durch die wirtschaftlich Stärkeren zerrieben zu werden, zu begegnen. Das Vorgehen der Heilbronner Kausleute dürfte mancherorts zur Nachahmung anregen.

Thalheim b. Heilbronn, 12. Sept. Der 15jährige Sohn des Metzgers und Wirts Rumm geriet ins Wasserrad der hiesigen unteren Mühle und wurde so schrecklick zu- gcrichtet, daß er wohl kaum mit dem Leben davon kommen dürfte. Sollte der Unglück­liche doch aufkommen, so dürfte er für alle Zeiten ein Krüppel sein.

Leonberg, 13. Scptbr. Leider hat sich zum Schluß der Manöver noch ein schwerer Unfall ereignet. Ter Musketier Wiedmann, gebürtig aus Saulgau, kam im Walde bei Weissach vor die Mündung des Gewehrs eines Soldaten, als der Schuß losging. Er wurde in den Kopf getroffen und war sofort tot. Der Unglückliche wurde in das Bezirkskrankenhaus hierher verbracht, von wo er wahrscheinlich in seine Heimat über­führt wird.

Neuhengstett, 7. Septbr. Die hiesige Waldensergemeinde kann keinen Schultheißen bekommen. Bei der ersten Wahl wurde Bäcker, Wirt und Gemeinderat Weinmann mit großer Stimmenmehrheit gewählt, aber nicht bestätigt, weil der Gewählte seinen WirtschaflSbetrieb nicht aufheben wollte. Bei der deshalb zum zweitenmal anberaumten Wahl wurde er wieder gewählt und aber­mals nicht bestätigt. G stern fand die dritte Wahl statt, bei der Weinmann wiederum die meisten Stimmen erhielt. Man ist nun begierig, ob die Wahl jetzt bestätigt wird.

Im Oberamt Balingen ist das große geräumige Bezirkskrankenhaus im Vorder­bau als Lazarel des württembergischen Landes­vereins im Kriegsfall vorgesehen und zwar mit 60 Betten, auch ist der große, geräumige Krankenhaus-Garten zur Errichtung von Krankenbaraken zur Verfügung gestellt.

Schwenningen, 14. Scpt. Am letzten Samstag abend wurde in dem Orte Mühl­hausen, Tuttlingen, von einem Landjäger ein HandwerkSbursche wegen Diebstahls ftst- genommen und wegen vorgerückter Tageszeit im Ortsarrest untergebracht. Der Ver­haftete führte eine Reihe aller möglichen, gestohlenen Sachen bei sich, welche ihm ab- genommen wurden. Der Bursche brach über Nacht im Ortsarrest aus und ins Rats- zimmer ein, nahm die gestohlenen Sachen zu sich und entfernte sich damit. Er hinterlicß einen Zettel, auf dem er Adieu sagte, mit dem besonderen Vermerk, daß es so schön gewesen wäre, er aber wegen der bösen Buben entwichen sei.

Von der oberen Donau, 13. Septbr. Auf Veranlassung der Stadtpvlizei Tutt­lingen wurden aus der Donau 8 Körbe Fische gezogen mit einem Gesamtgewicht von nahezu 4 Zentnern. I' folge dcr großen Hitze und des geringen WasscrstandeS der Donau gehen zur Zeit Hunderte von Fischen zu Grunde. Aus sanitären Gründen ist die Entsernung der Fischkadaver aus den Wässern gedoten. Schuld an diesem Vorkommnis ist ohne Zweifel die Donauverflckerung zwischen Möhringen und Jmmendingen.

Breiten, 13. Septbr. Das acht Jahre alte Söhnchen des Landwirts Ehr. Mips von hier spielte mi! einer Patrone, wobei sich letztere entlud und dem bedauernswerten

Knaben das Gesicht zerriß. Ein Auge ist sofort ausgelaufen, während das andere in Gefahr steht.

Mannheim, 12. Sept. In dem Rhein­mühlenwerke ist Großfeuer ausgebroLen, wel­ches die Silospeicher und Vorputzerei zer­störte. Große Getreidemengen sind ver­brannt. Der Schaden beträgt mehrere 100 000 ^

Der unfreiwillige Passagier. Am Mittwoch vernahmen Bahnbeamte aus dem g schlossenen Wagen eines eben auf der Stalion Heiligenstadt angelangten Güterzuges ein leises Klopfen. Man sah nach und fand, auf der Erde kauernd, um Hilfe wimmern, einen halb verhungerten, 9 Jahre allen Kna­ben. Der Knabe, der angiedt, aus Rothen­burg an der Fulda zu sein, hatte am Sonn­tag dort gespielt, war in den Güterwagen eingestiegen und darin eingeschlafen. Der Zug war dann abgedampft und erst nach dreitägigem Hungern sah der Kleine das Tageslicht wieder. Die Eltern deS Findlings wurden sofort telegraphisch benachrichtigt.

München, 13. Sept. Infolge andauern­den Regenwetters wird aus allen Teilen Ober- bayerns und den angrenzenden Alpenländcrn ein Anschwellen der Flüsse zemeldet. Auch die Isar ist stark angeschwollen. Ganz be­sonders bedrohlich ist das Anschwellen der Salzach, in deren Gebiet schon mehrere Brücken fortgerissen wurden und auch dcr Eisenbahnverkehr teilweise eingestellt werden mußte. Wenn das Steigen des Wassers an­hält, droht eine Katastrophe ähnlich derjenigen von 1897.

