kommen demoralisiert. (?) Sei es der einzige Wea, durch große Eilmärsche vorzudringen, so sei es onderseiis notwendig , die Flanken zu sichern und für genügende Vorräte zu sorge». (I) Roderts warte daher das Eintreffen av. Darnach werde er im Stande sein, schnell auf das gewählte Ziel vorzustoßen. — »Daily Expreß" meldet: In den letzten 24 Stunden sei im auswärtigen Amte rin an SaliSbuiy peisönlick aerichtctcS Schreiben des Präsidenten Krüger mit Friedensvorschliigen eingegangen.
Rundschau.
Stuttgart, 18. Mai. Von sachverständiger Seite wird dem „Schw. M." geschrieben: Nachdem die bangen Sorgen der letzten Tage nun, mit der Wiedererwärmung der Luft, verschwunden sind, lassen sich auch die Folgen des unerwarteten Schneefalls vom 15 d. M. übersehen. Ein Schaden ist in den Weinbergen lediglich nicht entstanden; hier sind die Aussichten namentlich im un- bezogenen Felde die besten. Ebensowenig hat die Blüte der Obstbäume notgelitten; allerdings ist als Folge der Unterbrechung der Vegetation für später blühende Aepfel- bäume das Auftreten des Kaiwurms in Aussicht zu nehmen. Auch Garten- und Küchengewächse sind gut durchgekommen. Der Schaden beschränkt sich sonach im Ganzen darauf, daß an älteren und auch an jüngeren Obstbäumen zahlreiche Aeste abgedrückt wurden. Wir dürfen daher nach wie vor einem gesegneten Wein- und Obstjahr entgegensetzen.
Stuttgart, 18. Mai, Gestern abend 7 Uhr wurde im Kriegsbergtunnel bei der Tunzhoferstraße ein hies. Herr, der sich im Zug befunden hat, auf dem Gleise liegend, bewußtlos aufgefunden. Dem Verunglückten, der vermutlich vom Perron des Eisenbahnwagens heruntergefallen ist, wurde ein Arm vollständig vom Körper getrennt; er hat ferner innere V rletznngen erlitten. Mittels Sanitätswagens wurde er ins Katharinen» Hospital übersüh t.
— Kammermusiksest Stuttgart. Ein besonderes Interesse bei dem bevorstehenden Musikfest wird das Vokalquartett erwecken. So einzig und unerreicht das Joachin quarlett ist, so ist doch nicht zu leugnen, daß es Jnstrumentalquartette stets gegeben hat und daß jede Mustkstadt mehrere solcher Vereinigungen aufzuweisen pflegt: ein künstlerisch geschultes Vokalquartett existiert bis jetzt überhaupt nicht. In Stuttgart wird znm erstenmal dieses von Anton SiftermanS zusrmmengestellte, nach dem Klang der Stimmen sorgfältig aus^ewählte und vortrefflich eingejungene Quartett sich hören lassen. Wenn wir darauf aufmerksam machen, daß die berühmtesten Werke der Vokalmusik, die Cyklen von Schumann und Brahms vorgeführt imrden, so darf man wohl annehmen, daß damit die schönste Abwechslung gegen Joachims Meistergeige gegeben ist.
Eßlingen, 18. Mat. Ein schreckliches Unglück widerfuhr heute nachmittag einem unserer angesebnsten Bürger, Kaufmann Schumann in der Pliensaustraße. Derselbe wollte im 1. Stock seines Hauses außen an den Jalousien vor dem Fenster etwas befestigen , verlor dabei das Gleichgewicht und stürzte herab auf die Straße. Da die Schädeldccke vollständig zertrümmert wurde, war er sofort tot. Allgemein:S Bedauern folgt dem sehr beliebten Mann.
Urach, 15. Mai. Vor dem Schreiber dieses liegt eine Photographie „Stadt Urach am 15. Mai 1885 in schönster Blüte und Schnee." Und heute noch 15 Jahren, am gleichen Tage, ist die Stadt mit Umgebung ebenfalls in Schnee gehüllt; zuvor maienschöne Tage, die gefürchteten Kalenderheiligen etwas kühl, aber sonst sonnig. Die Bäume haben meistens verblüht, die Kirschen sehr schön angesetzt, und geht es wie 1885 — gut, so bekommen wir trotz des Maienschnees ein rechtes Obstjabr.
Von der badischen Grenze, 17. Mai. Ein Pforzheimer der in einer Mannheimer Lotterie einen ziemlich hohen Preis gewonnen halte, ging letzter Tage noch dort, um seinen Gewinn zu holen. Da er für denselben einen guten Erlös erhielt, that er des Guten etwas zu viel und setzte sich abends beim Bahnhof auf eine Sitzbank, wo er einschlief. Als er erwachte, wären sein schöner Gewinn und seine Uhr verschwunden.
Friedrichshasen, 20. Mai. Die hiesige Koch'sche Hofopotheke ging um den Preis von 200000^ an den Apotheker Anchcle- Stuttgart über und wird am 1. Oktober d. I. übernommen.
Konstanz, 18. Mai. G-stern nachmittag wurde hier der freche Kirchenräuder, welcher in der Nacht vom Samstag auf Sonntag in die Kirche zu Ailingen bei Friedrichshofen einbrach, das Tabernackel aufbrach und 2 wertvolle Kelche und ein Altartuch stahl, verhaftet. Es ist der vorbestrafte 33 Jahre alte Schneider Johann Anton Steiger von Oberricd, Kanton St. Gallen. Der Bursche kam zu einem Goldarbeiter hier und wollte zerschlagene Bruchstücke Silber und Gold verkaufen. Der Goldarbeiter schöpfte Verdacht und ließ einen Schutzmann holen, welcher Steiger verhaftete Nach anfänglichem Leugnen gestand er den Kirchenraub ein. Das Beil, mit welchem er den Einbruch verübte, hatte er in Ailingen in einem Bauernhaus gestohlen, in welchem er sich versteckt hatte.
