Pfingsten!

Zetzt sind des Winters letzte Sorgen Gebannt durch vollen Lenzes Macht Nun grüßt der gold'ne Pfingstenmorgen Uns hehr in seiner Blütenpracht

Nun läuten ringsum duft'ge Glocken Das wahre Fest des Frühlings ein

Es geht ein wonniges Frohlocken Jetzt durch die Welt am Tag der Mai'n l

D'rum Herz, was willst du fürder klagen In dieser sel'gen Pfingstenzeit

WaS willst du länger noch dich tragen Mit düster'm Schmerz, mit altem Leid? Wie strahlt dir doch in Flur und Auen Der Hoffnung Bild, das Maiengrün So faß auch du erneut Vertrauen Und laß das Hoffen in dir glüh'n!

Wohlan, so komm' du Geist der Pfingsten, O, ziehe ein in jedes Haus,

Halt Einkehr auch bei den Geringsten,

Die dunkeln Schatten scheuch' hinaus Erfüll' mit Deinem Glanz die Lande,

Senk' ihn in jedes Herz hinein

Gegrüßt, Fest in dem Lichtgewande,

Wir sind bereit, uns dir zu weih'nl

Im Kanne des Wahns.

Novelle von H, von Limpurg.

(Nachdruck verboten.)

3.

Auch Frau von Schönerbeck hatte in­zwischen in ihrem Zimmer ein langes Selbst­gespräch gehalten, freilich wesentlich verschie­den von dem letzten. Sie saß vor ihrem Toilettenspiegel und ordnete ihr vom Rilt zerzaustes Haar, während sie dabei ein franzö­sisches Lied trällerte.

Wenn sie sich auch stets als eine Mär­tyrerin betrachtete, die nur mit gesenktem Haupt ihr Schicksal trug, und wie osl hatte sie ihrem Gatten dies Bild ausgemalt so befand sie sich doch innerlich ganz ver­gnügt dabei; sie hatte schöne Kleider, Män­tel, Schmucksachen, sie ritt und fuhr nach Herzenslust aus, ging in Gesellschaften, Theater, Concerte und machte schöne Reisen, alles Genüsse, welche sie in ihren Mädchen- jahren nur vom Hörensagen gekannt hatte. Dabei ließ sich ein Märtyrium recht wohl anshalten.

Und wenn ich einmal Witwe bin," so rechnete die junge Frau weiter, während eine Menge buntkochendcr Bilder vor ihren Augen auftauchten,ja, dann soll erst das Leben angehen I"

Und der freundliche, alte Mann, welcher fast wie ein Vater mit ihr verkehrte, an ihn dachte sie meist gar nicht; daß er ein erstes Anrecht an sie, ihre Liebe und Dankbarkeit hatte, fiel ihr nicht ein; das wäre einfach lächerlich gewewesen I

Endlich hatte sie ihre Toilette beendet, e- war inzwischen auch beinah Zeit zum Mittagessen geworden, und so wandertc sie denn, mit sich und der Welt ganz zufrieden, hinab noch dem Eßzimmer. Ihr Gatte war noch nicht da, wohl aber der Neffe Albrecht, und mit vertraulichem Kopfnicken schritt sie lächelnd zu ihm, ihn begrüßend:

Ach, lieber Neffe, wie geht eS? Ich habe Sie heute noch gar nicht gesehen, denn als ich frühstückte, waren Sie mit Rudolph schon auf's Feld gegangen."

Sie waren auSgeritten, gnädige Frau?" fragte der Lieutenant. Er hatte sich leicht verneigt. Wie rin heißer Strom wallte sein Blut, als er den Druck ihrer kleinen, weichen Hand spürte,ich sah Sie zurück kommen I"

Ja, nickte Bertha,es ist mein größtes Vergnügen, auf stolzem Pferde durch Flur und Wald zu eilen."

Auch in Begleitung solch' eines GalanS zu reiten?" konnte Albrecht zu fragen nicht unterlassen.

Wenn Sie mir Ihre Begleitung ange- boten hätten," und jabermals traf ihn ein dunkler, heißer Blick ihrer Augen,hätte ich des Herrn von Lichtenau nicht bedurft. Allein ohne den Schutz eines Cavaliers aus­zureiten, kann mir doch Niemand zumuthen."

Bald darauf trat Herr von Schönerbeck ein, Herta an der Hand, und man setzte sich zu Tisch; eine eigenthümlich gedrückte Stimmung lag über dem kleinen Kreis, und nur mühsam ward eine oft durch lange Pausen unterbrochene Unterhaltung fortge­setzt.

