Ksimtiche Liebe

Roman von Heleue Voigt.

12) (Nachdruck »erboten.)

Als Nora zurückkehrte, in dem Auge noch ein süßcö Schimmern der vorherge­gangenen Scene, fand sie ihren Gemahl eifrig beschäftigt, ein für Lothar eingekauftcS Prachlwerk zu durchblättern; war das der­selbe Mann, dessen Arm sich soeben noch zärtlich um sie geschlungen? Voll kühler Höflichkeit trat er zurück, um sie an die Tafel zu lasten, er blickte nicht auf in die liebliche», braunen Augen, welche doch so angstvoll zu ihm hinüber schauten und langsam rann eine Thräne über die Wangen der jungen Frau.

Reich und geschmackvoll war die Be- scheerung im Senatorenhause für jedes Mit­glied desselben ausgefallen, froh und dank­bar umringte das Geschäftspersonal, die Dienst­boten sämtliche Leute den Senator, der eigen- thümlich blaß und starr aussah, auch nur zerstreut antwortete.

Als er endlich etwas seitwärts trat, gleich­sam um frei aufatmm zu können, schob sich eine kleine, bebende Hand in die seine und in verschleierten Tönen frug Nora:Albrecht, bist Du krank oder was fehlt Dir sonst? Du stehst so bleich aus und ich fürchte drängt sich abermals etwas zwischen uns beide.*

Ja, meine Nora, Du hast wohl recht, verliere nicht die Geduld mit mir aber ich bin machtlos jenen scharfen Giftpfeilen gegenüber und nur ein einziges in der Welt könnte mich davon befreien."

,WaS ist es, Albrecht, sage eS mir?"

Deine Liebe, Kind, und die gehörte jenem anderen, wie sie mir immer versichern."

Er seufzte schwer, dann wandte er sich ab, den» ei- junge Frau schwieg; wie hätte sie unter dem stechenden Blicke der mütter­lichen Augen ihrem Gatten sagen können: Ich liebe Dich Dich ganz allein und niemals jenen Mann!"

Gertrud Winkler und ihr Vater waren gleichfalls unter den Gästen des Weihnachts­abends. AIS die Bescheerung vorüber und Nora mit dem Buchhalter im Gespräche war, trat Lothar neben das junge Mädchen, wel­ches ganz glückselig seine reichen Gaben be­trachtete.

Darf ich einen Augenblick mit Ihnen reden, Gertrud?"

Sie errötete und nickte verstohlen, ohne aufzusehen; unauffällig, beinah wie absichts­los, schob der Assessor eine kleine, runde Schachtel auf die Tafel und sagte ganz leise, daS junge Mädchen kaum dabei ansehend:

Gertrud, meine teure Gertrud, auch ich komme mit einem Andenken, aber Du sollst es noch heute Deinem Vater zeigen und ihm sagen, wie alles zusammenhängt. Wir wollen nichts im Geheimen thun.

»Lothar, um Gotteswillen, wenn uns Ihre Mutter sähe."

O, Gertrud, in dieser feierlichen Weih­nachtsstunde laß nichts zwischen unS und unsere Liebe treten I Nimm den Ring und bewahre ihn, bis daß ich ihn Dir öffentlich an die Haud stecke und so wahr ein Gott im Himmel lebt, so bald ich eine Anstellung habe, soll es geschehen."

Nein, nein, Lothar, es kann nicht sein, ^ch bin nur ein schlichtes Mädchen"

Gertrud, willst Du mir nicht auch rin Weihnachtszeichen schenken? Sieh hier den duftenden Tannenzweig, ich will ihn auf dem Herzen tragen"

Sie wandte sich langsam zu dem Tannen­baume und brach einen Zweig ab; dann, sie meinte, eS habe kein Mensch bemerkt, berührte sie denselben leicht mit den L ppen und legte ihn auf die Tafel, dicht neben daS Schächtel- chen mit dem Ringe.

Dank, Geliebte, tausend Dank," flüsterte Lothar und rin unvorsichtiger, inniger Blick traf ihre Augen,wir werden glücklich wer­den, denn der Weihnachtsstern leuchtet über unserer Verlobung."-

Spät am Abend, als der Buchhalter und seine Tochter wieder helmgekehrt waren in ihre trauliche Wohnung und noch ein halbes Stündchen plaudernd bei dem eigenen Christbaume saßen, ergriff der alte Mann ernst bewegt seines Kindes Hand und frug langsam:Gertrud, hast Du Deinem Vater nichts zu beichten?"

Da glitt daS schöne Mädchen in die Knie, barg das Köpfchen in seinem Schoß und schluchzte leise:O j', Väterchen, ich will Dir viel, nein alles erzählen."