Wiesbaden, 19. Mai. Heute mittag fand beim Kaiser anläßlich des Geburtstages des Kaisers von Rußland ein Diner statt. Der Kaiser trank auf ras Wohldes Zaren. Die Musik spielte die russiche Nationalhymne. Nach der Tafel hörte der Kaiser den Vortrag des Staatssekretärs Grafen Bülow unternahm dann in Begleitung des Prinzen Heinrich eine Ausfahrt in das Neroihal und begleitete den Prinzen Heinrich zum Bahnhof. Ins Schloß zurückgekehrt, erledigte der Kaiser Regierungsangelegenheiten.
— Die ReisiPositionen des Kaisers für die nächste Zeit hoben sich, wie aus Wiesbaden geschrieben wird, dahin geändert, daß der Monarch seinen dortigen Aufenthalt bis zum 24. verlängern wird, am 25. der Kaiserin Friedrich in Friedrichshof einen Besuch abstattet und dann noch einen Ausflug nach der Hohkönigsburg unternimmt, so daß die Rückkehr nach Berlin voraussichtlich am 27. früh erfolgen wird.
— Ein Berliner Droschkenkutscher fand in seinem Wag?» einen Check über 50 000 -/-jl und für 21000 ^ Papiergeld. Er eilte sofort nach tem „Kaiserkeller", um den mutmaßlichen Verlierer, dem Rittergutsbesitzer Grafen Dohna, sein Eigentum wieder zuzustellen. Der Gral hatte seinen Verlust noch nicht einmal bemerkt und las ahnungslos die Zeitungen. Verlierer und Fmder
waren einander wert, denn der Kutscher zog alsbald mit 3000 ^ Finderlohn vergnügt von dannen.
— Auf dem badischen Bahuhofe Basel legte sich ein 15jähriger Knabe auf die Eisenbahnschienen. Er wurde zermalmt.
— Die Hußmannsche Bandsabrik in Langerfeld ist vergangene Nacht niederste- brannt. 100 Webstühle wurden zerstört. Der Schaden wird auf 500000 geschätzt.
— In Unterreitnau bei Lindau erhielt in letzter Zeit I. Heilinger auf seinem Bienenstand 3 Schwärme, immerhin eine Seltenheit um diese Jahreszeit. Ein Schwarm im Mai, ein Fuder Heu, sagt ein Sprichwort des Imkers. Die letzten 3 Wochen haben überhaupt die Böller ungemein rasch entwickelt und es steht, wenn die nachfolgenden Monate Juni und Juli einigermaßen günstig verlaufen, wieder in der Seegepend ein gutes Bienenjahr in Aussicht. Während letztes Jahr die Imker an anderen Orten fast gar keinen Ertrag bekamen, hatten die Vienenbesttzer am See eine volle Ernte.
— Erfroren im Mai. Auf dem Marsche von Gröden über das Sellajoch nach dem Fassathal ist am 9. oder 10. d. M. der 16 Jahr Alois Bernardi aus der Fassaner Gemeinde Cawpitcllo erfroren. Am 11. ds. wurde von einem Bergführer siene Leiche im Schnee etwas abseits vom Wege gefunden.
— Ur-Ur-Großmntter ist jetzt die 85- jährige Auszüglerswitwe Anna Marie Hübner in Lautersciffen geworden; ihrer zahlreichen Nachkommenschaft reithe sich in voriger Woche ein Glied der fünften Generation, ein Ur- Ur-Enkcl, an.
— Große Schneewehen werden aus dem Voigtlande gemeldet: Der Schnee liegt dort fußhoch. Vorher war große Kälte und regnerisches Wetter. Alle Pflanzen sind verdorben, auch wird Hochwasser befürchtet.
— Wieder ein Opfer von Monte-Carlo. I» Borgo Piano bn Monte-Carlo wurde in einem Brunnen die Leiche der Schweizerin Marie Lägest gefunden. Frau Lägest war eine fleißige Besucherin der Spielhölle, wo sie früher große Summen gewonnen haben soll, die sie zuletzt ober, nebst allem, waS sie selbst besaß, wieder verlor. Um nicht den Hungertod zu erleiden, suchte sie freiwillig den Tod im Master.
Wien, 17. Mai. Die Erzherzogin Maria Immaculata Raineria, Tochter des verstv'denen Herzogs Karl Salvator, verlobte sich mit Bewilligung des Kaisers mit dem Herzog Robert von Württemberg.
Aus Oesterreich. Die verflossenen Fröste und Schneefälle der Mai-EiSheiligen haben in Wien ganz bedenkliche Wirkungen gehabt. Im „Neuen Wiener Tagblait" behauptet jemand, es sei so kalt gewesen, daß bei einem Welt-Trabfahren ein Wettfahrer zehn Meter vor dem Ziel — erfroren sei. DaS errinnert beinahe an die Schauermär von Anfang der 70-r Jahre, wo der nahende Komet von 1874 die Luft, so erhitzte, daß — die Milchstraße sauer wurde.
— Als erstes gekröntes Haupt auf der Pariser Weltausstellung wird offiziell der Könis von Schweden erscheinen. Seine Ankunft in Paris ist für den 31. Mai in Aussicht genommen. Der König wird im früheren Hotel „Evans" Wohnung nehmen, welches die Regirrung speziell für den Besuch fürstlicher Personen einrichten lieh,