Kandidat sSchaible 1797 Stimmen, der demokratische Kandidat R ichert 681 Stimmen. Eine Ortschaft fehlt noch. SchaibleS Wahl ist zweifellos. — Reichert ist erst in den letzten Tagen als Kandidat aufgetreten.
Mühlacker, 20. Dez. In Wurmbcrg, hat sich der Infanterist Glaser auf dem dortigen Friedhof am Grabe seiner Geliebten, die vor einigen Tagen beerdigt wurde erhängt.
Pforzheim, 18. Dez. Die K. Z. berichtet über den auf dem hiesigen Bahnhof stattgchabten Eisenbahnunfall amtlich: Bei Einfahrt des württembergischen Personenzuges 914 von Wildbad hat dieser gestern mittag den Prellbock am Gleisadschluß überfuhren. Dabei ist ein Personenwagen entgleist und sind hier vier Personen verletzt worden. Die Verletzten sind sämtlich in der Nähe von Pforzheim zu Hause und nach ärztlicher Behandlung in ihre Heimat abgeretst. Weiter- Betriebsstörungen sind nicht eingetreten. Der Unfall wird auf Einfrieren der Bremsleitung zurückgeführt.
— Dem Bürgerausschuß in Pforzheim ist der Antrag des StadlrotS zugegangen, daß für eine Kripp-, welche dort errichtet werten soll, die Sladtgemeinde die erforderlichen Räume unentgeltlich zur Verfügung stellen, die erstmalige Einrichtung der Lokalitäten beschaffen und einen regelmäßigen jährlichen Zuschuß von 1000 ^ zur teilweisen Deckung des Haushaltungsaufwands gewähren soll. Die Errichtung e uer d:r- artigen Anstalt ist hier schon längst Bedürfnis. Sie scheiterte bisher nur an Mangel der nötigen Mittel, welche jetzt die Stadtgemeinde nach Maßgabe des obigen Antrags Übernehmen will.
Pforzheim, 19. Dez. Heute morgen gegen 9 Uhr wurde die Familie des Schuh» macherS Dabori, der Vater, drssen verheirateter Sohn, Frau und Kind betäubt in den Betten aufgesunden. Der alte Datori war bereit- tot. Von der Straße war Gas infolge eines Rohrbruchs in das Haus eingedrungen. Im vorigen Jahr war im NebenhauS in derselben Straße ebenfalls durch Rohrbruch ein gleiches Unglück passiert, welches ebenfalls ein Menschenleben forterte. Die Bewohner der Calwerstroße sind in großer Aufregung. Die Leitung dortselbst li-gt zu nahe an der Erdoberfläche und ist der Kälte und dem Druck von oben in einer Weise ausgesetzt, die zu Rohrbrüchen und zu dem nun schon zum zweitenmal geschehenen Unglück führen mußte.
Mainz, 21. Dezbr. Bei der heutigen BischosSwahl wurde Domkapitular Professor Dr. Brück zum Bischof von Mainz gewählt.
— Zwei 16jährige Gymnasiasten in Heidelberg gingen durch, um nach Trnsvaal zu den Buren zu reisen. Als Reisegeld nahmen sie ihre und ihrer Geschwister Spareinlagen mit. Da die beiden jungen Leute in Hanau Verwandle hatten, glaubten sie nicht vorübersahren zu können, ohne diese zu besuchen. Dadurch gelang es den ihnen nachrrisenden Vätern, sie sestzunehmen. Der eine wurde noch in Hanau angehalten, der andere in Kassel.
— Auf Einladung der Direktion der bayerischen Staatsbahnen ist der italienische Erfinder Dr. d'Asar in München eingetroffm, um seine Erfindung des „Telephons im Eis n- bahnzuge" zu erproben. Mit Hilfe der Apparate des EifinderS sollen die Stationen
mit allen Zügen In Verbindung stehen, die zwischen ihnen verkehren, zugleich auch alle Bahrwärterposten der Strecke.
— Seltene Kaltblütigkeit. Der Arbeiter Ernst Kühn, welcher in einer Lackfabrik zu Leipzig-Lindenau beschäftigt ist, kam aus Versehen der Transmission zu nahe, wurde von derselben erfaßt und dreimal hcrumgeschleudert. Hierbei wurde ihm der linke Arm buchstäblich abgerissen. Nachdem er von hinzuge- eilten Kameraden aus seiner schrecklichen Lage befreit war, hob er mit dem unverletzt gebliebenen rechten Arm den abgerissenen, linken auf und nahm ihn mit nach dem im Vor- dergebäude der Fabrik befindlichen Raume. Beim Anlegen des NotvcrbandeS zuckte er mit keiner Wimper, auch kam nicht der geringste SchmerzcnSlaui über seine Lippen. Nach der Ankunft im städtischen Krankcn- hause entstieg er ruhig dem Krankenwagen und begab sich, jede Unterstützung ablehnend, zum Erstaunen der Krankenwärter festen Schrittes nach dem Operationssaal. Die sofort nötig gewordene Operation wollte Kühn ohne Anwendung der Narkose an sich vornehmen lassen. Dem widersprachen jedoch die Aerzte, worauf er sich narkotisieren ließ.
— Großer Schneefall herrschte in der Freitag-Nacht in ganz Bayern, welcher so kolossale Dimensionen angenommen hat, daß bedeutende Verkehrsstockungen g-geben hat, daß bedeutende Verkehrsstockungen namentlich bei Gütcrzügen sowohl nach Norden wie Süden eingelreten sind. München selbst ist vollständig eingeschurit.
— Die öffentliche Subskription zzu Gunsten der Familien der getöteten und verwundeten Buren erreichten in Holland die Summe von zwei Millionen Gulden.
