„Nun fchüh dich Oott!"
Der Sturm brach los... eS riß der Damm ... Der Kampf ist beiß entbrannt . , . .
Nun schütz' dich Gott, du kleiner Stamm In fernem Tropeuland l Nun halt' er selbst die Fahnenwacht, Bewahr' dich stark und frei,
Trotz Mordgeschoß und Uebermacht,
Und Englands Reiterei.
Dich stachelte nicht Ländergier Und schnöde Sucht noch Geld,
Nicht galt es Minen Goldes dir,
Noch Diamantenfeld;
Für Vaterland und Freiheit wert Mußt du die Mafien ziehn —
Nun schütz' dich Gott, der Heim und Herd Dem Menschen selbst verlieh'n.
Du riefst zu ird'scher Majestät —
Kein achtsam Ohr vernahm!
Der Hilf- und Notschrei ist verweht — Kein VundeSbruder kam l So trotz'st du einsam der Gefahr,
Den Tod im Angesicht — — —
Nun schütz' dich Gott du wack're Schar.
Europa schützt dich nicht!
Europa fand kein hindernd Wort,
Europa schweigt und harrt,
Indes der Feind zu Raub und Mord Vermessen sich geschart;
„Was Recht u. Wahrheil?" — Staatökunsthält Die Mächte strikt neutral,
D'rum auf mit Hurrahschrei'n ins Feld — Verfallen ist Transvaal!
Doch ob sie, dünkelhaft gebläht,
Das heil'ge Recht verlacht;
Hoch über allen „Mächten" steht Die Eine, rw'ge Macht;
Schweigt irdisch Recht zum Waffentanz, Zum Blut und Thränenquell,
Wir slieh'n zur obersten Instanz Mit mächtigem Appell l
In unsern Kirchen läuten wir —
„Hilf Gott im blut'gen Strauß I"
In unsern Kammern breiten wir Die Arme betend aus:
„Greif' ein, daß schmählich übermannt DaS Recht nicht unterlieg',
Bewähr' die starke Rächerhand Im ungerechten Krieg I
Du lenkst des Sturmes eis'gen Hauch, Der Wogen wildes Reich,
Du lenkst die Menschenherzen auch,
Den Wasserbächen gleich;
Und schaut Europa schweigend d'cein, Als wär das Recht schon tot,
So wecke Fluten, Fels und Stein Zu deinem Machtgebot l"
Aus steiget das vieltönige,
Das herzbewegte Fleh'n-
Vom König aller Könige Wird Antwort niederweh'n.
Trotz Uebermacht und Mordgeschoß, Frisch auf, du wack're Schar,
Es steht zu dir ein Bund'sgenoß,
Deß Nom' ist „Wunderbar."
O wenn ein ungezähltes Heer Dich aufzureiben kam —
Wenn Albions Flotte übers Meer Ein stolz Geschwader, schwamm —
O wenn Kanonen niederschau'n,
Von jedem BergeSkamm-
Da schütz dich Gott, dem wir vertrau'n, Du kleiner Brudcrstamm!
Droschke Ar. 1998.
Kriminal-Erzählung von Carl Cassau.
5) (Nachdruck verboten.)
Nun wurde Oberkellner Oskar aufgerufen.
Der Angeklagte lächelte.
Aber der zerstreute Oskar nahm sich heut« zusammen. Auf die Frage des Präsidenten , ob er den Angeklagten wieder erkenne, entgegnete er:
„Ich muß ihn von hinten sehen und sprechen hören!'
Der Angeklagte mußte aufstehen, sich herumdrehen, dann fragte ihn der Präsident:
„Sie wohnten nie im Prinzenhotel zu L.?"
„Nein I"
„Kannten Sie daS Hotel?"
„Wie werde ich nicht, da ich in L. konditionirte?"
„Nun Herr Zeuge Oskar?" fragte der Präsident.
„Was sagen Sie?"
„Er ist es!" entgegnete Oskar stolz. „Ich erkenne seine Gestalt, seine Haltung, seine Stimme!"
„Setzen Sie sich!"
„Frau Ahrensl" befahl der Präsident.
Hie brachte das uns schon Bekannte vor.
„Angeklagter", sagte der Präsident, wir erklären Sie sich den Umstand, daß Frl. Erna Hob, üggr's Visitenkarte in den Wagen kommt?"
„Sie hat sie dort verloren!"
„Und Sie?"
„Ich fuhr nicht mit ihr, eS war ein anderer!"
..Pfui!"
Der Vertheidiger erhob hiergegen Einspruch, aber der Präsident wicS ihn ab,
„Peter Ahrensl"
Der biedere Rosselenker meinte, er müsse den Angeklakten die Worte sprechen hören: „DaS für die Fahrt!"
