Me Abgründe.

Novelle von F. Stöckert.

IS) (Nachdruck »erboten.)

Wie finster er aussah, Valentine be­obachtete ihn fast ängstlich.

Haben Sie wieder Ahnungen? fragte sie ihn jetzt neckend.

Er nickte.ES kommt näher und näher," flüsterte er; und wies nach der Bühne, von welcher der Held soeben herunter­donnerte:Es giebt keinen Gatt!"

In demselben Moment züngelte eine Helle Flamme empor, das Publikum schien erst zu glauben, das gehörte zum Stück, vielleicht, daß dem Gdtteslästerer die Strafe auf dem Fuß folgen und Feuer ihn ver­zehren solle. Als aber jetzt der gellende Ruf: Feuer! Feuer! erscholl und die Schau­spieler entsetzt flüchteten, da bemächtigte sich der Menge jene furchtbare, verderbenbringende Panik, wo jeder nur auf seine Sicherheit bedacht den Ausgängen zudrängt.

DaS war es, das war es also," sagte Staufen und starrte mit irrenden, flakerndrn Blicken hinunter auf die sich drängende, stauende Menschenmenge, auf die bleichen entsetzten Gesichter.

Kommen Siel Kommen Sie!" bat Valentine.

Wozu? erwiderte er kaltblütig,das ist auch ein interessantes Schauspiel, zu beachten, wie jeder für sein bischen Leben bankt und zittert."

Aber ist auch das kostbarste Gut! Sie haben es seihst gesagt, haben rS ihren Helden sprechen lasten!"

So, habe ich das, nun man ändert seine Ansichten, als ich h-ute draußen auf dem Kirchhof war, da neidete ich fast den Toten ihre Ruhe. Frieden, Ruhr, ach eS ist doch etwas Köstliches."

Staufen! Um GolteS Willen!" rief jetzt Valentine.

Sie faßte seinen Arm, und wollte ihn mit sich fortziehen. Eine namenlose Angst hatte sie gepackt, denn er geberdete sich wie ein Wahnsinniger. Seine Nervenüberreizung mußte den Höhepunkt erreicht haben, und sie trug die Schuld daran. Warum hatte sie ihn zu der Fahrt überredet I

,So lassen Sie mich doch!" rief er ärgerlich ihren Arm von sich abschüttelnd.

Gehen Sie, retten Sie Ihr kostbares Leben, ich amüsiere mich hier vorläufig noch so sehr," schrie er dann wie wahnsinnig.

Der EanitätSrvt war schon zur Logen­thür htnauSgeeilt, in dem festen Glauben, daß Staufen und Valentine ihm auf dem Fuße folgten. Der Trieb der Selbsterhalt» üng machte sich den auch bei letzterer geltend; mit einem letzten verzweifelten Blick auf Staufen, eilte sie ihrem Vater nach, es war die höchste Zeit. DaS Gaslicht erlosch plötz­lich Rauch und Qualm erfüllte den Raum, die Verwirrung überall war grenzenlos, auch Staufen schien jetzt zur Besinnung zu kom­men, und an seine Rettung zu denken.

Er stürzte zur Logenthür hinaus, in der Finsternis aber rannte er draußen in " den Seitengängen an einen Pfeiler mit aller Wucht an und fiel mit einem SchmerzenSrus zu Boden. Man stolperte Über ihn, aber Niemand nahm sich die Zeit ihn aufzuheben. Endlich erschienen einige Feuerwehrleute mit Fackeln und nun starrt^

Alles entsetzt aus den Verunglückten; er blutet! Wir bloß er auSstrht! Wie ein Toter! hieß eS.

Sorgfältig wurde er auf eine Bahre gelegt und hinausgctragen. Scheu wich die Menge der Neugierigen, die sich da auf der Straße angesammcll, zurück. Der erste Tote, so ging es wie ein Murmeln durch die Reihen. Ob noch mehr folgen werden? Nein, Gottlob er blieb der Einzige.

Staufen!" schrie da eine Dame gellend auf und drängte sich dicht an die Bahre.

O mein Gott, er ist tot! tot!"

Valentine, ich bitte Dich, nimm Dich zusammen;" sagte der Sanitätsrat Clarenz, der seiner Tochter gefolgt war und nun drn Trägern Anweisungen gab, den Ver­wundeten nach dem Hotel zu bringen, wo sie abgestiegen waren, das glücklicher Weise ganz in der Nähe lag.

Hier begann der Sanitäsrat zunächst die Kopfwunde zu untersuchen, Valentine wollte ihm zur Hand gehen, aber es war nicht möglich; das Waschgeschirr, das sie halten wollte, entglitt ihren zitternden Händen und fiel krachend zur Erde. Der Doktor mußte sich nach anderer Hilfe umsehen.

ES ist bester du verläßt das Zimmer," sagte er, indem er sie nach dem Nebenzimmer führte,in Deiner Aufregung bist Du mir nur hinderlich."

