Schwer erkämpft.

Roman von H. von Ziegler.

20) (Nachdruck verboten.)

«Herr, Sie wagen eS I Ich fordere Genugthuung."

Nein, ich verweigere Ihnen dieselbe, denn ich würfle mein Leben nicht aus besonders wenn die Würfel falsch sind."

Wie vom Schlage getroffen, taumelte Posau zurück, leichenblaß streckte er beide Hände wie abwehrend aus und brüllte wie rasend: «Wer hat Dir, Schurke, daS Ge­heimnis verraten! Wohl daS elende Weib, daS Du verführtest!"

«Nein, Graf Poian, ich bin der Bruder jenes unglücklichen Mannes, den Sie durch diesen falschen Würfel in meiner Hand, ge» mordet haben. Also noch einmal rate ich Ihnen, mein Haus zu verlassen, um es nie mehr zu betreten."

Wie ein Tiger sprang der Graf auf Schönau zu und an dessen Kehle, doch deS letzteren Hünengestalt stand fest und drohend hafteten seine Augen an dem rasenden Feinde.

Verräter, Schurke, hier Dein Lohn," knirschte Posau und erhob einen Stuhl, um ihn auf ven Feind zu schleudern, doch er traf nicht und krachend flog der schwere Ge­genstand in die Fensterscheibe.

«Graf Posau," rief da Schönau ernst und gebieterisch.Sie werden bis zu meiner Rückk-Hr, daö Zimmer nicht verlassen, sonst müßte ich den Brief meines Bruders, sowie diesen Würfel dem StaaiSanwalt übergeben. Also richten Sic sich danach!"

Scheu blickte der Wahnsinnige zur Seite, während seine Hände sich ballten, die Augen aus den Höhlen quollen und heif'res Stöhnen die Brust hob.

Langsam, ohne den Grafen aus den Augen zu lassen, schritt der Professor zur Thür und, als er sie hinter sich zugcdrückt, schloß er ab.

Schon am JohanniSabend halte er erkannt, daß der Unselige wiederum in Wahnsinn ver­fallen sei, und nun galt es, Vorsichtsmaß­regeln zu ergreifen. So rasch er nur ver­mochte, eilte er ins Schloß und in das Zimmer deS Generals, bei dem er des Grafen Kam­merdiener fand, und noch desselben letzte Worte vernahm: «So ist alles gewesen, und ich kann beschwören, daß Leutnant von Oelzen als daS Opfer eines Betruges fiel."

Weshalb schwiegen Sie denn damals?" frug Herr von Waldheim mißtrauisch. «Ihre Enthüllungen kommen etwas spät."

«Ich hatte ich glaubte," stotterte der Mann,Graf Posau bot nur eine reiche Belohnung wenn ich schwieg, aber heute jagte er mich fort."

«Graf Posau," fiel hier der Professor sehr erregt ein,befindet sich in meinem Studierzimmer, abermals von Tobsucht be­fallen, nachdem er einen noch rechtzeitig ver­eitelten Angriff auf mein Leben unternommen."

Allmächtiger Himmel," schrie der Ge- neral entsetzt,Schönau ich begleite Sie, damit der Elende Ihnen nichts anthun kann. Auch Sie begleiten uns," wandte er sich an den Diener,natürlich werde ich Ihnen diesen Dienst ebenfalls bezahlen."

Währenddessen raste Posau indem Studier­zimmer säneS Feindes ruhelos auf und nieder; nur teilweise war seine Besinnung wiederge- kchrt, als dies grauenvolle Stillschweigen ihn nach verhergegangenen Scene umgab.

Verraten! In feuriger Lapidarschrift standen diese Worte vor seiner Seele mit all den daraus entstehenden Konsequenzen. Schönau war der Bruder jenes ManneS, den er kaltblütig ermordet hatte! Darum also die Ähnlichkeit in seiner Stimme, in den Augen, die er sich nie zu erklären ver­mocht.

Ja, diese schwermütigen Blicke verfolgten ihn seit jenem Momente, da Oelzen ihn an- geschaut, das schwarze Loos in der Hand, sie erschienen ihm in der Nacht, wenn er aus dem Schlafe avffuhr, sie schauten zu ihm empor aus jedem Gebüsch und aus jeder Falte der Portieren und Vorhänge. Nie, nie hatten sie ihn verlassen und dann begann es ihn seinen Schläfen zu kreisen, in den Adern zu zucken, daß er alle Selbstbeherrsch­ung aufbieten mußte, um nicht vor dem Phantom zu flüchten, mit beiden Händen nach demselben zu schlagen.

Jetzt blieb der Graf vor dem Schreib­tisch stehen. Der Gedanke, denselben zu öffnen, und nach jenem Briefe zu suchen, stieg blitzschnell in ihm auf. Sein erster Blick fiel au einen prachtvollen Revolver» wie kam der Federfuchser dazu oder sollte es wohl gar die Waffe sein, mit der Oelzen sich den Tod gegeben?

