und Steiermark Vertrieben wurden, um so mehr, als sich unter diesen Flüchtlingen viele Bergleute befanden, welche der Herzog bei dem von ihm neu eröffnten Bergbau ich Vorbachthalc zu gebrauchen beschloß. Der Bauplan wurde unter seiner eigenen Leitung entworfen. Die Stadt sollte in Lagerähn­lichem Ausbau ein Viereck bilden mit breiten und schnurgeraden Straßen und jede Hof­statt 60 Fuß lang, 40 breit und von der anderen 4 Fuß entfernt sein. Die Namen der Thöre, der öffentlichen Plätze und der Straßen zeichnete Friedrich selbst in den Plan ein. Die Ansiedler erhielten die Bauplätze und das Bauholz unentgeltlich und wurden mit verschiedenen Privilegien versehen, wie denn überhaupt die dem St. Christophsthal eingeräumten Rechte und Freiheiten auf die werdende Stadt übertragen wurden. Den 22. März 1599 begann der Bau. Der Herzog selbst fah öfters nach und ermunterte, auf einem Baumstrunk sitzend, die Arbeiter zumFleiß. So erhob sich schnell eine Stadt, welche 1602 schon die 4 Seiten des Marktes fertig hatte und 80 Häuser, 1609 aber 350 Büger und über 2000 Einwohner zählte. Wegen ihre» glücklichen Gedeihens wurde die Stadt noch unter ihrem Gründen dieFreuden­stadt" genannt. Der Herzog wollte die neue Stadt auch mit Mauern, Wall und Graben umgeben, aber sein Tod hinderte ihn daran. »Dem Lande inkorporiert" wurde Freudenstadt durch LandtagSabschied vom 17. August 1618. Friedrichs Enkel, Herzog Eberhard III., beschloß, aus der Stadt eine Festung zu machen; 1659 for­derte er hiezu von den Landftäiten einen Geldbeitrag, diese jedoch schlugen ihm sein Begehren ad. Im Jahre 1661 begann der Herzog allein die Ausführung seines Planes. 1674 wurde aber das Bauen eingestellt, weil der Obklstleutnant Kieser nach vor­genommener Besichtigung erklärte, der Ort sei für den beabsichtigten Zeck, namentlich wegen der nahen Berge, ganz untauglich. Die angelegten Werke zerfielen nach und nach. Unter den Unglückssällen der Stadt ist hervorzuheben, daß in den Jahren 1610 und 1611 die Pest über die Hälfte der Einwohner hinwkgrafftk. Am 24. Mal 1632 brach im Barben-WtrtShauS ein Feuer aus, welches wegen des heftigen Windes in 2'i» Stunden 141 Gebäude verzehrte, wobei mehrere Menschen beschädigt wurden und einer umkam. Nach der Schlacht bei Nörd- lingen 1634 überfiel die Stadt eine Kroaten­schar, welche sie nicht nur ausplünderte und verbrannte, sondern auch die Einwohner ohne Unterschied des Standes, Geschlechts und Alters niederhieb, sodaß die Stadt, zumal, da die Pest auch im Jahre 1635 434 Menschen lötete, über ein Jahr lang öd und verlassen dalag. Auch 1639 erlitt sie durch die französischen und weimorschcn- Truppen eine Plünderung. Heute ist die OberamtSstadt Freudenstadt eine blühende Stadt und erfreut sich von Jahr zu Jahr eines immer größeren Rufes und Beliebtheit als Luftkurort.

Freudenstadt, 26. Sept. Unter Böller­schüssen und den Klängen des König-Karl­marsches traf um 9.30 der König mit Sondrrzug hier ein. Stadtschultheiß Har­tranft begrüßte den König, der huldvoll dankte. Hierauf traten 2 Mittelschülerinnen

vor und begrüßten den König mit einem Gedicht; die eine derselben überreichte dem König dabei einen Strauß mit Schwarzwald» blumen, die Tochter des Stadtschultheißen ein prächtiges Album mit eingelegter Ju­biläumsmedaille, ein Festzugsalbum und die Jubiläumsausgabe des Führers durch Freuden- stadt. Vor dem Bahnhof hatten die Ver­eine mit Fahnen Aufstellung genommen und die Feuerwehren bildeten vom Bahn­hof bis zum Schwarzwaldhotel Spaliere. Es war eine vieltausendköpfige Menge anwesend. Der König fuhr in offenem Wagen nach dem Schwarzwaldhotel.

Freudenstadt, 26. Skptbr. Der König besuchte im Laufe des heutigen Vormittags das Kurhaus Palmenwald und dasErholungs- beim. Um 12 Uhr begann bei strömendem Regen der geschichtliche Festzug, der von Professor Bauder-Stuttgart eingerichtet war. Trotz des schlechten Wellers kam die Pracht der Wagen und Trachten zur vollsten Wirkung. Beim Festessen sprach Stadt» schultheiß Hartranft in längerer Rede auf den König, worauf der König dankte und in sehr herzlichen Worten auf das Wohl der Stadt trank. Nach dem Festessen reiste der König noch Stuttgart zurück.

Pforzheim, 26. Sept. Die als vorzüg­lich renomierte Weinwirlschast zur Fortuna ist von Herrn Kröncr an Herrn Fritz Krämer um den Preis von 80 000 ^ verkauft worden.

