Verschiedenes.
— Der eiugeaiihte Ehemann. Ein amüsantes Geschtchlchen von einem gewaltthätigen Ehemann und seiner sich rächenden besseren Hälfte wird aus Paris berichtet: Monsieur Antonin Urbain ist seines Zeichens Bohner, der Dank seiner wahren Herkules-Muskulatur etwas tüchtiges schaffen kann. DaS Handwerk ermüdet aber, macht durstig und heiß. Um seinen erschöpfenden Kräften auf. zuhelfen, sich abzukühlen und seinen Durst zu löschen, trinkt der Mann natürlich. Er thut des Guten dabei meist etwas zu viel und vie Folge ist, daß er stets in einem höchst bedenklichen Zustande sein eheliches Domizil erreicht. Beim Anblick seiner holden Gattin erwacht dann in dem Schwankenden der Wunsch, die Leistungsfähigkeit seiner muskulösen Arme zu probieren. Er thut dies, indem er Frau und Schwägerin ein Weilchen mit Stockschlägen traktiert, nach welcher Prozedur er sich befriedigt zur Ruhe legt, um seinen Rausch auszuschlafen. Die leiden unglücklichen Opfer des Trunkeboldes litten mit Geduld, bis ihnen vor Kurzem .ine gute Nachbarin Rachegedanken cinimpfle. „Seid doch nicht so einfältig," sagte die in
Wilde Hisse.
Novelle von Jenny Piorkowska.
(Nachdruck verboten.)
1.
Ein klarer, sternenheller Abendhimmel schaute aus das alte, ehrwürdige Schloß Elgenhof herab, und doch würde die zum Schloß gehörige Lindenallee durch die starken, dichtbelaubten Aeste düster und dunkel erschienen sein, wenn an den Zweigen nicht lausende von Lampions gehangen hätten, die eine wohlthuende Helle verbreiteten und den zahlreichen Equipagen den Weg nach dem Schlosse zeigten.
Das Schloß selbst strahlte vom Parterre bis zu den Giebelfenstern in hellstem Lichter- glanz.
Den ganzen Tag über schon hatten die Wälder um das Schloß herum von frohen Kinderstimmen widerhallt, Spiel und Tanz hatten miteinander abgewechselt, während die älteren Dorfbewohner den Belustigungen der Jugend mit frohen Blicken zuschauten; alsdann waren Groß und Klein und die Be» diensteten des Schlosses gespeist worden; denn heute war die Tochter des Schloßherrn, Melani von Halden, mündig, und diesem hohen Festtag zu Ehren fand am Abend im Schloß ein glänzendes Ballfest statt.
Inmitten des prächtigen Saales stand Melanie, die Gäste zu begrüßen, neben ihr der Bater und ein schlanker junger Mann, rin Nachbar des Schlosses und der begünstigte Verehrer Melanie's.
Melanie selbst war eine stolze Brünette. Ohne schön zu sein, besaß sie ei» offenes, angenehmes Gesicht, ein liebenswürdiges Lächeln und kluge, lebhafte Augen. Sie trug ein cremefarbenseidknes Kleid, reich mit Brüsseler Spitzen besetzt, sowie um Nacken Arme und in dem schwarzen Haar herrlich funkelnde Juwelen.
Ihr Vater, ein Mann von ungefähr 50 Jahren, war eine einnehmende Erscheinung mit geistreichem Gesicht. Und welch schönes Verhältnis bestand zwischen dem Vater und seiner mutterlosen Tochter I Sie gingen und
solchen Dingen erfahrene Person, „benutzt die Zeit, in der er schläft. Näht ihn mit seinen Betttüchern an die Matratze fest, daß er sich nicht rühren kann und dann gebt ihm eine ordentliche Tracht Prügel." Madame Urbain und ihre Schwester beherzigten den vortrefflichen Ratschlag und brachten dieser Tage das Rachewerk zur Ausführung. Vorsichtig nähten sie den Schlafenden ein, daß er wie in einem Sack steckte und befestigten die Laken mit einer Packnadel und starkem Bindfaden an der Matratze. Dann ergriffen sie ein paar Rohrstöcke und droschen auf den ahnungslos Schlummernden ein, daß cs eine Art hatte. Auf das Geprüll des wehrlosen Wüterichs stürzten schließlich die Nachbarn herbei und befreiten ihn aus den Händen der immer mehr in Rage geratenen Frauen. Der Mann war aber so übel zugerichtet worden, daß er nach dem Krankenhaus verbracht werden mußte, wo er wohl einige Zeit zubringen dürfte, ehe er die Züchtigung von zarter Hand überwunden haben wird. Der mißhandelte Gatte verzichtet großmütig darauf, die ScheidungS- klage einzureichen; er hat sich aber geschworen, sobald er genesen ist die Weibsleute'
ritten zusammen spazieren, sie lasen und studirten gemeinsam; sie waren miteinander zufrieden und verlangten nach keiner anderen Gesellschaft.
