Rundschau.

Stuttgart, 5, Dez. Die Kommission der Kammer vcr Abgeordneten für den Ge- fetzeniwurf betreffend die Steuerbücher hat den Antrag angenommen, dem Beschlüsse der ersten Kammer beizutreten, wonach die Gemeinden die Formulare zur ersten Anleg­ung der Steuerbücher vom Staate unentgelt­lich erhalten, im übrigen aber nur die Hälfte der Umschreibkostcn ersetzt bekommen: währ­end die Erste Kammer die Bestimmungen über den Kdstenersotz der Regierung über­lassen will, wünscht aber die Kommission diesbezügliche Bestimmungen im Gesetze selbst und die Berücksichtigung besonderer Fälle größerer notwendig gewordener Ausgaben einzelner Gemeinden.

Stuttgart, 4. Dez. Der Verband der Eetfenfabrikanten Württembergs beschloß in seiner gestrigen Versammlung, die Seifen­preise um 2 ^ pro 100 Kilo zu erhöhen, da dieselben seit langer Z'it in einem großen Mißverhältnis zu den hohen Rohstoffpretsen stehen, und es dürfte eine wettere Erhöhung bei der Stimmung des Fetlmarklcs nur noch eine Frage der Zeit sein.

Hall, 4. T>z. L-tzten Freitag wnrde sämtliche Mannschaft des Bergwerks Wil- helmSglück, die 1895 nach dem Verlust d s Bergwerks zu Jagstfeld von dort hieher be­rufen wurde, aus dem seitherigen Dienst­verhältnis entlassen behufs Wiederverwend­ung in der alten Heimat. So schied also am Freitag etwa ein Drittel sämtlicher Ar­beiter aus ihrem seitherigen B-triebe aus, um schon am Samstag nach Kochendorf zu- rückzukrhren. Ueber das künftige Schicksal Wilhelmsglücks scheinen an maßgebender Stelle kaum endgiltige Bestimmungen ge­troffen zu sein. Doch jdarf mit Sicherheit angenommen werden, daß der Betrieb in den dem Maße eingeschränkt werden wird, als das neue Werk in Kochendorf an Produk- lionsfädigkeit zunimmt.

Blausclden, 3. Dez. Eine bemerkens­werte Jagdverpachtung kam dieser Tage hier vor. Es wurde nämlich die Gemeindejagd an zwei Pächter verpachtet und dabei stellte es sich heraus, daß keiner der beiden Jagd­liebhaber im Besitz einer Flinte ist. Ov die beiden den armen Hasen mit Schlingen nach­stellen oder Freund Lampe mit Prügeln vom Leben zum Tose bringen wollen, ist noch nicht aufgeklärt.

Tübingen, 5. Dez. Die Körperschafts- beamten des Schwarzwaldkreises versammeln sich am Sonntag den 17. Dez. in Horb a. N. zu einer Besprechung über das Grund- buchwesen und die Obliegenheiten des Nach­laßgerichts.

Spaichingen, 4 Dez. Heute nachmittag ereignete sich hier ein schweres Unglück. Als der verheiratete Zimmermann Jos. Hauser Von hier und der am 18. März 1873 ge­borene Eugen Dreher von Balgheim in dem hinter dem Rößte gelegenen und zum Rößle gehörigen Eiskeller mit Legen eines .Rostes wegen des Abwassers beschäftigt waren, stürzte plötzlich die vor einigen Tagen im Innern des Kellers ausgesührte Mauer ein und be­grub die beiden. Während Hauser wie durch ein Wunder gerettet wurde, indem sich ein riser. Balken sich wie zum Schutz über ihn legte, u. nur Verletzungen an Kopf, Hand und Brust, die voraussichtlich nicht lebensgefährlich sind, erlitt, wurde Dreher von den Steinmasskn

und dem ihnen folgenden Torfmull erdrückt und erstickt. Nach Ablauf einer Stunde an­gestrengter und mit Lebensgefahr verbundener Arbeit konnte Dreher tot ans der Trümmer- masse herausgeholt werden.

Pforzheim (Die Roheit zeitigt die trau, rigsten Früchte.) Das Pferd deS Landwirts Bindir, welcher täglich hier in derKrone" einstellt, wurde am Montag nachmittag von einem unbekannten Thäter im Stall in die linke Brustfelle gestochen und so stark Ver­wundet, daß es auf tierärztliche Anordnung von einem hiesigen Pferdemetzger abgeschlachtet werden mußte. Möchte es gelingen, des Thäters habhaft zu werden.

