aus für deren Verdienste um die Anstalt. Des Königs Wünsche begleiteten das In­stitut auch für Zukunft. Der König erklärte sodann das Gebäude für eröffnet. Hierauf erfolgte ein Rundgang durch die Räume des neuen Hauses. Der König sprach seine hohe Befriedigung über das Gesehene aus.

Stuttgart, 10. Dez. Amtlich gewarnt Wird jetzt vor dem Gebrauch roter WeihnachtS- kerzen. Die bestechende Farbe enthält zum größten Teil den als giftig bekannten Zin­nober. Beim Verbrennen derartig gefärbter Kerzen entwickeln sich giftige Quecksilber- dämpfe, deren Einatmen von gesundheitsschäd­lichen Wirkungen, besonders bei Kindern, begleitet ist, was zur Vermeidung solcher Kerzen mahnt.

Dreizehn Kanonen, darunter allehr- würdige Stücke, die sich unsere Württemberger im 70er Kriege von den französischen Armeen geholt haben, trafen aus dem Arsenal in Ludwigsburg im Hose des alten Schlosses ein. Diese Geschütze werden in dem für die Erweiterungen unseres Landesarmeemuseums (Tiernitz) im alten Schloß neugewonnenen Räume aufgestellt. Voraussichtlich wird am 15. ds. MtS. das Museum wieder eröffnet.

Falsche silberne Fünf-Markstücke sind seit einiger Zeit an verschiedenen Orten im Verkehr wieder aufgetaucht. Dieselben tragen das Bildnis Kaiser Wilhelms I. und die Jahreszahl 1875. Die Prägung ist aus­gezeichnet gelungen; nur durch den Klang ist die Fälschung zu erkennen.

Neuenbürg, 12. Dczbr. In Salmbach hiesigen Oderamts, brachte der Landwirt Oehlschläger die linke Hand in die Dresch­maschine, wodurch sämtliche Finger verstüm­melt wurden und die Hand amputiert wer­den muß.

Nagold, 11. L>z. Der seit vier Wochen vermißte Gipsermeister Gauß von hier wurde gestern von einer Jagdgesellschaft auf dem Galgenberg erhängt aufgesunden. Mißliche Familienverhältnisse sollen den Mann in den Tod getrieben haben.

Untermusbach O.A. Freudenstadt, II. Dez. Der kürzlich in China verstorbene Musk. Nußkern ist nicht, wie man zuerst vermutete, einer Krankheit erlegen, sondern nach dem Bericht eines Kriegskameraden den Boxern in die Hände gefallen und von diesen in grausamer Weise getötet worden. Zuerst wurden ihm beide Arme und dann der Kopf abgehauen. Bestätigt sich diese Nachricht und kommen ähnliche Unthaten zahlreich vor, dann ist leicht zu begreifen, daß unsere Soldaten in der Erbitterung mit den Boxern auch nicht immer aufs glimpflichste Verfahren.

Tuttlingen, 10. Dez. Wahlkuriosum. Bei der letzten Landtagswahl wurde in einem der hiesigen Wahllokale ein Stimmzettel ab­gegeben , auf dem nachstehende Strophe ge­schrieben stand:

Apotheker schwarz weiß rot,

Doktor schwärzer als der Tod.

Kürschner goldig schwarz rot gold

Redakteur den Roten hold.

Wen von diesen 4 die Wahl

Trifft, daö ist mir egal.

Meine Meinung steht geschrieben,

Micha 4, Kapitel sieben.

Der betreffende Vers lautet: »Der Beste unter ihnen ist ein Dorn, und der Redlichste wie eine Hecke. Aber w nn der Tag deiner

Preibigt kommen wirb, wenn du helmgesucht sollst werden, da werden sie dann nicht wissen, wo aus."

Ehingen, 11. Dez. Schi öden Undank erntete die wegen ihrer Gutherzigkeit hier bekannte Wäscherin und Büglerin Frau Geb­hard , indem dieselbe von 2 Lernen, denen sie Obdach und freie Zehrung gewährte, ihrer gesamten Barschaft im Betrage von 53 beraubt wurde nnd zwar mittelst Einbruchs in ihren Kasten, während ihrer Abwesenheit. Auf erfolgte Anzeige und Signalisierung der Thäter stellte sich heraus, daß das saubere Paar schon seit Monaten steckbrieflich ver­folgt wird. Diebe und Geld sind vorläufig verschwunden.

Ulm, 11. Dez. Unser herrliches Münster übt eine von Jahr zu Jahr steigende An­ziehungskraft auf die Fremden aus. Im Laufe des letzten Sommers wurde dasselbe von über 18 000 Auswärtigen besucht und über 5000 haben den Turm bestiegen.

Bruchsal, I I. Dez. Heute mittag wurde ein Einspänner des Kaufmanns Löchner am Bahnübergänge bei Ubstadt von dem Lokal­zuge erfaßt und überfahren. Löchner und der Kutscher waren sofort lot. Das Pferd hatte so schwere Verletzungen erhalten, daß es gelötet werden mußte.

Der Radler und der Tod. lieber einen eigentümlichen Vorfall, bei dem durch plötzlichen Schreck der Tod eines Menschen herbeigeführt wurde, schreibt man aus Alten­bruch : Im benachbarten Kreise Bremervörde war am Sonntag morgen ein junges Mäd­chen aus dem Dorfe Mehldorf nach Bremer­vörde unterwegs, um dort den Gottesdienst zu besuchen. In der Nähe des Friedhofes wurde plötzlich das Mädchen vom Schlage gerührt und fiel tot zu Boden. Augen­zeugen berichten hierzu, daß ein Radfahrer im schnellsten Tempo an dem Mävchen vor­beigefahren sei und erst dicht neben demselben plötzlich scharf geklingelt habe. Hierdurch sei das Landmädchen so erschreckt worden, daß es vom Schlage gerührt wurde und auf der Stelle tot war.

