Rundschau.
— Weihnachtssendungen. Wie alljährlich, so richten auch Heuer wieder die Post- Verwaltungen an das Publikum das Ersuchen, mit den Weihnachtsversendungen bald zu beginnen, damit die Paketmassen sich nicht in den letzten Tagen vor dem Fest zu sehr sich zusammendrängen, wodurch die Punkt- lichkeit in der Betörderung leidet. Bei dem außerdentlichen Anschwellen des Verkehrs ist eS nicht thunlich, die gewöhnlichen Beförderungsfristen einzuhalten und namentlich auf weitere Entfernungen eine Gewähr für rechtzeitige Zustellung vor dem Weihnachtsfeste zu übernehmen, wenn die Pakete erst am 22. Dezember oder noch später eingeliefert werden. Die Pakete sind dauerhaft zu verpacken. Dünne Pappkasten, schwache Schachteln, Zigarrenkistchen rc. sind nicht zu benutzen. Die Aufschrift der Pakete muß deutlich, vollständig und haltbar hergestellt sein. Kann die Aufschrift nicht in deutlicher Weise auf das Paket gesetzt werden, so empfihlt sich die Verwendung eines Blattes weißen Papiers, welches der ganzen Fläche nach fest aufge- klcbt sein muß. Bei Flctschsendungen und solchen Gegenständen in Lcinwandverpackung, welche Feuchtigkeit, Fett, Blut rc absetzen, darf die Aufschrift nicht auf die Umhüllung geklebt werden. Am zweckmäßigsten sind die Aufschriften auf weißem Papier. Dagegen dürfen Formulare zu Post-Paketadrcssen für Paketausschriften nicht verwendet werden. Der Name des BestestimmungSortes mnß stets sehr groß und kräftig geschrieben sein. Die Paketausschrift muß sämtliche Angaben der etwaigen Beglciladresse enthalten, zutreffendenfalls also den Frankovermerk, den Nachnahmebetrag nebst Namen und Wohnung deS Absenders, den Vermerk der Eilbestellung rc., damit im Falle des Verlustes der Be- gleitadicfse das Paket auch ohne dieselbe dem Empfänger eiugebändigt werden kann. Aus Paketen nach größeren Orlen ist die Wohnung des Empfängers anzugeben. Zur Beschleunigung des Betriebes trägt cs wesentlich bei, wenn die Pakete frankiert aufgeliefert werden; die Vereinigung mehrerer Pakete zu einer Begleitadresse ist thunlichst zu vermeiden.
Heilbronn, 11. Dez. Bei der Gemeindk- raiswahl, welche heute stallfand und wobei von 3734 stimmberechtigten Bürgern 2824 an der Urne erschienen, wurden aus 6 Jahre gewählt die bisherigen Gemeinderäte Binder, Huber, MooSbrugger und Fuchs, sewie neu- gewählt Peter Bruckmann jr., und Konst. Fischer, der bisherige einzige Sozialdemokrat auf dem R'thauS, Kittler ist gefallen.
Rotlweil, 11. Dez. Letzte Woche ließ sich der Briefträger Mangold von hier eine amtliche Unterschlagung zu Schulden kommen, indem er einer hiesigen Kellnerin den Betrag von 20 welchen diese per Postanweisung zu empfangen hatte, für sich behielt. Bei Entdeckung ersetzte er den Betrag und erhängte sich soeann. Sein Leichnam wurde am gestrigen Sonntag nachmittag durch den Schäfer des HardthauseS — dreiviertel Stunden von hier — im sogenannten Katzen- wäldle gefunden. Mangold hinterläßt eine Witwe und 5 Kinder; ein sechstes steht demnächst zu erwarten.
Vom schwarzen Grat, 10. Dez. I» Christazhofen ist der 46 Jahre alte P. P. Hummel in einer Kiesgrube durch einstürzende
Erbmassen verschüttet worben; er wurde als Leiche ausgegraben.
Riedlingen, 1 l. Dez. Heber Nacht wurde die Donau mit einer starken Eisdecke überzogen. Es ist dies eine Seltenheit, die sich nur in den strengsten Wintern ereignet.
— Einen traurigen AuSgang nahm verflossene Woche eine zwischen mehreren jungen Leuten in Würzburg verabredete Wette. Der in einer Fahrradhandlung beschäftigte 19jähr. Mechaniker Heller wettete, als blinder Passagier mit der Bahn nach Nürnberg zu fahren. Er verschaffte sich von einem Bremser eine Dienstmütze und gelangte damit auch auf einen Bahnzug. In der Nähe von Hellmitzheim stürzte er aber in der Nacht vom Zuge, wobei ihm der Kopf vom Rumpfe getrennt wurde. Erst dieser Tage wurde durch die Untersuchung die Persönlichkeit des Verunglückten, in dem man zuerst einen Bahnbeamten vermutet hatte, festgestellt.
Danzig, 9. Dez. (Kirchendiebe.) In der letzten Nacht wurde die katholische Kirche in Allschottland, einem Vorort von Danzig, beraubt. Die Opferkästen sind sämtlich erbrochen und beraubt. DaS Dabernakel mit den silbernen und goldenen Küchengeräten und dem Reliquienschrein sowie eine kostbare gestickte Decke sind gestohlen worden. Unter den goldenen Geräten befindet sich eine Hostienbüchse von hohem Werte. Die Diebe sind durch Einsteig-m in die Kirche gelangt.