Nun so sprich mein Liebling, droben der allmächtige Gott hört Dir zu er wird mir und Dir helfen"

Es war eine lange, lange Geschichte, die Gertrud unter Thränen und mit stockender Stimme erzählte; offen und ehrlich schaute sie dem Vater ins Antlitz und als sie zu dem jubelnden Refrain kam:Er liebt mich wirklich I" da schlang sie ihre Arme um seinen Hals und lehnte ihr glühendes Ge­sicht an seine Schulter. Aber des alten Buch­halters Züge beschatteten sich, er wurde sehr still und schüttelte nur bang den Kopf.

Gertrud, mein Kind, es wird nicht gut werden, denke an des Assessors Mutter"

Vater, er liebt mich, sein Auge spricht die Wahrheit und sein Mund kann ebenfalls keine Lüge sagen."

O, Kind, hätte Dein Herz anders ge­wählt, aber ich sehe nur Trauer und Leid für Dich Heraufziehen; jene Frau ist ein Dämon, welcher alles Glück verhaßt scheint, welches ihr in den Weg tritt. Wie hat sie meinen armen Chef g-quält und lhut eS heute noch"

Erzähle, Vater, erzähle, wir jene beiden edlen Menschen zusammengeführt wurden; sie haben sich noch nicht so gefunden, wie Lothar und ich, aber die Zeit wird kommen und die gnädige Frau noch so glücklich werden, als ste eS verdient!"

Ja, ja," "ickte träumerisch der alte Buchhalter,,s sind ja schon viele Jahre her, daß wir unseren jetzigen Chef mit Glanz und Pracht zur heiligen Taufe trugen; seine Mutter selig, eine groß- starke Frau mit beinah männlichen Zügen, war so recht ein Kontrast zur jetzigen Frau Senatorin, aber es gab keine rechtschaffenere, edlere Frau in ganz Bremen und ste hat auch den Sohn erzogen, wie eine echte Mutter eS nnr ver­mag. Dabei liebte sie ihn zärtlich, und ich werde niemals den letzten Blick vergessen, den sie auf Albrecht heftete, just alö eS zum Tode ging. Gertrud, das war eine andere Frau wenn unsre Gnädige die gekannt hätte, wär'S nicht möglich, daß ste so lange neben Herrn Albrecht dahin lebt, ohne den rechten Weg zu seinem Herzen zu finden. Der alte

Herr von Trahlow, ich glaube er war Ge­heimrat im Ministerium, war schon längst mit meinem verstorbnen Herrn befreundet und der Plan, ihre beiden Kinder zu ver­mählen, stammt auch aus langer Zeit. Der große Reichtum unsrer Firma schien dem feinfühlenden Aristokraten allein bedenklich, doch nun bestand Herr van der Huylen erst recht auf seinem LicblingSwunsch und nahm seinem Sohne Albrecht auf dem Totenbette daS Versprechen ab, Nora von Trahlow zu seiner Gemahlin zu machen. Die gnädige Frau von Trahlow, deren Gatte schon einige Jahre vorher gestorben war, fand diesen An­trag damals ganz annehmbar, denn ihre Verhältnisse waren herzlich schlecht, auch sagte man, ein großer Verehrer des schönen, jungen Fräuleins habe sich auf recht taktlose Art zurückgezogen, als er erfahren, die TrahlowS besäßen nicht viel.

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

Die Wirkungen eines Abschiedsfestes. Ein Vorfall, wle er glücklicherweise zu den Seltenheiten gehört, spielte sich in Duisburg ab. 14 junge Burschen hatten, da einige von ihnen zum Militär elngezogen werden, ei» Abschiedsgelage gefeiert und wohl etwas stark über den Durst getrunken. Nach be­endigtem Gelage ging es auf die Straße, wo die Rotte mitten in der Nacht in ein von mehreren Arbeiterfamilien bewohntes HauS in der Düsseldorfer Straße eindrang. Dort wurde in des Wortes verwegenster Be­deutung alles kurz und klein geschlagen. Die Burschen warfen 42 Fensterscheiben ein, zer­trümmerten alle Möbelstücke, deren ste hab­haft werden konnten und drangen schreiend und tobend bis in das dritte Stockwerk hin­auf. Ueberall im Hause wüteten ste wie die Wilden. Mehrere Schreckschüsse, die von den Hausbewohnern auf die Bande abgefeuert wurden, verfehlten jede Wirkung. Frauen und Kinder flüchteten unter das Dach, ein­zelne sogar auf das freie Feld. Das Innere des Hauses bot ein trauriges Bild der Ver­wüstung. Bisher wurden sechs dieser Van­dalen von der Polizei festgenommen, weitere Verhaftungen stehen bevor. Die Bürgerschaft ist über diesen Vorfall sehr erregt.

(Motivierte Bitte.) Junge Gattin: Ach, lieber Männe, ich kann jetzt gar nicht mehr schlafen, ich bin gewiß im Begriff, recht krank zu werden. Kaufe mir doch den neuen Schlasrock, den wir kürzlich in dem Schaufenster stehen sahen."

.'. (Stoßseufzer.) Karlchen (bei den Schul­aufgaben):Ach wenn diese toten Sprachen doch einmal auch begraben wären!"

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