— Ein deutscher Zigarrenhändler aus Saargmünd, namens Schmitt, weicher vor einem halben Jahre in Geschäften nach Transvaal reiste, soll, wie Straßburger Blätter zu melden wissen, in Kapstadt von den Engländern als Spion gefangen genommen und dann nach Ceylon gebracht worden sein. Alle Beteuerungen seiner Unschuld und ebenso das Vorweisen seiner Papiere des x. p. Schmitt seien vergeblich gewesen; von Ceylon habe nachher Schmitt einen Brief an seine Gattin iu Saargmünd gelangen lassen, in welchem er sich bitter über die ihm zu Teil gewordene unwürdige Behandlung durch die Engländer beklagt. — Die Engländer haben sich während des jetzigen südafrikanischen Krieges ja allerdings schon mancherlei Uebergriffe gegen, über Deutschen schuldig gemacht, aber der behauptete neueste Zwischenfall möchte doch beinahe zu bezweifeln sein, denn eine solche Behandlung eines deutschen ReichSangehörigen von englischer Seite wäre geradezu ungeheuerlich. Jedenfalls darf wohl erwartet werden, daß man von amtlicher deutscher Seite dieser Angelegenheit näher tritt und der englischen Regierung eine geeignete Ge- nugthuung fordert, falls sich die Angaben der Straßburger Blätter betreffs des Zigar- rcnhändlers Schmitt aus Saargmünd bewahrheiten sollten.
— Prinz Albert von Sachsen ist am letzten Sonntag abend auf der Rückkehr von Pillnitz nach dem Manöverquartier in Wölkau infolge Durchgehens seiner Pferde aus dem Wagen geschleudert worden. Er verstarb nach 10 Minuten. (Prinz Albert Karl Anton Ludwig Wilhelm Viktor, geb. Dresden, 25. Febr. 1875, war kgl. sächsischer Rtttm. und Esk.-Chef im 1. Ul.-Reg. Nr. 17 Kaiser Franz Josef von Oesterreich, König von Ungarn, Haupim. ä. In suits des 2. Jägcrbat. Nr. 13, Ritter des Schwarzen AdlerordcnS rc. Derselbe ist der jüngste Sohn des Prinzen Georg von Sachsen, des Generalinspekteurs der 2. Armeeinspektion.)
— Kohlenfmtde. Zn der Gemarkung Schönecken, Kreis Forbach, hat die Firma de Wendel durch Bohrversuche zwei neue umfangreiche Kohlenflötze festgestellt. Die Bohrversuche erstrecken sich noch auf drei andere Ortschaften. Eine bedeutende Erweiterung der dortigen Grubenanlagen steht zu erwarten.
— Der Tod einer Braut. Ein erschütternder Vorfall hat sich io Floridsdorf bet Wien ereignet. Die 26jährige Private Lcvpoldine Herliczka fuhr zum Besuche ihres Bräutigams mit der Dampf-Tramway nach Floridsdorf. Während des Fahrens bemerkte sie auf der Straße ihren in entgegengesetzter Richtung gehenden Bräutigam. Da der Mann die Zurufe seiner Braut nicht hörte, sprang diese vom Waggon und geriet unter die Räder, die ihre beiden Füße zermalmten. Der Bräutigam sah wohl die Katastrophe, ahnte aber nicht im geringsten, daß das Opfer seine heißgeliebte Lcvpoldine sei, weshalb er seinen Weg fortsetzte. Das Mädchen wurde nach erster Hilfeleistung ins Wiener Allgemeine Krankenhaus, bereits dem Tode nahe, überbracht. Nach einer Stunde erlag die Unglückliche den absolut tätlichen Verletzungen. Kurz nachher erschien außer den Familienangehörigen auch der Bräutigam im Krankenhause. Man kann sich die ergreifende Scene vorstellen.
Amsterdam, 18. Sept. Die Burenordnung protestiert in einer in den Blättern veröffentlichten Erklärung gegen die Behauptung in der Bekanntmachung von Lord Roberts, daß Krüger dadurch, daß er die Grenze überschritt, formell seine Würde niedergelegt und die Sache der Buren im Stich gelassen habe. Krüger sei vielmehr mit Ermächtig, ung des ausführenden Rates von Transvaal gemäß den vom VolkSraad 1899 getroffenen Bestimmungen abgereist.
Pietermaritzburg, 18. Sept. Nach der „Daily Mail" wird hier versichert, Feld» marschall Lord Roberts reise am 3. Oktober von Prätoria nach England ab.
Pretoria, 19. Sept. General Poleca- rcw nahm Kaapmuin ein und nahm 56 Lokomotiven und viel rollendes Material in Besitz.
London, 19. Sept. »Daily Telegraph" meldet aus Laurenz» Marquez vom 18. dS.: Bei Kap Muiden und Hektor Spruit fand eine regelrechte Schlacht statt. Die Verluste der Buren sind schwer.
Haag, 19. Sept. Eine Depesche des holländischen Konsuls in Laurenzo Maiquez besagt, Krüger habe das Anerbieten der niederländischen Regierung, ihn auf einem Kriegsschiff nach Holland zu bringen, angenommen.
Laurenzo Marquez, 20. Sept. Die Potugiesen setzten ein Komite ein, welche die aus Transvaal kommenden Flüchtlinge empfangen und mit Nahrungsmittel versehen soll. Den fremden Konsuln wurde mitge- leilt, daß man erwarte, sie würden sich ihrer aus Transvaal kommenden Leute annehmen.
