gramm, Belustigung und Deschenkung der Kinder statt. Abends um 8 Uhr fand in dem überfüllten Festsaal die Aufführung des FestspiesEin Johannistraum" (von H. Sa>öttge und I Huober, Muflk von Amon Eichhorn) statt. DaS Stück führt einen Traum des jungen Buchdruckers HanS Freimuth vor, derin daSTHal der Seligen ent­rückt wird, wo ihm GutenbergS Gestalt erscheint und seine Lebensschicksale vorträgt. Im Echlußbild kam ein glänzend arrangierter Tanz der fünfundzwanzig Buchstaben und der Zahlen vor, die unter riesigem Beifall der Zuhörer sich zu einer Gruppe vereinigten: »Hoch Gutenberg 14001900." Nach Schluß des Festspiels fand ein Promenade, konzert im illuminierten Garten und hierauf rin Ball im Festsaal und ein Bankett im Kovzertsaal statt. Am Sonntag den 17. Juni, vormittags 11 Uhr, fand der Festakt in der König-Karl-Halle des Landcsgewerbe- museums statt. Nach einem durch die Ka­pelle Prem auSgesührten Einleitungsmarsch und einem vom Singchor des Gutenberg- vereinS vorgetragenen Festgesang an die Künst­ler trug die kgl Hofschauspielerin Frau Olga Doppler einen von I. Huober gedichteten Prolog vor. Professor Dr. Schanzenbach Bibliothekar der kgl. HofbidlioihK, hielt die formell und inhaltlich meisterhafte Festrede, in welcher er auf die große Bedeutung der Erfindung GutenbergS hinwies. Nach einem Gesang und einem Musikstück wurde der Festakt geschlossen. Mittags um 3 Uhr wurde in sämtlichen Räumen der Liederhalle rin Schwabentag abgehalten, zu welchem die Buchdruckergehilfen ganz Württembergs ge. laden waren.

Stuttgart, 18. Juni. (Unsinnige Wette.) Am Samstag abend machte ein 22jähriger Arbeiter eine Wette mit vollständiger Kleid­ung und Gewicht in den Taschen bet der Militärschwimmschule bei Gaisburg den Neckar über dem Wehr zu durchschwimmen. Bei Ausführung dieser Wette ertrank er jedoch.

Die Eisenbahnverwaltung wird auch im Laufe dieses Sommers Sonderzüge zu ermäßigten Fahrpreisen ausführen, und zwar am 15. Juli nach Wtldbad über Calw, 21. Juli nach Berlin, 22. Juli nach Freuden­stadt, 29. Juli nach Friedrichöhafen, 5. August nach Urach, 12. August nach Honau, 19. August nach Friedrichshafen (zweiter Zug) 26. August nach Wildbad über Calw (zweiter Zug). Das Nähere wird seinerzeit noch bekannt gemacht werden.

Liebenzell, 16. Juni. In dem nahen Unterreichenbach fuhr gestern nacht ein Rad­fahrer aus Pforzheim mit solcher Wucht gegen einen Prellstein, daß ihm die Hirn­schale zerschmettert wurde und er in Lebens­gefahr schwebt.

Teiuach, 10. Juui. Eine kürzlich er­gangene Entscheidung deS Reichsgerichts in Leipzig dürfte das ganze Land und die zahl­reichen nichtwürttembergischen Gäste Teinachs interessieren. Der gegenwärtige Badbesttzer G. Brake, hatte nämlich gegen die württ. Etaatsfinanzverwaltung Klage erhoben, um jener Servitute ledig zu werden, die im Kaufvertrag« vom 1./5. Sept. 1864 dem damaligen Käufer und seinen Rechtsnach­folgern vom verkaufenden Staate auserlegt worden waren, um den Fortbestand Teinachs als Kurort zu sichern.. Schon das Ober- landeSgericht Stuttgart hatte als Berufungs­

gericht mit Urteil vom 18. Januar 1900 unter teilweiser Abänderung des in erster Instanz ergangenen Urteils des Landgerichts Tübingen vom 15. Mai 1899 dahin erkannt, daß sämtliche Ansprüche der Staatsfinanz­verwaltung aus dem erwähnten Kaufverträge gerechtfertigt seien und der Kläger die Kosten des Rechtsstreits zu tragen habe. Nun hat auch am 18. Mai d. I. auf eingelegte Re­vision deS BadbesttzerS das Reichsgericht ent­schieden :Die gegen das Urteil deS Ober- landesgerichis Stuttgart eingelegte Revision wird zurückgewtesen und werden dem Revi- stonSkläger die Kosten der ReviflonSinstanz auferlegt." Damit hat das Urteil des Ober- landeSgerichtS die Rechtskraft erlangt. So­mit ist der Badeigentümer auch fernerhin im Besonderen verpflichtet, die Mineralquellen im Stand zu erhalten, daS Mtneralbad und den Mineralwasserverkauf fortzubetreiben, namentlich daS Mineralbad vom 1. Mai bis 30. Sept. jeden JahreS offen zu halten, Wasser der alten Quellen unentgeltlich an die Bewohner Teinachs und feiner Umgeb­ung abzugeben, die Mineralquellen und daS Badhauptgebäude nur mit Genehmigung der Finanzbehörde im Besitze zu trennen, die außerhalb der Badgebäude wohnenden Kur­gäste-in keiner Weise nachteiliger als seine eigenen Gäste zu behandeln, endlich die stift­ungsmäßigen Armenbäder zu verabreichen. Es darf daher allen Besuchern unsres BadeS Gelegenheit zu ungestörtem Kurgebrauch ver­heißen werden.

