Nunmehr suche der Feind sie abermals zu entzweien, indem er eine Belohnung für Verräter und Memmen aussetzte. Die schmachvollen Verwüstungen von Eigentum in Ja- kobsdal und die Verhaftungen der Burghers in Bioemfoutein zeigen, welches Maß von Vertrauen man den englischen Versprechungen entgegenbringen dürfe. Die Hauptstadt sei zwar vom Feinde besetzt, die Schlacht sei aber noch nicht verloren, man müsse im Gegenteil in diesem Augenblick den größten KampfeSmut beweisen.
London, 29. März. Lord Robert tele» graphiert aus Bloemfontein, daß General Clements bei der Besetzung von Fauresmith in einem Schachte einen Neunpfünder, ein Maximgeschütz und eine große Menge vergrabener Munition gefunden habe. Lord Roberts fügt hinzu, daß die Ablieferung der Waffen durch die Buren allmählich fortschreite.
New York, 29. März. Die „World" Veröffentlicht eine Unterredung ihres Korrespondenten in Pretoria mit dem Präsidenten Krüger vom 7. Februar. Der Präsident sagte, so sicher wie es einen Gott der Gerechtigkeit gäbe, so sicher werde Transvaal siegreich sein. Daö könne einen Monat aber auch drei Jahre dauern, aber einen andern Ausweg gäbe es nicht. Transvaal werde kein Eigentum verletzen! die Minen seien so gut wie in den Händen ihrer Besitzer. Er, der Präsident würde sich übrigens nur wundern, daß wenn der Mond bewohnbar wäre, John Bull ihn schon langst anelliert hätte.
Paris, 29. März. Die Blätter widmen General Joubert warme Nachrufe und sagen, die ganze zivilisierte Welt sei tief bewegt und stehe achtungsvoll an der sterblichen Hülle dieses ehrwürdigen Greises, der als Führer eines kleinen Heeres das mächtige England vier Monate lang im Schach gehalten habe. Der „Newyork Herold" meldet, daß Joubert nach zweitägiger Krankheit einer Bauchfellentzündung erlegen sei.
Prätoria, 30. März. Nachmittags fand die Leichenfeier für General Joubert statt, an der alle Klassen der Bevölkerung sowie die fremden Militärattaches, die letzteren in Uniform teilnahmen. Die als Gefangene hier befindlichen englischen Oifiziere hatten Blumenkränze an der Bare nicderlegen lassen.
London, 28. März. (General Roberts Train zum Teil von den Buren erbeutet.) Es zeigt sich jetzt, daß der Verlust eines Teiles des Lord RobertS'schen Trains am Rielflusse ein Weit ernsterer Vorfall war, als anfänglich zugegeben wurde. In einem Leitartikel der „Daily Mail" wird heute angedeutet, daß infolge jener Katastrophe eine Reorganisation des Trains nötig geworden ist, und daß sich daraus der lange Aufenthalt des Lord Roberts in Blumfontein erklärt. Der „Globc" veröffentlicht einen vom Lager am Modderfluß, 3. März, datierten Privatbrief, Welcher folgende Einzelheiten über den Vorfall enthält: „Wir überschritten den Water- fall Drift um 1 Uhr 30 Minuten morgens. Sobald der Tag anbrach wurde unser Train von 1600 Buren angegriffen. 10'/s Stunden lang verteidigten wir unser Lager tapfer, während die Buren uns beständig mit schwerer Artillerie und Gewehrfeuer angriffen. Sieben unserer Leute wurden vermißt, mein Pferd wurde erschossen, zwei Ochsen wurden getötet, HO schwarze Fuhrleute wurden gelötet, öö
Mann verwundet und zwei getötet. Wir ei hielten von Lord Roberts den Befehl, den Train im Stich zu lasten. Wir thaten dies unter dem Schutze der Nacht und ließe» den Buren 40 000 Rationen, 3000 Ochsen, 200 Wagen, eine Anzahl Pferde und unsere ganze persönliche Ausrüstung zurück. Wir müssen nun aus dem offenen Felde daliegen und haben keine andere Bedeckung als unsere dünne Jacke von Khaki. Wir können unsere Kleidungsstücke nicht wechseln, ehe wir nicht einige Vorräte bekommen, und der Himmel weiß, wann das der Fall sein wird.
— Herr Dr. L Yds hat einem Mitarbeiter der „Eff. VolkSztg." mitgeteilt, daß in Deutschland annähernd 400 000 für Transvaal gesammelt worden seien, in Frankreich nicht einmal die Hälfte dieser Summe.
Rundschau.
Stuttgart, 28 März. Eine zeitgemäße Aendcrung wird, wie einem in der neuesten Nummer des Amtsblatts des K. Steuerkollegiums erschienenen Erlaß zu entnehmen ist, in Bezug auf die Dinstkleidung der württembergischen Steuer- und Zollwache demnächst durchgeführt werden. Ab. 1. April l. I. wird nämlich für sämtliche uniformierte Steuer- und Zollunterbedienstete eine Sommerjuppe (von dunkelgrünem Loden mit schwarzen verdeckten Knöpfen) eingeführt.
Stuttgart, 30. März. An Stelle des in den Ruhestand tretenden Polzei-JnspektorS Kern wurde Inspektor Enderle zum Kriminal- Polizeiinspektor gestern vom Gemeinderat gewählt. Sekretär des Oberbürgermeisters wurde Amtsmann Göbel.