Paris, 8. Dez. Ein furchtbares Feuer hat in Calais die große Fabrik unterseeischer Kabel zerstört. Es sollten grade für die französische Regierung zwei große Kabel fcrtiggkstellt werden, bei welchem Werke 400 Arbeiter beschäftigt waren.

Die Buren haben sich an der Grenze von Natal wieder einmal einen kleinen Coup geleistet. Sie hielten in der Nähe der Bla» klaagte-Station gegenüber von Standerton einen Zug an, der 130 Rcmontepferde für die Engländer an die Front bringen sollte, und legten auf die Pferde Beschlag. Ein anderes Bnrenkommando trieb Schafe und Vieh von den Farmen weg und brachte die Leute zu dem bei Vlaklaagte stehenden Haupt- lrupp der Buren.

Kapstadt, 11- Dezbr. (Reutermrldung vom 10. Dez.) Ein Memorandum Lord Roberts über das Niederbrennen der Farmen ist veröffentlicht worden. Dasselbe besagt, daß er zuerst, als die britischen Truppen das Land des Feindes betraten, die striktesten Befehle gegeben habe, Privateigentum nicht zu zerstören. Die Zerstörung der Eisen­bahnen und des Privateigentums seiten« der Buren habe ihn gezwungen, am 16. Juni eine Proklamation zu erlassen, in welcher er in völliger Uebereinstimmung mit den Kriegs-

gebräuchen zivilisierter Volker Srafmaßregeln anordnete und, um den Ausschreitungen der Buren Einhalt zu thun, befahl, das HauS niederzubrennen, welches der Stelle, wo Ver­wüstungen vorkomm n würden, am nächsten liege. In einer weiter-n Proklamation wurde gestattet, die Häuser aller Führer von Streif­kolonnen niederzubrennen, wenn diese nach vorhergegangener Warnurng von ihren Streif­zügen keinen Abstand nehmen. Roberts glaubt, daß das Niederbrennen von Häusern weniger notwendig werde, wenn erst die Polizeivcr- waltung eingesetzt sei.

London, 12. Dez. Lord Roberts wird am 3. Januar in der Hauptstadt eintreffcn. Der Prinz von Wales wird ihm bis nach Pallington entgegenfahren. Gleich nach seiner Ankunft in London begiebt sich Lord Roberts in Begleitung des Prinzen in die St. Pauls- Kirche, wo ein Dank-Gottesdienst stattfinden wird. Die Straßen Londons werden fest­lich geschmückt sein uud die Bevölkerung ihm Feste aller Art bereiten.

Das Hochzeitsgeschenk Krügers an die Königin Wilhelmine. Nicht alle Onkel, die in die Lage kommen, Hochzeitsgeschenke zu geben, haben eine gleich einfache und char­mante Idee wie Onkel Paul, der Präsident der südafrikanischen Republik, als er für dir junge Königin der Niederlande ein HochzeitS- geschenk auSwählte. Krüger wählte einen Fingerhut. Das praktische Geschenk ist indeß eines königlichen Fingers würdig, denn eS stammt von dem bekannten Graveur Vernon. Der Künstler hatte auf dem Rande eine Gruppe junger Mädchen, diefranzösischen Schwestern Wilhelminenö", bet der Arbeit dargestellt, und dadurch gleichzeitig den Ge­dankten des Friedens ausgedrückt. Erwähnt sei noch, daß der Präsident auch die Verviel­fältigung des Ringes und zwar insofern ge­stattet, als aus dem Rande des FingerhutcS Trauringe gemacht werden können.

(Das gepfändete Stadtoberhaupt.) Ein arges Mißgeschick ist dieser Tage der Stadt Dessau in Anhalt widerfahren. Sie ist nämlich regelrecht gepfändet worden. In einem Zivilprozesse über 38 ^ hatte das dortige Amtsgericht zn Ungunstcn der Stadt entschieden und die obsiegende Partei hatte eS, obgleich die Stadt gegen das Ur­teil sofort Berufung cinlegte, mit der Voll­streckung desselben sehr eilig. Sic ließ pfän­den und zwar das Sopha im Amtszim­mer des Oberbürgermeisters N Nachdem die Stadt hiergegen Beschwerde erhoben, traf vom Anwalt der Gegenpartei ein Entschuldigungs­schreiben ein, worin dieser erklärte, daß die Pfändung ohne sein Vorwissen erfolgt sei.

Eine seltsame Konfiskation wird aus Pilsen gemeldet. Dort wurde das deutsche Pilsener Tagblatt" konfisziert, weil eS mehrere Briefe Bismarcks an seine Gattin veröffentlicht hat, in denen angeblich Anti­pathie und Feindseligkeit gegen Oesterreich ausgesprochen war. Die einzige Folge dieser Konfiskation wird wohl sein, daß die un­zähligen Besitzer des prachtvollen BiSmark- Buches nun die konfiszierten Briefe nach­schlagen werden, um zu sehen, was alles der eiserne Kanzler über die Zustände in Oester­reich gedacht und ausgesprochen hat.

LS' Hiezu eine Beilage. "LL

ßiköatttou, Druck und Verlag von Beruh. Hosmanu iu Widbad,