Heidenheim, 15. Juui. Schwer verletzt durch zwei Gewehrschüsse im Walde aufgc- funden wurde der 18jährige Sohn deS Oekonomen Birkhol auf der unteren Ziegel- Hütte, Gemeinde Streichen. Ueber den Thäter kann der Schwerverletzte keine Auskunft geben, da er niemand gesehen, der die Schöffe abgesandt hat. Er weiß nur, daß er auf dem Heimweg jene dunkle Tannenkultur be­trat; in dem Augenblick fielen zwei Schüsse die zu gleicher Zeit abgesandt sein mußten und ihn auch tödlich verletzten. Es ist keine Hoffnung vorhanden, daß der Schwerverletzte, der über sechs Stunden im Walde lag, ehe ihm Hilfe gebracht werden konnte, am Leben bleibt. Vermutlich liegt ein Racheakt vor.

Ellwangen, 14. Juni. Gestern abend um 7 Uhr ging hier ein furchtbares Hagel- weiter nieder. Der Hagel fiel in Größe von Taubeneiern 5 Minuten lang so dicht, daß in den betroffenen Gegenden Feld- und Gartenfrüchte zum größten Teil vernichtet sind. In der Stadt find ziemlich viele Fensterscheiben zertümmert. Man erinnert sich hier schon lange nicht mehr eines solchen furchtbaren Hagelwetters.

Schwenningen, 15. Juni. Die Kinder­sterblichkeit ist hier zur Zeit sehr brträchtlich und die Leichenchaise fast immer unterwegs. Seit 1. dS. MtS>, also innerhalb 14 Tagen sind 30 Kinder gestorben, einmal 5 an einem Tage. Als Todesursache wird meistens Ruhr bezeichnet.

Horb, 15. Juni. Bahnhofrestaurateur B. in Eutingen hat sich heute vormittag 11*-» Uhr in seiner Wohnung erschossen. Der Beweggrund zum Selbstmord ist nicht bekannt.

Von der badischen Grenze, 18. Juni. (Unfall.) In U-berauchen, Amt Villtngen, wurde der Wärter Taver Krebs, Vater von

acht Kindern, von einem Harren in den

Leib gestoßen und getötet.

Karlsruhe, 15. Juni. Im hiesigen Wirtsverein wurde die Gründung einer eigenen Brauerei durch die Wirte in An­regung gebracht, um der Behandlung der Großbrauereien und ihrem Flaschenbierhandcl zu begegnen. Der Vorschlag fand allseitig« Zustimmung. Verschiedene selbständige Wirte erklärten sich bereit, durch namhafte Beiträge die Verwirklichung des Projekts zu fördern. Zunächst soll ein juristischer Rat über die gesetzlich notwendigen Schritte eingeholt werden.

Die Außerkurssetzung der Reichs­goldmünzen zu fünf Marl betrifft eine Be­kanntmachung, welche derReichsanz." ver­öffentlicht: Die Bekanntmachung lautet:

§ 1. Vom 1. Oktober 1900 ab gelten die Reichsgoldmünzen zu 5 nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel. Es ist von diesem Zeitpunkt ab außer den mit der Einlösung beauftragten Kassen niemand ver­pflichtet, diese Münzen in Zahlung zu nehmen.

§ 2. Bis zum 30. September 1901 werden Reichsgoldmünzen zu 5 ^ bei den Reichs» und Landeskaffen zu ihrem gesetz» lichcn Wert sowohl in Zahlung angenommen als auch gegen Reichörnünzen umgetauscht. § 3. Die Verpflichtung zur Annahme und zum Umtausche (§ 2) find-t auf durchlöcherte und anders als durch den gewöhnlichen Um­lauf im Gewichte verringerte sowie auf ver­fälschte Münzstücke keine Anwendung.

Berlin, 18. Juni. Der deutsche Kon­sul in Tschifu telegraphiert: Ein japanisches Torpedoboot berichtet, die Taku-FortS wurden am 17. des Nachts 7 Stunden durch deutsche, russische, englische, französische und japanische Schiffe beschossen, nachdem die Chinesen das Ultimatum mit dem Feuer des Forts be­antwortet hatten. Es heißt, zwei englische Schiffe sind zwischen den Forts im Tuku- fluffe gesunken.

Stilen, 18. Juni. DaS Dorf Wyler im Lötschenthal ist heute Nacht völlig nieder­gebrannt. Das Dorf bestand nm aus Holz­häusern. Es ist kein Verlust an Menschen­leben zu beklagen.

Der fleißige Klapperstorch. Ham­burger Blätter berichten: Al- sich der von Philadelphia im Hamburger Hafen einge­troffene DampferAdria" von der Hamburg- Amerika-Linie auf hoher See befand, stattete Freund Storch einer 23jährigen Zwischen- dkckspaffagierin einen Besuch ab und brachte ihr einen kräftigen Knaben, der trotz des Stampfens des Schiffes am Leben geblieben ist. Zwei Tage später erschien der Storch abermals auf derAdria" und überbrachte einer 25jährigen Frau ein gesundes kräftiges Zwillingspärchen, ein Mädchen und einen Knaben. Auch diese beiden Weltbürger find am Leben geblieben, trotz der vom Wind und Wetter stark in Bewegung gesetzten großen Wiege. Das Mädchen wurde von den PassagierenSeejunger" genannt, wäh­rend die beiden Knaben den NamenSee- kabelten" erhielten.

.'. (Surrogat.)Aber Herr Meier, wie komisch kommen Sie denn daher gegangen?"

Ja, wissen Sie, der Arzt hat mir zu radeln geraten, und da ich mir keine Maschine kaufen kann, mache ich jetzt immer beim Gehen die Bewegung des Pcdaltretens."

KL' Hiezu eine Beilage. "L»

Skbakiwn, Druck und Verlag.von ver »h. H of« « uu iu Wilddad.