaben am Todtenbette des geliebten Vaters, der, ein hoher Offizier, den Folgen seiner im schleswig-holsteinischen Kriege erhaltenen Wunden erlegen war; die Mutter hatte den Vater nicht lange überlebt; eines Tages war er zur Waise geworden! — Da nahm ihn der würdige Rheder Hoger Bracht an die Hand und führte ihn in sein nachbarliches Haus. Vermögen hatten die Eltern nicht hinterlassen, dennoch erzog ihn Bracht mit Ebba, seiner einzigen Tochter, als sein eigen Kind. Erich Lorenzen war geistig hochbegabt ; er brachte es auf Schule und Universität bis zur Auszeichnung. Vom brennendsten Ehrgeize angestachelt, übersah der Jüngling es doch nicht, daß Ebba, seine Pflegeschwester, ihm gut war. Bracht besaß
ein großes Vermögen und Ebba war sein einziges Kind. Welche Aussicht für den Ehrgeizigen, der gar zu wohl wußte, daß man nur über Geld und Reichtum die Staffeln der Ehren besteigt! Er verlobte sich mit Ebba, aber sein Herz hatte nicht mttgesprochen, er halte nie geliebt I Woher sollte er auch bei seinen Studien dazu Zeit finden? — ES verlohnte sich auch wohl kaum der Mühe, denn Ebba war ihm ein Alltagökind, den Regungen ihrer Seele nachzugehen , schien ihm nutzlos. Dazu war Ebba bis auf die Augen nicht einmal schön und nebenbei noch unansehnlich und klein von Gestalt! Aber die junge Dame war damals glücklich g-wesen, den schönen Erich sür sich erobert zu haben, der obendrein eine großartige Carriere versprach. Und in der Thal l Schon nach vierjähriger Ehe, die mit zwei Kindern, Rolf und Lcnore, gesegnet war, finden wir Erich hier als Kriegsrat aus seiner Villa mitten im Wiescngrün der Insel Amager zur Sommerfrische wieder. Er wollte sich hier erholen, denn harte Arbeit log hinter ihm! Da kündigte ihm Ebba eines Tages den Besuch ihrer Cousine, Cor- nelie Toüand, auf der Villa an. Sie hielt den Besuch für hochwillkommen, denn Cornelie sollte ihr eine liebe Gesellschafterin bet dem einsamen Jnselaufenthalt sein, da Erichs Ehrgeiz sich selbst keine Erholung gönnte, sondern die sommerliche Zurückgezogenheit vielmehr zur Ausführung eines größere» über die Kciegswissenschaflen benutzen wollte.
Lächelnd warnte Ebba Erich, sich in Cornelie nicht zu verlieben, sie sei gar schön, aber Erich schüttelte dazu d-n Kopf. Indes nach ihrer Ankunft vollzog sich ein Wunder: Erich Lorenzen, früher vom Morgen bis zum Abend an den Schreibtisch gebunden, hatte kaum einen Blick in Corneliens dunkle Augen geworfen, als er sich sympa- tisch ungezogen fühlte und mit Vorliebe die Gesellschaft der Damen suchte. Aus Corneliens Sprache klang ihm ein verwandter Gnst entgegen und bald sagte er sich selbst, daß er das junge Mädchen wahnsinnig liebe. Vergessen war Ehre und Pflicht! Und Cornelie! Sie nahm Erichs Huldigungen stumm entgegen, denn sie sah Ebbas große Augen oft fragend auf sich ruhen. Zuerst hatte Ebba sich gefreut, daß Cornelie auch Erich ein willkommener Gast gewesen, dann ward sie argwöhnisch, als sie aber Erichs Begehren aus seinen Blicken las, eifersüchtig; und das Auge der Eifersucht steht scharf!
Eines Tages trat Cornelie in den Kahn, ber im Garten am Strande des Meeres
angekettet lag. Selbstvergessen und träumerisch schaukelte sie hin und her. Plötzlich ertönte ein Schrei aus ihrem Munde und sic sank, tiefer und tiefer; die See umschlang sie mit ihren gierigen Wogenarmen. Als sie erwachte, lag sie auf dem Rajen am Ufer und Erich kniete pudelnaß vor ihr, indem er sie mit glühenden Küssen ins Leben zurückricf. Da schlug sie, von der Glut innerer Leidenschaftlichkeit überwältigt, ihre schlanken weißen Arme um seinen Nacken und flüsterte:
„Du — Sie — haben mich gerettet?*
— Dieser Augenblick verband sie miteinander. Stumm kehrten Sie, die Kleidung zu wechseln, zur Villa zurück, aber ihre Blicke sprachen. Nach und nach entstand auch ein heimlicher Briefwechsel und so trafen sie sich eines Tages im Garten in der Grotte des Neptun. Niemand war zugegen, als sie sich in glühender Sprache von ihrer Liebe unterhielten, sich umarmten, sich feuriger küßten. Aber als sie fort waren, da trat aus der nächsten Laube — Ebba; bleich, schwankend eilte sie ins Haus. Einige Tage darauf erhielt durch Ebbas Veranlassung Cornelie einen Brief von ihrem Vormund, daß sie wegen bevorstehender MündtgkeitSer- klärung eiligst heimkommen müsse und so reiste sie ab, nicht aber ohne Erich ihr Bild zu hinterlassen, dasselbe, welches wir jetzt in seiner Hand sehen. Aber nach Corneliens Abreise schien Erich die Insel öde, schien ihm die Sonne vom Himmel herabgenommen zu sein. Er verbarg das kaum! Stumm faß er wieder am Schreibtische, Ebba sah er selten, den Tag über, ja nicht einmal die Kinder konnten sich eines freundlichen Blickes oder Wortes rühmen. Nur zu deutlich sah Ebba jetzt, daß sie das Herz ihres Gatten für ganz verloren. Nun fing das edle Herz dieser Frau an, die Nebenbuhlerin zu Haffen, gastlich hatte sie obendrein die Schlange am Busen genährt! Von Cornelie kam an Ebba keine Zeile. Ahnte sie instinktiv deren Zustand.
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
(Pariert.) Reisender zum Hotelwiri: „ ^sch hoffe, daß Sie kein Ungeziefer in ihren Zimmern haben?" — Wirt: „Gewiß nicht» nur das, was die Retftnden selber mitbringen I"
.-. (Boshaft.) A.: „Ja. ich beschäftige mich sogar praktisch mit dem Flugproblem."
— B.: „Hab' mir's schon gedacht, als ich Sie so oft ausreiten sah."
»edaNton, Druck uni» Verlas von » « rnh. Hofmannin Wilbbai».