5 und 6 Uhr gestern abend brach in unserer Gegend ein derart heftiger Schneesturm aus, daß man selbst innerhalb der Ortschaften nicht mehr weiter konnte und in und hinter den Häusern Schutz suchen mußte. Auf der Alb war der Sturm so stark, daß die Fuhr« werke halten mußten, da die Pferde nicht mehr weiter gingen. Es war beinahe ganz dunkel geworden und Schnee und Graupeln fielen in Masse. Nach einer starken Viertel­stunde war das Unwetter vorbei und am westlichen Himmel zeigte sich ein prächtiges hellfeuerfarbeneS Abendrot.

Konstanz, 23. Febr. (Uebcrfall.) Am Dienstag avend wurde im benachbarten Schweizers« Krenzlingen der hier wohnhafte vierundsechzigjährige Hauptmann a. d. Poi- fignon von Unbekannten überfallen und erschlagen. Man brachte den Verwundeten ins Krankenhaus, wo er heute nacht ge­storben ist, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben. Ein abgerissener Rock teil ist die einzige Spur, die den Thäter verraten könnte. Bis jetzt sind fünf Ver­dächtige verhaftet.

Aus der Seegegeud, 25. Febr. Ein Reisender verlor in den letzten Tagen auf einem schweizerische!. Bahnhof seine Brust­tasche mit einem Inhalt von ca. 28000 FrS. Ein armes Dienstmädchen, das auf einer Wallfahrt nach Einstedeln begriffen war, fand die Tasche, übergab sie dem be­treffendenHerrn" und bekam dafür einen schönen Dank."

Welche Blüten das Submissions­wesen treibt, war wieder so recht ersichtlich bet der Vergebung von Spenglerarbeiten für die katholische Kirche in Schweinfurt, welche von der Regierung von Unterfranken aus­geschrieben waren. Es liefen 6 Angebote rin, daS höchste mit 7650 das niederste mit 4103 welch' letzterer Meister auch die Arbeit erhielt. Ein Sachverständiger, der die Preise ganz genau nachrechnete, brachte 6900 heraus und muß nun der Unter­nehmer mehr als 2000 zusetzen, oder wird dir Arbeit so geliefert, daß sie in kurzer Zeit nochmals gemacht werden muß. Da kann man also von keinem Profit mehr sprechen weder für den Arbeitgeber noch für den Arbeitnehmer.

Berlin, 26 Febr. Das Abgeordneten­haus beritt die Warenhaussteuervorlage. Flnanzminifter ür. v. Miquel begründete die Vorlage, welche eine Novelle zum Ge- werdestkuergrsetz darstelle. Die Entwicklung der Warenhäuser sei eine großartige. Bei dem großen Interesse, das der Staat an der Erhaltung der mittleren Schichten im Gewerbe habe, müsse die Regierung, wenn auch nicht gerne, sich dazu entschließen, eine gesetzliche Regelung für alle Gewerbe vor- zunehmen. Wenn auch ein großer Erfolg mit der Vorlage zunächst nicht erreicht werde, so genüge eS völlig, wenn die Entwicklung deS Warenhaussystems g;wiffermaßen ver­langsamt werde und die kleinen Händler in die Loge kommen, zu genossenschaftlichen Verbänden sich zusammenzuschließrn. Die kleineren Betriebe seien ohnehin mit Steuern belastet. Wenn fitzt noch die drückende Kon­kurrenz dazukomme, so sei der Staat doppelt genötigt, ihnen zu beweisen, daß er für sie klwaS zu thun gesonnen sei.

Der Nachfolger des Reichskanzlers? DieBert. Neuesten Nachr." schreiben, daß in Par>ame,itarischen und anderen politischen

Kreisen der jetzige Statthalter der RelchS- iande, Fürst Hchenlvhe-Langenburg, als Nach­folger deS jetzigen Reichskanzlers gilt, welch letzterer den Zeitpunkt für gekommen erachtet, sein Amt aufzugeben. Die Statthalterschaft in Etroßburg würde dann auf den Prinzen Adolf von Schaumburg-Lippe übergehen. Ob diese Annahme sich in Zukunft als begründet Herausstellen werde, sei heute schwerlich mit Sicherheit zu übersehen. In vielen Kreisen werde an ihre Richtigkeit positiv geglaubt.

Gens, 25. Febr. Luccheni, der Mörder der Kaiserin von Oesterreich, versuchte ein Attentat gegen den Gefängnisdireklor Perrin mit einem scharfen Instrumente, das er aus einem Konservenbüchsenschlüssel verfertigt hatte. Luccheni brachte Klagen vor wegen versLärfter Maßnahmen, die infolge der Entweichung von zwei Sträflingen verfügt worden waren. Als Perrin den Kopf wendete versuchte Lac beni, ihn niederzuschlagen. Nach kurzem Kampfe wurde der Attentäter von den Wärtern bewältigt und neuerdings in eine unlerirdische Einzelzrlle abgesührt.