Seit kurzem hatte sich aber ein dritter zu ihnen gesellt, Baron Nölten, ein vornehmer junger Mann vvn distinguiertem Aeußern und liebenswürdigem Wesen. Zwar hieß es, er habe früher ein ziemlich flotteS Leben geführt, wosür auch seine teidenfchaft- lichen Züge sprachen, doch hatte er sich offenbar jetzt die Hörner abgelaufen und war ein solider Landedelmann geworden. Er war der Eigentümer einer herrlichen Besitzung, die dicht an Elgenhof stieß, aber auch, wie die Leute sagten, stark verschuldet sein sollte.
Soeben war der letzte Wagen Vorgefühlen, die letzten Gäste traten ein: eine ältere Dame, Frau Merling, mit einem sehr jungen Mädchen. Kaum vermag man mit Worten die anmutige Schönheit dieses holden Kindes — denn mehr war sie kaum — zu beschreiben. Die blendend weiße Stirn war halb bedeckt mit dichtem Haar vom reinsten Gold, während die tiefblauen Augen, in denen ein seltsam bezaubernder Ausdruck log, von langen, schwarzen Wimpern begrenzt und eben solch dunklen Brauen beschattet waren. DaS Schönste aber an ihr: Teint, Stirn, Arme und Hals waren blendend weiß und auf ihren runden Wangen lag wie hingehaucht ein zartes Rot.
Weniger schön war ihre Toilette: ein altmodisches weißes Kleid, mit roten Rosen gerafft, deren Duft, sobald die beiden Damen das Zimmer betraten, verriet, daß es frische Blumen waren.
Frau Merling trat mit ihrem Schützling an Melanie zu.
„Erlauben Sie, liebe Melanie," sprach sie, „daß ich Ihnen hier die Tochter eines alten Freundes, sowohl von mir, wie von ihrem Vater, vorstelle: Erna von Kortis, die Tochter ihres alten Freundes Rudolf," schloß sie, zu Herrn von Halden gewandt.
Dieser zuckte bei Nennung des Namens heftig zusammen, und alle Farbe wich aus feinem Gesicht.
gründlich zu „frottieren." Dir beiden Heldinen sehen der Ausführung dieser Drohung schon mit Schrecken entgegen.
(Protzerei.) Besucherin: „So, so, Sie sind wieder ruf der Suche nach einem Dienstmädchen? Warum nehmen Sie denn nicht meine Anna? Der würde cs bei Ihnen gewiß ausgezeichnet gefallen." — Dame vom Hause: „Ja, will sie denn kon Ihnen fort?"
— Besucherin: „Gewiß, sie sagt, ste hätte bei mir zu viel Silber zu putzen."
(Genaue Bestellung.) Die kleine Anna (die zum ersten Mal aufs Land kommt und da einen Klapperstorch steht): Lieber Klapperstorch, bitte, sei so gut und dringe uns doch ein Brüderchen. Wir heißen Heese und wohnen Königstraße 14, drei Treppen.
— Die kleine Else (ängstlich): Aber bitte rechts I links wohnt Fräulein Leide.
— Aus einer Thüringer Schule. Lehrer (beim Anschauungsunterricht); „Welche Arten Därme gibt es?" Kind eines Fleischers: „Schweinsdärme, Rindödärme." Lehrer: „Welchr noch?" Alles schweigt. Da erhebt sich ein kleiner Junge von der letzten Bank und schreit: „Kärchdärmc I"
„Rudolf," stammelte er, „Rudolf von Korti's Tochter?"
Sein Blick hatte etwas Starres.
„So sagte ichl" nickte Frau Merling heiter. „Sie scheinen sehr überrascht zu sein?"
Noch halb betäubt von dem soeben Gehörten, beeilte der Hausherr sich, der Gräfin von Burnow den Arm zu reichen, um die Polonaise mit ihr anzuführen.
Nach der Polonaise nahmen die älteren Damen Platz und sahen dem Tanze der Jugend zu.
„Ihr Schützling ist reizend hübsch," ließ Frau von Schönach sich vernehmen, nachdem sie von Frau Merling näheres über die junge Dame erfahren hatte, „nur geht sie gar so wenig mooern gekleidet. Ich hätte gar nicht gedacht, daß man derartigen Stoff heutzutage noch zu kaufen bekommt."
„Ich glaube auch kaum, daß er noch zu haben ist," lachte Frau Merling. „Das Kleid stammt von meiner Ballzeit her, obwohl ich eS nie getragen habe. Erna ist erst gestern angekommen und da ste keine Balltoiletle hatte, mußten wir uns zu helfen wissen. Mit ihren geschickten Fingern hat eS denn auch recht leidlich hergerichtet; — es kleidet ste doch auch ganz hübsch?"
Die Dame lächelte mitleidsvoll.
Sie kleidet — glaube ich — alles; ste ist ein reizend anmutiges Geschöpf! Wir müssen ihr aber einen Tänzer verschaffen, sie scheint nichl engagiert zu sein. Herr Hauptmann, sagte ste und berührte leicht den Arm des jungen Mannes, der eben langsam vorbeischritt, „eS fehlt Ihnen wohl an einer Tänzerin?"
„Nein, gnädige Frau, ich tanze diesen Walzer mit Fräulein von Halden; sie wurde nur soeben abgerufen."
„Dann sind Sie wohl so gut und besorgen dieser jungen Dame einen Tänzer," bat Frau von Schönach mit einem Blick auf Erna.
(Fortsetzung folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag von Bernh. Hofmann in Wildbad