Lokales.
Wildbad, 2. Oktbr. Der Afrikarcisende Oberleutnant a. D. Westmark wird heute Montag Abend im Hotel z. gold. Ochsen hier einen Vortrag halten. Derselbe wird u. a. folgende Punkte enthalten: Reise von Banana M'Suata, die Schwiegermutter von Las Palmas, ein Krokodil unter meinem Bett, Stanley Asjaire, romantische Gemälde, Sitten der Kannibalen, Rassen der Menschenfresser, ihre Palawres, Arbeiterfamilienverhältnisse, Sklav-n, falsche Haare, Schmuck, Religion, Menschenfresserei, Mahlzeiten, Gastereien der Kannibalen, Menschenopfer und BegräbniSfeirrlichkciten, Leichentanz, ein Lost, von einem Flußpferd umgeworfen, HandelSsklavrret. In Marsaille erhielt Westmark als Mitglied der dortigen geographischen Gesellschaft die goldene Medaille. Ueber Westmark's Vorträge schreiben: „Schwäb. Merkur": Die Schilderung, wie man 15 Monate unter den Menschenfressern am öderen Kongo leben und mit heiler Haut davonkvmmen kann, hat dem Vortrag Wksi- mark einen sehr lebhaften Beifall im 8ten Saale des oberen Museums eingebracht. Dem Redner wurde der lebhafte Beifall zu teil. Das Kaih. Volksblatt: Zugleich bol der Vortrag wie nicht anders zu erwarten war, vieles Interessante, manches Heitere, Komische und auch Derbe, so daß er die Zuhörer sehr fesselte. „Würitemb. Volks» zettung": In den Vordergrund seiner überaus lebhaften glänzenden Darstellung stellte der Redner die Persönlichkeit Stanley?, der allerdings in einem sehr eigentümlichen, nicht gerade günstigen Lichte steht.
Rundschau.
— Seine Majestät der König hat am 27. Scpt. die neugeschaffene Amtmannsstelle in Cannstatt dem stell». Amtmann Dr. Göbel in Neuenbürg übertragen.
Neuenbürg, 28. Eeptbr. Vergangene Nacht bemerkte der Nachtwächter zu später Stunde in der Bäcker Silbcreisenschen Wirtschaft hier verdächtigen Lichtschein und traf dort „einen seinen Herrn" an, der eben im Begriff stand, die Kasse zu sprengen. Dem Einbrecher gelang cs zwar, durchs Fenster zu enlstichen, allein einige von der „Schicht" heimkehrende Sensenschmiede nahmen ihn fest und brachten ihn in „Nr. Sicher." Der „feine Herr mit Zwicker" wies sich als Generalagent Götz aus dem Uracher Oberamt aus. Derselbe halte sich tag« zuvor bei einer Witwe im gleichen Hause einge- mielet. Er leugnete hartnäckig, bis ihn die bei der Kasse gefundene Stockzwinge verriet.
Stuttgart, 28. Sept. Trotz der Ungunst der Witterung war der Besuch des Volksfestes am Montag und Dienstag ein verhältnismäßig guter; namentlich in den späteren Nachmittags« und Abendstunden ging's auf dem Wasen hoch her. Das Postamt aus dem Wasen wurde auch diesmal wieder stark in Anspruch genommen; bis Dienstag abend waren schätzungsweise ca. 25000 Ansichtskarten zur Beförderung aufgegeben worden. Ernstere Unglücksfälle sind bis jetzt nicht vorgekommen; dagegen sind eine größere Anzahl Taschendiebstähle zur Anzeige gebracht worden.
Bietigheim, 25. Sept. Seit Ende vor. Woche hat die Kartoffelernte ihren allseitigen Anfang genommen. Die Leute eilen, ihre Kartoffel einzuheimsen, ha die Feldmäuse in
großen Maße» auftreten. Der Gemeinderat hat darum auf die Ablieferung jeder Feldmaus eine Prämie von 3 ^ gesetzt. Der Ertrag einzelner Sorten z. B. UaZnuiu booum, blauer Riesen, ist ein enormer; der Morgen liefert oft 40—50 Säcke voll; Speisekartoffein anderer Art geben weniger aus.
Kirchheim, 28. Sept. Die Einweihung der Lenninger Thalbahn gieng heute Vormittag in Anwesenheit Sr. Maj. des Königs vor sich. Der Festzug gieng heute früh 11 Uhr ab und hielt aus allen Stationen an. Er wurde überall von Hurrarufen empfangen. Das Fest nahm einen schönen Verlauf.
Mariaberg. OA. Reutlingen, 24. Sept. Wie viel an unseren Schwachsinnigen geschieht, das machte wieder einmal das Jahresfest offenkundig, das heute unter zahlreicher Beteiligung gefeiert wurde. Man mußte nur staunen über die Antworten der Kinder bei der Unterredung des Inspektors Rominger und über ihre Gewandheit im Turnen und Spielen, insbesondere auch bet den Bewegungsspielen mit Gesang. Auch hinsichtlich des baulichen Standes schreitet die von ca. 140 Zöglingen besetzte Anstalt fort, z. B. bekommt sie noch Heuer die Wohlthat des elektrischen Lichtes. Sie steht unter der rührigen Vor- standschast von Herrn Regierungsrat Zorer in Reutlingen.
Calw, 29. Sept. Ein Wagen Most- birnen wurde zu 5 50 per Z>r.
verkauft.
Ulm, 29. Scpt. Der Gemeinderat bewilligte in seiner gestrigen Sitzung 500 aus Stiftungungsgrldern für die in Bayern durch das Hochwasser Geschädigten.
