„Wur öittig«
ist jetzt die Parole. Bei Nahrungs- u. Genußmitteln ist das aber falsch. Gebrannte Gerste u. geröstetes Malz, die offen ausgewogen werden, sind zwar etwas billiger als der echte „Kathreiner", sie verdienen aber auch gar nicht den Namen Malzkaffee, denn nur der echte Kathreiner's Kneipp-Malzkaffee hat das feine Kaffee-Aroma und macht jeden Kaffee nicht nur wohlschmeckender, sondern auch bekömmlicher.
Keimtiche Liebe
Roman von Helene Voigt.
14) (Nachdruck verboten.)
bien, wir wollen uns nicht streiten! Ich habe somit Ihr Wort, bester Albrecht, die Sache wird sich friedlich lösen, nicht wahr, ohne großes Aussehen?"
»Gewiß, ich will dafür sorgen, die ge. samte Schuld wird auf dem — Kaufmann liegen. Ich habe die Ehre, gnädige Frau."
Hoch aufgerichtet, ohne mit der Wimper zu zucken, aber totenbleich schritt van der Hohlen hinaus, während Frau von Trah- low sehr niedergeschlagen und unsicher das Kontor verließ.
Auf dem Corridor begegnete ihr der alte Buchhalter Winkler und plötzlich begann sich in ihrer Seele aller Groll und Haß, den sie gegen diesen Mann und seine Tochter empfand, zu regen.
Sie blieb stehen, ohne seinen respektvollen Gruß zu beachten und frug sehr hochmütig: »Sie sind der Buchhalter des Herrn Sena. torS van der Huylen?"
„Jawohl, gnädige Frau, der alte Winkler."
„So, das ist mir lieb, Sir zu treffen; ich habe inbetreff Ihrer Tochter mit Ihnen zu reden!"
„Ich bitte darum, gnädige Frau, weder Gertrud noch ich haben etwas zu befürchten."
„Sie reden sehr kühn und respektwidrig, mein Bester," erwiderte die Dame, den goldenen Kneifer aussehend, „vielleicht weiß ich doch mehr von der Mamsell als Ihnen lieb sein dürfte."
„Mein Kind hat keine Geheimnisse vor mir."
„Um so schlimmer! So wissen Sie also selbst, daß mein Sohn, Assessor von Trahlow, mit Ihrer Tochter ein Liebesverhältnis angeknüpft hat?"
„Meire Tochter ist mit ihm verlobt. Sie werden sich Hereiraten, sobald der Assessor eine Anstellung erhält."
„Ah, sehen Sie einmal," rief die wütende Frau, „da wissen Sie ja doch mehr als ich und sind vielleicht der Vermittler der ganzen Sache gewesen. Herr van der Hvylen weiß sicherlich nicht, welche Nebengeschäfte sein treuer Diener macht."
„Herr Van der Huylen weißes und seine Gemahlin gleichfalls, nur auf ihr Zureden hin gab ich die Verlobung der beiden jungen Leute zu, gnädige Frau."
„Und sie glauben, ich werde eS still- schweigend dulden, daß ein ganz gewöhnliches Mädchen meinen Sohn heiratet? Niemals! Dazu ist der Name der Trahlow denn doch zu vornehm, um ihn einer Person zu geben, deren Vater ein niederer Kontordiener ist!"
Winkler war sehr bleich geworden, aber noch immer schwieg er, endlich sagte er mit mühsam erlangter Fassung: „GnädigeFrau, die beiden Leutchen hoben sich lieb; seien sie nachsichtig und geben Sie Ihre Bewilligung.
Besser eine schlichte, sparsame Frau, als eine oberflächliche Weltdame, die nichts Zusammenhalten kann."
„Nein, mein Guter, niemals. Ich enterbe und verstoße meinen Sohn, wenn er darauf beharrt, die Mamsel zu heiraten. Außerdem will ich dafür sorgen, daß man erfährt, wie fest Sie meinen Sohn an seinem unüberlegten Worte halten." „Das brauchst Du nicht, Mutter. Ich bin mein eigener Herr und werde das Mädchen heiraten, welches ich liebe — s-i es auch ohne Deine Zustimmung."
Sprühenden Blickes stand Lothar vor der Mutter, dann bot er dem alten Buchhalter die Hand: „Ich habe Ihre Erlaubnis und Gertruds Wort," sagte er fest, „und Gott helfe mir, daß unser Ehebund rin glücklicher wird!"
„Nein, Herr Assessor," rief Winkler tieferregt, „meine Ehre ist das einzige, was ich besitze, die lasse ich mir nicht nehmen und wenn es auch eine vornehme Frau ist. Gertrud wird nicht die Ihrige, ehe Frau von Trahlow nicht ihre beleidigenden Worte zurücknimmt."