Berlin, 23. Nov. Der Umfang des 'AnfichtSkartenwesens, der immer noch im Wachsen begriffen ist, erhellt wieder aus der neuen Poststatistik vom Jahre 1898. Von ver Zunahme sämtlicher Postsendungen gegen das Vorjahr mit etwa 160 Millionen Stück auf 4050 Millionen entfallen fünf Achtel, nahezu 100 Mill. auf die Postkarten, währ­end die Zahl der Briese nur um 19 Mill. gestiegen ist. Daß die Vermehrung der Postkarten zum großen Teil auf die An» stchtskarten zurückgesührt werden muß, zeigt die Zahl der abgesetzten Wertzeichen. Der Verkauf der am meisten gebrauchten Marke zu 10 Pfennig ist nur um 54 Millionen gewachsen, der Verkauf von Fünfpfennig» marken dagegen um 117 Millionen.

Kopenhagen , 30. Nov. (Ein Wahn­sinniger.) Ein Seemann in Frederici a sprengte seine Frau und vier Kinder durch Dynamit in die Luft; alle wurden lebens­gefährlich verwundet. Der Mörder entkam.

Petersburg, 4. Dez. Wie aus dem Gouvernement Minsk gemeldet wird, wütet daselbst seit zwei Tagen ein furchtbarer Or­kan. In vielen Orten wurden die Wohn­häuser vom Siurm niedergerissen oder die Dächer abg deckt. 35 Menschen wurden durch die eingestürzten Häuser verschüttet.

Rom, 30. Nov. Einen sehr kostspieligen Prozeß hat der Fürst Rospiglioste gegen die Gemeinde Nerni und Vellelri verloren. Die beiden Gemeinden wurden im Jahre 1897 durch einen furchtbaren Platzregen schwer ge­schädigt, und die Verantwortlichkeit für einen Teil der Schäden wurde dem Fürsten Ros» pigliost zugeschrieben, der, unbekümmert um das Forstgesetz, einen großen Wald auSge» rotttel hatte. Die Gemeinden verklagten den Fürsten, und das Gericht verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von 1500 Lire und zum Ersatz des auf 150 000Lire geschätztenScha- dens. Dieser Tage hat der Appellation Shof bas Urteil bestätigt; die Geldstrafe wurde zwar auf 700 Lire reduziert, ober bet dem Schadenersatz bleibt eS. Mit Gerichtskosten u. s. w. dürfte der Fürst fast 200 000 Lire zu zahlen haben.

TlfliS, 2. Dezbr. (Eisenbahnunglück.) Auf der Kurabrücke in der Nähe von Tiflis verunglückte ein Militärzug. Die Schienen waren wegen Reparatur entfernt worden und der Lokomotiaführer bemerkte das Signal zu spät. Die Lokomotive, der Tender, sowie zwei Waggons stürzten hinab, die übrigen Waggons blieben hängen und stürzten erst den andern Tag herab. Der Lokomotivführer und der Heizer sind tot, mehrere Personen verwundet. 196 R krulen, welche im letzten Wagen unlergsbracht waren, kamen unver­letzt davon.

Paris, 3. Dez. Der Temps veröffent­licht eine Berliner Depesche des Londoner Observer, die bestätigt, daß General Lord Methuen am Modderriver eingeschlossen ist. Die Buren ziehen ihre Slreitkräste zwischen dem Modderriver und dem Ocanjeriver zu­sammen, um ihn von seiner OprrationSbasis abzuschneiden.

London, 4. Dez. Die Afrikander-Be­wegung in der Kapkolonie ist in beständiger Zunahme begriffen. DemDaily Telegraph" zufolge haben sich im Nordosten der Kolonie bereits über 2000 Holländer des Kaplandes den Buren angeschlossen.

London» 5. Dez. Das Reutersche Bureau meldet aus Laurenzo Marquez vom 29. Nov.: Nach einer Meldung aus dem Haupiquartier der Buren beabsichtigt General Joubert, der, als von Eastcourt abzog, eine große bei Eastcourt weggenommene Rinderherde weg­führte, sseine Streitkräfte um Ladysmits zu konzentrieren. Ein weiteres Telegramm aus dem Hauptquartier Jouderts vor Ladysmith vom 28. November besagt, dort sei eine neu« große Kanone eingetroffen, welcheFranchise" genannt werde und alsbald auf die bedeckten Räume, in denen sich die Engländer anf- halten, feuerte. Eine Granate scheine die Munitionsvorräte getroffen zu haben. ES erfolgte eine Explosion. Man sah die eng­lischen Soldaten aus den Deckungen hervor- kommcn.

In Washington ist am 2 Dezember die Unterzeichnung des Abkommens, durch welches die Union dem deutsch-englischen Sa­moa-Vertrag zustimmt, vom Staatssekretär Hay, vom deutschen Botschafter v. Holleben und vom englischen Botschafter Mr. Paunce- fote vollzogen worden. Hiermit hat die deutsch-englische Vereinbarung wegen Sa­moa- dos bislang noch fehlendeTpferl auf dem i" erhalten.

.'. (Bedenklich.) Sie:Ich würde nie einen Maun heiraten, in dessen Vermögen nicht mindestens fünf Nullen enthalten sind." Er:Ach, dann nehmen Sie mich, mein Vermögen besteht nur ans Nullen."

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