Konstanz, 29. Sept. Eine hervorragend, Leistung auf dem Zweirad vollführte di' bekannte Tourenfahrcrin Frau Ingenieur Seifert, Mitglied des Veloklubs Konstanz, am 22. Septbr. Sie verließ Konstanz früh 4 Uhr und fuhr über Radolfzell, Stockach, Ueberlingen, Meersburg, Friedrichshafen, Lindau, Bregenz, Rheineck, Rorschach, RomanShorn, Konstanz, Ermatingen, Stein, Wangen, Moos, Radolfzell wieder na» Konstanz zurück, woselbst sie abends 8,55 Uhr ankam; sie fuhr also um den ganzen Bodensce, d. h. 259,3 Kilometer an einem Tage.
Pforzheim, 28. Sept. Der am 7. Sept bei Ausübung seines Berufes von einem Dach abgestürzte Schieferdecker Jakob Gräf aus Bundenderg ist gestern früh seinen schwere» Verletzungen erlegen. — In Ocschel- bronn erstach der verheiratete Steinhauer Epple aus Pinache seinen Schwager, mit welchem er in stetem Zwist lebte. Der Bedauernswerte war auf der Stelle tot.
München, 29. Sept. Für die durch Hochwasser Geschädigten in Bayern hat die Kaiserin Friedrich die Summe von 3000 ^ gespendet, welche heute der Kgl. preußische Geschäftsträger Graf Wernsdorfs dem ersten Bürgermeister v. Borscht aushändigte. ^
Köln, 28. Septbr. Bis 2 Uhr nachmittags sind aus den Trümmern des ein- gestürzten Hauses in der Wolfsstraße vier Tote hcrvorg-zogen worden. Nach den Verletzungen, welche die Leichen aufweisen, muß der Tod fast augenblicklich eingetreten sein. Es liegen noch 6 Personen unter den Trümmern.
Berlin, 28. Sept. Um sein Kind zu retten, hat der Zeitschristenverlrger Ditlbender
sich auf der Universitätsklinik ein Stück Haut aus dem Oberarm schneiden lassen. Sein elfjähriger Sohn Willy war vor mehreren Monaten überfahren worden und nach vielen vergeblichen Heilungsversuchen stellte sich die Notwendigkeit heraus, eine Transplanation vorzunehmen, bezw. um die Wunden des Kindes zur Vernarbung zu bringen, ein Stück Haut einzusetzen. Der Vater des Knaben hat diesen schmerzhaften operativen Eingriff an sich vornehmen lassen und denselben glücklich überstanden. Hoffentlich führt das heldenmütige Opfer auch die Genesung des Kindes herbei.
Berlin, 28. Sept. Der „Lokalanzeiger" meldet aus Hamburg: Das Gnadengesuch des wegen Hausfriedensbruchs, begangen in der Sterbenacht Bismarcks, zu 6 Monaten Gefängnis verurteilten Photographen WMe ist abgewiesen worden.
— Die diesjährige Hauptversammlung des Gustav Adolf Vereins ist unter starker Beteiligung in Braunschweig eröffnet worden. Der Versammlung wurden durch den Präsidenten des Landcs-Konsistoriums, den Vorsitzenden des BrounschweigerischenHauptveretns und andere Festgeber nahezu 35 000 Mk. überreicht, einschließlich einer persönlichen Gabe des Regenten von Braunschweig.
— Schneesall im Riesengebirge. Im Riesengebirge ist am Sonntag im Hochgebirge frischer Schnee gefallen. Im Thal war eS vormittags windig und regnerisch. Als sich nachmittags die Nebel zerteilten, sah man über viele Punkte des Gebirges die weiße Decke auSgebreitet.
— Ein entmenschter Vater wurdet wie aus Budapest gemelder wird» dem Strafgerichte für den Pcster Landbezirk eingeliefert. Es ist dies ein in dem Vorort Albertfalva lebender wohlhabender Landwirt namens Johann Nagy, der vor einigen Tagen seinem neunjährigen Sohne', weil dieser von einem Aufträge zu spät zurückkehrte, ohne ein Wort zu sprechen, Hände und Füße band, ihn in die Holzkammer sperrte und an einem Strick aufhing. Als der Strick riß und der Knabe zu Boden fiel, schlang ihm der entmenschte Vater einen Hosenriemen um den Hals und bängte ihn so noch einmal auf, worauf er die Thür absperrle und sich entfernte. Die Nachbarn, w-lche die Hilferufe des Knaben hörten, schlugen die Thür ein und schnitten noch rechtzeitig den Riemen durch. Nur mit Mühe konnte der unglückliche Knabe zum Bewußtsein gebracht werden. Der grausame Vater verantwortete sich dahin, daß er betrunken gewesen sei.
Paris, 25. Sept. KrtegSminister Mar- puis de Galliffel verbot in einem Rundschreiben den nach Deutschland, Oesterreich- Ungarn und Italien reisenden Offizieren, ohne Erlaubnis der Behörde den dortigen Manövern beizuwohnen oder das Gelände tür Truppenübungen zu betreten. Andererseits darf kein Offizier der drei genannten Mächte den französischen Manövern ohne schriftliche Erlaubnis der Behörde beiwohnen.
Andere Früchte. Oberst (vom Krieg erzählend): „Sind Ihnen auch schon mal die blauen Bohnen um die Ohren geflogen?" — Schauspieler: „Bohnen gerade uoch nicht
-aber sonstige Früchtei"
Ein klassischer Ehemann. Ehemann, in einem teuren Badeorte, seufzend: Wie schwer sind nicht die Mittel zu erwerben, durch die man zu den Quellen steigt.