H st e r n.
Frühlingshoffnung, Osterwonne zieh'n in unser Herz hinein »Neues Leben," „Neues Lieben" spenden sie uns im Verein. Rosig glänzt das Lenzeslicht und ein goldner Hoffnungsstrahl Leuchtet allen Menschenkindern wohl in jedem stillen Thal.
Ein geheimnisvolles Regen zeiget sich in Wald und Flur Und die hehre Osterbotschaft kündet selbst uns die Natur.
Nach den langen, bangen Sorgen, nach der dunkeln Winternadbt Dringt hervor ein neues Leben, ringt sich durch mit aller Macht.
Da erfüllt ein mächtig Hoffen auch aufs Neu' des Menschen Brust Und beglücket alle Herzen ganz mit froher Frühlingslnst,
Weckt zum Leben und Vertrauen alle Seelen hehr und mild,
Bleibt der Menschheit schönste Botschaft in des Heilands Strahlenbild.
Um Glauz und Ruhm.
Novelle von F. Sutan.
(Nachdruck verboten.)
25.
Fast erschreckten sie diese Gedanken, die da so bald nach dem Begräbnis der teuren Mutter aus dem Grund ihrer Seele jubelnd empor steigen wollten. War es nicht bitter Unrecht, in dieser Trauerzeit solchen Gedanken Raum zu geben? Aber das Herz, dessen Stimme so lange hatte schweigen müssen, es forderte jetzt stürmisch sein Recht. Und als Luise in ihrem letzten Brief dringend um ihren Besuch bat, da war ihr Entschluß gefaßt. Nicht nach dem düstern Waldfelde sollte Benno kommen, nein, sie wollte ihn bitten, sie in Luisens freundlichem Heim auszusuchen, dort wollten sie ein endliches glückliches Wiedersehen feiern.
Ein freudiges Hoffen lag auf Hildegards blassem Antlitz, als sie heute an einem sonnigen Märzlage den ersten Brief noch langer Zeit wieder an Benno schrieb.
„Mein Benno, mein einzig GeliebterI" schrieb sie. „AtS Du an jenem Sommernachmittag von mir schiedest im Hellen Zorn, daß ich Dir nicht folgen wollte, war da alle Liebe zu mir in Deinem Herzen erloschen? Ich kann e« nicht glauben, denn die Jugendliebe, wohl das Wahrste und Schönste was das Mcnschenherz birgt, kann nimmer so schnell erlöschen. — Auch in Deinem Herze» lebt und hofft sie noch l nicht wahr l — Und Du hast mir verziehen und kehrst noch einmal zurück zu Deiner Hildegard, sie ruft Dich nicht vergebens. — Jetzt kann und darf ich Dir folgen, Geliebter, nichts auf der Welt hindert mich mehr daran.
Meine teure Mutter ruht in kühler Erde und ihr ist wohl. Segnend wird sie auf uns herabfchauen. In einigen Tagen will ich zu Luise nach C- reisen, dort bitte ich Dich, mich aufzusuchen. O, Benno, komm! eile! zögere nicht! Voll Sehnsucht und unveränderter Liebe erwartet Dich Deine Hildegard."
Mit zitternden Händen hatte Hildegard den Brief gesiegelt und fortgeschickt, und am andern Tage war ste hinauSgejahren in die Helle Frühlingswelt, das Herz voll glücklicher ZukunstSträume.
13.
In seinem elegant ausgestatteten Arbeitszimmer in Berlin saß Benno vor seinem Schreibtisch, den Kopf in die Hand, gestützt laS er zum wiederholten Male den Brief Hildegards. Mit einem eigenen Gefühl von Sehnsucht und Schmerz hatte er ihn geöffnet. Was mochte ihm Hildegard mitzuleilen haben? Nachdem Benno doch längst das Gand, wel
ches sie einst miteinander verbunden, gelöst hatte, wußte er nicht, was er von dem Brief halten sollte. Als er dann Hildegards Zeilen gelesen, da war es ihm denn allerdings klar geworden, daß sie weder Brief noch Ring von ihm jemals in die Hände bekommen haben konnte. Er erinnerte sich, wie Lina den Brief damals eingeschloffen halte, jedenfalls hatte sie ihn dann vergessen und derselbe lag heute noch in seinem Verließ. — Und nun kam dieser Brief von Hildegard! Wie rührend, wie herzbewegend war dieser feste Glaube an seine Liebe und Treue.
