vng der von einer Oberamtssparkasse ab» quittierten Pfandscheine verweigert worden, weil erstere Behörde nach § 29 der Grund­buchordnung die letztere nicht für berechtigt hielt, Erklärungen in eigener Angelegenheit in gesetzlicher Form auszustellen, sondern da­zu einer weiteren Beglaubigung bedürfe. Auf Beschwerde der Sparkasse hat das zuständige, wie in einem ähnlichen Fall auch ein anderes Amtsgericht angeordnet, daß die Unterschriften der Sparkassenbeamten dem Grundbuchamt gegenüber keiner Beglaubigung bedürfen, da dieOberamtSsparkassen, als öffentlichen Zwecken dienend, auch als öffentliche Behörden anzu- sehen seien.

Gundelshkim, 25. Aug. Ein Fall roher Verkommenheit und gräßlicher Entartung hat die hiesige Einwohnerschaft in nicht geringe Aufregung versetzt. Die ca. 36jährige Ehe­frau Anna Mayer, seit etwa einem Jahr verheiratet, hat in diese Ehe einen Knaben mitgebracht, der jetzt 7 Jahre alt und schul­pflichtig ist. Seit einiger Zeit fehlte er jedoch in der Schule und als der Lehrer persönlich nach ihm sehen wollte, machte er eine furcht­bare Entdeckung. Er fand das arme Kind am ganzen Körper mit Wunden und Ge­schwüren bedeckt. Das Nasenbein war zer­schlagen, die Unterlippe zum Teil vereitert, der linke Unterarm, sowie der Mittelhand­knochen gebrochen und der ganze Körper stark aogeschwollen. Das unglückliche Geschöpf bezeichnet« die eigene Mutter als die Thäterin, welche dann auch sofort verhaftet und an das Amtsgerichtsgefängnis in Neckarsulm ein- geliefert wurde. Sie hat sich über die Be­weggründe noch nicht geäußert. Das Kind wurde in ärztliche Behandlung gegeben.

Fellbach, 24. Aug. Gestern abend 6 Uhr entlud sich über unserer Gegend ein schweres Gewitter mit Hagelschlag. Der Regen ging in Strömen nieder, und in den Straßen floß das Wasser fußhoch; der Sturm riß Bäume und Acste ab, und eine Masse Obst bedeckte den Boden.

Unterreichenbach, 24. Aug. Der Ge- flügrlzüchtervrretn in unserem Oberaml hat dem Beispiel anderer Vereine des Landes­verbandes folgend, eine Eier-Verkaufs-Ge­nossenschaft errichtet, die sich schon regen Interesses erfreut. Mehr wie 600 Stück hat sie im Monat Juli abgesetzt. Die Abonnenten einer solchen Genossenschaft haben das Gewisse, daß sie jeweils frische Eier er­halten.

Hall, 24. Aug. Einer 70 Jahre allen Witfrau, im Keckendorf hier wohnhaft, sprang ein Funken des HcrdfeuerS auf ihr Kleid, das dadurch in Brand geriet und zwar so rasch, daß die Flammen bald hoch an den Frau empvrschlugen. Herbeielende Nachbars­leute brachten rasche Hilfe, aber die Brand­wunden bedeckten schon den ganzen Körper. Der Tod erlöste sie noch heute von den schrecklichen Qualen.

Tübingen, 23. Aug. Für die ordent­lichen Sitzungen des Schwurgerichts im III. Quartal 1900 wurde zum Vorsitzenden er­nannt: Landgerichtsrat Dr. Kapf. Die Eröffnung der ordentlichen Schwurgerichts­fitzungen erfolgt hier am Donnerstag, 27. September, vormittags 9 Uhr.

Tübingen. 24. Aug. (Zur v. Münch'- schen Schießaffäre.) G-stern konnten dem seiner Zeit so schwer verletzten Knechte Fr. Blatt in der chirurgischen Klinik zwei

Kugeln entfernt werden. Die eine der bei­den Kugeln hatte den rechten Lungenflügel durchbohrt. Demnach hat der Bedauerns­werte noch weitere drei Kugeln im Leibe sitzen. Sein Befinden ist verhältnismäßig gut.

Ellwangen» 24. Aug. Zw'i fremde Hausierer wetteten in einer hiesigen Wirt­schaft um einige Maß Bier, wer von beiden der stärkere sei und den andern werfen würde. Infolgedessen gab eS eine regelrechte Rauferei, wobei schließlich der Kleinere zu Boden und der Größere auf ihn zu liegen kam. Plötz­lich hörte man einen Krach, wie wenn man einen Ast abbricht, und das Schienbein des Jüngeren war total gebrochen, so daß er mit einem Wägelchen inS hiesige Bezirks- krankenhauS geführt werden mußte.

Krona», 24. Aug. (Grober Unfug) Dieser Tage wurden auf der Straße zwischen hier und Mingolsheim etwa 30 junge Obst- däume, die einen reichlichen Ertrag ver­sprachen und sich unter der Last der Früchte beugten, von rohen, herzlosen Buben teils umgerissen, teils so lange mit dem Messer bearbeitet, bis sie brachen. Jedenfalls von denselben Unholden wurden in einem Hopfen- acker etwa 50 Hopfenstangen ausgerissen. Hoffentlich gelingt es, die Thäter von denen bereits einer verhaftet ist, zu der verdienten Strafe zu ziehen. Eine gehörige Portion ungebrannter Asche dürfte jedenfalls solchen Buben nichts schaden.

Brötzingen» 25. Aug. Nahe vollendet ist das neue Stationsgebäude der Schmal­spurbahn Ettlingen-Pforzheim. Es wird im Erdgeschoß die Räume für die Passagiere und im ersten Stock die Wohnung des Stationsvorstehers enthalten.

