Schwer erkämpft.

Roman von H. von Ziegler.

19) (Nachdruck verboten.)

»Hm, ja, sie steht mir nur so lebendig vor der Seele, weil mich vorhin der Herr General nach allen Einzelheiten auöfragte."

»Der General?"

Jawohl, Herr Graf. Er wußte alles von dem Würfel."

In unbändiger Wut schnellte Posau in die Höhe;Und Du, Hallunk', hast alles zugegeben?"

Nun das möchte ich mir doch avsbitten, mich nicht zu beleidigen rief jener grob,sollte ich dem falschen Würfel gegenüber noch leugnen?"

Das erste Mal wäre eS nicht, daß Du falsch zeugtest."

Aber für Sie thue ich es nicht mehr. Sie haben mich so schlecht behandelt, daß ich

Woher wußte der Generalbaß es mein Würfel war?"

Vielleicht hat neulich Abend einer der Herren ihn gefunden, er fehlt seitvem. Sie waren wieder einmal wahnsinnig und hätten beinahe selbst alles verraten."

Tod und Teufel," brüllte Posau wut­schäumend,stürzt denn über mir die ganze Sache zusammen, die nun seit Jahren tot ist? Du kannst gehen, Mensch, sogleich und wohin Du willst. Hier ist Dein Lohn, und somit sind wir quitt; nun mach Dich fort, sonst" pfeifend ließ er die Reitgerte durch die Luft sausen.

Sie vergessen, mein Herr Graf, daß ich um ihre Geheimnisse weiß," zischte der Diener erbost,und ich will Ihnen nur noch Mitteilen, daß ich sogleich zum Herrn Pro- f'ssor und dem Herrn General gehe, um ihnen überallerlei die genaueste Mitteil­ung zu machen. Empfehle mich ganz ge- horsamst."

Hund von einem Kerl," schrie der Graf und erhob die Gerte zum Schlag, ab>r höhn­end krachte d r Davongejagte ihm die Thür vor der Nase zu. Posau ward grünlich-fahl im Gesichte, und der Schaum trat ihm vor den Mund.

Ihr sollt mich alle kennen lernen," drohte er unheimlich,und wenn auch alles dabei zu Grunde geht, aber Egon von Pasau läßt nicht mit sich spielen. Der tote Oclzen haha verfolgt mich noch übers Grab!"

Eva saß beim Eintritt ihres Gemahls vor der Staffelet und malte emsig, es be­fremdete sie einigermaßen, ihn zu so außer­gewöhnlicher Stunde hier zu sehen, doch schien er heiter und führte sie sogar voll ritterlicher Galanterie an ihren Platz zurück.

Ach, Du malst, meine Liebe I Welch' schöne Rosen. Für wen sind sie bestimmt, wenn ich fragen darf?"

Für Großpapa," antwortete die junge Frau,aber Egon, bist Du krank? Deine Hand zitiert entsetzlich, und Deine Augen sind so sonderbar gerötet."

,O nein, ich bringe Dir nur einen interessanten Brief zu lesen. Gehst Du jetzt weniger spazieren?

Im Gegenteil, soviel wie möglich; auch möchte ich wieder zu reiten anfangen."

Allein oder mit Professor Schönau," frug der Graf lauernd.

Evas liebliches Gesicht glühte vor Em­

pörung , stolz richtete sie sich in die Höhe; das also war der Zweck dieses unvermuteten Besuches?

Waö soll das heißen, Egon?" frug sie scharf.

Ach, beste Eva, echauffiere Dich nicht I Dies Blättchen wird Dir genügend Auf­schluß geben."

Als sie gelesen entsank der Zettel ihrer Hand, und sie seufzte schwer; im Innern ihres Herzend fühlte sie sich schuldig.

Ah, also k-ine Worte," schrie da plötz­lich der Graf, die angenommene Maske ab­werfend,so bist Du also doch eine Ehe­brecherin, aus dir man mit Fingern weisen wird!"

Egon," bat sie schmerzlich,laß es in dieser Stunde zwischen uns klar werden, und glaube mir, daß ich, wenn ich auch fehlte, nicht so schuldig bin, als Du glaubst. Ich habe einen ernsten Schwur gethan"

Rede," gebot er hart und schüttelte ihre Hand, die sie auf seinen Arm gel-gt, von sich wie ein R>ptil,ich will alles wissen wenn ich Dir auch nicht glaube."

Ich habe mich damals auf Mama's Zureden mit Dir verlobt, Egon," begann das unglückliche Wesen mit bebenden Tönen; ich war noch so kindisch und unerfahren, daß mir die glänzenden Konsequenten dieser Partie bedeutend ins Auge stachen. Den schweren Ernst der Ehe lernie ich bereits am Hochzeitstage kennen, als Du krank wur­dest. Seitdem bin ich eine ernste Frau geblieben die nach Liebe lechzt', ohne dieselbe zu finden. Erst spät trat mir ein Mann entgegen, dem sich mein Herz zuncigte. Aber es ist vor­über, Egon; nur in Gedanken verletzte ich die Dir geschworene Treue, und nun ich Dir offen bekenne, wie weit meine Schuld ging, so sei auch Du großmühtig und verzieb mir. Ich schwöre Dir von neuem"

Haha, ebr'oseS Weib, die sich nicht ent- blödet, einzugestchen, daß sie einen andern liebt I Und Dir soll ich glauben?"