Kaum hatte man sich erhoben, so wandte sich der Schloßherr an seine Gemahlin und sagte ernst:

Schenke mir doch fünf Minuten, liebe Bertha, ich jhabe etwas Wichtiges mit Dir zu besprechen."

Sie rümpfte ein wenig das feine Näs- chen, dann aber ging sie ihm voran in sein Arbeitszimmer und warf sich hier gclang- weilt in einen Schaukelstuhl.

Nun, was wünscht Du von mir, lieber Rudolph. Fasse Dich kurz, ich will mich im Park in der Hängematte ausruhen."

Was ich Dir zu sagen habe, mein Kind, gipfelt in wenig Worten, ich wünsche, daß Du nicht mehr mit Herrn von Lichtenau ausreitest, denn wenn ich auch fern davon bin, eifersüchtigzu sein," ein bitteres Lächeln umspielte dabei seine zuckenden Lippen,so muß ich doch darauf achten, daß der Welt gegenüber die äußeren Formen gewahrt blei­ben."

Aber was fällt Dir plötzlich ein, Ru­dolph?" fuhr die junge Frau aus und jetzt sprühten ihre Augen ganz anders als vor­hin in Albrechts Nähe;wenn ich mich auch von Herrn von Lichtenau manchmal auf meinen Spazierritten begleiten lasse, so ist darin doch kein Unrecht, keine Verletzung meiner Würde als Frau zu suchen? Und nun reite ich gerade mit ihm, ich lasse mich nicht wie ein Kind maßregeln."

So wirst Du die Folgen Deiner Hand­lungsweise allein tragen," lautete die strenge Antwort,wenn ich noch einmal sehen muß, wie jener junge Mensch Dich vom Pferde hebt so fordere ich ihn vor die Mündung meiner Pistole."

Bertha zuckte die Achseln.

Du wirst Dich nur mir gegenüber un­

möglich machen durch solchen Gewaltakt; mir ist'S herzlich gleichgültig, ob Ihr Euch schießt. Ist'S der nicht, welcher mich be­gleitet, so ist's ein Anderer. Ich bin aber jung und will mich amüsieren. Wir passen schlecht zusammen. Wenn Du nicht willst, daß mir Andere Gesellschaft leisten, so mußt Du mich öfters begleiten."

Der alte Manu starrte mit weit offenen Augen auf dies junge herzlose Weib, welches so kalt und grausam die Wahrheit sprach.

Bertha," sagte er dann traurig, ist das Dein Ernst? Hast Du mich denn garnicht, auch nicht ein klein wenig lieb?"

Nein," klang es schroff zurück und die junge Frau kreuzte die Arme über die Brust.

Ein dumpfes Schweigen folgte dem bösen Wort; Herr von Schönerbeck war bleich ge­worden, er biß die Zähne zusammen, daß ein Blutstropfen auf die Lippen trat, dann wandte er sich um und schritt zur Thür.

Es ist gut, Du sollst erlöst werden, Bertha!" rief er fest.

Und dröhnend fiel die Thür ins Schloß, während Bertha trotzig wie ein unartiges Kind sitzen blieb. Draußen verhallten jeine Schritte, sie hörte, wie er den Inspektor rief, um mit ihm auf's Feld zu gehen, und dann sprang sie ebenfalls in die Höhe.

Mir soll's gleich sein, was er unter­nimmt. Morgen sind wir zum Diner in Schwarza», und Lichtenau wird auch dort sein. Ob er mit ihm einen Streit suchen wird.

(Fortsetzung folgt.)

Die im Verlage von Carl Grüninger in Stuttgart erscheinende illustrierte Familien» ZeitschriftEcho vom Gebirge" wird mit Recht das LieblingSblatt der Zietherspieler genannt. Das Blatt, das die Interessen des ZitherfpielS vertritt, ist sehr hübsch auS- gestattet und bringt neben belehrenden musik- geschichtlichen und musikpädagogischen Artikeln, Beurteilungen neu erschienener Zitherstücke, auch Unterhaltendes in Form von spannen» den Erzählungen und Humoresken, Rätsel rc, ferner Konzert-Berichte und Konzertpro­gramme, welche über die Thäligkeit in Kreisen von Zitherspielern orientieren. Jede Num­mer enthält wertvolle Musik-Beilagen in Münchner Stimmung. (Preis Mk. 1.20 vierteljährlich.) Probenummern versendet die Verlagsbuchhandlung Carl Grüninger in Stuttgart gebührenfrei.

Redaktion, Druck und Verlag von Beruh. Hofmann in Wildbad.