Brüx, 19. Sept. Auf der Zeche der Brüxer Kohlenbergbaugesellschaft „Frisch Glück" bei Dux explodierten heute früh bei Bewältigung eines Grubenbrandcs in der Kohlenkluft Brandgase. Soweit bisher fest- gestellt wurde, sind dabei 12 Personen schwer verletzt worden. Um die weiteren Opfer zu bergen, wurden alsbald die erforderlichen Arbeiten begonnen.
Dux, 20. Sept. Auf der Frischglückzeche wurden durch schlagende Wetter 100 Bergleute, Ingenieure und Beamt« getötet. Der Schacht brannte. 11 Leute sind schwer verwundet, 2 leicht verletzt. Der Betriebsleiter des Schachtes ist gleichfalls schwer verwundet, Der Brand des Schachtes ist nahezu ganz bewältigt.
— Von Ameisen verletzt. Ueber einen gräßlichen Unglücksfall berichten Pariser Blätter folgendes: Frau Therese Laudreud, eine junge Mutter 23 Jahren, die mit ihrem Gemahl in ManteS lebt, verbrachte jüngst einige Tage bei ihren Eltern in Dilleneuve- la-GarenneS in der Umgebung von Paris. Vergangenen Sonntag machte sie mit ihren Verwandten einen Spaziergang durch die Felder. Sie stillte ihr Kind, ein Mädchen im Alter von 3 Wochen und legte eS dann in den Schatten eines Strohschobers nieder. Nachdem die Kleine eingeschlafen war, entfernte sich die Mutter mit ihren Begleitern, um sich in einer Entfernung von etwa 150 Metern zu unterhalten. Eine Viertelstunde später kehrte die Mutter zu dem Schober zurück und hörte zu ihrem Entsetzen das Kind schmerzlich wimmern. Sie beugte sich über die Kleine und fand sie mit Ameisen bedeckt, die dem armen Kind in den Mund, die Nasenlöcher und in die Ohren gedrungen waren. Ebenso hatten sie sich in die Augen
verbissen, welchen bereits ein Blutstrom entfloß. Das Kind war in schwere Krämpfe verfallen und der herbeigeholte Arzt bezeichnet« den Zustand als in höchstem Grade lebensgefährlich. Die unglückliche Mutter hatte das Kind auf einen Ameisenhaufen gelegt.
— Aus eine eigentliche Art, sich zu rächen , sind kürzlich ein paar Räuber verfallen. Sie waren eines Tages von oben bis unten bewaffnet, vor dem Dorfe «S-Sa- hol bei Baliane in der oberägyptischcn Provinz Girge erschienen und hatten verlangt, daß die Bauern ihnen Speise, Tabak und 5 Pfund herausbrächten. Der Dorfschulze hatte aber statt dessen seine Leute aufgeboten und die Strolche in die Flucht gejagt. Um sich für diese Niederlage zu rächen, erschaffen sie in der Nacht des 2. Juli den englischen Ingenieur Sinnot, den sie nie gesehen hatten und nach der That nicht einmal beraubten. Ihr einziger Zweck war, den Dorfschulzen durch einen auf seinem Gebite an einem Europäer verüben Mord bei der Regierung in Ungelegenheiten zu bringen. Das ist ihnen ziemlich gelungen, denn vier Wochen lang bis zur Entdeckung der Thäter hat der Dorfschulze in Todesangst geschwebt, da er für alles verantwortlich ist, was in seinem Bezirke geschieht.
— Ein entsetzliche Szene auf See, die leicht furchtbare Folgen hätte haben können, erlebten die Passagiere eines schwedischen Dampfers. Auf dem Dampfer „Primus" entstand eine furchtbare Panik. Ein Matrose feuerte sieben Revolverschüsse auf die Passagiere ab. Nach heftigem Kampfe gelang es, den Mann zu bewältigen. Man fand bei ihm jetzt noch 46 scharfe Patronen vor.
— Eine unentgeltliche Trinkerheilstätte hat Graf Kurt zur L>ppe unter dem Namen ,Mara" in See bet NieSky eröffnet. Die Aufnahme ist kostenlos. Seinen Unterhalt hat der Pflegling zu verdienen, wozu ihm Arbeitsgelegenheit durch die Anstalt geboten wird und zwar in der HandelSgärtncrei, der Landwirtschaft, im Steinbruch, an der Kleinbahn, in Thongruben und im Walde. Dadurch wird er zunächst wieder an geregelte Arbeit gewöhnt. Er muß sich auf ein volles Jahr der Anstalt verpflichten. Im ersten Halbjahr hat er seinen vollen Lohn abzu- geben als Entschädigung für Aufenthalt, Verpflegung und Behandlung, im dritten Vierteljahr wird ihm sein ganzer Verdienst abzüglich 6 ^ für Kost seitens der Anstalt gespart und im leßten Vierteljahr erhält er wieder Geld zur freien Verfügung in die Hand, um sich daran zu gewöhnen, Ausgaben zu machen und vernünftig zu wirtschaften.
— Eine „Rettungsliga für verlassene Katzen" haben einige reiche Damen aus Boston, die den besten gesellschaftlichen Kreisen angehören, gebildet. Sie haben Zirkulare verteilt, in denen die Leute, die zur Eehol- ung verreisen, ersucht werden, ihre armen Katzen nicht mitleidigen Nachbarn zur Last fallen zu lassen, sondern sie ibnen für 25 Cents monatlich zu überlassen, wosür sie gut versorgt werden. Sie haben schon über 100 Kotzen, unter denen sich auch solche befinde», die von der Straße aufgelesen wurden. Die Katzen sind in einem großen Gebäude untergebracht, das sich an den Grenzen der Stadt befindet.
SichMion, Dx-rck und Verlag von Per oh- Hofwanu in Wildkab. Hjozn esu» Beilage»