Mitgliedern der königliche» Familie waren außerdem die Herzoge Robert und Ulrich sowie Prinz Weimar anwesend. Um */«4 Uhr setzte sich der Leichenzug in Bewegung. Der karg war über und über bedeckt mit den kostbarsten Kranzspenden, namentlich seitens der Mitglieder der königlichen Familie. Hinter dem Sarg schritten die Beamten des Kultusministeriums sowie die Chargierten der Verbindungen der hiesigen technischen Hochschule. In einem Galahofwagen be­fanden sich die Vertreter des Königs und der Königin, Obeikammerherr v. Neurath und Hofmarschall v. Reischach. Etwa 40 bis 50 Equipagen folgten. Den Schluß de- Kondukt- bildeten viele Abgeordnete, dir Mitglieder der evangelischen Landessynode, sowie Beamte aller Ministerien.

Für die diesjährigen Uebungen der Mannschaften des BeurlaubtenstandeS sind folgende Zeiten in Aussicht genommen: In» sanierte: Reserve. E« finden bei sämtlichen Regimentern (auSschl. 126) 2 Uebungen statt und zwar übt die I. Serie bei den Regimentern 1l9 bis 123 und 125 vom 21. April bis 4. Mai, bei den R'gimentern Nr. 124, 127 und 180 vom 18 bis 3l. Mai. Die 2. Serie übt vom 9. bis 22. Juni bei den Regimentern 119, 124, 125, 127 und 180, sowie vom 18. bis 3l. Mai bei den Regimentern Nco. 120 bis 123. Die U'terosfiziere beider Serien werden je 3 Tage früher einberufen.

Württemberg hat sich, nach einer vom Ministerpräsidenten von Crailsheim jüngst im bayerischen RrichSrat gemachten Mitteilung, zum Verzicht auf seine eigene Pvstmorkr bereit erklärt gehabt, im Gegen­satz zu Bayern. Jnd.ssen erscheint ein solcher Verzicht noch in weitem Felde zu fein, da in den ringeleiteten Verhandlungen über die Art der Abrechnung noch keine Verstäubt,Mg zwischen der würltemb, Post- Verwaltung und der Reichspostverwaltung erzielt werden konnte.

Es dürfte nicht unangebracht sein, darauf hinzuwrisen, daß beim Uebertriti junger LiUte nach Ostern von der Schule in dir Lehre Lehrlinge und Lehrmädchen innerhalb drei Tage nach Eintritt in die Lehre zur Krankenversicherung anzumrlden stad, ohne Rücksicht darauf, ob sie Lohn er­halten oder nicht. Vielfach sind die Arbeit­geber der Meinung, daß Lehrlinge während der vereinbarten Probezeit von 14 Tagen oder 4 Wochen nicht anzumelden seien, viel­mehr erst dann, wenn nach der Probezeit der Lehrling bestimmt im Geschäft bleibt. Diese Auffassung ist eine irrige. Gerade während der Probezeit ereignen sich bekannter­maßen leichte Unfälle und hat der Arbeit­geber der Krankenkasse alle Aufwendung zu ersetzen, welche ihr eine vor der Anmeldung eingetrrtene Erkrankung des nicht oder zu spät angemeldeten Arbeiters beziehungsweise Lehrling» erwachsen. Die alsbaldige An­meldung dürste sich deshalb im eigenen Jn- terresse der Arbeitgeber sehr empfehlen.

Hrdelfingen, OA. Cannstatt, 1. April. Ein Unglücksfall brachte in 2 hiesige Familien Plötzlich große- Leid. Der bei der Weyhen- meyerschen Ziegelei beschäftigt gewesene Auf­seher Schwarz wurde, als er an der Straße mit Laden eines Wagens beschäftigt war, Von einem vorübergehenden Rekruten mit einem Rebpfahl, den jener zufällig beiseite

warf, so unglücklich in» Auge getroffen, daß er noch 8 Tagen einer Gehirnvereiterung erlag. Der Verstorbene war 51 Jahre alt.

PlochMgell, 31. März. Gestern abend hieb sich in dem benachbarten Hochdvrf der verheiratete, 42 Jahre alte Bauer Christian Weber von da beim Hoizhauen im Wald die linke Hand ab. Nahezu verblutet, wurde er von einem Vorübergehenden aufgefunden. Ob es gelingt, ihn am Leben zu erhalten, ist sehr fraglich.

Reutlingen, 2. April. An Stelle des vor kurzem verstorbenen Baamann ist unter 26 Bewerbern der Musikdirektor Schober vom Arttllerieregiment in Ludwigsburg von den bürgerlichen Kollegien zum Leiter der städtischen Musikkapelle gewählt worden.

Schramberg. 1. April. Die in letzter Z-it auf dem Falkenstein vergenommen Aus­grabungen führten zu verschiedenen nicht uninteressante Funden. Neben andern Merk­würdigkeiten wurde z. B. eine Säule, ein gotisches Bogenstück, in einer Höhle Knochen und andere Uebcrreste vorgefunden.

Bonfeld, 3. April. Ein hiesiger Bürger, der ein ganzes Jahrhundert durchlebt hat, feiert in diesem Monat seinen Geburtstag. D r Hundertjährige, obgleich in dürftigen Verhältnissen lebend, ist vcrhältniSmäß g noch rüstig und Lebensfroh. Als am Neujahrs- taq Bekannte und Freunde des ehrwürdigen Alten ihm ihre Glückwünsche darbrachten und dahin formulierten, daß er das 100. L-benSjahr »och zurücklegen möge, äußerte der Jubilar:Alle wünschen mir, daß ich 100 Jahre alt werde; aber keine- ein Zährte* weiter.*

Em Koch aus Karlsruhe, welcher die letzten Jahre in Amerika gearbeitet hatte und für die Pariser Ausstellung als Chef veipflichtet war, wollte vor seiner Abreise dorthin noch Verwandte in Wangcnburg be­suchen, fiel aber während der Fahrt so un­glücklich von dem Wagen, daß er ein Bein zweimal brach. Der Bedauernswerte, welcher nunmehr seine mit monatlich 800 Franken dotierte Stelle nicht wird antreten können, wurde von seinen hrrbeigecilten Verwandten in die Klinik nach Stroßburg verbracht.