Nun stand sie dort schon stundenlang am Fenster, die Hände wie zum Gebet in- einandergeschlungen, verzweifelt starrte sie auf zum Sternenhimmel, gab es wirklich einen Gott da droben, und durfte sie sich zu ihm wenden, sie, die seit ihrer Kindheit nicht gebetet?

O Gott, laß ihn leben," rang rS sich loS von den bebenden Lippen.

Wenn er starb, sein reiches Leben auö- gelöscht war für immer, mußte das Schuld­bewußtsein, ihn zu der unstetigen Fahrt hierher förmlich getrieben zu haben, sie ja erdrücken.

Der Morgen dämmerte herauf, drüben auf der Brandstätte konnte sie in der fahlen Beleuchtung die Menschen sehen, wie stehin und her eilten. Eine Spritze war noch im Gange, hie und da glimmten noch einige Balken; ein Seitenflügel des nicht allzu großen Gebäudes schien gänzlich niederge­brannt, aber das Feuer war gelöscht, die Ausstattung des Theaters gerettet und das Unglück am Ende nicht so groß, denn ver­unglückt war niemand weiter wie Staufen. Valentine hatte es aus den Reden der Leute unten auf der Straße erlauscht. Nur Staufen der Dichter deö Stückes war ver­unglückt.

Nur er I Würden die Frommen im Lande cs nicht als ein Gottesgericht ansehen, daß ihn, den Gottesleugner die Strafe ereilt hatte. Auch Erica gehörte zu diesen Frommen.

Erica, zum ersten Mal seit der Schrcckens- scene da drüben, dachte Valentine an diese. Wenn sie käme an das Krankenlager oder Sterbebett ihres Mannes eilte, konnte sie thr noch gegenüber treten, sie, die Schuldige. O, all die wahnsinnigen Gedanken und Träume, die sie gehegt! Wie herrlich hatte sie eS sich auSgemalt, mit ihm an der Riviera zu weilen, seine Liebe zu gewinnen, Erica gänzlich aus seinem Herzen zu verdrängen! Und nun lag er da nebenan, verstümmelt, sterbend! O nein nur das nicht! Und

wieder faltete sie die Hände.Nur daS nicht, nur das nicht!" stöhnte sie und sah auf zum Himmel. In leuchtender Pracht ging die Sonne jetzt auf, ein seltsames Schauspiel für die Großstädterin, die ganze Welt schien ihn Rosenglut getaucht, in den Lindenbäumen vor dem Hotel jubelnden Helle Vogelstimmen, alles atmete reiches Leben, wie eine Offenbarung kam es über Valentine, als schaute sie in dieser Stunde die Majestät des lebendigen Gottes, der sich auch des elendesten Sünders erbarmt, auch ihrer, des sündigen WellkindeS. Da trat ihr Vater ein, sie stürzte auf ihn zu und umklammerte seine Hände.

Lebt er?"

Ja, er lebt, und ich denke, wir werden ihn auch dem Leben erhalten," versetzte der alte Herr.

(Fortsetzung folgt.)

KarrsrvirtfchafMches.

Arbeit allein macht keine Wasche rein.

Manche Hausfrau schindet und quält sich, braucht ein Pfund Seife nach dem andern, steht stundenlang in dem häßlichen Dunst der Lauge, läuft nachher alle fünf Minuten mit der Gießkanne auf die Bleiche, holt sich nasse Füße und einen Schnupfen: und die Wäsche wird doch nicht weiß, sondern bleibt gelb und streifig. Wenn dann der Mann noch anfängt zu möckeln, soll eine solche Frau nicht erregt werden. Sie weiß selber ganz genau, daß das Faltenhemd weißer sein könnte, aber sie kann eS doch nicht weiß hexen! Und trotzdem hat der Mann Recht, wenn er ihr Vorwürfe macht; denn wenn sie sich umgesehen hätte, wüßte sie längst, daß ihre praktischen Nachbarinnen mit viel weniger Mühe und Geldaufwand und ohne Bleiche blendend weiße Wäsche haben, weil sie mit D r. Thompson's Seifenpulver waschen, das man in roten Paketen mit weißem Schwan verklebt in jedem besseren Geschäft kaufen kann.

Humoristisches.

.'. (Schweres Verbrechen.) Herr (zu dem stellesuchenden Dienstmädchen):Der Antiquitätenhändler, bei dem Sie zuletzt dien­ten, hat Sie plötzlich entlasten! Aus welchem Grunde?" Dienstmädchen (weinerlich):Ach, es war gar nicht so schlimm l Ich hatte nur 'mal, wie ich mit meinem Schatz spazieren ging, die Handschuhe der Maria Stuart an­gezogen !"

(Logisch.) A.:Mein Kinnbart ist doch 18 Jahre jünger als mein Haupthaar, und ist doch schon grau." B.:Sie haben wahrscheinlich mit den Kinnbacken mehr gearbeitet als mit dem Kopfe."

.-. (Aus der Kinderstube.) Lieschen (sehr erstaunt darüber, daß das neuange. kommen« Brüderchen noch keinen Namen hat):Woher wissen wir denn, daß eS zu uns gehört?"

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