waren, traf ein Telegramm ein deS Inhalts: „Liebes Weib, warte nur". Seither war nichts mehr von ihm zu hören, und die An- pehörtgen schwebten in löilichen Aengsten. Jetzt ist das Dunkel aus schauerliche Weise gelüftet. Die Leiche wurde in Friedbergerau bet Augsburg im Lech gefunden. Dem Unglücklichen war die Hirnschale eingeschlagen, das Gesicht war durch viele Stiche entstellt, die Haare waren ausgerauft, Schuhe und Strümpfe ausgezogen, Geld und Uhr fehlten. Es handelt sich also um einen Rbubmord, und das erwähnte Telegramm dürste von dem Raubmörder herrühren, der damit wohl Zeit gewinnen und Nachforschungen hintanhalten wollte.
Ulm, 9. Okt. Hundertjähriges Jubiläum des Grenadier-Regiments König Karl Nr. 123. Bei der vorgestrigen Parade des Jubcl- regiments brachte der Regimentskommandeur Oberst v. Flotow ein Hoch auf Se. Maj. den König aus, worauf S. Maj, mit einem Hoch auf da» Regiment erwiderte; dann folgte die Verleihung der Orden und Auszeichnungen. Um 12 Uhr bekam das ganze Regiment nebst 1800 eingeladenen Veteranen ein Festessen im ExerzicrhauS. Um 1 Uhr wurden im Regimenlskaflno die JubiläumS- geschenke übergeben. Der König verehrte dem Regiment einen kostbaren Tafelaufsatz für Früchte, die Stadt Ulm einen solchen für Blumen» das Infanterie-Regiment Nr. 124 einen großen Pokal, die früheren Offiziere des Regiments einen Obelisk aus Ebenholz mit stlbergetriebencn Kriegkrfiguren, die Reserveoffiziere ein Oelgemälde v. Prof. Rößler, Berlin, den Kampf um den Jäger- Hof bei Villiers Cveilly darstellend. Beim Diner toastete Se. Majestät auf den Kaiser und das Jubelregiment, Oberst v Flotow auf den König. Abends von 7 Uhr an war große Festauffühning der Unteroffiziere des Regiments tm Cx-rzi-rhaus, welcher das gesamte OffizierkoipS und mehrere tausend Veteranen beiwohnten. Prälat V. Weilbrecht, früher Garnisonspfarrer in Stuttgart, Hatte dazu auf Wunsch des Regiments einen vorzüglichen Prolog gedichtet, der von einem schwarzen Jäger, einem Unmoffizier von 1870 und einem jetzigen Königsgrenadier vorgetragen wurde. Dann folgten lebende Bilder, das Festspiel Barbarossa, turnerische Uebungen und allerlei humoristische Scenen, pitriotische Lieder und Musikstücke gestalteten auch diesen Teil de» Festes sehr schön und erhebend.
Ulm, 19. Okt. Die Nachricht von der Verlegung der Regimentskapelle deS Feld- artillerir-Regiments König Karl Nr. 13 Von Ulm nach Cannstatt bestätigt sich und wird Herr Muflkoirigent Pantleon hier bereits in vierzehn Tagen sein Abschiedskonzert geben. Wenn hiedurch von dem Prinzip abgewichen wurde, daß die Regimentskapelle da liegen soll, wo der R-gimentS. stab liegt — der Stab obigen Regiments ist in Ulm — so ist diese Maßregel wohl darauf zurückzuführen, daß am 1. ds. Mts. hterseldst abermals eine weitere Militärkapelle, nämlich die deS hier neu formierten Frldariillecie-Regiments Nr. 49, errichtet wurde, wodurch den anderen sieben Kapellen eine neue Konkurrenz entstünde und ihre Einnahmen aus Privatkonzerten rc. abermals geschmälert würden. Für Cannstatt, wo bisher nur eine Abteilungskapelle war, liegen
die Verhältnisse anders und werden dem- gemäS die dortige AbteilungSkapelle und die Regimentskapelle dortselbst vereinigt. Natürlich steht man hier die so beliebte, tüchtige Pantlron'sche Kapelle ungern scheiden. Übrigens dürste mau für die Zukunft damit zu rechnen haben, daß auch der Stab und die andere hier liegende Abteilung des Regiments nach Cannstatt verlegt und so daselbst das ganze Regiment vereinigt wird, was namentlich im Interesse gemeinsamen Exerzierens liegt.
Pforzheim, 10. Okt. In letztvcrflossener Nacht ist ein Goldarbeiten, der dem „Neuen" tüchtig zugesprochen holte, unterhalb des Turnsteg in die Enz gefallen und wäre sicher ertrunken, wenn ihn nicht eine Patrouille der Schutzmannschaft herausgezogen hätte. — Gleichfalls gestern abend wurde auf der Cal- werstraße ein Dicnstknecht von einigen Arbeitern derart mißhandelt, daß er ins städtische Krankenhaus verbracht werden mußte.
Aus dem Markgräflerland, 8. Oktober. Im Laufe dieser Woche wird in den meisten Orten des Markgräflerlandes geherbstet. Die Trauben, deren Stand noch vor wenigen Wochen zu den schönsten Erwartungen berechtigte, haben in der letzten Zeit sehr durch Fäulnis gelitten. Um den ungünstigen Folgen derselben so viel als möglich zu begegnen, hat man deshalb in vielen Orten sogenannte Vorherbste veranstaltet. Die Qualität des zu erwartenden Weines wird in den meisten Orten der oberen Landrsgegend sehr gut sein. Der Saft der bis jetzt geborgenen Trauben hat zwischen 70 und 80 Grad nach Oechsle gewogen. Der Menge nach wird der diesjährige Herbst ein Mittelherbst werden. Als bis jeöt erzielte Preise sind bekannt geworden 40—42 ^ für den Hektoliter. AmKmser- stuhl ha! der Herbst schon letzte Woche be- gonnnen. Auch da ist die Beschaffenheit recht gut. In Leiselheim galt de: Kekwliter 30 ^ — Prinz Heinrich von Preußen wird, laut brieflicher Nachricht der „Kieler Ztg.", aus Ostasien nicht vor April 1900 in der Heimat zu erwarten sein. Der Prinz wird bekanntlich seine Heimreise um Amerika an- tretrn.