Bruchsal, 22. Aug. Von einem seltenen Glücksstern ist ein hiesiger Bürger begünstigt worden. Derselbe hatte ein Zehntel-LoS der Hessischen LandeS-Lotterie gespielt, welches mit Hauptgewinn von 500 000 ^ gezogen wurde, so daß auf ihn 50 000 ^ entfallen, wo­von ihm nach Abzug der gesetzlichen 15 Pro­zent noch 42 500 verbleiben.

Köln, 24. Aug. Bet dem Infanterie­regiment Nr. 65 in Mühlheim am Rhein sind bereits 60 Soldaten von der Tyhus- seuche ergriffen. Einer ist bereits gestorben. Die Kaserne wurde für die Zivilbevölkerung gespert.

Explosion. In einer Sauerstoff-Fa­brik in Berlin explodierte eine Flasche mit Sauerstoff. Einem Arbeiter wurde der Kops abgerissen, ein Meister schwer verwundet.

Von einem bedauerlichen Unfall wur­den bei einem süddeutschen nach Ostastcn be­stimmten Truppentransport zwei Unteroffi­zierebetroffen. Einer stürzte bei der Station Kalk aus dem Zuge und wurde vollständig zermalmt aufgefnnden; während der andere bei Düsseldorf aus einem Wagenabteil auf das Geleise fiel und von einem später nach­folgenden Berliner Schnellzuge total zerstückelt wurde.

Exkönig Milan will in Wien seinen Wohnsitz nehmen. Die serbische Regierung will ihm seine Apanage von jährlich 360000 Francs weiterbezahlen.

Berlin, 24. Aug. Die Leiche deS Frhrn. v. Ketteler ist in Peking von deutschen See- soldaten aufgefunden worden, v. Kettler wird ein fürstliches Begräbnis erhalten. Nach neueren Mitteilungen wurde v. Ketteler auf höheren Wunsch durch Polizisten ermordet,

als er in einer Sänfte nach dem Tsungliya« men unterwegs war; er hatte also eine Her­ausforderung seinerseits vermieden.

Als alle Welt um das Leben der Weißen in Peking bangte, hat Kaiser Wil­helm sein Wort gegeben, für jeden gerretteten Europäer 1000 Taels (etwa 6000 Be­lohnung zu zahlen. Nachdem nun die Ein­geschlossenen zum größten Teil befreit find, wird die Frage der Auszahlung der kaiser­lichen Belohnung praktisch. Man rechnet, daß in Peking beinahe 1000 Europäer dem drohenden Tod entgingen, nämlich: rund 100 Mitglieder der Gesandtschaften, lOO Mitglieder des Seezollamtes, 300 Missionare und Angehörige, 50 sonstige ansäßige Eu­ropäer, 50 Mann deutsche GesandtschaftS- wache, 75 Englische, 75 russische, 40 öster­reichische, 72 französische, 72 amerikanische, 26 Japanische und 40 italienische. 800 sind eS ganz sicher. Das würde eine Ge­samtbelohnung von 4'/, Mill. M. ausmachen.

Die Engländer wüten in Südafrika wie die Teufel. Ein Schweizer, der in Prätoria lebt, schreibt: »Es ist, als ob die Hille losgelassen wäre. Soll ich euch von all dem Jammer erzählen? Auf Befehl ihrer Oberen streifen die Soldaten im Lande herum. Sie kommen zu ein-m Farmer und lassen den Besitzer Herausrufen. Dieser steht natürlich im Feld bei seinem Kommando. Nun wird das Feuer eröffnet, die anwesende Frau Hot innerhalb 5 Minuten (I) das nötigste auS dem Hause zu nehmen und das­selbe dann zu verlassen. Dann wird das HauS in Brand gesteckt und das Vieh weg- getrieben. Gewöhnlich sind die Frauen und Kinder vom Schrecken so gelähmt, daß ste die kurze Frist verstreichen lassen, ohne etwas zu retten, dann stehen ste obdachlos und von allen Mitteln entblößt da. An einem Orte, wo dies geschah, befand sich in der Farm eine hochschwangere Frau, aber die Soldaten hatten kein Erbarmen. Als die Farm zer­stört war und die Soldaten sich entfernt hatten, kam ihre schwere Stunde. Aber es stand ihr niemand bei, als ein eingeborener Knabe und ihre kleinen Kinder. Diese That- sache steht leider nicht vereinzelt da ich könnte noch ganz andere Geschichtchen er­zählen, aber meine Feder sträubt sich, diese Grausamkeiten ntederzuschreiben. Und solches duldet Englandl All' diese schrecklichen Dinge haben die Flamme des Hasses in den Herzen des Burenvoikcs entzündet, die der-, einst in furchtbarer Weise auflodern wird."

London, 24. Aug. Ein Telegramm Lord Roberts aus Prätoria vom 23. meldet: Baden-Powell befreite 100 Gefangene und nahm 25 Buren gefangen, darunter Haupt­mann van der Merve von der StaatS- Artillerie, einen Artillerieoffizier und einen Feldcornet. Patroullen, welche nach Brand- water gesandt wurden, erbeuteten dort Vor­räte von 140 000 Mausergeschossen, vielen Kruppschen Granaten und 250 Pfund Dy­namit.

Aus Oberammergau wird folgende Begebenheit, die sich wirklich zugetragen haben und nicht dlos Anekdote sein soll, erzählt: In einer der letzten Scenen des gewaltigen Dramas tritt der Jünger Johannes auf mit den Worten: »Wo mag wohl Petrus hin­gekommen sein?" Sofort ruft ein biederer Landmann, anscheinend ein Gebirgler, in's Proscenium:Grod is er's Gass'l abtl"

tziedakiion, Druck uud Verlag von Beruh. Hosmann in Wtldbad.