Egon, höre mich!"

Cs ist gut, meine Gnädige! Von heute an scheiden sich unsere Wege, und ich be- daure nur, daß sie sich jemals kreuzten. Nun aber will ich e!, Wörtlein mit dem sauberen Herrn Prvstffor reden I"

Krachend schmetterte er die hinter sich zu, entsetzt starrte Eva ihm nach, und die furchtbare Ahnung, daß ihr Gemahl aber­mals irrsinnig geworden, überschlich ihr zucken­des Herz.

Inzwischen eilte Posau, als jagten Furien hinter ihm drein, dem Häuschen des Pro­fessor zu, das am anderen Ende des Dorfes lag. Schönau, der am Fenster stand, sah ihn kommen, sah, daß sein entstelltes, dunkel- rotes Gesicht, die zitternden, geballten Fäuste nichts gutes weissagten, obwohl er den wahren Grund dieses Besuches nicht ahnte. Der Gelehrte hatte in seinem Schreibtische einen geladenen Revolver, im äußersten Notfälle sollte ihm derselbe zur Verteidigung dienen.

Jetzt ward die Zimmerthür ungestüm ausgerisien, Posau stürzte herein und rief unter wildem Hohngelächler:Ihr Diener, Herr Prof ssor, ich will sie durchaus nicht lange stören."

Sie sehen mich erstaunt, Herr Graf, doch bitte ich vielmals, näher zu treten."

In der That, sollte es ihnen möglich sein, sich von der eigenen Schmach zu reinigen ?"

Ich bilt um Erklärung, Graf Posau."

Natürlich, wenn Sie es wünschen, mein Herr. Ich erkläre Sie für einen erbärm­lichen Schurken, der hinter dem Rücken des Gatten "

Genug, nicht weiter," donnerte des Ge­lehrten tiefe Stimme,Sie wagen cS, in mein HauS zu dringen, und mich zu be­schimpfen, mein Herr, und wenn ich nicht sogleich die Waffe zur Ha»d nahm, um Sir zu züchtigen, so geschieht eS weil ein Wahnsinniger nicht satisfaktionsfähig ist."

(Fortsetzung folgt.'»

Verschiedenes.

Derdicke Schorsch." Einer der schwersten Männer Deutschlands, wahrschein­lich sogar der allerschwerste, ist der Gastwirt und Bäckermeister Georg Röder in Fränkisch- Cnumbackr im Großherzogtum Hessen. Im Alter von 47 Jahren hat er das respektable Gewicht von 417 Pfund und ist 1,75 m groß, bei einem Leibesumfang von 1,80 m. Seine Leutseligkeit und G-fälligkeit im Um­gänge und in der Bedienung seiner Gäste sind im weiten Umkreise bekannt und bringen ihm viel Z'izug von Fremden. Seine Bäckerei betreibt er mit Hilfe einer seiner Söhne, deren er eine ganze Anzahl hat, selbst. Eine Frankfurter Brauerei wollte ihn für diesen Sommer auf einige Monate engagieren und bot ihm für den Tag sage: 100 Doch dasdicke Schorschchen* lehnte ab, da eS zu Haus glaubt mehr zu verdienen.

.'. (DaS Präsentieren.) Beim Exerzieren: Nun seh einer mal den Einjährigen Levi an. Den Schrittwechsel bringt er nicht fertig und das Gewehr präsentieren kann er auch nicht ordentlich. Ich glaube, daS einzige, was er noch am Ende verstehen würde, wäre wohl einen Wechsel zu präsentieren!"

.'. (Zweideutig.) Fremder (imGebirge): Also morgen früh um vier Uhr wecken Sie mich verstanden?" Wirt (Besitzer eines kleinen TebirgShotels):Nicht nötig; morgen in der Fruah bläst der Hirt dos Rindvieh zusammen, dann stehen S' auch aufi!"

.. (Gedankensplitter.) Menschen streichen eie Segel ein, richten die Masten, allein Gott sitzt am Steuer und spricht:So soll eS sein!"

Ei« großes Gebot.

Brich den Stab nicht über andere I Menschen mißt man nicht wie Bäume, Deren Gipfel du ersteigen,

Deren Stamm du magst umfassen, Deren Wurzel gar berechnen.

Ist dein Maßstab noch so richtig,

Ist der Grundsatz noch so wahrhaft: Weißt du, Yb den ganzen Menschen, Seine Kraft und seine Ziele Seines Herzens dunkle Räume Ganz und treu du ausgemessen? Menschen mißt man nicht wie B Nicht was du in Büchern lerntest Nicht der Weisheit kalten AuSspru Nur was du erlebt, verstehst du,

Bis du kennst die eigene Schwäche, Bis du wünschen mußt, eS kannte Jeder, wie eS dir zu Mute,

Eh' sein Urteil kalt er fälle.

B:S Du liebst, den du willst richten Brich den Stab nicht über andere!

Skdgkiton, Druck uub Verlag von Beruh. H » sm « nn in Wildbad.

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