Der Angeklagte wiederholte ohne Weigerung diese Worte frech. Da wckte AhrenS:
„Er ist es!"
Der Präsident erteilte darauf dem Staatsanwalt das Wort zum Resumö:
Der Staatsanwalt gab ein klares Bild von dem Verbrechen, welches der Angeklagte wohl erwogen und mit Ueberlegung auöge- sührt habe, indem er, anstatt nach New Aork abzureisen, mit Erna Hobrügge von Holm nach K. gereist sei, wo die Dame den Brief an ihre Eltern geschrieben. Dann sei das Paar unter dem falschen Namen Träger zu L. im Prinzenbotel abgestiegen. Vor der Abreise müsse die Vergiftung schon geschehen fein, das Ve brechen sei in der Droschke vollendet gewes n. Dann habe der Angeklagte sich der Toten auf die bekannte Art entledigt, was leicht gewesen, da erdaSHauS des Dr. Elissen gekannt habe, als Apotheker auch gekannt haben müsse, wie er als solcher auch Cyankali habe verschaffen können.
Der Verteidiger konnte diese logische Kette von Beweisen nicht zerreißen oder auch nur entkräften.
Hierauf wurden den Geschworenen die Fragen vorgelegt:
1. Ist der Apotheker Hugo Werner schuldig, die Erna Hobrügge vorsätzlich ver« giftet zu haben?
2. Stehen dem Angeklagten mildernde Umstände zur Se>te?
Die Geschworenen traten schon nach lO Minuten wieder in den Saal, und ihr Obmann verkündete:
„Hugo Werner ist schuldig deS vorsätz, lichen Mordes an Erna Hobrügge; mildernde Umstände sind demselben nicht zuzubilligen I"
Hierauf stellte der Staatsanwalt den Antrag auf Todesstrafe.
D mgtmäb lautete der Richterspruch Tot durch das Richtbeil.
Ohne ein Zeichen der Erschütterung wurde der Angeklagte abgeführt.
Die Zuhörer verliefen sich schnell, äußerst befriedigt durch die Sentenz, denn der Mord halte allgemein die tiefste Entrüstung herausgefordert.
Am anderen Tage ging der Verteidiger, Dr. Rohlffen, zu seinem Klienten. Er fand ihn gefaßt und ruhig, wenigstens dem An.
scheine nach. Ans feine Bemerkung, ob er ein Gnadengesuch an den Landesherrn ein- reichcn solle, entgegnete Hugo Werner:
„Ich bin unschuldig; mag man dann an mir einen Justizmord begehen; ich bettle nicht um Gnade."
Die Frist verlief, das Urteil ward rechtskräftig, die Hinrichtung ward festgesetzt und die Stunde derselben dem Verurteilten an» gezeigt. Er nahm Alles voll Ruhe entgegen.
Die Vollziehung des StrafakteS sollte um 10 Uhr früh geschehen. Um 8 Uhr trat der Gesänißwärter bei dem Verurteilten ein, um ihm den Anstaltsgeistlichen zuzu» führen und fand den Mörder — am Zellenfenster an einer aus seinem Hemde herge- stellten Schnur erhängt vor.
Er halte sich der irdischen Gerechtigkeit durch Selbstmord entzogen, aber auf dem Tische worauf Schreibzeug stand und Schre!)» Utensilien lagen, weil es dem Delinquenten erlaubt worden war, einen AbschiedSbrtef an seine Verwandten zu schriben, log ein Zettel der die Worte enthielt:
„Mit mir ist's vorbei I Ich sterbe, denn ich habe Erna Hobrügge vergiftet!*
Befriedigt las eS der Staatsanwalt, Indem er sagte:
„Es war ein verstockter Mörder; ich wußte cs von Anfeng an I"
Das Publikum vernahm das Ende deS Falles „Werner" durch die Zeitungen mit Genugthuung; manchen sagte allerdings:
„Schade, daß er dem R'chtblock entschlüpft ist!"
— Ende. —
K u m o r i st i s ch e s.
sUnversroren.) Kunde (wütend): „Als ich Ihren Rock zum ersten Mal zuknüpfte, platzte hinten der ganze Rücken !" — Kleider- händler: „Da sind wahrscheinlich die Knöpfe zu fest angenäht gewesen!'
Eulschuldigt. Herr (zum neuen Kutscher): „Johann, Sie sind heute den ersten Tag bet mir uud schou betrunken!" — Kutscher: „Gnädiger Herr, der Rausch ist noch aus meinem früheren Dienst!"
Redaktion, Druck und Verla- v«n Beruh. H osm - n n in Wildb » d,