Ludwigsburg. 28. März. Auf dem hies. Gütcrbahnhofe wird in diesen Tagen Hausrat von versch, Familien aus dem Bezirk, von Möglingen und Neckargröningen, verladen, die sich in die Provinz Posen auf dortige AnsteblungSgüter begeben. Nächsten Dienstag werden sie zusammen mit anderen Familien, namentlich der Waiblinger Gegend, im Ganzen über 40 Köpfe stark, in einem besonderen Wagen in ihre neue Heimat befördert werden. Wie bekannt ist, werden von der Preuß. Ansiedlungskommission besonders günstige Reisebedinpungen gewährt. Sie haben teilweise dort schon Verwandte und gehen voll froher Hoffnung ihrer Zukunft entgegen.
Cannstatt, 29. März. (Volksfest.) Das landwirtschaftliche Hauptsest wird dieses Jahr vom 27. bis 30. September abgchalten werden; als Haupttag ist der 28. September, ein Freitag bestimmt worden. — Dir elektrische Straßenbahn soll bis Milte Mai bis zum Wilhelmstheater fortgesetzt werden.
Kirchheim u. T., 30. März. Ein ähnlich herbes Geschick wie die Familie des Oberförsters Mündler in Oberndorf ereilte gestern diejenige des Forstrats Tritschler hier. Vorgestern nachmittags starb die Gattin desselben an den Folgen der Influenza im Alter von 69 Jahren und gestern folgte Forstrat Tritschler ihr ihm Tode nach. Derselbe ist einer Lungenentzündung erlegen und hat ein Alter von 75 Jahren erreicht. Tritschler bekleidete früher am hiesigen Forstamt lange Jahre die Stelle des Forstrats und lebte in den letzten Jahren als Pensionär hier.
Rottenburg, 28. März. Bischof Keppler traf gestern nachmittag mit dem Zug 2 Uhr 8 Minuten wieder hier rin und wurde laut
„D. Volksbl." auf dem Bahnhöfe von dem Domkapitel, dem Klerus und einer Vertretung des Bischöflichen Palais begleitet, wurde der Oberhirte namens des Domkapitels von Generalvikar Domdekan v. Ege in einer Ansprache herzlich und ehrerbietig begrüßt. Der Bischof gab in seiner sehr schönen herzlichen Erwiederung seiner Freude Ausdruck, wieder in seiner Diverse angelangt zu sein und so erbebende Wahrnehmungen von der heiligen Stadt in die Heimat mitgenommen zu haben. Sodann sprach er die Hoffnung aus, daß die Romreise un das heilige Jubeljahr der Diöc-se zum größten Segen gereichen möge. Das Aussehen des Bischofs ist ein sehr gutes; über seine Aufnahme in Rom sprach er seine hohe Befriedigung aus.
Ebingen, 29. März. In Pfeffingen sollte Metzger Götz ein ziemlich schweres Schwein schlachten. Als er dasselbe mit einem Strick am Fuße fesseln wollte, sprang es ihm zwischen die Füße und warf ihn mit solcher Gewalt gegen einen Holzhaufen, daß ihm mehrere Rippen zerbrachen. Auch erlitt Götz innere Verletzungen, so daß er nunmehr schwer darniederliegt und sein Zustand zu Besorgnissen Anlaß gibt.
Vom Fränkischen, 30. März. Der HauSmetzger Gutropf schlachtete in Schornbach für einen Bauern eine Kuh. Gutropf, welcher an der einen Hand eine kaum bemerkbare Verletzung hatte, zog sich, da das Tier Milzbrand hatte, Blutvergiftung zu und starb nach kurzem Krankenlager.
Köln, 31. März. Dos frühere Trockenhaus der der Aktiengesellschaft Köln-Kottweiler Pulverfabrik gehörigen Pulvermühle „Panlinenthal" flog in die Luft. 2 Kinder sind tot, eins ist schwer verletzt.
— Im „Deutschen Theater" in München hat die Polizei biographische Bilder vom Transvaal-Krieg verboten, weil die Vorführung der Bilder englischer Führer und engl. Truppen zu lärmenden Demonstrationen Anlaß gab.
— Bürgermeister, Ratsschreiber und Gemeinderat als Mörder. Ein Verbrechen, wie es nur in südeuropäischen Ländern Vorkommen kann, ist in einer kleinen Ortschaft Spaniens begangen worden. Ein Bursche, Lucio Saenz, hatte seine Hochzeit gefeiert. Einige Individuen, die er für Freunde hielt, spielten nachmit- ein Ständchen vor der Thüre. Lucio trat heraus mit einem Krug voll Wein, um die Musikanten zu traktieren. Kaum hatte er die Thüre geöffnet, so fiel er auch schon tot zu Boden. 3 Schüsse aus Donnerbüchsen hatten ihn niedergestreckt. Die Thäter sind der Bürgermeister, der Ratschreiber und ein Gemeinderat. Sie verschanzten sich dann im Rathause und drohten auf Gendarmerie zu schießen. Sie wurden schließlich verhaftet.
— Billige Heringspreise in Aussicht.
Von der Unterclbe wird gemeldet, daß so große Heringsschwärme sich an der Nordseeküste zeigen, wie seit vielen Jahren nicht. Die Fangergebnisse sollen die denkbar günstigsten sein und viele der Ewer (kleine, zweimastige, mit Gaffelsegeln versehene Küstenfahrzeuge der Nordsee, namentlich der Elbmündung) bringen Ladungen von 100—150 Zentner, die in Cuxhafen und in den Unter- Weser-Häfen zum Verkauf kommen. Die Marinier» und Räucheranstalten vermögen die Fischmassen nicht zu bewältigen, die Preise der Heringe und Sprotten sind ständig im Fallen.