London, 24. Febr. DerStandard" sagt in einem Artikel über den Krieg: Alles deutet auf eine Konzentration im Oranje­freistaat hin, vielleicht auf eine Festsetzung in einer befestigten Stellung im Mittelpunkt ds Freistaats, welche unsere Truppen an­greifen müssen. Nach der Entschlossenheit zu urteilen, welche die Buren an den Tag legen, wird die Aufgabe, sie zu besiegen, wenn eS ihnen gelingt, sich in beträchtlicher Zahl Von einer starken Artillerje gestützt zu- sainmenzmchließen selbst mil einer überlegenen Streitmacht schwierig sein, die Lord Roberts gegen sie zur Anwendung bringen würde.

DieTimes" schreiben in einem Artikel es sei weniger wahrscheinlich als bisher, daß gegenwärtig bedeutende Verstärkungen der Buren gegen Lord Roberts marschiere». An­scheinend hätten die Buren von Ladysmith sich nicht in der Stärke zurückgezogen, wie man es vor 1 bis 2 Tagen annahm. (Man steht die englischen Blätter sind sehr unruhig

und das Fehlen der Nachrichten von seiten NcbrrtS muß diese Uuruhe nur steigern.)

London, 24. Febr. Das Reutersche Bureau meldet auS Durban vom 23. dS.: Man schenkt hier dem Gerichte mehr und mehr Glauben, daß Latysmilh lntsetzt ist. Es ging noch daS Gerücht (immer noch Ge­rücht!), daß Cronje mit 8000 Mann nach heftigem Kampf sich ergeben habe. Auf Seite der Buren seien 1700 Mann teils gelötet, teils verwundet. Unter den Verwundeten soll sich Cronje befinden. Auch Kitchener soll am linken Arme verwundet sein. (DaS Reutersche Bureall fügt hinzu: Es liege keinerlei Bestätigung vor.)

Pretoria, 25. Febr. Da« Reuter'sche Bureau berichtet: Eine Depesche auS dem Burenlager bei Lalysmith meldet: Am 22. Februar überschritten die britischen Truppen mit Geschützen den Tugela und griff'n Er- melo sowie das Midde'burgkommaneo an, mußten sich aber nach heftigem Gefecht zu- rückzlehen. Der Angriff wurde am folgen­den Morgen ^Freitag) erneuert. Die Eng­länder wurden nochmals mit schweren Ver­lusten zurückgetrieben.

London, 26. Febr. DaS Reuter'sche Burau meldet auS Colonso unterm 25. ds.: gestern und heute waren die britischen Truppen in einem heißen Gefecht mit dem Feinde,! welcher eine äußerst starke Stellung aus dem I

GroblerSkloof und den Angrenzenden Berg­rücken inne hatte. Das heftige Artillerie- f uer während des gestrigen Tages, welches uusere Infanterie bet ihrem langsamen Vor­rücken deckte, konnte dir Buren nicht wanken machen, die bei Einbruch der Nacht noch in ihren Verschanzungen waren. Die harte Schlacht wurde wieder ausgenommen. Nach vorangegangencm Arlilleriekampf begannen die Engländer gegen die vom Feinde besetzten Höhen vorzugehen. Bon einem Ballon aus werden verschiedene neue Verschanzungen des Feindes entdeckt, w-lche heute mit Granaten beschossen werden.

Paardeberg, 26. Febr. Lord Roberts meldet vom 24. d. M., daß er von einem Ballon aus entdeckt habe, daß der Feind neue Verschanzungen anlege.

Bon Brüssel kommt die neueste Nachricht: General Cronje hat sich mit 8WV Mann an General French er­geben.

Verschiedenes.

(Mißverstanden) Schneider:Denken Sie Sich, heute nacht hat mir geträumt, daß Sie mich endlich bezahlt haben." Studiosus Süffel:DaS ist recht! Haben Sie gleich die Quittung mitgebracht?"

(Sein Bescheid.) Herr:Also Dein Meister ist plötzlich gestorben?"Lehrbub: Ja; sein Herz und seine Hand haben seit gestern aufgehört zu schlagen."

(Löblicher Vorsatz.) A.:WaS, du hast dir einen Stiefelknecht gekauft?" B.:Ja, ich will mir allmählig eigene Möbel anschaffen I"

(Galant.) R'iche Erbin (nachdem ihr ein Antrag gemacht):Wie, Sie wollen mich heiraten und haben gar keinen Beruf?" Bewerber:Nein, ich möchte mich nur Ihnen widmen I"

(Verwechslung) Fräulein:War­um sind Sie denn auf meine Hilferufe nicht herbeigeeilt?"Hausbewohner:Entschul­digen Sie, wir dachten alle, Sir hätten aesungen!"

Warm« Schuhe kann man jetzt weit unter Preis kaufen. Z. B.: Hausschuhe mit sehr warmem Futter u. Pelzeinfassung, mit starker Ledersohle, früher ^ 1.30 zu .95. Hausschuhe mit Lederbesatz, früher 1.40 zu ^ 1.10. Holzschuhe mit Filztutter, 2 Schnallen ^ 2.20. Ein großer Posten Confirmanden-Sticfel, sowie für Herren und Damen (Musterpaare) eben­falls bedeutend unter Preis. Leo Miindle'S Schuh-Fabriklager, Pforzheim, Deimlingstr., Ecke Marktplatz.

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besitzt in hohem Grade das Aroma des Bohnenkaffee«. Er ist daher ein wirk­lich geschmackverb.ssernder Zusatz, und jedenfalls der beste Ersatz für Bohnen­kaffee. 7