— Die Stadt Berlin giebt jährlich für ihre Armen 12 Millionen Mark aus.
— Seit dem Eisenbahnunglück in Hamburg vor einigen Tagen fehlen drei der Rekruten. Sie hoben die Verwirrung benutzt und sind desertiert.
— Durch eine Katze erstickt. In Wamberg, Bezirk Reichenau in Böhmen, ereignete sich folget der Vorfall: Die Ziegel- machers-Galtin Marie Vasalko ließ ihr sechs Monate altes Töchterchen Anna in einem Kinderwagen in dem Hofe einer dortigen Ziegelei liegen und entfernte sich auf kurze Zeit. Als sie zuiückkam, sah sie, daß der Hauskoter dem Kinde auf dem Halse und dem Munde lag. Sie jagte das Tier davon, doch bemerkte sie, daß sich das Kind nicht mehr regte. Sie nahm die Kleine aus und eilte mit ihr zum Arzte; dieser konnte jedoch nur noch den Tod des Kindes fcststellen.
Verschiedenes.
— Das Uebergewicht der Geistlichkeit Die Lehrerzeilung „Neue Freie Stimme" erzählt: „In einer tschechischen Stadt fand vor einiger Zeit eine Lchrerkonferenz statt. Die Lehrer besichtigten nach beendigter Arbeit
auch die Sehenswürdigkeit der Stabt und kamen schließlich in das städtische Bad. Dort ist cS nun Gebrauch, daß die Besucher des Bades gewogen werden, wobei das Gesamtgewicht der 42 Lehrer mit 2750 KZ festgestellt wurde. Wenige Wochen später hielten auch die Pfarrer der Diözese eine Konferenz ab; auch sie besuchten das städtische Bad und ließen sich dort wiegen. 31 Pfarrer hatten da« Gewicht von 3061 ES hatte also durchschnittlich ein Lehrer ein Gewicht von 65'/» lrZ, ein Pfarrer ein solches von 98^« KZ. Der Klerus hat in Oesterreich eben überall das Uebergewicht."
— „So fischt man Dumme " Ein Kaufmann in Moabit (Berlin) hat sich diese Liebenswürdigkeit auch noch zu dem Schaden, den er durch einen an ihm verübten Betrug erlitten hat, sagen lassen müssen. Es kam nämlich dieser Tage ein Mann zu ihm, der sich als Angestellter einer Stempelfabrik in Hannover auSgab und bewog ihn, einen Stempclkasten mit 680 Gummllypen, genug, um sich seinen ganzen Bedarf an Drucksachen selbst anzuferttgen, für 10 Mark zu bestellen. In wenigen Tagen langte denn auch ein Packet an, das aber einen Kasten von doppeltem Umfang enthielt und dessen Rechnung daher auf 20 ^ lautete. Am Abend desselben TageS erschien auch der Reisende, um das Geld einzukafsteren und that sehr erstaunt, als er von der zu großen Sendung vernahm, bedauerte das Versehen unendlich und erbot sich, gleich selbst den Kasten sowie die 10 Mark persönlich nach Hannover zu senden. Der Geschäftsmann zahlte und der Reifende versicherte, daß der richtige Kasten in wenigen Tagen eintrefsen werde. Statt dessen erhielt ober der Kaufmann einen Brief, worin stand: „Besten Dank für die 10 kommt auf Jeden 5, den Stempelkasten können Sie sich pfeifen. So fischt man Dumme."
— Ein neuer Diebestrick. Man schreibt aus Paris: Dieser Tage besuchte ein sehr elegant gekleideter Herr einen Juwelierladen in der Rue de la Paix. Während der Juwelier mehrere Schmuckjachen zum Aus- suchcn auf dem Ladenlische auSbreitele, betrat rin Bettler den Laden und bat um ein Almosen. Der Juwelier, der in Gegenwart des vornehmen Kunden etwas geniert war, ging rasch zur Thür und drückte dem Bettler ein Geldstück in die Hand. Diesen Augenblick benutzte der Kunde, um ein sehr kostbares Armband verschwinden zu lasten. Der Juwelier aber hatte den Diebstahl bemerkt und ließ den feinen Herrn verhaften. Auch des Bettlers wurde man auf der Straße noch habhaft. Auf der Polizeiwache stellle cs sich heraus, daß die Beiden Komplizen waren und auf dieselbe Weise bereits schon mehrere Juweliere gebrandschatzt hatten.
— Gelegcnheitskauf. Leo Miindle'S Schuh-Fabriklager., Deimlingstraße,, Ecke Marktplatz, in Pforzheim, verkauft einen großen Posten Schuhwaren zu sehr billigen Preisen. Wirklich gutes Schuhwerk kostet nicht mehr, als man sonst für geringwertige Ware bezahlt.
Frauen In Knöpfschuhe, mit Lederkappe und Lederbrandsohle zu ^ 3.85. Frauen la Wichsleder Schnürschuhe mit Lederkappe und Lederbrandsohle zn 3 85 rc. rc. Verkauf nur gegen bar-
Redaktion, Drnck >M «erlag von Beruh. Hssmann in Wildbat.. HA. Hiezu eine Beilage. 'HA