Wertoren.

Wcihnachtsrrzähluiig von Helene Voigt.

7) (Nachdruck verboten.)

Hm, die Einleitung klingt ja sehr feier­lich," meinte sie spottend, aber dennoch er­blich ihre Wange;sprich, bester Rudolf, denn wenn eS etwas unangenehmes ist, so finde ich eS besser, gleich Alles zu hören.*

Du hast mir neulich einen Tausend­markschein aus dem Portemonaie genommen," meinte er schwer atmend,ich habe die sichersten Beweise dafür."

Hm, taut äs bruitpour uns omslstts," lachte sie gezwungen,unter guten Freunden ist das doch gleich, denn was Du hast, ge­hört auch mir, wie Du so oft zu versichern pflegtest."

Wenn Du mir aber, während ich schlafe, aus der Brieftasche ein Wertpapier heimlich nimmst, so nennt man das auf Deutsch: einen gemeinen Diebstahl."

Ja, Ihr Deutschen seid eben schrecklich schwerfällig.'^

«Du bist doch auch eine D'Utsche."

Hm, gewesen. Ich beabsichtige mich aber wahrscheinlich demnächst hier in der neuen Welt zu verheurat n."

Viel Vergnügen für den Glücklichen."

Pfui, wie ungalant, um aber unserer einstigen Freundschaft willen vergebe ich Dir. Kehre zu D iner blonden, langweiligen Frau zurück, Ihr paßt Beide vorzüglich zusammen."

Nenne ihren Namen nicht," fuhr Her­strom auf,sie ist eine Heilige. Aber ehe wir unS für immer trennen"

Hm, Du sagst das so gleichmütig als empfändest Du garnichlS dabei."

Nur tiefe Verachtung für Dich und mich, der sich an Deinen Narre, wagen spannen ließ."

Genu,;, Herr Helstrom, beleidigen lasse ich mich nicht von Ihnen," Melanie erhob sich erbittert,verlassen Sie mich, wir haben nichts mehr zusammen zu thun."

Nur noch süns Minuten, mein Fräulein," bemerkte Herstrom schneidend,haben Sie unter diesem Wechsel die Unterschrift so vorzüglich nachgeahmt?"

Jetzt wurde Melanie totenblaß, alle ihre Kaltblütigkeit ließ sie im Stich, und sie stammelte nur unsicher:Was fällt Dir ein v Wie darfst Du in solchem Tone zu mir reden?"

Herstrom trat dicht an die kleine G.statt heran, maß sie mit verächtlichem Blicke und jagte dann streng:Du hast die Unterschrift meines VaterS auf diesem Wechsel gefälscht, Du hast den Wechsel selbst beim Banquter präsentiert und dieser hat telegraphisch in der Heimat ungefragt. Die Antwort lautete: Nie und niemals." Man gab Dir, als Du wieder kamst, nur ausweichen Antwort und benachrichtete mich heule morgen von der Sache. Nun bin ich dort gewesen und finde ein neues Telegramm, wonach mein Vater

vom Schlage getroffen und gestorben

Melanie atmet anscheinend erleichtert auf. Ach, das lhut mir leid und ich spreche Dir mein wärmstes Beileid aus."

Heftig packte er sie am Handgelenk. Kein Wort weiter, elendes Weid I Ich werde sogleich zu bem Ba-q iier zurückk-hren und ihm Mitteilen, wer die Unterschrift eigent­

lich gefälscht hat. ES hängt von seinem Ermessen dann ab, ob gegen die einst so gefeierte Sängerin der Prozeß wegen Betrug und Wrchselsälschung eingeleitet werden wird."

Um Goiteswillen, Rudolf", schrie Melanie jetzt in Totcsangst auf,mache mich nicht »unglücklich, zerreiße das Papier."

Ganz gewiß nicht, denn es könnten dann abermals dergleichen Spielereien auf­tauchen und dem muß ich zu begegnen suchen. Also, auf Wiedersehen, mein Fräulein vor dem Schwurgericht."

Die Thür schloß sich mit lautem Knall hinter ihm und Melanie kauerte sich schluch­zend in ihren Divan zusammen; sie über­legte blitzschnell und sprang dann jäh empor. Noch in dieser Stunde reise ich ab; niemand soll wissen wohin, außer ihm. Er trifft mich dann unterwegs und ich bin gerettet. Huh, welch ein Wüterich ist doch dieser Herstrom! Wie konnte ich mich je mit ihm einlassen!"

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Und wiederum ist ein Jahr vergangen.

Im Herstrom'schen Haufe soll heute endlich wieder ein schöner, großer WeihnachiS- baum brennen und heitre Gesichter sollen sich über die reichbeladenen Tische beugen, so will es Luise. Nun ist Ada auch schon ein fröhliches, fast dreijähriges Kind, dem die Helle Weihnachtsfreudc aus den großen, blauen Augen schaut; blonde Löckchen krausen sich um das Köpfchen, sie ist ein lebendes Ab­bild ihrer Mutter, die nach all dem Jammer vo» neuem aufblüht, schöner noch als früher.