— Zur Warnung! Der 23jähr. Leutnant Hoffmann-Smutny des Infanterie-Regiments Nr. 25 in Wien ist einem unglücklichen Zufalle, der durch eigene Unvorsichtigkeit hervorgerufen worden ist, zum Opfer gefallen. Er putzte in unmittelbarer Nähe eines Kerzenlichts mit B nz>n seine weißen Handschuhe. Die sich leicht verflüchtigenden Gase der gefährlichen Flüssigkeit entzündeten sich plötzlich, und unmittelbar darauf explodierte die Benzirflaiche. Die Flammen setzten die Uniform des Leutnants in Brand, und ehe noch Hilfe zur Hand war, hatte der Offizier starke Brandwunden im Gesicht, an beiden Händen und am Oberkörper erlitten. Die Freiwillige RettungSgcsellschaft leist-te dem Verletzten die erste Hilfe und brachte ihn in das Garnisonsspital. Dort ist er fitzt seinen Verletzungen erlegen.
— Endlich ein Fortschritt in Oesterreich. Von Neujahr an werden neue Briefmarken ausgegeben.
London, 11. Dezbr. Das Reutersche Bureau meldet aus Molteno vom 10. d. r Die Kolonne des Generals Gatacre, die in Reihen zu je 4 Mann marschierte, wurde bei Tagesanbruch durch ein heftiges Feuer der Buren überrascht, gerade als sie ein von Natur gebildetes Becken betrat. Ohne daß eine Verwirrung entstanden war, führten Gatacre und die Offiziere in voller Ruhe die Truppen ins Gefecht. Bald wütete ein heißer Kampf. Die britische Artillerie hatte auf einem kleinen Hügel Stellung genommen, die Infanterie stieg in Schützenlinien unter dem verheerenden Feuer zu der Stellung des Feindes empor und fand sich, als sie die Spitze erreichte, von drei Seiten dem Feuer des Feindes auSgesctzt; sie mußte sich daher zurückziehen, wobei die englischen Geschütze den Rückzug deckten. Die Artillerie der Buren folgte mehrere Meilen, die Gipfel der Hügel entlang fahrend und feuerte auf die unten marschierenden englischen Truppen.
DaS Feuer blieb jedoch wirkungslos. Nachdem sie 30 Stunden ununterbrochen in höchster Anspannung auf den Beinen gewesen waren, erreichten die englischen Truppen Molteno.
London, 1l. Dezbr. Das Reutersche Bureau meldet aus Naauwport (Kapkolonie) vom 10. ds.: Der britische Außenposten bei SannahSdam kann die Stellung der Buren deutlich überblicken. Die Buren zerstören, gedeckt durch Geschützfeuer, die Eisenbahn. — Zwischen den Buren und britischen Patrouillen wurden am 7. ds. vor Kimbcrley Schüsse gewechselt.
London, 12. Dez. Die Buren bei Ladys- mith haben Kaffern abgefangen, welche für einen Lohn von 15 bis 40 Pfund Sterling Depeschen von Latysmith nach Estcourt bringen sollten. Aus den abgefangenen Depeschen ersteht man, daß Menschen und Pferde in Latysmith auf halbe Rationen gesetzt sind. Whchky kostet ein Pfund Sterling pro Flasche, Milch zwei Schilling sechs Pence pro Büchse. Bier ist ganz ausgegangen. Vom 1. Nov. bis 5. Dez. fielen 3264 Geschosse der Buren in Latysmith hinein, 31 Cwilistcn wurden getötet und 145 Civilisten verwundet. Das Stadthaus von Ladysmith ist ganz zerstört. Es enthielt Verwundete und die Rothe-Kreuz« Flagge wehte darauf. Die Vorhalle der englischen Kirche ist demoliert und das Kloster zerstört. Allen Erfolg der tranSvaalischen Artillerie schreibt man in Ladysmith deutschen und französischen Artilleristen zu.
— Wie stark die Kriegsleidenschaft unter den Engländern gegenwärtig entfacht ist, geht aus einem Vorfall hervor, der aus Poole gemeldet wird. Ein Gemüsewarenhändlcr in Poole that öffentlich, wahrscheinlich ohne viel dabei zu denken, die unvorsichtige Aeußer- ung, alle britischen Soldaten sollten von rechtSwegen gehängt werden. Infolge dieser Aeußerung sammelt sich ein Mob von ungefähr tausend Personen vor dem Laden und droht, ihn vollständig auszuplündern. Der Inhaber wäre ohne Zweifel gelyncht worben, wenn die Polizei sich nicht rechtzeitig ins Mittel gelegt hätte.
Murcia, 11. Dez. Gestern abend ex« plodierte im hiesigen Theater während der Vorstellung eine Bombe. Hierauf brannte das Theater ab und wurde vollständig zerstört. Ein Arbeiter wird vermißt, ein anderer ist schwer verletzt. Von den Zuschauern, die das Theater in Ruhe verlassen konnten, ist keiner ernstlich verletzt.
— 300 Räuber enthauptet. In China wurde kürzlich bei Mukden die englische Mission von einer starken Räuberbande angegriffen. Die Pekinger Regierung entsandte rasch Truppen, die die Bande gefangen nahmen. 300 Banditen wurden hingerichtet.
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