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Mit dem 1. April irrten die neuen Taxen für Briefpostsendungen, welche wir nachstehend veröffentlichen, innerhalb Würt­tembergs in Kraft. Sie bedeuten gegen früher eine wesentliche Verbilligung der Porti, namentlich bei den Postkarten, Drucksachen und Warenproben. Die Bestimmung, daß Briefe im Ortsverkehr bis zu einem Gewicht von 250 Gramm um 3 Pfg. befördert werden und daß das Maximalgewicht für einfache Briefe von 15 auf 20 Gramm erhöht wird, dürfte allgemeine Befriedigung Hervorrufen. Auch gelangen neue Postkarten zu 2 Pfg. und Postkarten mit Rückantwort zu 4 Pfg., außer­dem neue Marken für den amtlichen Ver­kehr zur Ausgabe.

Mit Wirkung vom 1. April 1900 werden die Taxen für Briefpostscndungen deS inneren württ. Verkehrs wie folgt festgesetzt: Im

Ortsverkehr sBerkehr innerhalb des Bezirks der Aufgabepostanstalt): 1) Briefe frankiert bis zum Meiftgrwicht von 250 § 3 Briese unfrankiert bis zum Mcistgewicht von 250 § 6 2) Postkarten einfache frankiert

2 einfache unfrankiert 4 mit Ant­wort frankiert 4 3) Drucksachen bis zum

Gewicht von 50 Z 2 über 50 bis 250 Z

3 über 250 bis 500 § 5 über 500

bis 1000 A 10 (je mit 25"/o Ermäßig­ung bei gleichzeitiger Einlieferung von mehr als 50 Stück gleichlautender Drucksachen für die 50 Stück übersteigende Zahl.) 4) Ge- schäftSpapirre bis zum Gewicht von 250 Z 3 ^»f, über 250 bis 500 g 5 -»s über 500 bis 1000 § 10 5) Warenproben bis

zum Gewicht von 250 Z 3 über 250 bis 350 A 5 L. Im NachbarotS-

Verkehr (Verkehr zwischen Pvstanstalten, welche bis zu 10 km von einander entfernt sind, und zwischen den nicht im Bezirk der Aufgabepostanstalt gelegenen Orten desselben OberamtSbezirks): 1) Briese frankiert bis zum Mcistgewicht von 250 Gramm 5 Briefe unfrankiert bis zum Meistgewicht von 250 ss 10 2) Postkarten einfache

frankiert 2 ciniache unfrankiert 4 mit Antwort frankiert 4 3) Drucksachen

bis zum Gewicht von 50 8 2 über 50 bis 100 8 3 über 100 bis 250 8 5

über 250 bis 500 8 10 über 500 bis 1000 8 15 ^ 4) GeschäftSpapiere bis zum Gewicht von 250 8 5 über 250 bis 500 8 10 über 500 bis 1000 8 15 --f- 5) Waren-Prvben bis zum Gewicht von 250 8 5 über 250 bis 350 8 10 ^f- 6. Im sonstigen württ- Verkehr: 1) Briefe frankiert bis zum Gewicht von 20 g 10 frankiert über 20 bis 250 8 20 Mit einem Zuschlag von 10 ^ für unfrankierte Briefe. 2) GeschäftSpapiere bis zum Ge­wicht von 250 8 10 über 250 bis 500 8 20 über 500 bis 1000 8 30 ^f. Die Taxen für die übrigen Briejpostgegenstände de» sonstigen württ. Verkehrs bleiben unver­ändert. An neuen Postwertzeichen gelangen zur Ausgabe für den gewötnl. Verkehr: einfache Postkarten zu 2 und Postkarten mit Ant­wort zu 4 für den amilichen Verkehr der Staatsbehörden, sowie für den amtlichen Bezirksverkehr: Freimarken zu 2 und einfache Postkarten zu 2 Die neuen Wertzeichen können schon in den letzten Tagen deS laufenden Monats bezogen werden. Die seitherigen Postkartenformulare zu 3 können entweder nach Ergänzung durch eine

Freimarke zu 2 ^ nach Orten in Deutsch­land und Oestreich-Ungarn weiter verwendet oder bei den Postanstalten bis 31. Dez. ds. IS. gegen andere Postwertzeichen umgetauscht werden. Wegen der Versendungsbedingungen für die neu zugelasstnrn Geschäftspapiere er­geht besondere Verfügung.

Vom 1. April ds. IS. ab werden tele­graphische Postanweisungen nach dem Orts­und Landbestellbezirke deS Aufgabepostorts zugelaffen. Außer den für Postanweisungen und für Stadt-Telegramme festgesetzten Ge­bühren kommt Zutreffendenfalls das Eil- bestellgeld gemäß § 25 der Postordnung mit der Maßgabe in Ansatz, daß für Post­anweisungen nach dem Landbestellbezirke auch hei der Vorausbezahlung des Botenlohns durch den Absender die wirklich erwachsenden Botenkosten, mindestens aber 25 -»f, be­rechnet werden. Ferner werden von dem gleichen Zeitpunkt ab bei den hierzu ermäch­tigten Postanstalten telegraphische Postan­weisungen auch außerhalb der Schaltrrdienst- stunden angenommen, sofern ein Beamter bei der Postanstalt dienstlich anwesend ist. Eine besondere Einlieferungsgebühr kommt nicht zur Erhebung.