Pfarrer Ludwig iu Rüßdorf bei Breiten ist wohl der älteste aktive Geistliche deS deutschen Reiches. Im Jahre 1849 war er Pfarrer in Roelleln in der Nähe der Schweizer Grenze. Die aufständische Be­völkerung drohte ihm, ihn von der Kanzel zu schießen, wenn er das Kirchengebet für seinen Fürsten nicht abstelle. Sie schleiften ihn an einen Wagen gebunden nach Kandern, wo er endlich nach vielen Todesdrohungen entlassen wurde, als der spätere Kaiser Wilhelm an der Spitze preußischer Truppen heranrückte. Der alte Pfarrer wirkt nun­mehr schon 34 Jahre in Nußdorf.

Ein weiteres Zubehör der Kultur zieht in Deutsch-Ostafrika ein: Eine Hebamme. Sie ist unter sehr günstigen Bedingungen engagiert worden. Die Dame kommt aus München.

Breslau, 2. April. Der hiesige Wkih- bischof Dr. Herrman Gleich ist heute gestorben.

Alkoholvergiftung eines Kindes. Man schreib, aus Brüssel: Die Inhaber einer kleinen Gastwirtschaft auö einer Brüsseler Vorstadt verließen vor einigen Tagen für wenige Augenblick- das Lokal, in welchem sich nur ihr 5jähriger Sohn befand. Kaum

hatten sich die Eltern entfernt, alS der Kleine auf einen Stuhl kletterte, sich einer Flasche Schnaps bemächtigte, die auf dem Ladentische stand und ihren Inhalt zum Teil in ein Bierglas goß. Dann trank er eine ziem­liche Quantität von dem Alkohol, bis er umsank. Ais die Eltern nach kurzer Z-it zurückkehrten, ihr Kind auf dem Erdboden auSgestreckt liegen sahen und daneben das halbgeleerte Glas Schnaps bemerkten, wußten sie sofort, waS sich während ihrer Abwesen­heit ereignet hatte. Sie ließen sofort einen Arzt holen, doch dieser konnte nur noch den Tod deS Kindes konstatieren.

Dynamit im Backofen. Ein heil­loses Konkurrenzmanövcr hat in der russ. Ortschaft Slawkcw bci Sosnow!« schweren Schaden angerichtet. Als der Bäcker Moschek Malezik im genannten Orte den eben erst fertiggestellten Backofen, welchen er in seiner neu eingerichteten Bäckerei hatte bauen lassen, zum ersten Male Heizen wollte, erfolgte plötz­lich im Innern desselben eine heftige Deto­nation. Gleichzeitig ging der ganze Back­ofen mit großem Krachen in Trümmer. Malezik wurde durch die im Raume umher­fliegenden Sprengstücke, sowie die aus dem Ofen geschleuderten brennenden Holzstücke schwer verletzt. Die russische Polizei ver­haftete sofort nach erfolgte Anzeige zwei Maurer, welche den Backofen gebaut hatten. Diese stehen im Verdacht, beim Bau des Ofens Dynamit eingemauert zu haben und sollen zu dieser Thai von einem Konkurren­ten deS Malezik angesttstet sein. Ais man auch den Anstifter verhaften wollte, war dieser flüchtig geworden.

In La Matilla bei Scgovia ereignete sich eine furchtbare Begebenheit. Ein Mann Namens Lopez betrat, mit einer geladenen Pistole bewaffnet, ein Feld, wo sein Stief­sohn, der Bürgermeister deS Ortes und der Sohn desselben am Pflügen waren. Ohne weiteres schoß er den Sohn des Bürger­meisters nieder, der bald darauf starb. Die beiden Anderen flohen. Der Verbrecher eilte ins Dorf zurück, um seinen Schwager zu erschießen, doch dieser entkam, schleunigst fliehen'': Lopez begegnete sodann seiner Schwägerin , erschoß sie und suchte ihr den Kopf mit Fußtritten zu zermalmen. Hier­auf rannte er im Dorf herum, nach wetteren Opfern suchend; schließlich wurde er von den Bauern gefangen genommen und den Behörden übergeben.

Familien-Tragödie. Zwei erschüt­ternde Fälle werden aus Ungarn gemeldet. Ein Fall ereignete sich in Szilcze. Der dortige Landwirt Paul Väraty und seine Frau mußten von Hause Weggehen und ließen ihr einjähriges Töchterchen Therese mit deren Schwester, der 15jährigen Su­sanns zurück, den Säugling der Obhut der älteren Schwester anverlrauend. Die Kleine blieb einen Moment unbewacht, fiel aus dem Belte, in dem sie lag, auf die Erde und starb sofort. Susanns war hierüber so vcrzweif.lt, daß sie sich erhängte. Als die Eltern nach Hause kamen, fanden sie ihre beiden Kinder tot. Vater und Mutier sind dem Wahnsinn nahe. In Szurdok Durchschnitt die Witwe Anna P>cz-s, deren Mann ermordet wurde, ihren beiden Kindern im Schlafe den Hals, dann schnitt sie sich selber die Adern auf und erhängte sich. Not trieb sie zu dieser V-rzweiflungsihat.

Sirdakitv», Druck uud Verlag von Dernh. H »s« , n « in Mldhad.