ES ist etwas eigenes um den ersten Liebes- traum, gar schwer läßt er sich vergessen und noch lange, lange wirft er sein Licht und feine Schatten auf unfern Lebensweg. Auch Benno halte ihn nicht vergessen können und durch seine Se le zogen selige Erinnerungen. Im verklärten Licht stand Hildegard vor ihm. Er sah ste in dem blauen luftigen Ballkleide, an jenen» Abend, wo er zum ersten Mal von seiner Liebe zu ihr gesprochen. Er sah sich mit ihr sitzen Hand in Hand in der kleinen versteckten Nische, hinter Palmen und Blattpflanzen. Wie hold, wie lieblich war ste damals gewesen! Wie vertrauensvoll hatten ihre seelenvollen Augen zu ihm ausgeschaut. — Er hatte dies Vertrauen schlecht gelohnt! Bei der ersten und einzigen Kränkung, die ste ihm angethan, da batte er sich von ihr gewandt. — Ihr bleiches, schattenhaftes Bild damals in dem düstern Park zu Waldfelde hatte ihn sortgelrteben, hinaus ins belle frohe Leben. Zwei blaue fröhliche Mädchenaugen hatten ihn angelacht, ihn bethört, so daß er darüber jene tiefen, seelenvollen, geliebten Augen Hildegards vergessen konnte. — Und nun war alle Reue zu spät.
Lange saß Benno so, den Brief in den Händen, in tiefem Sinnen verloren. Er hörte nicht das leise Rauschen der Portiöre, nicht den leichten Schritt seiner jungen Frau, welche soeben in eleganter Gesellschaftstoileite durch das Zimmer schwebte. Betroffen blieb sie einen Moment stehen, als ste ihren Gemahl so in Nachdenken fand, dann trat sie geräuschlos näher, und beugte das blonde Köpfchen über die Schultern BennoS, ste erblickte den Brief und ein gellender Schrei schallte durch die tiefe Stille.
Benno fuhr empor und schaute in das erblaßte Antlitz seiner Frau, heiße Thränen strömten aus ihren Augen.
„O Benno," schluchzte sie, „habe ick doS um Dich verdient, solche Briefe empfängst Du und scheinst darüber alles zu vergessen, die Gesellschaft heute Abend, und mich, Deine kleine Frau!"
Benno schaute ste mit großen, fremden Augen an, sein Geist hatte sich so in die
Vergangenheit versenkt, daß er die Gegenwart darüber fast vergessen hatte.
„Was ist das für ein Brief? Wer hat ihn geschrieben?" fragte Lina mit zornsprühenden Augen.
„Daß dieser Brief geschrieben worden ist, daran trägst Du jedenfalls die größte Schuld!" erwiderte Benno scharf und vorwurfsvoll.
„Ich?" rief Lina erstaunt und zürnend zugleich.
„Ja, Du! Das Päckchen mit dem Ringe und meinem Brief an Hildegard muß nicht in ihre Hände gekommen sein. Du hast die Besorgung damals jedenfalls vergessen. — Und nun schreibt Hildegard an mich, in dem festen Glauben an meine Liebe und Treue."
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
— Eine Kaye, die Cigarren raucht,
kann es natürlich nur in Amerika geben. William Thompson in Glenwood, SuSque- hanna County, Pa., besitzt angeblich eine solche Katze, die Cigarren raucht. Das außerordentliche Tier kam vor einem Jahre in einer stürmischen Nacht an sein Haus und fand freundliche Aufnahme. Bald zeigte der adoptierte Kater eine seltsame Vorliebe für den Rauch, den Herr Thompson aus seinen Cigarren blies. Wenn dieser nach dem Mi- tagessen rauchte, saß die Katze neben ihm und atmete mit sichtlichem Behagen den Duft ein. Eines TageS fiel es Herrn Thompson ein, dem Tiere doch auch mal eine Cigarre anzubielen. Er thats, und stehe da, der wundersame Kater ließ den Glimmstengel nicht fallen, im Gegenteil, er setzte sich auf die Hinterbeine und — rauchte selbst. Es fehlte nur eins, um das Kunststück regelfertig zu bringen: seine Vorderzähnchen waren zu scharf und bissen die Cigarre beständig durch. Dafür ließ sich leicht Abhilfe schaffen: Herr Thompson fertigte eine hölzerne Cigarrenröhre an und nun kann Meister Tom seinem Vergnügen ohne Rückhalt fröhnen. Zum Cigarrenrauchen aber gehört bekanntlich auch das Biertrinken. Auch dies hat das Wundertier so erfolgreich gelernt, daß es jetzt alle Tage sein Schöppchen trinkt. Wers nicht glaubt, geh' hin und seh'.
Ja so! „Du hast's gut, du hast eine taubstumme Schwiegermutter." — „Bitte sehr — wie die mit den Augen spricht!"
(Mißtrauisch.) Heiratsvermittler: . Fünfzigtausend Mark ist eine schöne Mitgift! Hier ist die Photographie der Dame!" — Heiratslustiger (erschrocken über die große Häßlichkeit): „Das Bild ist doch hoffentlich nicht auch noch geschmeichelt??!"
Redaktion, Druck und Verlag von B er« h. Hosrnan » i» Wil - hah.