Kreidebleich, Wahnsinn hinter der Stirn kreisend, starrte er auf den glänzenden Lauf der Pistole, es kam ihm vor, als richte sich derselbe plötzlich gegen ihn! Erst leise zischend, dänn immer lauter, drohender klang eS von den Wänden, der Decke, aus allen Ecken deS Zimmers ihm entgegen:Mörder, Mörder I Die Kugel ist für Dich!"

Er schrie aus in qualvoller Angst, er verstopfte seine Ohren und schloß die Augen, aber umsonst, eS hallte und gellte um ihn her: «Mörder I"

Vom Schlöffe her eilten sitzt die beiden Herren heran» begleitet von zwei Dienern. Schon sah man deS Professors Haus, das zerstörte Fenster, schon überlegte der General, wie der Wahnsinnige am besten zu überlisten sei, da krachte ein Schuß, noch einer und ein dritter und wie gelähmt blieben die Män­ner stehen.

Schönau faßte sich zuerst. «Das Drama ist zu Ende," sagte er tonlos,die Schuld im Tode gesühnt."

Als man die Thür des Zimmers öffnete, lag der Graf am Boden, das rauchende Pistol noch in der Hand, aber ohne Bewegung. Der General kniete nieder neben ihm und hielt einen Spiegel an den halbcffencn Mund; doch daS Glos blieb unberührt, auch nicht der geringste Hauch ließ sich bemerken.

E: ist tot. Gott sei seiner Seele gnä­dig," sprach der alte Herr und erhob sich tief erschüttert.

ErvstrS Schweigen herrschte unter den Anwesenden, die Majestät deS TodeS ver­löschte Haß und Erbitterung.

Der Unglückliche," sagte auch Schönau ergriffen,sein Wahnsinn trieb ihn in den Selbstmord. Wollen Sie, Herr General, die G-äfin vorbereiten?"

(Fortsetzung folgt.)

Kausrorvtschaftliches.

Eine Seisensteuer wurde früher in England und Frankreich erhoben. Man sah cs als Luxus an, wenn man den eigenen Körper und die Wäsche reiner waschen wollte,

als es mit bloßem Wasser möglich ist. Aller­dings wäre daS heute noch ein viel besseres Geschäft für die Regierung. Man denke sich z. B. einmal, daß im Jahre 1900 jede Haus­frau, die zu ihrer Wäsche und zum Haus­putz Dr. Thompson's Seifenpulver braucht, für jedes der bekannten roten Pakete mit dem weißen Schwan einen Pfennig an den Staat zahlen müßte! Aber gerade dieses Beispiel zeigt auch, wie ungerecht eine solche Steuer wäre; denn mit Dr. Thompson's Seifen­pulver wird die Wäsche in wenigen Stunden ohne Bleichen fast von selber rein, während sonst die Frauen tagelang daran reiben und klopfen und bleichen müßten. So wäre also eine solche Steuer im Grunde nichts anderes als eine von der Regierung aufcrlegte Frohn- arbeit. Dazu sind heute die Regierungen nicht mehr barbarisch genug und die Haus­frauen können nach wie vor Dr. Thompson's Seifenpulver mit dem Schwan ohne Steuer kaufen.

Verschiedenes.

(Treffend.) Leutnant (verliebt):Ach, mein Fräulein, könnte ich doch mit Ihnen zusammen leben, könnte ich immer eine Luft mit Ihnen atmen.Fräulein:Ja, Herr Leutnant, von der Luft allein können wir aber nicht leben."

(Neues Wort.) Leutnant A.:Der Assessor Meyer ist ein fabelhafter Menschen­kenner. Ich sage Ihnen, der sieht einen Menschen durch und durch I" Leutnant B.: Verstehe! der Mann hat sozusagen Rönt­genaugen!"

(Verfehlte Kürze.) Ein junger Kauf­mann , welcher sich in der Fremde befindet und in Geldnot gerät, telegraphiert feinem Vater:Schicke heute noch Geld. Anton." Nach zwei Tagen erhält der ungeduldig Har­rende folgendes AntwortStelegramm:BiS jetzt noch nichts von Dir angekommen! Dein Vater."

(In der Hitze.) Barbier (einen schlecht eingeseiftcn Kunden rasierend, zum Lehr­burschen):So, nun lernst du schon zwei Jahre, und kannst noch nicht so ein lumpiges Gesicht einsetfen I

.-. (Kleiner Irrtum.) Mann (seiner Frau eine Todesanzeige vorlesend):Heute früh 7'/r Uhr starb mein teurer Gatte, unser vielgeliebter Bruder, Vater, Onkel, Schwager, Schwiegervater und Großvater" Frau (unterbrechend): «Ach das Unglück so Viel' auf einmal!"

Eine seltene Kaufgelegenheit ist der Inventur-Ausverkauf von Leo Mändle's Schuhfabriklager, Detmlingstraße, Ecke Markt­platz in Pforzheim.

Zurückgefetztc Artikel werden beinahe zur Hälfte des früheren Preises verkauft.

Ebenso sind alle gelbe Schuhwaren, Som- merschuhe, Knopfstiefel, Zugstiefel, Arbeiter, schuhe und Rohrstiefel im Preise bedeutend herabgesetzt.

Sl.il -ne»!

Aebaktiou, Druck und Verlag von Beruh. Hosmann in Wildbab,