Er ging ins Kontor und Lothar eilte an der Mutter vorbei, zähneknirschend, außer sich vor Wut nnd Empörung in das Zimmer seines Schwagers. Dieser saß am Schreibtische, vor ihm lag ein Briesblatt, aber er schrieb nicht darauf; starren Auges blickte er auf das Muster der Goldtopete an der Wand und wandte langsam dem Schwager das farblose Antlitz zu.
„WaS ist Dir, Lothar? Du bist furchtbar erregt. Und Du sichst aus, als habest Du Gespenster gesehen! Albrecht, ich komme zu Dir, um Deinen Rat und Beistand ein- zuholen. Soeben habe ich die Mutter ge- sprachen."
„Du auch? Ich traf ein Abkommen mit ihr — daß Nara in einigen Tagen — ihr Nachreifen soll." Trotz seiner eignen furchtbaren Erregung entging dem jungen Manne das veränderte Aussehen seines Schwagers nicht; er trat rasch zu ihm hin und ergriff seine Hand.
„Albrecht, um Gotteswillen was ist geschehen I Bei Deiner Seligkeit, sei aufrichtig gegen mich in dieser Stunde, ehe es zu spät ist." —
Langsam schlug van der Huylen das Auge auf, schaute lange, lange in Lothars Züge, umarmte ihn und sprach dann tonlos, aber völlig gefaßt: „ES ist zu Ende mein Glück und meine Ehe. Nora — liebt mich nicht — und wir werden scheiden."
„Allmächtiger", schrie der junge Mann auf, „hast Du es aus ihrem eignen Munde?"
„Nein, doch ich zweifle nicht an der Wahrheit."
„Albrecht," wiederholte Lothar, „die Mutter hat es Dir zugeraunt, sie will euch trennen, o Gott, daß ich selbst eS von der eigenen Mutter sagen muß" —
„Sie hat recht, Schwager, Nora empfindet nur Dankbarkeit gegen mich. Jener — andre — wird an ihrer Seite glücklicher sein! Doch, sie soll nicht länger „im Kerker" bleiben, soll frei sein, deshalb werde ich selbst ihr die — Scheidung Vorschlägen."
„Albrecht, Du rasest! Sieh meiner Schwester ins Auge, aber vorher unternimm nichts!"
„Wann reist Deine Mutter?„
„Noch heute. Aber ich will sic nicht mehr sehen, ich kann eS nicht. Albrecht, sie wird mich von Gertrud trennen und mein Lebensglück vernichten."
„Wie sie es mit dem"melnen bereits that," kam eS erschütternd über deS starken ManneS Lippen, was willst Du thnn, armer Junge?"
„Sprich Du mit Winkler, stelle ihm alles vor und er wird, er muß nachgeben."
„Ich willö versuchen, aber laß mich allein, Lothar, ich bedarf der Einsamkeit."
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
— Einziehung der silbernen Zwanzig. Pfennigstücke. ES ist unter einem Teile des hiesigen Publikums die Meinung verbreitet, als ob außer den Goldmünzen zu 5 ^ auch die silbernen Zwanzigpfennigstücke seit dem 1. Oktober außer Kurz gesetzt seien. Die letzteren werden nach einem Beschluß des BundeSrats von den öffentlichen Kossen für Rechnung deS Reiches eingezogen und gelangen nicht mehr zur Ausgabe; ein Termin, von welchem ab dieselben als gesetzliches Zahlungsmittel nicht mehr gelten, ist jedoch noch nicht bekannt gegeben.
— Neue O-Wagen werden gegenwärtig hergestellt. Bei diesen befinden sich auch an den Längsseiten Thüren, um den Reisenden in Notfällen einen direkten und schnellen Ausgang zu ermöglichen. Die neuen Thüren werden durch Plomben gesperrt, sind nur von innen zu öffnen und sollen nicht dem gewöhnlichen Verkehre dienen. Die jetzt in Gebrauch befindlichen O-Wagen sollen allmählich ebenfalls die neue Einrichtung erhalten.
— Eine kouragierte junge Dame. Eine seltsame Geschichte von dem Mut und der Geistesgegenwart einer jungen Dame wird aus TewkeSbury in England berichtet. Ein junger Mann, der von ihr mit seinem LiebeS- werben abgewiesen worden war, hatte beschlossen, der Sache ein tragisches Ende zu bereiten. Er lauerte dem Gegenstand seiner Liebe in der Nähe eines Flusses auf und als er ihrer Ansichtig wurde, zog er einen Revolver und drohte zu schießen. Di« junge Dame wurde jedoch nicht etwa ohnmächtig oder bat ihn kniefällig um Gnade, sondern sie — entriß ihrem Angreifer die Waffe; als sie fand, daß sie geladen war, zwang sie ihn, diese zu entladen. Dann steckte sie den Revolver in ihre Tasche und warf die 6 Patronen aus dem Revolver in den Fluß.
ßkdakiton, Druck und Verlag vom Brüh. Hof««»« i» Wild Hab.