(Unsere Leser, namentlich die unter der Geschäftswelt, werden gut thun, wenn sie sich vorstehende Bestimmungen auSschneiden und aufbewahren)

Stuttgart, 21. März. Erbprinzesstn Pauline v. Wied wird gegen Ostern zum Besuch der kgl. Ellern hier eintreffen. Wie man hört, soll der Erbprinz v. Wied, wel­cher z. Z bei den Gardeulanen in Pots­dam steht, demnächst in wrntlembergische Dienste übertreten und einem LudwigSburger Kavallerie Regiment zugeteilt werden. Der Hoskapellmeistec Pohtig vom Kohburger Hof- iheater ist an Stelle von Hoikapellmrister Dr. Obrist nach dreimaligem Probedirigieren für das kgl. Hoftheater verpflichtet worden.

Neuenbürg, 21. März. Von einem schweren Unglück wurde die Familie Ganz­horn in Feldrennach heimgesucht. Der 20 Jahre alte Sohn derselben war mit dem Fuhrwerk in Karlsruhe. Da derselbe schon zwei Nächte nicht geschlafen hatte, muß er im Schlaf vom Wagen gefallen sein, wurde überfahren und blieb tot liegen. Die Pferde kamen führerlos nach Haus und nach längerem Suchen fand man den Vermißten.

Neuenbürg, 21. März. Unangenehm überrascht wurde im nahen Brötzingen ein dortiger Bewohner. Derselbe stand nämlich schon längere Z-it im Verdacht des Wilderns. Unverhofft stattete der dortige Landjäger dem­selben einen Besuch ab und fand denWaid­mann" und seine Angehörigen gerade beim Verspeisen eines nicht auf ehrliche Art er­worbenen Rehbratens. Der Frevler wurde hierauf verhaftet.

Ein Kind aus dem Fenster geworfen. Ein merkwürdiger Unglücksfall ereignete sich in Köln a. Rh. Dort mußte aus santtäts- polizeilichen Gründen das Haus Einlracht- straße 73, das meist von ärmeren Familien bewohnt war, geräumt werden. Da die meisten Bewohner die Räumung verweigerten wurden sie zwangsweise hinausgeseht. Zwei Familien jedoch, die anderwärts keine Unter­kunst finden konten, kehrten heimlich in die frühere Behausung zurück. Als dies be­kannt wurde erschienen abermals städtische Arbeiter, um die Leute hinauszuweisen. Eine

Wäscherin, die des Morgens zur Arbeit ge­gangen war, hatte nun an diesem Tage ihr 7 Wochen altes Kind einer anderen, noch im Hause befindlichen Frau zur Wart­ung übergeben. Diese hatte das Kind auf ein Bett unter Decken und Kiffen gelegt. Al« die Arbeiter an die Räumung der Wohn­ung gingen, meinte die Frau, sie sollten nur alles, was nicht zerbrechlich sei, einfach durch das Fenster auf die Straße werfen. Einer der Männer ergriff ahnungslos ein Bündel Bettzeug, zwischen welchem der Säugling lag, und warf eS zum Fenster hinaus. Das Kind erlitt einen Schädelbruch und starb alsbald. Die Frau wurde deshalb wegen fahrlässiger Tötung des Kindes zur Ver­antwortung gezogen und mit zwei Monaten Gefängnis bestraft.

Ueberfahren. Der in Köln stationierte Zugführer Perl, eine auf der Köln-Frank­furter Linie bekannte Persönlichkeit, wurde auf dem Kölner Südbahnhofe von seinem eigenen Zuge überfahren und getötet.

Spanische Schatzgräber überschwem­men seit einiger Zeit Deutschland mit schwindelhaften Offerten. Während früher ein gefangener Bankier Adressaten anbot, gegen Einsendung eines Vorschusses, ver­grabene Depots zu teilen, bietet sich jetzt ein angeblich cubanischer Kriegsgefangener an, zur Hebung von 900 000 Frs. behilflich zu sein. Trotz aller Warnungen fallen dieser Gaunerbande, die von Barcelona und Madrid aus operiert, immer wieder Leichtgläubige zum Opfer. Eine Dame aus Frankfurt a. M. sandle 5000 Vorschuß ein und be­gab sich selbst nach Madrid, wo sie durch die Behörden über den Betrug aufgeklärt wurde. Ein Bremer Bürger hatte dasselbe Schicksal- Jeder Pfennig der an diese Sache verwendet wird, ist verloren, da die Betrüger von dem Augenblicke an, wo sie die genannten Vorschüsse in den Händen haben, nichts mehr von sich hören lassen.

Eine ergreifende Todesanzeige ent­nehmen wir einer Zeitung aus Bloemfontein vom 22. Dezember v. IS.:Todesanzeige. Gefallen am 22. November in der Schlacht am Belmott mein inniggeliebter Ehegatte Petrus Heudrick Edersvhn in dem jugend­lichen Alter von 31 Jahren 6 Monaten und 13 Tagen mich zurücklafsend mit zwei kleinen Kindern und seiner alten Mutter, um diesen unersetzlichen Verlust zu betrauern. Unser Verlust ist unersetzlich, da er meine und seiner Mutter einzige Fürsorge und Stütze war, die wir auf dieser Erde hatten und er durch diesen traurigen tyrannischen Krieg von den so gebildete!., hochgnühmten Engländern gelötet wurde. Aber ich werde mich trösten und die Hand küssen, die mich geschlagen hat, aber wisse du, o Königin Vik­toria, daß du und deine Bluthunde werden Rechenschaft geben müssen sür das unschuldige Blut, das Ihr und Eure Handlanger fließen laß,.«

Neueste Nachrichten. Kroonstadt. (Reutermeldnng.) Ge­neral Gataere ist bei Bethulie von den Buren unter großen Verlusten zurückge­schlagen worden, viele Engländer sind ge-

«rbaktioo. Druk uub Verlag von Beruh. Hofmauu io Wilbbab.