Pforzheim, 26. Sept. Vorgestern Sonn­tag fand auf der Strecke MannheimKarls­ruhe das Wettfahren um den Meisterschafts­titel als Radfahrer von Süddeutschland statt. Trotz der sehr schlechten Witterung legte Herr W. Augenstein-Pforzheim die 132 Kilometer lange Strecke in 4 Stunden 22 Minuten zurück. Hicfür erhielt derselbe außer dem MeisterschaflStitel noch Preise im Werte von über 200 ^

Köln, 27. Septbr. (Einsturz.) Heute nachmitag 1,30 Uhr stürzte in der Wolfs- straße nahe dem Neumarkt ein neu aufge­führter vierstöckiger Hinterbau ein, in dem nach vorläufiger Feststellung 13 Arbeiter, Stukkateure und Handlanger beschäftigt wa­ren, die alsbald unter den Trümmern ver­schüttet waren. Nur ein im Keller beschäftigt gewesener Stukkateur konnte sich durch ein Fenster retten. Nach anderhalbstündiger RettungSarbeit durch die Feuerwehr wurden zwei Leichen herausgezoger; unter den Trüm­mern befinden sich noch zehn Mann, die zweifellos tot sind.

Mainz, 19. Sept. Die Lese derFrüh- burguiidertrauben ist in Rheinheffen durch­gehend-; beendigt. Die Menge ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben, indem nur ein Drittel dis höchstens .ein halber Herbst ge­erntet wurde. Bezüglich der Güte gehen die Ansichten auseinander, da trotz der Süße die Trauben wegen der eingetretenen feuchten Witterung nicht allgemein ousgeretft haben.

München, 27. Sept. Der Schaden, welcher der Stadt dm dos jüngste Hoch­wasser entstand, wird auf 4'/, Millionen Mark angegeben.

Der Kaiser und die Kaiserin haben für die durch Hochwasser in Bayern Ge­schädigten 30000 ^ gespendet.

Berlin, 20. Sept. Beim Skatspiel vom Herzschlag getroffen wurde in einem Wirts­haus in der Turmstraße der Verficherungs-

beamte H. Er befand sich gerade inmitten eine»Nullspieles" und hatte Gelegenheit, eine gefährliche Blankkarie abzuwerfen. Mit dem AusrufGewonnen I" warf er die Karten auf den Tisch, er selbst aber sank in sich zu« sammen und verschied, von einem Herzschlag getroffen auf der Stelle.

Am 1. Oktober sind 50 Jahre ver­flossen, seit Preußen als erster Staat des europäischen Festlande« den elektrischen Tele­graphen den allgemeinen Interessen zugäng­lich gemacht hat. Staatssekretär von Pod» biclSki hat eine Jubiläumsschrift50 Jahre elektrische Telegraphie" ausarbeiten lassen, die in einem stattlichen Hefte von 99 Seiten vorliegt und interessante Ausschlüsse über die Entwicklung der Telegraphie giebt.

Einen uneigennützigen Bürgermeister hat die Stadt Ladenbnrg- Herr Bürger­meister Petermann erklärte in der letzten Bürgerausschußsttzung, er gedenke die bisher bezogenen Gehaltsbeträge der Gemeinde testa­mentarisch zu vermachen.

Unschuldig hingerichtet. Die Dort­munderTremonia" bringt eine Aufsehen erregende Meldung, daß eine Frau ihren Ehemann jetzt eines im Jahre 1890 ver­übten Mordes bezichtigt. Es handle sich um einen in Rauxel bei Castrop an einem Bergarbeiter verübten Raubmord, als dessen Thäter damals der Arbeiter Michalski vom Schwurgericht zum Tode verurteilt und hin- gertchtet wurde. Kurz vor feiner Hinrich­tung habe Michalski nochmals beteuert, daß er den Mord nicht begangen und dieselben Versicherungen auch seinem Beichtvater ge­geben, der ihn absolvirt habe. DieTremonia" gibt obiges Gerücht wieder mit dem Be­merken , daß die Staatsanwaltschaft bereits in die Prüfung der Sache eingetreten sei.

Durch Zufall die Frau erschossen. Ein schrecklicher Fall wird aus der Krassv- Szörcnyer Gemeinde in Ungarn gemeldet. Der Landwirt Stefan Csäky war in seinem Wohnzimmer mit der Reinigung seines Gewehres beschäftigt, wobei er jedoch so un­achtsam zu Werke ging, daß sich die Waffe entlud und die im Zimmer anwesende jugend» liche Gattin CsäkyS mit einem gellenden Aufschrei mitten durch die Brust geschossen zu Boden stürzte. Eine GerichtSkommisfion kam sofort iu das Hans, die unglückliche Frau konnte aber nicht vernommen werden; ste liegt bewußtlos darnieder und die Aerzte halten ihren Zustand für hoffnungslos.

Moskau, 27. Septbr. Der Moskauer Kaufmann Mamonto hat bei der MoSkau- ArchangelSker Eisenbahn über 750000 Rubel unterschlagen. Er, sowie der Vorstand der Kasse der genannten Bahn sind verhaftet worden.

Eine schreckliche Katastrophe wird aus der russischen Gouvernementsstadt Lub­lin gemeldet. Unweit der Stadt haben sich bet einem bergauf fahrenden, hauptsächlich mit Eisenbahnschienen beladenen Güterzuge acht Wagen losgerissen und sind von steiler Höhe in eine Kompagnie Soldaten des BietowSkl'schen Regiments, welches beim Bau der Bahnstrecke arbeitete, hineingefahren. t3 Soldaten wurden sofort gelötet, 10 wurden lebensgefährlich und 29 leichter verletzt. Die Untersuchung ist militärischerseltS etngeleitet worden.

LS" Hiezu eine Beilage. "LL

Redaliton, Druck und Verlag vou Beruh. Hofma » n in Wildbad.