München, 13. Sept. Das Hochwasser der Isar hat den höchsten Stand seit 40 Jahren erreicht. Auf der Kohleninsel, wo­selbst die Sportausstellung sich befindet, wurde ein Haus foAgeschwemmt und die Gartrn- anlagen der Ausstellung vernichtet. Sämt­liche Holzbrücken über die Isar sind gesperrt. Verschiedene tiefer liegende Straßen der Isar­vorstadt sind überschwemmt. Die Feuerwehr und das Militär, sind zur Hilfeleistung an die gefährlichsten Punkte dirigiert. Ein Wehr der Insel wurde sortgcrissen. Die Isar steigt infolge andauernder Regengüsse, und Wolkenbrüche, die auch wieder in den ver­schiedenen Teilen der Voraipen niedergingen, fortwährend.

Die That eines Nerrösen. In einem Haus an dcr Nymphcnburgerstraße in Mün­chen ereignete sich in der Nacht vom Sonn- tag auf Montag ei» entsetzlicher Vorfall. Ein junger Apotheker Namens Bernhard, der bei seiner Mutter, einer Witwe, wohnte, kam nachts halb 2 Uhr in Begleitung eines Freundes nach Hause. Da die beiden jungen Leute in der Wohnung einen ziemlichen Lärm vollführten, beklagte sich darüber der in seiner Nachtruhe gestörte Zimmerherr, worauf die Mutter ihren Sohn zur Ruhe v.rwies. ES kam hierbei zu einer lebhaften Auseinander­setzung, bei der der junge Bernhard so in Erregung geriet, daß er nach einem Revolver griff und , sich zu erschießen suchte. Man entwand ihm die Waffe, aber im nächsten Augenblick hatte er ein Dolchmesser in der Hand, mit dem er sich vor den Augen seiner entsetzten Mutter einen Stich ins Herz ver­setzte, der seinen alsbaldigen Tod zur Folge hatte.

Der.Justizmord von Rennes beginnt bereits, recht unangenehme Früchte für Frank­

reich zu zeitigen. AuS Oesterreich-Ungarn, England, Amerika lagen schon seit einiger Zeit Nachrichten vor, die die Geneigtheit zu einem internationalen Boykott der Ausstell­ung erkennen lassen. Auch in Berlin haben bereits am Samstag abend von seiten ver­schiedener Berliner Industrieller, die die Aus­stellung in Paris beschicken wollen, Eröter- ungen darüber stattgefunden, ob die Beschick­ung noch aufrecht zu erhalten sei. Dem Ver­nehmen nach ist ein Ausschuß in der Bildung begriffen, der gegen die Be­schickung der Pariser Weltausstellung durch die deutsche Industrie und Kunst wirken soll. Einzelne unserer ersten und berühm­testen Firmen haben , wie gerichtweise ver­lautet, bereits die Erklärung abgegeben, daß sie ihre Anmeldungen zurückziehen. In der nächsten Sitzung der Berliner Stadtverord­netenversammlung soll der Antrag Angebracht werden, die Stadl Berlin möge von dcr auf der Pariser Weltausstellung geplanten Son­derausstellung Abstand nehmen. Die Firma Benz u. Co., Automobilfabrik in Mannheim, hat ihren Pariser Vertreter angewiesen, er möge die Plätze anderwärts vergeben, da sie die Ausstellung nicht beschickte. In Brüssel fand ein große- Entrüstungsmceting statt, wobei der Vorschlag, die Pariser Ausstellung zu boykottieren, wenn DnyfuS nicht vorher Gerechtigkeit würde, stürmisch applaudiert wurde. Ferner wird aus Newyork gemeldet, daß infolge der Verurteilung Dreyfu» durch das Kriegsgericht in Rennes die Ablehnung des französisch-amerikanischen ReciprocitätS- VertragS im Kongreß wahrscheinlich sei.

Hauptmann DreysuS lehnt- es ab, Begnadigung zu erbitten, dagegen hatten sein Bruder und Frau Dreyfus in den letzten Tagen einen so schlimmen Eindruck von dem körperlichen Befinden des Verurteilten, daß sie, für sein Leben höchst besorgt, einen eigenen Schritt zu unternehmen beschlossen, um seine Freilassung zu erlangen, ohne den Fortgang der Revision zu hemmen. Die Mitglieder drS Kriegsgerichts Unterzeichneten das Gesuch, das dahin geht , Dreyfus die Strafe der Degradation zu erlassen. Dieses Gesuch wird zunächst dem General Leicas, dem Komman- dante des 10. Korps, übermittelt werden, der es durch den Kriegsminister dem Präsidenten Loubet zustellen wird.

Nach demVerl. Tgbl." erklärte Doktor Pozzi, welcher Dreyfus untersuchte, Dreyfus sei auf jeden Fall physisch furcht­bar heruntergekommen und habe nur ein, höchstens zwei Jahre zu leben. Er sei un­heilbar schwindsüchtig.

Der Blitz schlug bei Miskolos (Un­garn) in ein Feldlager. 10 Mann des 60. R-gimenls wurden verletzt, 4 wurden getötet.

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