— Der englische Thronfolger, der Prinz von Wales, wird der erste Gentleman der Welt genannt. Es wäre richtiger, ihn den ersten Lebemann zu nennen. Zu den Ver gnügungen eines Lebemannes gehören nicht nur Weiber und Pferde, sondern auch das Spiel. Durch dieses hat der Prinz sich eine ungeheure Schuldenlast aufgeladen. Seine Gläubiger sind diejenigen Finanzleute, welche an den südafrikanischen Dingen in erster Reihe beteiligt sind. Man verlängerte die Schuldscheine nur unter der Bedingung der Besitzergreifung des Goldminendistrikts. Daher der Krieg. So berichtet die „Deutsche Tageszeitung.«
— Der Königin Victoria gehen die Verluste der englischen Truppen in Südafrika besonders nahe. Ost betrachtet sie lange Zeit die Listen der getöteten und verwundeten Offiziere u. Mannschaften mit schmerzersüllter Miene und trotzdem mann alles Mögliche gethan hat, um die Königin von ihren ernsten Gevank-n abzubringen, hört man sie doch häufig schluchzen und weinen.
— (Englisch feindliche Kundgebung.) Zwischen Engländern, die als Clowns im Königlichen Zirkus zu Brüss-l angestellt sind, und einem Engländer, der Zuschauer war, als die Clowns schlechte Witze über die Engländer in Südafrika machten, kam cs während einer Vorstellung zu einem Handgemenge Das g-samte Publikum nahm an der plötzlich hervorgerufenen englisch-feindlichen Kundgebung Teil und der Engländer zog es vor, von höhnischem Gelächter gefolgt, zu verduften.!
— Vom Westen, vom Moddcrfliisse,
berichten die „Times« : Die Buren schlagen ein Lager bei BrowSfurt, 8 Meilen nördlich vom Modderfluß, auf. Der Vorpostendienst der Buren ist vollkommen und verschleiert alle ihre Bewegungen. Die allgemeine Meinung ist, daß die Buren die Belagerung von Kimberlcy aufgeben und Vorräte von Ja- kobsdal nach Kronstadt schaffen. Ihre Ve, betten kommen bis 120 Meter an die englischen Vorposten heran.
Eine zweite Ausgabe der „Times« meldet vom 17. dS. vom Modderfluß: Gegenwärtig herrscht vollständiger Stillstand. Die Buren vermehren ihre Stellkräfte und dehnen ihre Verschcinzungen auf beiden Flügeln aus, sind jedoch nicht im stände, die englische Stellung anzugreifen. Die Engländer hinwiederum sind nicht in der Lage, die Flanken des Feindes zu umgehen. Mit der linken Flanke stützt sich der Feind auf den Fluß und nähert sich auch mit der Rechten schnell dem Flusse. Die Buren haben eine ununterbrochene Linie von Verschanzungen und sind so in der Lage, schnelle Verbindungen zwischen vielen Punkten herzustellen. Ihr einziger Nachteil ist die schwierige beschaffung von Wasser und Lebensmitteln. (Andererseits wird behauptet, bei Magrrsfontein sei gutes Wasser in Fülle vorhanden.)
London, 20. Dezbr. Das Rcutersche Bureau meldet aus Lorenzo Marques vom 16. ds.: Wie hier verlautet, eroberten die Buren bei Colenso 13 Wogen mit Munition.
— Ein Sturz in die Tiefe. Ein erschütternder Vorfall Hot sich in Paris ereignet. Der Hauptmann Georges Delacourt vom 15. Jäger-Regim. (Chalous-sur-Marne) ist vorgestern das Opfer eines furchtbaren Unglücksfalles geworden. Ec war nach Paris gekommen, um seine» jungen Sohn zu einem Augenarzt zu führen, und ging mit dem Knaben gegen 3 Uhr nachmittags in das Haus Nr. 26 der Avenne de i'Opera. Dort nahmen dieselben in einem Fahrstuhl Platz. Als sie das Vierte Stockwerk erreicht hatten, sprang der Knabe zuerst hinaus; der Vater wollte ihm folgen, verlor aber plötzlich daS Gleichgewicht und ergriff, um einen Halt zu gewinnen, das Fahrstuhlta»; infolge diese» neuen Anstoßes ging der Fahrstuhl weiter in die Höhe, und der Hauptmann stürzte kopfüber in den Fahrstuhlschacht. Er wurde unten mit voller Wucht gegen die Wände des Fahrstuhlgehäuses geschleudert und war sofort tot. Den verwaisten Knaben brachten die Mieter des Hauses zu dem Augenarzt, während die furchtbar verstümmelte Leiche des Olfizters in das Leichenfchauhaus geschafft wurde.
— Das größte Hotel der Welt ist das „Hotel del Coronado« in San Diego auf Kuba. Seine Grundfläche beträgt 20 Morgen Land's, von denen 5 Morgen bebaut sind. Die gesamlfläche der Fußt öden ist 4 st, Morgen, die Wasser-Reservoirs fassen 150000 Gallonen u. die Speisesäle haben eine Fläche von 10000 Qaadratfuß.
(Kindermund.) Die kleine Elsa (beim Anblick der A endröte): f„Mama, steh nur, wie der Himmel wieder — geschminkt ist.«
(Schöne Aussicht,) Bauer: „Was, Sie wollen mir vor dem Zahnziehen die Hände binden?« — Bader: „Na, wffsen S', die Ohrfeigen Hab' i' sott!«
KL« Hiezu eine Beilage. «L»
Redaktion, Druck und Bering von B e rn h. H 0 fm » nn in Wildb » d.