Verschiedenes.

Das neue Jnvalidenversicherungs gesetz, das mit dem 1. Januar 1900 in Kraft tritt, hat auch einige Aenderungen beim Ver­fahren behufs Feststellung der Rente aufzu­weisen. Namentlich eine, welche in bestimm­ten Fällen ein mündliches Verfahren bei den Feststellungen der untersten Instanz verbürgt, wirb für die Versicherten, welche auf eine Rente Anspruch zu haben glauben, von Wich­tigkeit werden.

ES ist bekannt, daß die unteren Ver­waltungsbehörden, welche, soweit nicht Ren­tenstellen eingerichtet werden, nach wie vor diejenigen Instanzen sein werden , an welche die Ansprüche auf Rente zu richten sind und welche in eine Prüfung dieser Ansprüche ein­zutreten haben, bei ihrer Begutachtung von Anträgen auf Bewilligung von Jnvalidcn- und Altersrenten, auf Beitragserstattung sowie Entziehung von Invalidenrenten jedes­mal dann, wenn sie ihr Gutachten gegen die Gewährung oder für die Entziehung abgeben wollen, vor der Abgabe des Gutachtens an die Versicherungsanstalt eine mündliche Ver­handlung herbeizuführen haben, an welcher

je ein Vertreter der Arbeitgeber und der Versicherten teilnehmen sollen. Die Vorbe­reitungen für die Wahlen dieser Vertreter sind gegenwärtig im Gange. Nun wird es natürlich vielfach auch für den Versicherten selbst von großem Werte sein, daß er dieser Verhandlung beiwohnt, schon um die Gründe, welche für die Erhebung seines Anspruches maßgebend sind, auch mündlich darzustellen und etwaige noch nötige Aufklärungen zu geben. Dazu werden dje Versicherten auch jederzeit in der Lage sein. Nach dem neuen Gesetz müssen nämlich die Rentenbewerber oder Rentenempfänger in jedem Falle von dem Termine zur mündlichen Verhandlung benachrichtigt werden. Der Versicherte wird sich dann zu entscheiden haben, ob er der Verhandlung beiwohnen will. Wünscht er es, so hat er nur, falls er nicht schon vor­her eine Einladung erhalten hat, einen dem­entsprechenden Antrag zu stellen und er muß dann zur Verhandlung zugezogen werden.

Die Neuerung wird auch insofern von Vorteil sein, als sie eine möglichst vollständige Klarstellung der in Betracht kommenden Ver­hältnisse schon in der ersten Instanz ver­

bürgt und damit das gesamte Verfahrender Feststellung der Rente vereinfacht.

Was der Mainzer Karneval kostet, zeigt die Rechnungsablage für die letztoerflossene Karnevalsaison derNarrhalla". Der Verein hat mit einem Dtfizit von ca. 2800 ^ abgeschlossen, bei Einnahmen in der Höhe von 67000 ^

Kaffeesnrrogate spielen in jedem Haus, halt eine große Rolle, denn die Leute, die ganz reinen Bohnenkaffee trinken, sind gezählt. Dazu ist der Kaffee schon zu theuer und den Meisten wäre er rein auch zu aufregend. Deshalb werden fast allgemein Zusatzmitiel verwendet: das verbreitetste davon ist die Cichorie, aber ganz mit Unrecht, denn sie dient nur zum Färben. Kathreiner's Malz­kaffee dagegen besitzt infolge seiner patentier­ten Herstellungsweise Geschmack und Aroma des Bohnenkaffees in hohem Grade und gehört zu den wenigen Kaffeezusatzmitteln, die den besten Kaffee thatfächlich verbessern. Eine überwiegende Zahl voisi Hausfrauen ist schon zu dieser Erkenntniß gekommen und verwendet als Zusatz ausschließlich Kathreiner.

ZoHcrnnisrosen.

Novelle vvn F. v. Pückler.

I) (Nachdruck verboten.)

Es sind zwanzig Jahre vergangen, Elise, seit ich Sie zuletzt gesehen damals nannte ich Sie noch meine Braut I das Leben ist über unfern Häuptern dahingegangen und hat wohl Jedem viel Leid und Weh gebracht. Ich bin ein fünfzigjähriger Jung­geselle dessen Haar stark ergraut, dessen Wesen ernst und wortarm ist. Und Sie? Wie mögen Sie oussihen, das einstige Dornröschen mit dem lockigen Haar und den lachend unschuldigen Augen! Sie tragen den Witwenschleier und ein erwachsenes Töchterlein steh! an Ihrer Seite; ich kann mir das gar nicht vorstellen. Sie wissen, daß ich auf Wunsch meines OheimS Lauer damalsDeutschland verließ und ihn in Ost­indien aufsuchte; ich bin, wie ich wohl ohne Ueberhebung sagen darf, seine rechte Hand dort geworden und leitete als er starb beinah ganz allein seine reichen Baumwoll- spinnereirn. Ich war trotzdem aufs höchste überrascht, als ich erfuhr, der Verstorbene habe mich zu seinem alleinigen Erben ohne jede Einschränkung bestimmt. Daher kommt r-, daß ich jetzt als reicher Plantagenbesitzer für kurze Zeit die Heimat ausuchen und allerlei alte Beziehungen auffrischen will anchalte Bekannte, zu denen Sie, Elise, am ersten gehören, möchte ich wieder aussuchen. Ob sich daraus neue Bande entwickeln könnten, läßt sich nicht sagen, und wir wollen auch nicht dem Schicksal vorgreifen, nur das Eine wünsche ich sehnlichst, Ihnen in alter, treuer Freundschaft abermals die Hand zu drücken.