Frau Luise hat heule zum ersten Male eie düstren Trauergewänder abgelegt, ein weiches, weißes Wollkleid schmiegt sich um die schlanke G-stalt und aus dem lieblichen Gesichte leuchtet ein innrer Friede, eine frohe, geheime Erwartung. Heute früh hat sie einen langen, langen Brief erhallen mit dem PostzeichcnBremen" und ihr Herz klopft schneller, erwartungsvoll und frohbewcgt.

Bald nach des Vaters Tode war ein Schreiben von Rudolf eingetreffen, das sie nur kurz mit den Worten erwidert hatte: Brief erhalten und warmen Dank dafür." Sie hatte keine Unterschrift beigefügt und doch war's ihm wie eine Himmelsboischaft gewesen, er faltete die Hände und eine Thräne rann ihm über die Wange, alS er an sein schönes, blondes, so schwer gekränktes Weib dachte.

Nach und nach waren die Briefe häufiger gekommen, aber Luise Halle sie stets knapp und kurz beantwortet, erst als beim letzten, der von drüben kam, die Bitte stand, flehend und totestrauriz:Darf ich wiederkvmmen, kanst Du vergeben und vergessen ?" Da hatte sie die letzte Blüthe aus dem Garten ge­brochen , ein kleines, dürftiges Röslein, eS in das Couvert gesteckt und nur ein Wort beigefügtKomm I"

Aber eS war dennoch eine frohe Botschaft! Kein Sireneulied, das bethört und verlockt, kern Tcuggold, sondern die schönste, lieblichste Weihnachlsmär für den Schwerbestrasten, ren Wtedergebornen!

Und die Lichter flimmerden und leuchteten, andächtig und gerührt sangen die Leute den Weihnachtschoral, den der alte Buchhalter auf dem Flügel begleitete. Niemand hatte während dem Gesang bemerkt wie Frau

daß draußen ein Wagen vorfuhr. D'üben in des Kommerzienrats Arbeitszimmer aber kniete ein tieferrrqier, ernstlicher und statt­licher Mann vor der blonden Frau des Hauses, berührte den Saum ihres Gewandes und frug tonlos:Luise, Du Engel vom Himmel, kannst Du vergeben, kannst D» noch einmal den reuigen Sünden aufnehmen aus Gnade?"

Ueber das schöne Antlitz breitete sich eine rosige Glut, ein süßer Ausdruck lag darauf, als sie sich niederbeugte und ihn zu sich empor zog:Du bist der Vater meines Kindes und der Geliebte meines Herzens ich habe vergeben und vergessen I" Ende.

Verschiedenes.

sDer brüllende Löwe.^j Man schreibt aus Köln: Folgender kleine Vorfall ist nicht etwa als Karnevals Ulk ausgedacht, sondern hat sich genau in der angegebenen Weise zugetragen: Ein elegant gekleideter junger Mann jbetrat in den letzten Tagen einen hiesigen stark frequentierten Münchener Bierpalast und bestellte einen Krug Münch­ener. Nachdem der Kellner ihm das Ge­wünschte gebracht hatte, öffnete der Gast den Deckel des Kruges und begann dann so fürchterlich zu brüllen, daß die Gäste be­stürzt aufsprangen und die Damen sich ängstlich in die Ecken drückten. Bald daraus trat der Inhaber des Ausschanks herzu und fragte mit teilnehmenden Worten den unaus­gesetzt Brüllenden, ob er Plötzlich krank ge­worden fei und ob vielleicht schnell zu einem Arzl geschickt w-rden solle. Der Brüllende hielt nun einen Augenblick inne, verzog das Gesicht zu einem Lächeln und zeigte auf einen Sinnsprnch an der Wand hin, der also lautete:

Brülle, wie der Löwe brüllt,

Wenn der Krug nicht ganz gefüllt!"

Und hier überzeugen Sie sich," sagte der Herr dann lächelnd,eS fehlen noch zwei Qmrftnger unter dem Eichstrich in meinem Kruge I"

Die Beessteak-Esser. Vor Mafeking und Latysmith waren die Buren besonders darauf bedacht, den Engländern ihre Vieh­herden wcgzunehmen; denn sie wissen gar wohl, datz das beste am englischen Soldaten ver Ochse ist. Wohlgenährt, muskulös und durch vielfache und mantgfache Spvriübungen abgehärtet, ist der englische Soldat zu Helden« thaien fähig, aber nur wenn er ein kräftiges Beefsteak im Leibe hat. Bei der Beiager« von Cadiz im Jahre 1702, so erzählt die Jndepmvance Roumaine", apojirophnte ern englischer General seine Soldaten mil den Worten :Ihr, die ihr kräftige Suppen und Ochsenfl tsch verspeist, werdet euch doch nicht von den Spaniern schlagen lassen, die nur Orangen zu ess-n haben. I"

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