Ihr treu ergebener

Georg Lauer.

Die elegante, jugendlich gekleidete Dame, welche vorstehende Zeilen gelesen, ließ diese lächelnd in den Schoos sinken; man sah dem modern frisierten Kopfe mit der breiten, kastanienbraunen Flechte, die eine Granat­nadel schmückte, nicht an, daß er den

Witwenschleier" trug, oder getragen hatte, auch daß Frau Elise Bärensprung bereits ein erwachsenes Töchterchcn besäße, würde jedermann einfach bestritten haben und, doch war dem so, denn sie hatte sich sehr jung verheiratet und war bald Witwe geworden und hatte sich eine stattliche, fast jugendlich zu nennende Erscheinung zu erhalten ver­standen.

Der gute Georg Lauer", lachte sie leise vor sich hin,er ist noch immer nach all den Jahren der ideale Schwärmer von ehe­dem , während ich darin viel kaltblütiger denken gelernt habe. Du lieber Himmel, das Leben ging eben nicht allzu sanftmüthig mit mir um und wenn Lauer auch damals, als ich ihm mein Wort zurückzab, dachte, er müsse am Leben verzagen, es stirbt sich eben nicht so rasch, wenn man jung ist.

Er ging nach Ostindien und wurde ein reicher Mann und ich, die ich gemeint, in dem Komerzienrat Bärensprung einen Krösus zu heiraten, mußte nach dessen Tode ein- sehen, daß fast all der Glanz unecht gewesen war, und mein Einkommen kaum hinreicht für ein einfaches Leben. Ellt wird, wenn sie je heiraten sollte, wohl so gut wie gar- nichtS mitbekommen, aber das Mädchen hat ja so einfache Bedürfnisse, daß sie es kaum empfinden dürfte. Es ist an ihr wirklich eine Wirtschafterin verloren gegangen zu meinem Aerger. Doch lassen wir diese Gedanken.

Dieser Brief hier belebt all meine ge­sunkenen Lebensgeister von neuem und dürfte dem guten Graf Reden gewiß sehr fatal sein; denn es könnte doch leicht sein, daß der gute Georg hm nochmals Feuer finge und ich wäre in dem Falle garuicht abgeneigt, mit nach Ostindien zu gehen. Seidene Bastkleider und feine Muffelingewänder sind doch ebenfalls sehr kleidsam, und ich würde mich sicherlich bald als reiche, vor­nehme Frau eingewöhneu.

Ellt könnte freilich nicht mitgeh n, aber ihre Großmutter würde sie gewiß lieber heute wie morgen aufnrhmen sodaß die Kleine durchaus mich nicht hintern sollte.

Also, sehen wir der Zukunft getrost entgegen und versuchen wir, das Herz des reichen Jugendfreundes in Helle Flammen zu ver­setzen. Ich will doch gleich mein blaueS Kostüm umändern lassen, auch schon zu Graf Redens Pfingstpartie in nächster Woche.«

Mit zufriednem Lächeln holte sie aus einem Fach ihres Schreibtisches ein goldge- rändertes Billet und schickte sich an, den so­eben erhaltenen Brief zu beantworten, als die Thür gereuschlos geöffnet ward, und ein junges, blondes Geschöpschen leise ins Zimmer schlüpfte. Etwas zaghaft blieb es hinter dem Fauteul der Kommerzienrätin stehen und begann:

Liebe Mama«

Die Mama fuhr ärgerlich herum.

Ah, Du bist es, Elli, das hätte ich mir denen können, denn so katzenartig schleicht sonst kein Mensch ins Zimmer. Wenn Du Dir das nicht abgewöhnen möchtest, dies Spio­nieren und Lauschen, Du weißt ich hoffe eS.«

Aber beste Mama, ich wollte nur fragen"

Nun rasch, wenn ich bitten darf., Du si Hst, ich bin beschäftigt. Was treibst Du denn eigentlich?"

Ich helfe in der Küche. DaS neue Mädchen versteht nicht, wie sie einen Kalbsbraten machen soll,«

Sie W rd es schon lernen und es ist nicht nötig, daß Du Dich hineimischest, aber jeder nach seinem Geschmack, hindern will ich Dich nicht."

Nun, was willst Du von mir?"

Den Schlüssel zum Wäscheschrank Mama, ich möchte Deine Strümpfe auSbessern."

Ach so, das ist brav, Kind, verwende Deine Zeit immer so nützlich, es wird Dir später zu statten kommen ich bin eben so oft anderweitig in Anspruch genommen. UcbrigenS wenn Graf Reden kommen sollte, so laß ihn zu mir führen."

(Fortsetzung folgt.)

«Eion. Druck uud Verlas van Pernh, Hofyrann in WkLhsb,